Hallo pauli,
diese Aussagen sind nichts anderes als die Befürchtung der Autoren einer de facto Einschränkungen der Redefreiheit, deswegen der Titel.
Diese Aussagen belegen aber nicht, dass die Befürchtungen, die die Kommentatoren des Briefes daraus ableiten, begründet sind. Diese Aussagen sind selber bereits Interpretationen der Diskussionspraxis, wie sie auf die Verfasser des Briefes wirkt - und hier gehe ich konform, dass diese Diskussionspraxis zu unangenehmen Empfindungen bei den betroffenen Personen führt, die für sich das "Recht auf Irrtum" in Anspruch nehmen (worauf der Brief insistiert) - so dass es sich hierbei um eine Kritik an der Art und Weise des Umgangs miteinander handelt. Der Titel des Briefes lautet übrigens: "A Letter on Justice and Open Debate" - also "Ein Brief über Gerechtigkeit und Offene Debatte" und nicht "Ist die Meinungs- und Redefreiheit im Westen noch zu retten?"
Es gibt keinen gesamtgesellschaftlichen Kontext (mehr) ...
Gesamtgesellschaftlicher Konsens ist nicht dasselbe wie 100 Prozent Zustimmung zu einer Umfrage eines Meinungsforschungsinstitutes. Das von Dir verlinkte Umfrageergebnis illustriert dennoch sehr schön, wie es um den gesamtgesellschaftlichen Konsens bestellt ist. Wäre er nicht vorhanden, würde sich ein nennenswerter Anteil der Befragten nicht dahingehend äußern, dass es keine oder nur noch eine eingeschränkte Meinungsfreiheit gäbe. Offenbar wird der vermeintliche Verlust der Meinungsfreiheit unangenehm empfunden und eine vollumfänglich gegebene Meinungsfreiheit stellt somit einen Wert dar, der gültig ist. Und über die Gültigkeit der Meinungsfreiheit als Wert besteht offenbar auch bei denjenigen, die sich kritisch über die Verwirklichung der Meinungsfreiheit äußern ein Konsens mit denen, die das anders sehen.
Der gesamtgesellschaftliche Konsens ist also vorhanden, und der stimmt mich bei aller Kritik zur gegebenen Praxis der Verwirklichung dennoch optimistisch, da hierbei Hoffnung besteht, dass es mit dem Ansehen der freiheitlich demokratischen Grundordnung doch noch nicht so weit heruntergekommen ist, um sich ernsthaft um den Fortbestand derselben Sorgen zu machen - auch wenn man sich freilich dafür selber aktiv immer wieder einsetzen muss.
71 Prozent habenden Eindruck, dass man sich zur Flüchtlingsthematik nur mit Vorsicht äußern kann.
Wobei man "Vorsicht" hier mit "Rücksicht" gleichsetzen muss - Rücksicht nämlich auf die im Grundgesetz verankerten Grundrechte sowie auf den normativen Satz, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Das bedeutet, dass Meinungen, die dazu geeignet sind, Menschen anderer Herkunft und anderen Glaubens in ihrer Würde und in ihren Rechtsansprüchen herabzusetzen, nicht unwidersprochen bleiben dürfen. Aus meiner Sicht ist das legitim und geboten - sowohl die "Vorsicht" wie auch der "Widerspruch" bei praktizierter "Vorsichtsvergessenheit".
Vor gut zwei Jahrzehnten empfanden nur 16 Prozent Patriotismus als heikles Thema, vor anderthalb Jahrzehnten 26 Prozent, aktuell 41 Prozent.
Eventuell gibt es einen Zusammenhang zwischen gelebtem und demonstriertem Patriotismus (der per se nicht verurteilenswert ist) und der eben angesprochenen "Vorsichtsvergessenheit" gegenüber Menschen, die anderer Herkunft und anderen Glaubens sind als die, die ihren Patriotismus nach außen hin ausleben. Sollten sich da größere Schnittmengen ergeben, ist der Schluss naheliegend (wenn auch nicht generalisierend übertragbar), dass gelebter Patriotismus mit ausgrenzenden und herabwürdigenden Einstellungen gegenüber "Fremden" einhergeht - zumindest die Annahme nicht unbegründet ist. Da es in der Tat heikel ist, in der Öffentlichkeit als "fremdenfeindlich" zu gelten, ergibt sich im Rückschluss daraus, dass es aus vorgenannten Gründen ebenso heikel sein könnte, seinen Patriotismus zur Schau zu stellen.
Das widerlegt nicht den Vorwurf der Autoren ...
Da sich der Vorwurf der Autoren nicht auf eine Gefahr der Rede- und Meinungsfreiheit bezieht, sondern auf die Praxis der Diskussionskultur im Zuge der Wahrnehmung der Rede- und Meinungsfreiheit, ist dieser Hinweis reichlich deplatziert, weil inhaltlich an dem vorbeigehend, was die Autoren intendiert hatten und inhaltlich an dem vorbeigehend, was Du intendiert hattest. Mit anderen Worten: Du kannst nicht die Autoren des offenen Briefes für Sachverhalte in Beschlag nehmen, die mit den Sachverhalten der Autoren nichts zu tun haben, die diesen Brief verfasst haben.
wie man hier im Thread an den sofort erhobene Nazivorwürfe leicht erkennen kann
Wie ich bereits geschrieben hatte, gab es keine sofort erhobenen Nazivorwürfe, sondern ein extremes Beispiel zur Veranschaulichung, ob und inwieweit hier im Forum Rede- und Meinungsfreiheit gegeben bzw. in Gefahr ist. Dass Du das anders aufgefasst hattest, ist eine Angelegenheit, die Dich allein selbst betrifft und daher nicht auf andere projizieren kannst. Wohin es führt, wenn Du das dennoch tust, kann jede(r) hier nachlesen - auf diese Weise führst Du exakt das vor, was die Autoren des Briefes angesprochen hatten: Eine Verschiebung einer Sachdiskussion in eine emotional dominierte Debatte, wo es nur noch darum geht, nicht als Verlierer vom Platz zu gehen, aber nicht mehr darum, sachliche Konfliktlinien auszudiskutieren.
JA hat Hitler ins Spiel gebracht und astrofreund und insbesondere Ralf haben es unverzüglich bis ins Absurde verschärft ...
Dann kann ich Dir nur noch einmal nahelegen, den Gesprächsverlauf nachzulesen, um erkennen zu können, dass die Verschärfung nicht von Julian Apostata und astrofreund ausging, sondern sich an Deiner Reaktion auf beide Userbeiträge entfaltet hat. Was die vermeintliche Absurdität betrifft, hattest Du juristische Schritte angedeutet:
Du wirst vielleicht bald Gelegenheit haben deine unverschämten Anschuldigungen vor Gericht genauer darzulegen.
Quelle
... so dass mich Deine Frage:
Was für juristische Schritte ...
etwas verwundert, denn wie anders als über juristische Schritte würdest Du Ralf Kannenberg dazu bewegen können, seine vermeintlich "unverschämten Anschuldigungen" vor Gericht genauer darlegen zu müssen? Aber wie dem auch sei, ich vermute, Ralf Kannenberg wird es erleichtert zur Kenntnis nehmen, dass Du nunmehr zu faul bist, solche Schritte einzuleiten, so dass er sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr genötigt sehen wird, vor einem Gericht zu erscheinen. Ich begrüße das ausdrücklich, da ein Rechtsstreit zwischen Usern eines Forums für das Forum selber einen belastenden Zustand darstellt, der sich eventuell auch auf die Diskussionskultur ebenso belastend auswirken dürfte.
Und für dich auch nochmal: dass ich keine Gruß- oder Abschiedsformeln benutze ist keine Geringschätzung sondern jahrelange Gewohnheit, durch Zitate weiß jeder wer gemeint ist.
Ich hatte mich dahingehend gar nicht geäußert. Deine Gewohnheiten seien Dir von mir unkommentiert überlassen. Ich praktiziere hier ebenfalls diesbezüglich meine Gewohnheiten. Dazu gehören eine Anrede mit "Hallo ... ," sowie die Grußformel "Viele Grüße!" - mit wenigen Ausnahmen, die sich manchmal ergeben, wenn gerade die Zeit knapp ist oder wenn die Diskussion so verläuft, dass Grußformeln eher stören oder wenn es sich anderweitig zufällig so ergibt, ohne dass es dafür einen besonderen Grund gibt. Für jetzt aber nehme ich mir die Zeit gerne, da es auch im Diskussionsverlauf gerade gut passt.
Viele Grüße!