Hygiea: Ein weiterer Zwergplanet im Asteroidengürtel?

astronews.com Redaktion

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Ein wichtiges Kriterium für die Anerkennung eines Objektes als Zwergplanet ist seine Kugelgestalt. Heute hat die Europäische Südsternwarte ESO neue Beobachtungen von Hygiea vorgestellt, dem viertgrößten Objekt im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Die Bilder des Very Large Telescope zeigen Hygiea als kugelförmiges Objekt. Gilt er nun bald auch als Zwergplanet? (28. Oktober 2019)

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Bynaus

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Welchen wissenschaftlichen Wert hat eine solche Diskussion?

Diese ganze "Zwergplaneten"-Definition bereitet mir mittlerweile nur noch Kopfschmerzen. Wenn man aus der "Rundheit" einer kleinen Welt wenigstens irgend eine wesentliche wissenschaftliche Erkenntnis ableiten könnte. Aber wenn man z.B. bedenkt, dass die Vesta zwar in Kern und Mantel differenziert, aber gleichzeitig nicht rund genug ist, um als Zwergplanet zu gelten, während Kallisto zwar rund, aber kaum differenziert ist, bricht selbst diese Argumentation der Pluto-Fans ("alle runden Himmelskörper sind Planeten, denn Rundheit deutet auf interne Differentiation, ja auf geologische Aktivität hin!") in sich zusammen. Wenn man nun schon anfängt, wissenschaftliche Artikel an dieser rein semantischen Unterscheidung aufzuhängen, fragt man sich schon, ob sich die IAU mit dieser unausgegorenen "Zwergplaneten"-Klasse (die ja eigentlich nur für die Pluto-Fans geschaffen wurde) nicht ein riesiges Ei gelegt hat.

Ich denke, man sollte die Zwergplaneten-Definition einfach fallen lassen. Echte Planeten - also die, die gross genug sind, um in ihrem System eine dynamisch wichtige Rolle zu spielen - sind ohnehin alle ohne Ausnahme und ohne jeden Zweifel "rund".

Wissenschaftlich interessant ist aus meiner Sicht nur die Diskussion des fehlenden grossen Einschalgskraters.
 

ralfkannenberg

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Welchen wissenschaftlichen Wert hat eine solche Diskussion?
Hallo Bynaus,

grundsätzlich ist die Frage, ob es im Hauptgürtel noch einen zweiten Zwergplaneten gibt, nicht uninteressant, auch wenn es komisch scheint, dass ausgerechnet der viertgrösste zum Handkuss kommt.


Diese ganze "Zwergplaneten"-Definition bereitet mir mittlerweile nur noch Kopfschmerzen.
Oh je. Mehr Kopfschmerzen bereitet mir eher der Umstand, dass Mike Brown's Liste der Zwergplaneten mit derzetigem Stand "Sep 13 2019" immer noch Eris als grössten Zwergplaneten aufführt, 1 km grösser als Pluto im Durchmesser.


Wenn man aus der "Rundheit" einer kleinen Welt wenigstens irgend eine wesentliche wissenschaftliche Erkenntnis ableiten könnte. Aber wenn man z.B. bedenkt, dass die Vesta zwar in Kern und Mantel differenziert, aber gleichzeitig nicht rund genug ist, um als Zwergplanet zu gelten, während Kallisto zwar rund, aber kaum differenziert ist, bricht selbst diese Argumentation der Pluto-Fans ("alle runden Himmelskörper sind Planeten, denn Rundheit deutet auf interne Differentiation, ja auf geologische Aktivität hin!") in sich zusammen.
Da wirst Du noch mehr Freude am drittgrössten Saturnmond Japetus haben, von dem vermutet wird, dass er sich nicht einmal im hydrostatischen Gleichgewicht befindet. (die Quelle müsste ich heraussuchen falls das gewünscht wird)


Wenn man nun schon anfängt, wissenschaftliche Artikel an dieser rein semantischen Unterscheidung aufzuhängen, fragt man sich schon, ob sich die IAU mit dieser unausgegorenen "Zwergplaneten"-Klasse (die ja eigentlich nur für die Pluto-Fans geschaffen wurde) nicht ein riesiges Ei gelegt hat.
Na die Eris-Fans musste man auch zufrieden stellen, denen hat man den 10.Planeten weggenommen. Ganz zu schweigen, was passiert wäre, wenn Makemake in den 1930'iger Jahren nicht in einer sternreichen Region gestanden wäre und entdeckt worden wäre, dann hätte man schon damals den 10.Planeten gehabt, dessen Grösse vermutlich auf ~30000 km Dirchmesser geschätzt worden wäre, womit er sich zwischen dem kurz zuvor entdeckten Pluto und der Erde eingereiht hätte.


Ich denke, man sollte die Zwergplaneten-Definition einfach fallen lassen. Echte Planeten - also die, die gross genug sind, um in ihrem System eine dynamisch wichtige Rolle zu spielen - sind ohnehin alle ohne Ausnahme und ohne jeden Zweifel "rund".

Wissenschaftlich interessant ist aus meiner Sicht nur die Diskussion des fehlenden grossen Einschalgskraters.
Es steigert aber die Quote, wenn das Wort "Zwergplanet" im Artikel Erwähnung findet, denn Einschlagkrater findest Du im Sonnensystem an sehr vielen Stellen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Da wirst Du noch mehr Freude am drittgrössten Saturnmond Japetus haben, von dem vermutet wird, dass er sich nicht einmal im hydrostatischen Gleichgewicht befindet. (die Quelle müsste ich heraussuchen falls das gewünscht wird)
Hallo zusammen,

z.B. hier: Sizes, shapes, and derived properties of the saturnian satellites after the Cassini nominal mission (P.C. Thomas)


Iapetus stands out as having a shape far from equilibrium with its current spin period


Mein Dank geht einmal mehr an die sehr gute Quellenarbeit der englischen Wikipedia.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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grundsätzlich ist die Frage, ob es im Hauptgürtel noch einen zweiten Zwergplaneten gibt, nicht uninteressant, auch wenn es komisch scheint, dass ausgerechnet der viertgrösste zum Handkuss kommt.

Doch, es ist (zumindest für mich) völlig uninteressant, weil es eine rein semantische Frage ist. Ich kann mir auch eine willkürliche Definition eines Hulbulullus aus den Fingern saugen und dann bestimmen, wie viele Hulbulullus es im Asteroidengürtel gibt. Schlauer bin ich danach nicht.

Man beachte, dass der Fokus der zitierten wissenschaftlichen Arbeit auf der Frage des fehlenden Impakt-Kraters liegt, was, wie gesagt, eine legitime und interessante Frage ist.

Mehr Kopfschmerzen bereitet mir eher der Umstand, dass Mike Brown's Liste der Zwergplaneten mit derzetigem Stand "Sep 13 2019" immer noch Eris als grössten Zwergplaneten aufführt, 1 km grösser als Pluto im Durchmesser.

Warum? Weisst du, auf welchen Publikationen seine Zahlen beruhen? Das ist da ja in der Liste leider nicht angegeben. Hast du Grund zur Annahme, dass andere Zahlen besser wären?

Da wirst Du noch mehr Freude am drittgrössten Saturnmond Japetus haben, von dem vermutet wird, dass er sich nicht einmal im hydrostatischen Gleichgewicht befindet.

Jeder der mehr als ein Bisschen Interesse an Planetarwissenschaften hat, hat ganz grundsätzlich Freude an Iapetus, hydrostatisches Gleichgewicht hin oder her. ;)

Na die Eris-Fans musste man auch zufrieden stellen, denen hat man den 10.Planeten weggenommen.

Es ging nie um Eris (oder Makemake, oder Haumea, oder Quaoar oder Varuna, etc.), sondern immer nur um Pluto. Was hat die "Pluto ist ein Planet weil er rund ist!"-Fraktion je für Ceres getan, bevor Pluto der Planetenstatus "aberkannt" wurde? Eben.

Es steigert aber die Quote, wenn das Wort "Zwergplanet" im Artikel Erwähnung findet, denn Einschlagkrater findest Du im Sonnensystem an sehr vielen Stellen.

Vielleicht ein bisschen. Aber es macht niemanden wirklich schlauer und zementiert bloss die falsche Vorstellung, dass es sich bei "Zwergplaneten" um eine sinnvolle astronomische Objektkategorie handelt.
 

ralfkannenberg

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Warum? Weisst du, auf welchen Publikationen seine Zahlen beruhen? Das ist da ja in der Liste leider nicht angegeben. Hast du Grund zur Annahme, dass andere Zahlen besser wären?
Hallo Bynaus,

für einmal erlaube ich mir, aus der deutschen Wikipedia zu zitieren, wo sich jemand die Mühe gemacht hat, die Historie genau aufzuschreiben:

Am 5. November 2010 konnte die Größe von Eris durch eine Okkultation mit 2326 ± 12 Kilometern recht genau bestimmt werden. Die Bedeckung war in Chile sichtbar und wurde von drei Teleskopen aufgezeichnet. Der Durchmesser ergibt sich aus den Bedeckungszeiten und den Abständen der Teleskope quer zur Beobachtungslinie. Dies ergibt eine Albedo von 0,96, die höher ist als bei jedem anderen großen Körper im Sonnensystem, mit Ausnahme von Enceladus, der eine Reflektivität von sogar 0,99 besitzt. Eris besitzt demnach weitgehend Kugelgestalt und galt damit damals als etwas größer als Pluto, dessen Durchmesser auf 2306 km geschätzt wurde. Mit der genaueren Vermessung von Pluto durch die Sonde New Horizons im Juli 2015 wurde der Durchmesser von Pluto auf 2374 km bestimmt und ist damit größer als Eris. Mike Brown geht dagegen noch immer davon aus, dass Eris mit 2330 km größer als Pluto mit 2329 km sei, basierend auf einer Albedo von ebenfalls 0,99 wie Enceladus und einer absoluten Helligkeit von −1,1 m

Tatsächlich würde ich der Vermessung der New Horizons ein gewisses Gewicht beimessen.



Jeder der mehr als ein Bisschen Interesse an Planetarwissenschaften hat, hat ganz grundsätzlich Freude an Iapetus, hydrostatisches Gleichgewicht hin oder her. ;)
Na ja, seine Umlaufbahn ist für einen regulären Mond etwas eigentümlich. Ob er ein Relikt einer früheren Mond-Generation des Saturn ist und entsprechend Hinweis auf eine frühere Achsenneigung des Saturn geben könnte ?

Meines Wissens nicht, denn hier heisst es:
The substantial ~27° obliquity of Saturn probably resulted from spin–orbit resonant interactions, which caused the planet’s obliquity to change slowly enough that preexisting regular satellites would have tracked its shift and remained aligned with the planet’s equatorial plane.


Zur Eris:

Es ging nie um Eris (oder Makemake, oder Haumea, oder Quaoar oder Varuna, etc.), sondern immer nur um Pluto.
Das mag eine andere "Baustelle" sein, aber im Gegensatz zu Makemake, oder Haumea, oder Quaoar oder Varuna oder sonst wem wurde die Eris immerhin als "10.Planet" bezeichnet.


Im Übrigen hat der Pluto ein erstaunliches Mondsystem. Hier erlaube ich mir, aus der Arbeit Forced Resonant Migration of Pluto’s Outer Satellites by Charon (William R. Ward and Robin M. Canup) aus dem Jahre 2006 zu zitieren:
What about corotation resonances other than the 4:1 and 6:1? For an eccentric Charon, the 3:1 corotation resonance is nearly overlapped by its Hill sphere at apocenter and was likely not a stable niche.
Dort wurde der Plutomond Styx entdeckt.

(...) it remains an intriguing possibility that smaller, yet undetected moons may orbit Pluto near the 5:1.
Dort wurde der Plutomond Kerberos entdeckt.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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Oh doch, jeder grosse Körper dort draussen (mal abgesehen von Makemake und Haumea, die nach Eris entdeckt wurden) wurde in den Medien bei seiner Entdeckung jeweils als "möglicher 10. Planet (!?!)" gehandelt, inklusive Varuna und Quaoar (und Sedna, natürlich). Ich erinnere mich sehr gut an diese Berichte. Ich dachte schon damals: falls wir wirklich mal einen weiteren Planeten dort draussen finden, wird es niemanden mehr interessieren, weil alle die gleiche Story schon 100x gehört haben...
 

Protuberanz

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Welchen wissenschaftlichen Wert hat eine solche Diskussion?
Diese Frage kannst Du eigentlich bei jeder x-beliebigen Definitionsdisskusion stellen.

Ich denke, man sollte die Zwergplaneten-Definition einfach fallen lassen. Echte Planeten - also die, die gross genug sind, um in ihrem System eine dynamisch wichtige Rolle zu spielen - sind ohnehin alle ohne Ausnahme und ohne jeden Zweifel "rund".
Was ist denn mit Gas- und Eisplaneten? Sind die nur deshalb rund, weil Gas und verfestigten Flüssigkeiten "gerade nichts besseres eingefallen ist"? Aber wenn es zu einem engen Doppelplanetensystem käme, dann wäre vielleicht auf Grund der gravitativen Wechselwirkung Schluß mit Rund und der Ganze Spaß endet in "Eiern". Sind das dann keine Planeten mehr? Man tut sich mit einer definierten Bezeichnung eben einfach etwas leichter in der Zuordnung. Alternativ könnte man ja auch in Sterne und Nichtsterne untergliedern und fertig.
 

ralfkannenberg

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Oh doch, jeder grosse Körper dort draussen (mal abgesehen von Makemake und Haumea, die nach Eris entdeckt wurden) wurde in den Medien bei seiner Entdeckung jeweils als "möglicher 10. Planet (!?!)" gehandelt, inklusive Varuna und Quaoar (und Sedna, natürlich). Ich erinnere mich sehr gut an diese Berichte. Ich dachte schon damals: falls wir wirklich mal einen weiteren Planeten dort draussen finden, wird es niemanden mehr interessieren, weil alle die gleiche Story schon 100x gehört haben...
Hallo Bynaus,

aber nicht vom Entdecker-Team um Mike Brown, die haben das jedesmal geschrieben, dass das kein 10.Planet sei und auch begründet. Nur bei der Eris nicht, was verständlich war, da sie ja vergleichbar gross wie Pluto war und damals aufgrund ihrer absoluten Helligkeit sogar für grösser gehalten wurde.

Gewiss: Ortiz et al. haben natürlich lauthals verkündet, mit der Haumea, wo auch immer sie deren Beobachtungsdaten her hatten, den 10.Planeten entdeckt zu haben !


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Na ja, seine Umlaufbahn ist für einen regulären Mond etwas eigentümlich. Ob er ein Relikt einer früheren Mond-Generation des Saturn ist und entsprechend Hinweis auf eine frühere Achsenneigung des Saturn geben könnte ?

Meines Wissens nicht, denn hier heisst es:
The substantial ~27° obliquity of Saturn probably resulted from spin–orbit resonant interactions, which caused the planet’s obliquity to change slowly enough that preexisting regular satellites would have tracked its shift and remained aligned with the planet’s equatorial plane.
Hallo zusammen,

hier sollte vielleicht noch ergänzt werden, dass dass das Alter des Sonnensystems möglicherweise noch nicht ausgereicht hat, um die Bahnneigung von Japetus, der ja von allen regulären Monden unseres Sonnensystems derjenige mit dem grössten Abstand von seinem Mutterplaneten ist, "nachzuziehen".


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Oh doch, jeder grosse Körper dort draussen (mal abgesehen von Makemake und Haumea, die nach Eris entdeckt wurden) wurde in den Medien bei seiner Entdeckung jeweils als "möglicher 10. Planet (!?!)" gehandelt, inklusive Varuna und Quaoar (und Sedna, natürlich). Ich erinnere mich sehr gut an diese Berichte. Ich dachte schon damals: falls wir wirklich mal einen weiteren Planeten dort draussen finden, wird es niemanden mehr interessieren, weil alle die gleiche Story schon 100x gehört haben...
Hallo Bynaus,

sogar Chiron und später Albion (1992 QB[sub]1[/sub]) wurde ebenfalls die Ehre zuteil, in der Presse als möglicher 10.Planet bezeichnet zu werden:

Nevertheless, hypotheses concerning the existence of a tenth planet continued, with occasionally discoveries of other classes of bodies being hailed in the press as the long searched for tenth planet. Two recent examples of this were the discovery by Kowal in 1977 of 2060 Chiron (Kowal 1989), and 1992 QB[sub]1[/sub] discovered in 1992 August by Jewitt & Luu (1992). Chiron is a Saturn-crosser with a perihelion distance of 8.46 au and an aphelion distance of 18.96 au, and was the first member discovered of a new class of objects within the Solar system which has been given the collective name of ‘Centaurs’. 1992 QB[sub]1[/sub] was more than 40 au from the Sun and was to be the first discovery of a member of the Edgeworth-Kuiper Belt of objects.

Fast ein bisschen ungerecht, dass Pholus nicht als "11.Planet" zu Ehren kam.

Falls sich übrigens jemand wundert, warum Albion in der Arbeit aus dem Jahre 2000 noch als 1992 QB[sub]1[/sub] bezeichnet wird, so ist anzumerken, dass er erst 25 Jahre nach seiner Entdeckung mit einem eigenen Namen geehrt wurde, allerdings hatte er von Anfang an den inoffiziellen Namen "Smiley".


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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Diese Frage kannst Du eigentlich bei jeder x-beliebigen Definitionsdisskusion stellen.

Was ist denn mit Gas- und Eisplaneten? Sind die nur deshalb rund, weil Gas und verfestigten Flüssigkeiten "gerade nichts besseres eingefallen ist"? Aber wenn es zu einem engen Doppelplanetensystem käme, dann wäre vielleicht auf Grund der gravitativen Wechselwirkung Schluß mit Rund und der Ganze Spaß endet in "Eiern". Sind das dann keine Planeten mehr? Man tut sich mit einer definierten Bezeichnung eben einfach etwas leichter in der Zuordnung. Alternativ könnte man ja auch in Sterne und Nichtsterne untergliedern und fertig.

Ich versteh deine Frage zu Gas- und Eisplaneten nicht? Es ist ja auch da die Gravitation, die für diese Form sorgt. Was ich sagen will: man braucht rund gar nicht weil jeder echte Planet ohnehin genug Masse hat, um nebenbei auch rund zu sein. Rund heisst ja genauer "im hydrostatischen Gleichgewicht", und das ist auch bei einem sehr engen Doppelplaneten der Fall, wo die zwei Komponenten zu Ruggbies verzerrt wurden.
 

Herr Senf

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Bei den vielen Asteroiden da draußen gibt es auch viele größere und mal so "rund" ist vom Zufall schlecht zu unterscheiden.
Nur weil einer auch zufällig ziemlich rund ist, muß man keinen Zwergplaneten daraus machen. Jupiter ist auch platt wie Vesta.
 

ralfkannenberg

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Nur weil einer auch zufällig ziemlich rund ist, muß man keinen Zwergplaneten daraus machen. Jupiter ist auch platt wie Vesta.
Hallo Herr Senf,

schon nicht ganz - beim Jupiter ist das seiner Rotation geschuldet, d.h. der hat dann einen "Äquatorwulst", bei der Vesta indes ist es das fehlende hydrostatische Gleichgewicht.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Herr Senf

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Wer sagt uns, daß Vesta nicht im hydrostatischem Gleichgewicht ist/war wie andere "Protoplaneten"?
Unrund scheint er doch erst durch spätere Kollissionen geworden, Hygiea wartet noch drauf :confused:

Grüße Dip
 

ralfkannenberg

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Wer sagt uns, daß Vesta nicht im hydrostatischem Gleichgewicht ist/war wie andere "Protoplaneten"?
Hallo Herr Senf,

gemäss Mike Brown befinden sich Eiskörper >~400 km Durchmesser im hydrostatischem Gleichgewicht und Gesteinskörper >~800 km Durchmesser im hydrostatischem Gleichgewicht, wobei es natürlich auf die Masse ankommt.


Unrund scheint er doch erst durch spätere Kollissionen geworden
Ob die Vesta früher einmal im hydrostatischem Gleichgewicht war dürfte eher eine akademische Frage sein. Auch die Vorläuferkörper des Erde-Mond-Systems, also vor der Kollision, dürften sich wie zahlreiche hinreichend grosse (genauer: massereiche) Protoplaneten und Protomonde im hydrostatischen Gleichgewicht befunden haben.


Hygiea wartet noch drauf :confused:
Da ist sie aber spät dran … - die "Kollisions-Ära" unseres Sonnensystems ist schon seit langer Zeit vorbei.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Aries

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Welchen wissenschaftlichen Wert hat eine solche Diskussion?
Man sollte solche Objekte nicht nur aus der Perspektive, wie sie entstanden sind betrachten, sondern auch wie wir sie zukünftig nutzen könnten. Bei kugelförmigen Objekten kann man auf einem hohen Prozentsatz der Oberfläche aufrecht gehen bzw. schwimmen wie auf der Erde. Bei unregelmäßigen Objekten nicht. Das ist ein praktischer Aspekt der m. E. für das allgemeine (Zwerg-)Planeten-Verständnis eine wichtige Rolle spielt, denn was unter "Planet" eigentlich verstanden wird ist doch ein "Objekt wie die Erde": kein Stern, auf dem man verbrennt, aber auch kein Geröllhaufen auf dem man nicht einmal stehen kann.

Wenn Hygiea zum Zwergplaneten deklariert wird, Vesta und Pallas aber nicht, ist das meines Erachtens etwas unbefriedigend und wirft die Frage auf, ab wie viel Unregelmäßigkeit ein Objekt nicht mehr als Zwergplanet durchgehen kann. Da gibt es ja keine klare Grenze. Für typische Zwergplaneten erscheinen Vesta und Pallas zwar zu unregelmäßig, aber für typische Asteroiden sind sie doch auch viel zu regelmäßig. Vielleicht kann man bei der Regelmäßigkeit etwas mehr Toleranz walten lassen, sodass sich nicht die Situation ergibt, dass es Asterioden mit größeren Durchmessern gibt als beim kleinsten Zwergplaneten.

Was ich nicht verstehe ist, warum sich die IAU mit der Deklaration von Zwergplaneten so schwer tut. Welche Zweifel gibt es denn an der Kugelform etwa von Orcus, Quaoar oder Sedna? Sind doch alle größer als 400-600 km, diesem Graubereich in dem man erfahrungsgemäß keine so pauschale Aussage über die Kugelform machen kann.
 
Zuletzt bearbeitet:

ralfkannenberg

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Man sollte solche Objekte nicht nur aus der Perspektive, wie sie entstanden sind betrachten, sondern auch wie wir sie zukünftig nutzen könnten.
Hallo Aries,

ich weiss ja nicht, aber zumindest ich würde es bevorzugen, wenn sich solche Definitionen auf wissenschaftliche Kriterien begründen und nicht auf kapitalistische.


Bei kugelförmigen Objekten kann man auf einem hohen Prozentsatz der Oberfläche aufrecht gehen bzw. schwimmen wie auf der Erde. Bei unregelmäßigen Objekten nicht.
Warum nicht ? Es ist ja nicht so, dass die ab n km Durchmesser rund sind und unterhalb irgendwie komplett unregelmässig, d.h. zumindest im Durchschnitt dürfte der Übergang halbwegs kontinuierlich sein. Kommt hinzu, dass beispielsweise der Jupiter kugelförmig ist, dennoch wird es nicht ganz einfach sein, auf dessen "Oberfläche" zu gehen oder zu schwimmen.


Das ist ein praktischer Aspekt der m. E. für das allgemeine (Zwerg-)Planeten-Verständnis eine wichtige Rolle spielt, denn was unter "Planet" eigentlich verstanden wird ist doch ein "Objekt wie die Erde": kein Stern, auf dem man verbrennt, aber auch kein Geröllhaufen auf dem man nicht einmal stehen kann.
Aber eben: Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun werden als Planeten bezeichnet, dort verbrennt man nicht, darauf stehen kann man aber auch nicht.


Wenn Hygiea zum Zwergplaneten deklariert wird, Vesta und Pallas aber nicht, ist das meines Erachtens etwas unbefriedigend und wirft die Frage auf, ab wie viel Unregelmäßigkeit ein Objekt nicht mehr als Zwergplanet durchgehen kann. Da gibt es ja keine klare Grenze.
Eigentlich schon: es ist ja die Schwerkraft des Körpers, die stärker ist als die "inneren Strukturkräfte" und deswegen den (Zwerg-)Planeten oder den Mond in eine "Kugelform" zwingt.


Für typische Zwergplaneten erscheinen Vesta und Pallas zwar zu unregelmäßig, aber für typische Asteroiden sind sie doch auch viel zu regelmäßig. Vielleicht kann man bei der Regelmäßigkeit etwas mehr Toleranz walten lassen, sodass sich nicht die Situation ergibt, dass es Asterioden mit größeren Durchmessern gibt als beim kleinsten Zwergplaneten.
Na doch, dass hängt wesentlich von der Zusammensetzung oder meinetwegen (sehr) vereinfacht von der Dichte des Körpers ab.


Was ich nicht verstehe ist, warum sich die IAU mit der Deklaration von Zwergplaneten so schwer tut. Welche Zweifel gibt es denn an der Kugelform etwa von Orcus, Quaoar oder Sedna? Sind doch alle größer als 400-600 km, diesem Graubereich in dem man erfahrungsgemäß keine so pauschale Aussage über die Kugelform machen kann.
Sie sind alle kleiner als der Saturnmond Japetus und der ist eben nicht rund genug. An sich ist auch schon die "Ernennung" der Haumea und der Makemake etwas fragwürdig, auch wenn beispielsweise der grosse Plutomond Charon bei seinen ~1200 km Durchmesser eine hohe "Rundheit" aufweist.


Vielleicht sind es auch nur politische Geplänkel, dass sich irgendwelche Bürokraten bei der IAU wichtig machen wollen und entsprechend restriktiv mit der Ernennung zu Zwergplaneten sind. Persönliche Eitelkeiten können bei so etwas also eine Rolle spielen. So bin ich sehr froh, dass die Sicherheitsleute bei uns in der Firma wichtig sind, aber ihre Kompetenz stets im Sinne und zum Wohle der Mitarbeitenden einsetzen; bei einem frühren Arbeitgeber war das leider nicht der Fall, was mir ein "Gespräch" bei einem Vize-Direktor einbrauchte, der sich dann allerdings voll und ganz auf meine Seite gestellt hat.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Aries

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Warum nicht ? Es ist ja nicht so, dass die ab n km Durchmesser rund sind und unterhalb irgendwie komplett unregelmässig, d.h. zumindest im Durchschnitt dürfte der Übergang halbwegs kontinuierlich sein.
Ja, es gibt einen fließenden Übergang. Aber das spricht m. E. nicht gegen die Rundheit und deren praktischer Bedeutung für die Begehbarkeit als Kriterium.

ralfkannenberg schrieb:
Kommt hinzu, dass beispielsweise der Jupiter kugelförmig ist, dennoch wird es nicht ganz einfach sein, auf dessen "Oberfläche" zu gehen oder zu schwimmen.
Löst sich vermutlich wenn man "fliegen" hinzufügt. Aber ich muss schon zugeben, dass Zwergplaneten von himmelsmechanischen Aspekten abgesehen meinem Planetenverständnis eher entsprechen als Gasplaneten, denn Zwergplaneten sind "Welten, auf denen man stehen kann".

ralfkannenberg schrieb:
Eigentlich schon: es ist ja die Schwerkraft des Körpers, die stärker ist als die "inneren Strukturkräfte" und deswegen den (Zwerg-)Planeten oder den Mond in eine "Kugelform" zwingt.
Ja, aber auch auf der Erde gibt es Berge. Auf kleineren Himmelskörpern sind die Unregelmäßigkeiten relativ und interessanterweise auch absolut größer. Aber ich sehe keine klare Grenze, wo man unregelmäßige von regelmäßigen Körpern trennen könnte. Vermutlich muss man das einfach willkürlich definieren.

ralfkannenberg schrieb:
Sie sind alle kleiner als der Saturnmond Japetus und der ist eben nicht rund genug.
Wieso? Wegen dem Bergrücken? Das erscheint mir sehr kleinlich. Gibt es da ein offizielles Maß für die Regelmäßigkeit und eine Grenze ab der ein Objekt als Zwergplanet durchgehen könnte (wenn es kein Mond ist)?
 

Herr Senf

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Ich bin mit dem herbeigezogenen Kriterium "heute rund" für hydrostatisches Gleichgewicht *rundrum* nicht einverstanden.
Das Kriterium verlangt nämlich eine homogene Dichteverteilung. Beim "unrunden" Körper kann seine Oberfläche auch im Gleichgewicht sein, wenn inhomogen.
Pragmatisch macht die Klasse Zwergplanet zwischen Planeten und Asteroiden Sinn, aber es würden hunderte kleinere ab 100(?) km auf Bestätigung warten.
Machen wir Ceres als typischen Vertreter eine pragmatische Freude, alle neu bestätigten Zwergplaneten da weit draußen müssen größer sein (nur fast rund).
Auch bei Pluto/Charon ist man pragmatisch inkonsequent, Charon ist streng definiert kein Mond, aber beide sind ein Doppel-Zwergplanet - schöne Ausnahme.

Bei unserem überzogenem Ordnungssinn können ein paar unordentliche Ausnahmen nicht schaden - Grüße Dip
 
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