Warum New Space (SpaceX, Blue Origin) ist mehr erfolgreich als Ariancespace und Co

Bernhard

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SpaceX würde vermutlich sagen, dass der Referenzwert nicht das Space Shuttle ist, sondern ein kommerzielles Flugzeug - wo ist da das Notausstiegssystem?
Ein Erde - Erde - Flug mit dem Starship ist von den technischen Anforderungen her mMn nur relativ schlecht mit einem Linienflug einer Fluggesellschaft zu vergleichen. Genau bei Flügen in den Erdorbit gab es aber die zwei großen Space-Shuttle-Katastrophen.

Bei der zweiten Katastrophe versagte der Hitzeschild. Hier gibt es beim Starship die Verbesserung mit der flüssiggekühlten Oberfläche. Ok. Hausaufgabe erledigt.

Die erste Katastrophe ist allerdings (so weit ich es beurteilen kann) auf das Starship übertragbar, denn auch damals waren die Qualitätsstandards in der Produktionslinie des SpaceShuttles natürlich sehr hoch und trotzdem gab es die Katastrophe, weil eben Details übersehen wurden. Und Fehleinschätzungen sind mMn bei komplexen Systemen kaum auszuschließen. Gekoppelt mit häufigen Flügen kann das logischerweise zu fatalen Konsequenzen führen.
 

ralfkannenberg

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Ein Erde - Erde - Flug mit dem Starship ist von den technischen Anforderungen her mMn nur relativ schlecht mit einem Linienflug einer Fluggesellschaft zu vergleichen. Genau bei Flügen in den Erdorbit gab es aber die zwei großen Space-Shuttle-Katastrophen.
Hallo Bernhard,

ich bin mir nicht sicher, ob man sich in Russland oder China wegen 14 Todesopfern in 20 Jahren überhaupt Gedanken machen würde oder diese bei "Flugunfällen" einfach verschwinden lassen würde. Im Mai 2020 sterben in Deutschland 237 Personen, d.h. im Durchschnitt braucht es in Deutschland 2 Tage, bis ebensoviele Personen im Strassenverkehr tödlich verunglückt sind. Dennoch werden keine kostspieligen Massnnahmen zu ergreifen, das zu reduzieren. - Wobei erwähnt werden muss, dass offenbar sinnvolle Massnahmen ergriffen wurden, denn 1991 waren die Opferzahlen noch viermal höher !

Ok, man kann argumentieren, dass tödlich verunglückte Astronauten teurer sind als einfache Leute, die im Strassenverkehr zu Tode kommen, aber ich möchte keine ethischen Diskussionen führen, fürchte aber, dass künftig ein paar Todesfälle pro Jahr als "akzeptabel" empfunden werden werden, solange irgendeine Versicherung die teuren Ausbildungskosten ersetzt.


Der Homo sapiens ist effizient, nicht human.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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Bynaus

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Bei der zweiten Katastrophe versagte der Hitzeschild. Hier gibt es beim Starship die Verbesserung mit der flüssiggekühlten Oberfläche. Ok. Hausaufgabe erledigt.

Die flüssiggekühle Oberfläche ist keine sichere Sache - SpaceX experimentiert mit vielen Ansätzen und Materialien und die flüssiggekühle Oberfläche war nur ein Vorschlag unter vielen.

Man muss sich aber auch klar machen, warum der Hitzeschild versagte: das war nicht, weil er zu wenig gekühlt war, sondern weil herunterfallender Schaumstoff ein fussballgrosses Loch hineingeschlagen hatte. Diese Gefahr gibt es beim Starship gar nicht, weil es ja nicht seitlich an einem schaumstoffumfassten Tank sitzt.

Die erste Katastrophe, vom technischen Aspekt her, kann beim Starship auch nicht geschehen, da weder Feststoff-Booster noch seitliche Montage von Boostern zum Einsatz kommen. Vom organisatorischen Aspekt, die Untersuchung hat ja damals ergeben, dass die NASA unter einem enormen Druck stand, die Häufigkeit der Flüge zu erhöhen, so dass entschieden wurde, zu starten obwohl die Spezifikationen nicht erfüllt waren - in der Nacht vor dem Start der Challenger war es kälter als die Zulassung der Dichteringe an den Boostern zuliess. Ich habe das Gefühl, SpaceX hat eine ausgezeichnete Fehler- und Report-Kultur, ich kann mir nicht vorstellen, dass das gegenwärtig so passieren könnte.

Die Frage ist halt, ob es "failure modes" gibt, die spezifisch auf das Starship bzw. den Booster zutreffen und zu denen man beim Shuttle keine Erfahrungen sammeln konnte. Alles in allem dürte das Starship, rein vom Design her, ein sichereres Raumfahrzeug sein als das Shuttle.
 

Bernhard

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Ok, man kann argumentieren, dass tödlich verunglückte Astronauten teurer sind als einfache Leute, die im Strassenverkehr zu Tode kommen, aber ich möchte keine ethischen Diskussionen führen, fürchte aber, dass künftig ein paar Todesfälle pro Jahr als "akzeptabel" empfunden werden werden, solange irgendeine Versicherung die teuren Ausbildungskosten ersetzt.
Raumfahrt ist auch noch ein politisches Thema, wo es auch viel um Prestige geht. Das ändert sich nun gaaanz langsam mit SpaceX und den anderen kleineren privaten Akteuren.

Bei einer privaten Firma kann man viel schneller Menschen austauschen oder auch komplett umfirmieren usw. D.h. man kann menschliche Fehler viel besser "verschleiern" und verteilen. An sich eine gute Entwicklung, weil man in der Qualitätssicherung doch eigentlich nie genug Menschen haben kann?
 

Bernhard

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Die Frage ist halt, ob es "failure modes" gibt, die spezifisch auf das Starship bzw. den Booster zutreffen und zu denen man beim Shuttle keine Erfahrungen sammeln konnte. Alles in allem dürte das Starship, rein vom Design her, ein sichereres Raumfahrzeug sein als das Shuttle.
Klar, diese Hoffnung teile ich gerne. Damals gab es auch noch kein www :) .
 
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