Hallo zusammen,
in der August-Ausgabe 2020 habe ich auf Seite 7 einen ganz interessanten Leserbrief gefunden, der sich auf einen Zeitungsartikel aus dem Jahre 1930, dem Entdeckungsjahr des Pluto, bezieht:
Bemerkung: in der damaligen Frakturschrift wird neben dem "ß" auch noch zwischen stimmhaftem-s ("langes s") und dem End-s (heutiges s) unterschieden; im Zitat habe ich die "ß" dargestellt; mit Ausnahme von "das" und "bisher" sind alle vorkommenden einzelnen s stimmhafter Natur.Konjunktur der Planeten
Kaum ist die Kunde von der Entdeckung eines neuen großen Planeten verhallt, da gibt der bekannte italienische Astronom Professor Raffael Bendandi bekannt, daß ihm die Feststellung von vier weiteren Planeten geglückt sei. Durch diese neuen Planeten, deren entferntester sich siebenmal so weit von der Sonne befinde wie der Neptun und zu seinem Umlauf um die Sonne 2900 Jahre braucht, wachse unser Sonnensystem auf das Fünfzigfache der bisher angenommenen Größe.
Diese Nachricht erscheint zunächst einmal sehr faszinierend, doch zeichnet die Wikipedia über diesen bekannten italienischen Professor das folgende Bild: Raffaele Bendandi
Zum einen ist zu sagen, dass in der italienischen Sprache ein Professor einfach nur ein Lehrer ist, insbesondere nicht über einen Hochschulabschluss zu verfügen braucht, ganz zu schweigen davon, dass er sich habilitiert haben muss, um diesen Titel tragen zu dürfen. Tatsächlich war er ein Uhrmacher und seine praktischen Fähigkeiten ermöglichten es ihm, einen eigenen Seismographen zu bauen, um sich seiner Leidenschaft der Erdbebenvorhersage widmen zu können. Hierfür entwickelte er eine Theorie über die Entstehung von Erdbeben, die von der Annahme ausging, dass der gravitative Einfluss der Himmelskörper des Sonnensystems die Erdkruste dahingehend beeinflusst, dass Erdbeben entstehen können, eine Theorie, die aus wissenschaftlicher Sicht nicht zu belegen ist. Zwar hat er "Publikationen" veröffentlicht, dies aber auch nicht im wissenschaftlichen Sinne, sondern in diversen Zeitungen.
Des Weiteren meinte er, im Jahre 1959 einen Planeten zwischen dem Merkur und der Sonne entdeckt zu haben, dem er den Namen "Faenza" nach seiner Heimatstadt gegeben hat.
Ich bitte um Nachsicht, dass ich mich nicht weiter mit der angeblichen Entdeckung dieser vier Planeten beschäftigt habe. Aus heutiger Sicht hätte im Rahmen der Himmelsdurchmusterung, bei der der Astronom Clyde Tombaugh im Jahre 1930 den Planeten (seit 2006 Zwergplaneten) Pluto entdeckt hat, tatsächlich noch ein weiterer Planet entdeckt werden können, nämlich der Zwergplanet Makemake, jedoch befand er sich damals vermutlich in einer sternreichen Region und ist deswegen leider seiner damaligen Entdeckung entgangen. Wurde der Pluto damals auf etwa 40000 km Durchmesser geschätzt, so wäre Makemake im Falle einer Entdeckung auf 2/3 der Grösse des Pluto geschätzt worden, also rund 30000 km Durchmesser.
Freundliche Grüsse, Ralf
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