NEOWISE: Ein Komet am Abendhimmel

FrankSpecht

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Echt eine Pracht dieser Komet.
Moin Bernhard,
nun ja, als eine Pracht würde ich ihn jetzt nicht bezeichnen, wenn man ihn mit den Kometen C/1995 O1 (Hale-Bopp) und C/1996 B2 (Hyakutake) vergleicht - DAS waren Prachtstücke ;)
Aber auch nur, wenn man sie selbst gesehen hat - außerdem ist deren Sichtung gefühlt eine Ewigkeit her!

Über meinem Ort lagen seit Beginn der Sichtbarkeitsperiode Wolken oder Wolkenschleier vor dem Objekt der Begierde, sodass ich mich erst heute in die erfolgreiche Sichtung und Fotografie des Kometen C/2020 F3 (Neowise) einreihen kann:
https://frank-specht.de/photography/comets/20200720-komet-neowise-C2020-F3-0021-0024.jpg

Datum: 2020-07-20 23:15 MESZ
Kamera: Canon EOS 6D
Objektiv: Canon EF 24-70mm @70mm
Blende: f/8
ISO: 1600
Belichtungszeit: 4x 30 Sekunden (elektrisch nachgeführt mit einer alten Revue-Montierung)

Bei der Brennweite von 70mm ist bereits nach 1,5 Minuten eine Bewegung des Kometen vor dem Sternhintergrund erkennbar.

PS: Hier noch ein Nachzügler. So in etwa präsentiert sich der Komet dem bloßem Auge aus einer Stadt heraus:
https://frank-specht.de/photography/comets/20200720-komet-neowise-C2020-F3-0002.jpg
 
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Bernhard

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nun ja, als eine Pracht würde ich ihn jetzt nicht bezeichnen, wenn man ihn mit den Kometen C/1995 O1 (Hale-Bopp) und C/1996 B2 (Hyakutake) vergleicht - DAS waren Prachtstücke ;)
Aber auch nur, wenn man sie selbst gesehen hat - außerdem ist deren Sichtung gefühlt eine Ewigkeit her!
Hast recht Frank.

Ich habe damals zur Zeit der beiden genannten Kometen als theoretischer Physiker am Thema "Trägheitsfusion" gearbeitet. Ich hatte einen VMS-Cluster mit ca. 100 Knoten und einem C++-Compiler zur Verfügung, bin aber vor allem aufgrund einer katastrophalen Work-Life-Balance nur sehr schlecht vorangekommen. So habe ich damals die beiden Jahrhundertkometen komplett verpasst und habe die Entwicklung eines FEM-Programms zur Simulation atomphysikalischer Vorgänge dieser Beobachtung vorgezogen.

Für mich ist es also schon etwas Besonderes, den (so großen) Schweif eines Kometen mit bloßem Auge zu sehen. Der Anblick im Feldstecher war gestern schon sehr beeindruckend, weil der Schweif das Blickfeld komplett ausgefüllt hat.
 

Bernhard

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ralfkannenberg

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Das entspricht recht gut dem Anblick im Feldstecher bei mäßigem Landhimmel mit etwas Streulicht.
Hallo Bernhard,

nicht ganz - der Schweif zeigt um 23:15 Uhr nicht nach links oben, sondern nach rechts oben. - Und den Plasmaschweif kann ich im 10x50 Feldstecher nicht sehen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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ralfkannenberg

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nun ja, als eine Pracht würde ich ihn jetzt nicht bezeichnen, wenn man ihn mit den Kometen C/1995 O1 (Hale-Bopp) und C/1996 B2 (Hyakutake) vergleicht - DAS waren Prachtstücke ;)
Hallo Frank,

das wirft (wieder einmal) die Frage auf, wann ein Komet als "Prachtstück" bezeichnet werden kann. Und wenn ich oben geschrieben habe, dass der NEOWISE'sche Komet der dritthellste Komet meines Lebens war, dann liegen der Hyakutake'sche Komet 1996 und der Hale-Bopp'sche Komet 1997 auf den Plätzen 1 und 2, wobei ich hier keine Präferenz geben möchte, dafür waren die beiden doch zu unterschiedlich.

An sich würde man denken, dass die scheinbare Helligkeit der beste Indikator sei, doch erreichen Kometen in Sonnennähe, wie man den Bildern des Sonnenobservatoriums SOHO entnehmen kann, unglaublich anmutende Helligkeiten und können trotzdem nicht gesehen werden, weil sie so massiv an Helligkeit verlieren, sobald sie sich von der Sonne entfernen. Der Komet muss also beobachtbar und hell sein. Doch auch das genügt nicht: den berühmten McNaught'schen Kometen 2007 konnte ich einmal eher mühsam in der noch sehr frühen Abenddämmerung sehen; umgerechnet war das zwar irgendetwas zwischen -3.5 mag und -5 mag (irgendwie mit der Out-Out-Methode mit der Venus, die auch am Himmel stand, "verglichen"), trotzdem ist er mir als blasser ONS in Erinnerung geblieben, der dann erst am Südhimmel seine volle Pracht entfaltet hat, die bei uns aber nicht sichtbar war. Ganz ähnlich erging es mir auch mit dem Kometen C/2011 L4 (Panstarrs) im Jahre 2013, auch wenn es da schon dunkler war und man auch Sterne der Andromeda zumindest im Feldstecher sehen konnte; per Out-Out-Methode etwa +2 mag hell, aber auch nur ein letztlich unauffälliger ONS.

Da waren zumindest für mich die Kometen Ikeya-Zhang 2002 und Komet Holmes 2007 eindrucksvoller.


Aber auch nur, wenn man sie selbst gesehen hat - außerdem ist deren Sichtung gefühlt eine Ewigkeit her!
Na ja, so lange kommt mir das noch gar nicht vor, aber ja - das ist schon fast 25 Jahre her ...


Über meinem Ort lagen seit Beginn der Sichtbarkeitsperiode Wolken oder Wolkenschleier vor dem Objekt der Begierde, sodass ich mich erst heute in die erfolgreiche Sichtung und Fotografie des Kometen C/2020 F3 (Neowise) einreihen kann:
https://frank-specht.de/photography/comets/20200720-komet-neowise-C2020-F3-0021-0024.jpg
Sehr schön, herzlichen Dank.

Immerhin konnte ich gestern abend ziemlich genau um dieselbe Uhrzeit eine gute Tat vollbringen und zwei Frauen, die ebenfalls aus der Stadt herausgepilgert waren - ok, für mich sind das nur wenige Minuten, da ich am Stadtrand wohne, den Kometen zeigen, die wussten nämlich erstens nicht, wo er steht, und zweitens war es bewölkt und sie suchten ihn dort am Himmel, wo keine Wolken waren.

Dadurch, dass ich aber immer wieder mit dem Feldstecher die Umgebung des Kometen abgecheckt hatte und dort immer mehr Sterne erkennen konnte, konnte ich ihnen sagen, dass sie sich noch etwas gedulden sollen und dass es meiner Einschätzung nach aufklart. Schliesslich konnten wir drei ihn sogar freiäugig sehen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

FrankSpecht

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Bernhard

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Und den Plasmaschweif kann ich im 10x25 Feldstecher nicht sehen.
Tja. Einen 10x25 würde ich auch eher als Opernglas bezeichnen, auch wenn das bei den Händlern so nicht gemacht wird. Fernglas ist bei mir eher 7x50 oder größer.

Aber wie auch immer: Den Plasmaschweif konnte ich auch im 7x50 nicht sicher sehen.
 

ralfkannenberg

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Tja. Einen 10x25 würde ich auch eher als Opernglas bezeichnen, auch wenn das bei den Händlern so nicht gemacht wird. Fernglas ist bei mir eher 7x50 oder größer.
Hallo Bernhard,

das war ein Schreibfehler, ich beobachte mit einem 10x50 Feldstecher. Ich habe es oben korrigiert.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Herr Senf

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Wie schafft ihr das bloß mit bloßem Auge :confused:

ich mit altersgerechten f70-Augen, leichter Knick in der rechten Pupille :rolleyes: und mit geputzter 1,5dpt-Gucke bislang chancenlos.
Ich denke mal, daß die Stadtluft da 2mag klaut, die Kapella sehe ich auf Anhieb, ist auch ein bissel höher.

Hoffnungslos Dip
 

ralfkannenberg

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Wie schafft ihr das bloß mit bloßem Auge :confused:

ich mit altersgerechten f70-Augen, leichter Knick in der rechten Pupille :rolleyes: und mit geputzter 1,5dpt-Gucke bislang chancenlos.
Ich denke mal, daß die Stadtluft da 2mag klaut, die Kapella sehe ich auf Anhieb, ist auch ein bissel höher.
Hallo Herr Senf,

ich würde am Abend schauen. Meine Erfolgsquote am Morgen war exakt 0%, während sie am Abend satte 100% betrug. Und da hat man bis 23:30 Uhr bequem Zeit, da ist es ab 22:30 Uhr auch schon schön dunkel. - Kannst Du denn nicht mal ein bisschen an den Stadtrand pilgern ?


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bernhard

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Hi Dip,

Ich denke mal, daß die Stadtluft da 2mag klaut, die Kapella sehe ich auf Anhieb, ist auch ein bissel höher.
Ja. Stadtlicht ist da das "pure Gift" für jede Beobachtung. Ich habe bei mir so guten Himmel, dass man auch die Milchstraße leicht schimmern sieht. Ferner beobachte ich indirekt und damit sieht man dann den Schweif ebenfalls leicht schimmern.

"Indirekt" bedeutet, dass man ganz bewusst nicht auf den Kometen, sondern knapp daneben hinschaut. Das "schräge Schauen" (engl. averted vision https://en.wikipedia.org/wiki/Averted_vision) muss man so wie beim Fahrradfahren etwas üben und will dann nicht mehr darauf verzichten, auch oder gerade mit Optik.
 

Herr Senf

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Hallo Ralf und Bernhard,

ich hab ja extra wegen Astro fast am Stadtrand gebaut;) abends gucke ich Richtung NW aus der Stadt raus.
Über dem "Acker" ist aber (komischerweise?) bis ca 10° mehr Dunst, vielleicht "güllen die zuviel".
Richtung Osten von meinem Gartenplatz aus über viel Stadt und die Elbe ist die Luft klar, schöner Jupiter-Saturn-Mars.

Über die Richtungen N-NO-O-SO-S-SW-W kann ich mich nicht beklagen, nur der verflixte NW, hilft auch kein rausfahren.
Nachts gegen 3 konnte ich ihn aber auch nicht im Norden mit bloßem Auge ausmachen, im 8x30 "perfekt".
im 7x50 ist der Himmelshintergrund zu hell, da hilft nur der Bildrand und stur averted_vision für die obere Augenhälfte.

Grüße Dip

PS: wir haben zur "Grenze" Höhe Helmstedt so wie 'ne Wetterscheide, auf der A2 nach's Westen fahren - Regen oder so
 
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ralfkannenberg

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abends gucke ich Richtung NW aus der Stadt raus.
Über dem "Acker" ist aber (komischerweise?) bis ca 10° mehr Dunst, vielleicht "güllen die zuviel".
Hallo Herr Senf,

ich schaue gen NW auch über die Stadt, aber der Komet steht hier in der Nordschweiz irgendwie höher als 10° am Horizont.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Herr Senf

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Hallo Ralf, Du wohnst ja auch höher :)

bei mir ist er bequeme 15° hoch, etwa 5° mehr als bei Dir.
Die umliegenden Reihenhausdächer so um die 8° schirmen schön Fremdlicht ab, aber die schleiernde "Umluft".

Grüße Dip
 

ralfkannenberg

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Das waren heute äusserst missliche Beobachtungsbedingungen, zudem war ich nicht vorbereitet, war aber überzeugt, dass sich der Komet zwischen dem dritten und dem zweiten Gazellensprung, also zwischen den beiden Talitha-Sternen und den beiden Tania-Sternen, aufhält.

Tatsächlich gaben die Wolken kurz den Blick auf den 2.Gazellensprung frei und tatsächlich stand der Komet etwa 3 Längen von denen rechts davon. Von blossem Auge war da aber nichts zu wollen und kurz danach zog es endgültig zu und auch der Jupiter ist nicht zu sehen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Herr Senf

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Ich hatte gerade Glück, klares Wetter, mit bloßem Auge geschafft :D

Beste Sicht im 8x30, ich wußte wo er war - also stur auf den Großen Wagen geguckt, im rechten unteren Augenwinkel kam er.

Mit dem Medion35x-opt geübt und den Jupiter fotografiert mit 157mm ISO1600 5sec, schön 3 Monde zu sehen.
Freudig umgeschwenkt auf den Kometen "Sie müssen die Batterie laden" :eek:

Grüße Dip
 

FrankSpecht

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Moin,
auch hier im Norden Deutschlands gab es tagsüber viele Wolken und ebensolche Lücken.
So ging ich mit einem Bekannten ertsmal ein, zwei, drei Bierchen trinken :eek:
Aber ich hatte gleich gesagt, sobald der Himmel frei sei, müsse ich nach Hause - hat auch funktioniert ;)

Zuhause entschied ich mich dann für Aufnahmen mit Festbrennweite f=85mm und f=300mm.
Die f=300mm-Aufnahme möchte ich euch nicht vorenthalten:
https://frank-specht.de/photography/comets/20200721-komet-C2020-F3-neowise-300mm.jpg

Visuell, also mit bloßem Auge, war der Komet ab 23:05 Uhr MESZ durch indirektes Sehen sichtbar.
Diese Aufnahme entstand ca. 30 Minuten später und ist ein Stack aus 4x 20 Sekunden Belichtungen.
 
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