Erismond Dysnomia: gibt es diesen Mond überhaupt ??

ralfkannenberg

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Hallo zusammen,

ich habe hier eine Arbeit von Mike Brown und Bryan Butler gefunden, vom Januar 2018 ziemlich aktuell: Medium-sized satellites of large Kuiper belt objects

Doch was da über den nach dem Plutomond Charon und vor dem Orcusmond Vanth zweitgrössten bekannten Mond unseres Sonnensystems, der nicht einen Planeten umwandert, nämlich den Erismond Dysnomia geschrieben steht, hat mich stutzig gemacht.

Im Kapitel 4 liest man:

No obvious detections of Dysnomia appear in the data. If we knew the predicted position of Dysnomia with respect to Eris, however, we could make a more stringent determination. The last published orbital elements of Dysnomia (Brown & Schaller 2007) have a 30 degree phase uncertainty by the time of these observations, so are not sufficient for providing predictions.


Wirklich stutzig wurde ich aber in der Discussion, im Kapitel 5:

The Eris-Dysnomia system is unlike any other known in the Kuiper belt. With a mass ratio between 37 and 115, Dysnomia appears intermediate between satellites such as Charon and Nyx and Hydra (with mass ratios greater than 10^5; Brozovic et al. 2015) Hi'iaka, the larger satellite of Haumea (with a mass ratio of ~200; Ragozzine & Brown 2009). But an albedo of ~0.04 clearly shows that Dysnomia is not a reassembled product of an icy disk. We suggest two alternatives.
Bis hierhin eigentlich ganz ok.


Doch dann:

First, it is possible that our reported detection of Dysnomia is erroneous.
Erst mal leer schlucken …

… dann beschwichtigen:

While we showed that the probability of a spurious detection at the predicted combined location of Dysnomia is low,
Very low hätte ich gedacht, nachdem es ja sogar ein Bild zur Dysnomia gibt.


Doch dann das hier:

robust detection at multiple locations are desired.
Man hat diesen Mond auch nach 13 Jahren erst an einer einzigen Stelle neben Eris gesehen !!!

Was sagt Ihr dazu ?


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Herr Senf

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Verstehe die Aufregung nicht, man sieht nichts mit ALMA, also im Radiobereich, optisch ist/war er doch mehrmals/immer da.

Grüße Dip
 

ralfkannenberg

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optisch ist/war er doch mehrmals/immer da.
Hallo Herr Senf,

ich war offen gestanden auch sehr überrascht, denn ich hatte gemeint, die Arbeit "The Mass of Dwarf Planet Eris (Michael E. Brown and Emily L. Schaller)" sei eigentlich hieb- und stichfest.


Freundliche Grüsse, Ralf


P.S. Vermutlich nicht ganz legaler Link zu dieser Arbeit befindet sich auf der englischen Wikipedia
 

Bynaus

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Geht mir wie Senf, ich glaube, du missverstehst das, siehe Fig. 4, jeder blaue Punkt ist eine (optische) Entdeckung. Mit "spurious" meinten sie bloss die Entdeckung mit ALMA, die dies sein könnte. Dysnomia gibt es ziemlich zweifellos.
 

ralfkannenberg

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Geht mir wie Senf, ich glaube, du missverstehst das, siehe Fig. 4, jeder blaue Punkt ist eine (optische) Entdeckung. Mit "spurious" meinten sie bloss die Entdeckung mit ALMA, die dies sein könnte. Dysnomia gibt es ziemlich zweifellos.
Hallo Bynaus,

alles Gute noch zum Geburtstag !

Was mich einfach wundert: warum schreiben die, dass "it is possible that our reported detection of Dysnomia is erroneous" ?

Und dass man auf Daten aus dem Jahre 2007 zurückgreifen muss wundert mich auch, aber ok - neue Beobachtungsdaten sind möglicherweise teuer. Auch der immerhin dritt-entdeckte Zentaur Nessus wurde letztmals im Jahre 2004 gesichtet.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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siehe Fig. 4, jeder blaue Punkt ist eine (optische) Entdeckung.
Hallo Bynaus,

dieses Diagramm findest Du bereits in "The Mass of Dwarf Planet Eris" (Michael E. Brown and Emily L. Schaller) aus dem Jahre 2007, es ist dort die Fig. 1, allerdings scheint es einige weitere optische Entdeckungen seitdem gegeben zu haben. - Ich muss mir die beiden Publikationen nochmals in Ruhe anschauen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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Bynaus

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Danke Ralf! :)

Mit "our reported detection" beziehen sie sich auf jene mit ALMA (im Paper selbst). (erroneous, nicht spurious)

Ich denke, man hat einfach alle Daten drin, die bisher gesammelt wurden, inklusive 2007. Beobachtungszeit ist kostbar, unmittelbar nach der Entdeckung von Eris war sie wohl noch verfügbar, um nach Satelliten zu suchen, während das heute wieder schwieriger sein dürfte.
 

ralfkannenberg

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Beobachtungszeit ist kostbar, unmittelbar nach der Entdeckung von Eris war sie wohl noch verfügbar, um nach Satelliten zu suchen, während das heute wieder schwieriger sein dürfte.
Hallo Bynaus,

das bestärkt mich einmal mehr in meinem Wunsch, endlich mal ein Raumschiff zur Eris zu schicken. Und Du bist noch jung genug, dass die Ankunft bei der Eris zu Deinen Lebzeiten erfolgen dürfte.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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Hallo zusammen,

ich mag so etwas nicht und habe deswegen nun diese Arbeit käuflich erworben ($30 für 1 Seite ...), ich denke, damit bin ich berechtigt, daraus zitieren.


Freundliche Grüsse, Ralf

Du meinst den Link auf die Arxiv-Version? Der ist absolut legal, sonst hätten die Autoren die Studie nicht online gestellt.

Viele Publisher machen hohe Gewinne mit der Gratisarbeit, die die Forscher für sie verrichten (schreiben der Inhalte, peer-review und editorial). Die Forschung selbst ist praktisch immer vom Steuerzahler finanziert. An deiner Stelle würde ich das marode, ausbeuterische System nicht auch noch durch das Kaufen von Artikeln unterstützen, gerade wenn du die Inhalte auch ganz legal anders abrufen kannst. Je früher das ganze System kollabiert und von einem Open Access System abgelöst wird, desto besser.
 

ralfkannenberg

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Du meinst den Link auf die Arxiv-Version?
Hallo Bynaus,

nein, ich meine diese hier: The mass of dwarf planet Eris (M.E. Brown and E.L. Schaller), Science, 316. 1585, 2007.


Und der Wikipedia-Link greift da auf irgendein Archiv zurück.


Viele Publisher machen hohe Gewinne mit der Gratisarbeit, die die Forscher für sie verrichten (schreiben der Inhalte, peer-review und editorial). Die Forschung selbst ist praktisch immer vom Steuerzahler finanziert. An deiner Stelle würde ich das marode, ausbeuterische System nicht auch noch durch das Kaufen von Artikeln unterstützen, gerade wenn du die Inhalte auch ganz legal anders abrufen kannst. Je früher das ganze System kollabiert und von einem Open Access System abgelöst wird, desto besser.
Sehe ich nicht so; zwar könnte ich mir die Artikel kostenlos in der Bibliothek der ETH Zürich anschauen und tatsächlich fährt Tram 17 von meinem Arbeitsplatz zum HB, von dort könnte ich zu Fuss zum Central und dann mit dem Sechser hoch, doch alles zusammen wird mich das von Tür zu Tür und wieder zurück 3-4 Stunden kosten. So kann ich das bequem in einer Kaffeepause erledigen, ausdrucken und dann im Zug nach Hause lesen.

Kommt hinzu, dass man ja zahlreiche Artikel auch kostenlos einsehen kann, beispielsweise über arXiv oder weil der Artikel frei ist, d.h. der Durchschnittpreis, den ich pro Artikel zahle, ist immer noch vernachlässigbar. Allerdings habe ich mittlerweile doch im Kontext mit den ganzen Planeten- und Zwergplanetenmonden an die 200 $ hingeblättert, dies allerdings seit Juli vergangenen Jahres. Da waren aber auch einige wirklich sehr gute Arbeiten dabei, die ich nicht missen möchte.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
Zuletzt bearbeitet:

Bynaus

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Hallo Bynaus,

nein, ich meine diese hier: The mass of dwarf planet Eris (M.E. Brown and E.L. Schaller), Science, 316. 1585, 2007.


Und der Wikipedia-Link greift da auf irgendein Archiv zurück.

Das Archiv ist auf der Seite von Science selbst - das ist mit Sicherheit nicht illegal! Das sind nur die "SOM", die "Supplementary Online Materials", eine Datensammlung, die zum Artikel mitgeliefert werden um mehr Hintergrundinfos zu liefern.

Sehe ich nicht so; zwar könnte ich mir die Artikel kostenlos in der Bibliothek der ETH Zürich anschauen und tatsächlich fährt Tram 17 von meinem Arbeitsplatz zum HB, von dort könnte ich zu Fuss zum Central und dann mit dem Sechser hoch, doch alles zusammen wird mich das von Tür zu Tür und wieder zurück 3-4 Stunden kosten. So kann ich das bequem in einer Kaffeepause erledigen, ausdrucken und dann im Zug nach Hause lesen.

Kommt hinzu, dass man ja zahlreiche Artikel auch kostenlos einsehen kann, beispielsweise über arXiv oder weil der Artikel frei ist, d.h. der Durchschnittpreis, den ich pro Artikel zahle, ist immer noch vernachlässigbar. Allerdings habe ich mittlerweile doch im Kontext mit den ganzen Planeten- und Zwergplanetenmonden an die 200 $ hingeblättert, dies allerdings seit Juli vergangenen Jahres. Da waren aber auch einige wirklich sehr gute Arbeiten dabei, die ich nicht missen möchte.

Freundliche Grüsse, Ralf

Klar, das ist bequem. Trotzdem, das scheint mir ein sehr hoher Preis für eine einzelne Arbeit. Für 50 Dollar pro Jahr kannst du (als nicht-Wissenschaftler) digitales Mitglied bei der AAAS werden und bekommst jede Ausgabe von Science in digitaler Form (also alle Artikel, die in Science rauskommen). Damit unterstützt du auch die Wissenschaft im weiteren Sinn. Science bzw. die AAAS ist auch ein weitaus ethischerer Publisher als z.B. Elsevier.
 

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
Das Archiv ist auf der Seite von Science selbst
Hallo Bynaus,

das weiss ich nicht; nur: warum verlinkt man dann auf ein Archiv statt auf den Artikel selber ?


Klar, das ist bequem. Trotzdem, das scheint mir ein sehr hoher Preis für eine einzelne Arbeit.
Na ja, normalerweise kaufe ich pro Jahr aber nur 1 oder 2 Arbeiten. Die vergangenen 12 Monate waren da eine Ausnahme.


Für 50 Dollar pro Jahr kannst du (als nicht-Wissenschaftler) digitales Mitglied bei der AAAS werden und bekommst jede Ausgabe von Science in digitaler Form (also alle Artikel, die in Science rauskommen).
Das hilft mir aber nicht weiter, weil ich meistens an alten Artikeln interessiert bin. Und die neuen findet man fast immer als preprint. Ich kann mich da nur an eine Ausnahme erinnern, das war das Entdeckungspaper von der "kleinen Sedna", also von 2012 VP[sub]113[/sub]. Somit wären diese 50 Dollar eine reine Spende von mir, da ich die Ausgaben des aktuellen Kalenderjahres in den seltensten Fallen brauchen kann.


Damit unterstützt du auch die Wissenschaft im weiteren Sinn. Science bzw. die AAAS ist auch ein weitaus ethischerer Publisher als z.B. Elsevier.
Ich bin mit Elsevier offen gestanden ganz zufrieden, zumal die einem den gekauften Artikel gleich zur Quittung per Attachment zuschicken, d.h. die brauche ich nicht noch lange in irgendeiner Cloud, in der ich mich nicht zurechtfinde, suchen, und ünberdies verwalten die alle Artikel, die ich bei ihnen gekauft habe, für mich. Auch wenn das nicht so viele sind, so ist das doch sehr bequem.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

UMa

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Hallo Ralf,

wie meine Vorredner schon gesagt haben. Es geht hier nicht um die Existenz von Dysnomia an sich, sondern um die Entdeckung der langwelligen Strahlung durch ALMA.
Letztlich wurde diese Strahlung Dysnomia nicht in den einzelnen Aufnahmen entdeckt, sondern nur gerade so in der Summe der drei Aufnahmen, die übereinander gelegt werden mussten. Dabei war die genaue Bahnbestimmung auf so lange Zeit natürlich schwierig.
Die Sichtbarkeit im reflektierten Sonnenlicht ist offensichtlich, sonst hätte man ja die Bahn nicht bestimmen können.

Sind halt ganz schön weit draußen und damit sehr kalt, weit weg und damit schwach.

Grüße UMa
 
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