Dir geht es doch nicht um die Richtigkeit von Aussagen, sondern ob Du die dahinterstehenden Intentionen für gut oder böse hältst.
Hallo Aries,
es geht mir um beides. Tatsächlich gilt eben auch, dass wer die Sprache kontrolliert, der kontrolliert das Volk. Man muss da also schon aufpassen und insbesondere extremistischer Instrumentierung der Sprache in aller Deutlichkeit widersprechen. Das gilt für jede Form von Extremismus, sowohl politischer Art als auch anderer Art.
Man darf das aber nicht damit verwechseln, dass sich Sprache weiterentwickelt, und die Gleichberechtigung der Geschlechter ist eine Weiterentwicklung, die derzeit in der - sagen wir deutschen Sprache - zu wenig reflektiert wird. Zum Glück sind rassistisch motivierte Sprachelemente mittlerweile aus der Sprache verschwunden, auch das hat viel Überzeugungsaufwand gekostet, warum man beispielsweise nicht mehr "Neger" sagen sollte oder Worte wie "Negerkuss" für ein Süssgebäck unangemessen geworden sind. Bei Weiterentwicklungen von Sprache ist meiner persönlichen Meinung nach auch unbedingt zu beachten, dass diese moderat erfolgt und es auch eine Übergangsperiode gibt, in der beide Versionen anwendbar sind.
Mal eine Auflistung von ein paar Auswirkungen:
- es bläht die Sprache verhältnismäßig sehr stark auf (schätze mal dass die Texte/Reden im Schnitt um etwa 1-5% länger werden, wobei das wirklich nur geschätzt ist und je nach Text auch viel mehr oder weniger sein kann. Das hieße die Sprache würde 1-5% weniger effizient, da das die Sprache insgesamt betreffen würde, ist das schon krass.)
1-5 % ? Ich habe mir erlaubt, das einmal konkret nachzuzählen, und zwar in den Artikeln
SONNE: Ein ungewöhnlich ruhiger Stern seiner Klasse?,
MARS: Bedingungen für Leben eher schlecht und
JUPITERMOND EUROPA: Weitere Hinweise auf Wasserfontänen.
Das Ergebnis: 22/979 (2.25%), 2/466 (0.43%) und 4/533 (0.75%). Auch wenn meine "Stichprobe" nicht repräsentativ sein mag, so liegen die Zahlen deutlich tiefer als von Dir vermutet.
- die zusätzliche Nennung der weiblichen Form lenkt zudem vom eigentlichen Inhalt ab hin zu den Geschlechtern, womit überhaupt nichts kontextbezogenes ausgedrückt werden soll. Schlechter Stil.
Eigentlich nur, wenn man sich daran stört. Gleiches gilt aber auch, wenn sich rund 50% der Anwesenden gar nicht angesprochen fühlen. Ich persönlich würde als Gradmesser Symmetrien nutzen, denn die sind fast immer unabhängig.
- zudem würden ältere Texte schlechter verständlich. Wenn in der Gegenwart immer die weibliche Spezialform mitgenannt würde, wäre es nicht mehr ohne Vorwissen verständlich, dass in älteren Texten selbstverständlich beide natürlichen Geschlechter mit dem grammatikalisch maskulinen Normalform gemeint sind.
Das stimmt; so sind beispielsweise Texte aus dem Mittelalter meist nur sehr schwer verständlich. Aber nicht wegen Genderangelegenheiten !
Warum sollte man das schönreden? Das ist Sprachzersetzung.
Wie soeben dargelegt ist das unzutreffend.
Und wer so Ideen hat, denkt sich sicherlich noch mehr davon aus, wenn nicht Einhalt geboten wird.
Das ist nun eine Vermutung von Dir. Die grössten sprachlichen Veränderungen der jüngeren Vergangenheit betrafen die Entfernung rassistischer Bezeichnungen sowie die Entfernung zahlreicher "ß". Auch wenn die neue ß-Regel dank ihrer Konsistenz sehr viel schöner als die alte ist, so ist es mir schwer gefallen, da u.a. zwei doch sehr oft verwendete Worte, nämlich daß und muß, plötzlich mit –ss zu schreiben waren.
Im Grunde ist es so, dass die "sprachlichen Neuerungen" nur von der politisch-medialen Klasse aufgegriffen werden, und das auch nur teilweise, weil es ja auch kaum durchzuhalten ist bzw. der Unsinn erkannt wird. Bei Normalbürgern ist es aber eine extreme Seltenheit, sowas zu hören. Der politische-mediale Komplex entwickelt sozusagen abgehoben seinen eigenen Politsprech, vermutlich ohne überhaupt zu merken, dass das Volk anders spricht. Sogesehen halb so schlimm, aber wenn Seiten wie Astronews.com auch beginnen abzudriften, sollte Kritik kommen, wie hier geschehen.
Die Tatsache, dass wir heutzutage nicht mehr Mittelhochdeutsch sprechen zeigt, dass Du unrecht hast. Sprache entwickelt sich weiter und wie schon oben geschrieben: wer die Sprache kontrolliert der kontrolliert das Volk. Indem man Neuerungen zu unterbinden versucht, versucht man, die Bevölkerung zu beeinflussen.
Frauen haben die gleichen Rechte. Wir leben hier nicht in Saudi-Arabien sondern in Mitteleuropa. Aber gut, haben wir schon durchgekaut, brauchen wir nicht nochmal.
Winword war mir behilflich, die Anzahl der Wörter der betrachteten Texte anzugeben. Dafür, wie oft Du das nun schon wiederholt hast, habe ich kein Tool und auch keine Lust, es nachzuzählen. Nur: durch beständiges Wiederholen wird es nicht richtig. Wende einfach oben genanntes Symmetrieargument an und Du siehst ganz zwanglos, was ich meine: Frauen
sollen sich angesprochen fühlen, wenn sie als "Forscher" bezeichnet werden, notfalls als "weibliche Forscher". Aber Männer brauchen sich nicht angesprochen zu fühlen, wenn sie als "Forscherinnen" bezeichnet werden, auch dann nicht, wenn von "männlichen Forscherinnen" die Rede wäre. Das wird dann beispielsweise als Sprachzersetzung kleingeredet. Dass das mit der Endung -er zu tun hat bringt uns in der Sache nicht weiter, das lässt lediglich den Schluss zu, dass wir eine maskulin-dominierte Sprache haben. Zurück zum Symmetrieargument: mit "Forschern und Forscherinnen" würden beide angesprochen, d.h. das Symmetrieargument ist erfüllt. Mit dem Nebeneffekt, dass die Effizienz der Sprache im Promille-Bereich zwar kleiner wird, was aber dadurch mehr als aufgewogen wird, dass sich alle angesprochen fühlen und auch in der Sprache ein Zeichen von Gleichberechtigung gesetzt wird. In der Schrift sind dann noch weitere Konstrukte wie beispielsweise "ForscherInnen" oder "Forscher*nnen" denkbar, oder auch ganz neutrale Begriffe wie "Forschende" oder die "Forscherschaft", die wenn ich mich recht entsinne aber auch nicht auf Deine Zustimmung stossen.
Ich habe geschrieben, dass das teilweise als sexistisch gilt, aber nicht dass es tatsächlich sexistisch ist. Diese Schlussfolgerung ist Fantasie. Bitte genau lesen und denken. Natürlich fantasieren die Feministen nur herbei, dass "actress" sexistisch sei.
Danke dass Du den Einwand wieder zurückgezogen hast, wobei es tatsächlich interessant wäre zu erfahren, warum es "teilweise als sexistisch" gilt. Allerdings würde ich nicht empfehlen, unsere derzeitige Diskussion auch noch auf andere Sprechen auszudehnen, solange wir über die eigene Sprache keinen Konsens gefunden haben.
Ich habe das schon verstanden. In Hinsicht darauf, dass Feministen beide Wörter angreifen, sind sie vergleichbar. An sich sind die Wörter aber nicht vergleichbar. Ohne das Verkleinerungssuffix bleibt bei "Fräulein" nämlich "Frau" übrig, was genauso wenig abwertend ist wie "Schauspielerin".
Korrekt, nur wird nun mal das Verkleinerungssuffix nach wie vor verwendet. Allerdings nur bei Frauen, obgleich es das Wort "Männlein" in der deutschen Sprache auch gibt. Allerdings habe ich das für beispielsweise einen Kellner noch nie gehört, was allerdings auch damit zusammenhängen kann, dass ich Gaststätten nur sehr selten aufsuche und Stammtische gar nicht.
Ich habe wirklich keine Ahnung wovon Du sprichst.
Warum klickst Du nicht einfach die von mir gesetzten Links an ? Es geht um das von Dir verlinkte Urteil. Betrachtungen dazu wären aber vermutlich einen eigenen Thread wert. Aber auch ohne das: es dürfte Konsens darüber bestehen, dass zunächst einmal kein einklagbarer Anspruch auf die Geschlechterdiversifizierung besteht. Das heisst aber nicht, dass das Urteil eine solche verbieten würde. Krass an dem Urteil ist nur, dass das es eine Anleitung dazu gibt, wie man bestehende Gesetze, in denen die Sprachregelung bei Dienststellen festgelegt wird, so interpretiert, dass man sie nicht anzuwenden braucht.
Ach ja? Kannst Du mir das nachweisen?
Wieviel sind 360°: wieweit ist das weg von 0° ?
Freundliche Grüsse, Ralf