und aus meiner persönlichen Abneigung (…) als auch gegen den Visionär im Hintergrund keinen Hehl mache.
Hallo zusammen,
zunächst einmal möchte ich aufschreiben, was ich Elon Musk
nicht vorwerfe.
Sicherlich ist bei einer Person, die über solche enormen Geldmittel verfügt, die Frage erlaubt, wie man das geschafft hat und ob da alles immer mit rechten und moralisch vertretbaren Dingen zugegangen ist. Oftmals sind solche Vorwürfe auf Neid begründet, ich persönlich sehe es eher so, dass dies eben das Verhalten von erfolgreichen Geschäftsleuten ist, und von denen gibt es viele. Man kann natürlich pauschal das Verhalten und die Methoden erfolgreicher Geschäftsleute in Frage stellen, aber da kommen dann viele Leute in Frage und nicht nur Elon Musk - es ist also meines Erachtens nicht fair, Elon Musk etwas vorzuwerfen, was andere ebenfalls praktizieren und was bei denen auf Akzeptanz stösst. Eine solche Fragestellung wäre also nicht "was stört mich an Elon Musk", sondern "was stört mich an erfolgreichen Geschäftsleuten", und gehört entsprechend hier überhaupt nicht hin.
Die Arbeitsbedingungen, die Elon Musk zur Verfügung stellt, geben auch immer wieder Anlass zu Kritik. Das ist aber auch andernorts ebenfalls so. Ich brauche gar nicht so weit zu gehen: ich habe dieses Jahr an einem Sonntag 5 Stunden
gratis gearbeitet, weil man als Nicht-Kaderperson im Kanton Zürich an Sonntagen nicht arbeiten darf und ich keine Lust hatte, zahlreichen Leuten erklären zu müssen, warum ich da einen Termin nicht einhalten konnte. Auch dann nicht, wenn dieses Nicht-Einhalten-Können nicht mein eigenes Verschulden war. Und am Heiligen Abend hatte ich Urlaub, doch einen Tag zuvor musste ich feststellen, dass die Einbindung meiner Testautomatisierung ein Problem hatte, das ausserhalb meines Einflussbereiches lag, so dass ich - natürlich ebenfalls gratis - am frühen Morgen, also ehe die Feierlichkeiten losgingen, noch eineinhalb Stunden lang im Büro auftauchte und die 54 Testfälle manuell durchgeführt habe. Was ich sagen will: das Arbeitsklima ist auch hier in der Schweiz massiv rauer geworden. Auch hier ist es meines Erachtens nicht fair, Elon Musk das vorzuwerfen, was andere ebenfalls praktizieren und was bei denen auf Akzeptanz stösst. Eine solche Fragestellung wäre also nicht "was stört mich an Elon Musk", sondern "was stört mich an den heutigen Arbeitsbedingungen", zweifelsohne ein interessantes und auch wichtiges Thema, das viele Menschen betrifft, aber es gehört hier ebenfalls überhaupt nicht hin.
Die tödlichen Unfälle mit Tesla-Autos möchte ich Elon Musk ebenfalls nicht vorwerfen. Ganz im Gegenteil - er hat meines Erachtens grosse Sorgfalt und Verantwortung übernommen und während der Testphasen auch Leute eingestellt, die die automatisierte Fahrt überprüfen sollen. Dass diese dieses leicht verdiente und gute Geld dazu nutzen, statt zu arbeiten auf dem Smartsphone herumzutipsen und dabei übersehen, wenn eine gefährliche Situation entsteht, mag man ihm bzw. seinen Personalverantwortlichen als mangelnde Sorgfalt bei der Rekrutierung solcher Testpersonen vorwerfen. Andererseits sind das Jobs, die eigentlich gar keine Qualifikation und entsprechend auch keine ausgefuchsten Assessments für die Kandidatenwahl erfordern. Eine solche Fragestellung wäre also nicht "was stört mich an Elon Musk", sondern "wie rekrutiert man verantwortungsbewusste Angestellte" oder "wie schützt man sich vor verantwortungslosen Angestellten", sicherlich auch ein interessantes Thema, aber eben auch nicht wirklich hier in einem Astronomie-Forum.
Ich mag Elon Musk tatsächlich nicht, aber es sind andere Gründe, warum ich ihn nicht mag. Ich muss ihn aber auch nicht mögen, es genügt mir, dass zunächst einmal mir - mir selber bin ich am nächsten - durch sein Tun
keine Nachteile entstehen.
Allerdings genügt es mir nicht, wenn er Produkte schafft, die das Potential haben, dass mir Nachteile entstehen, d.h. hier genügt es mir nicht, wenn er sich damit herausredet, Dritte hätten seine Produkte "missbraucht". Wenn ich also - um ein masslos übertriebenes und völlig unrealistisches Beispiel zu nennen - herausfinde, dass man mit Produkten, die man in der Migros, beim Coop und beim Denner kaufen kann, für insgesamt 20 Franken eine Atombombe bauen kann und diese Entdeckung ins Internet stelle, und einer kommt dann, kauft sich die Zutaten, baut das Ding und zündet es dann in der Grossstadt, dann bin ich meiner Verantwortung nicht nachgekommen und mache ich mich mitschuldig.
Ein weiterer Punkt sind Situationen, in denen man vor
vollendete Tatsachen gestellt wird. Man hat dann vielleicht sogar ein juristisches Recht, aber erstens kostet es sehr viel Geld, dieses einzufordern, und die Aussichten auf Erfolg sind sehr gering, weil die Gegenseite die besten Rechtsanwälte engagieren kann und über die finanziellen Mittel verfügt, durch alle Instanzen zu gehen, während ein Normalsterblicher irgendwann aus finanziellen Gründen aufgeben muss und dann den Prozess de facto verloren hat. Und selbst wenn man über die benötigten finanziellen Mittel verfügt, so wird einem das dennoch nichts nutzen, weil das Recht wegen der vollendeten Tatsachen nicht mehr umsetzbar ist und statt dessen ein neuer Standard gesetzt werden wird, der zur Folge hat, dass einem dann auf völlig legale Weise Nachteile entstehen. Mit Vorteil wird man sich also rechtzeitig zur Wehr setzen, ehe vollendete Tatsachen geschaffen wurden.
Freundliche Grüsse, Ralf