Aus dem Blickwinkel des Grossen Filters ist das eine hervorragende Nachricht!
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Die Breakthrough-Listen-Initiative hat jetzt weitere Ergebnisse ihrer Suche nach Radiosignalen von außerirdischen Zivilisationen vorgestellt: Die detaillierte Analyse der Beobachtung von 1327 nahegelegenen Sternen brachte keinerlei Hinweise auf die Existenz von Außerirdischen. Die gesammelten Daten stehen zudem allen für weitere Untersuchungen zur Verfügung. (20. Juni 2019)
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Aus dem Blickwinkel des Grossen Filters ist das eine hervorragende Nachricht!
Der "Grosse Filter" ist ursprünglich eine Idee des Ökonomen Robin Hanson, der auf eine Antwort zum Fermi-Paradoxon abzielt: egal, was die Erklärung dafür ist, irgendwo auf dem Weg von den ersten Lebensmolekülen zur interstellaren Zivilisation, die das Universum besiedelt (oder zumindest besucht) muss es einen evolutionären Schritt geben, der so selten erreicht/überwunden wird, dass er die Anzahl sichtbarer Zivilisationen stark limitiert (sie sind so selten, dass wir bisher noch keine finden konnten). Dieser Schritt nennt er den "Grossen Filter". Was dieser Grosse Filter ist, ist zunächst einmal unklar.
Für uns als planetare Zivilisation, irgendwo auf dem oben genannten Weg, stellt sich die Frage: ist der Filter in unserer Vergangenheit (z.B., Leben entsteht sehr selten, Intelligenz entsteht sehr selten, etc.), d.h., haben wir den Filter bereits überwunden - oder ist er in unserer Zukunft? (z.B., die meisten planetaren Zivilisationen vernichten sich selbst) Ist er in unserer Vergangenheit, ist unsere Zukunft offen. Ist er jedoch in unserer Zukunft, bedeutet es, dass wir nur eine sehr geringe (empirische) Wahrscheinlichkeit haben, noch lange zu überleben und zur interstellaren Zivilisation zu werden.
Beobachtungen in unserem Universum können (sollten) unsere Erwartung, ob der Filter eher in der Zukunft oder der Vergangenheit zu suchen ist, beeinflussen: würden wir z.B. Hinweise finden, dass es einst sowohl auf Mars und Venus komplexe Lebensformen gab, ja vielleicht auf Europa immer noch gibt (und diese alle unabhängig voneinander entstanden wären), wäre das ein starker Hinweis darauf, dass der Grosse Filter weder bei der Entstehung von Leben, noch bei der Entstehung komplexer Lebensformen anzusiedeln ist. Denn es wäre extrem unwahrscheinlich, dass Leben insgesamt sehr selten entsteht, dies in unserem eigenen System aber gleich vier Mal unabhängig voneinander geschehen ist. Wenn der Filter aber nicht in der Vergangenheit zu suchen ist, dann erhöht das die Chance, dass er in unserer Zukunft liegt - und wir mit hoher Wahrscheinlichkeit relativ "bald" aussterben werden. Aus dieser Sicht wäre die Entdeckung von Leben auf dem Mars oder ähnlich eine deprimierende Entdeckung.
Wie passt die Meldung oben in diesen Kontext? Gäbe es innerhalb der nächsten 1300 Sterne (nicht einmal ein Millionstel aller Sterne der Galaxis) eine andere, radio-kommunizierende Zivilisation, würde dies nahelegen, dass es vermutlich Millionen von solchen Zivilisationen in der Galaxis gibt - und noch mehr gegeben hat. Dies würde nahelegen, dass Zivilisationen vergleichsweise häufig entstehen - und der Grosse Filter mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in unserer Zukunft liegen muss. Denn keine dieser Millionen (Milliarden oder gar Billionen, wenn man die Vergangenheit dazu nimmt!) Zivilisationen hat je die Galaxis besiedelt - ein Schicksal, das damit auch uns bevorstehen dürfte.
So gesehen ist es gut zu sehen, dass es innerhalb von nur geraden 1300 Sternen keine andere, radio-kommunizierende Zivilisation gibt. Die Chancen auf tiefe Zukunft für die Menschheit - und ihre Chancen, zu einer interstellaren Zivilisation zu werden - sind also intakt.
Wobei man dazu sagen muss, dass das Zeitfenster, in der sich eine radio-kommunizierende Zivilisation entdecken lässt, sehr klein ist. Es also durchaus sein kann, dass sich innerhalb dieser rund 1300 Sterne die ein oder andere hochintelligente Lebensform "versteckt" und wir diese einfach nicht (mehr) sehen können.
Bei solchen Suchen geht es nicht darum, quasi das "Abfallrauschen" zu entdecken (TV, Radio etc.), sondern um Signale, die mit der Absicht, entdeckt zu werden gesendet wurden. Das Zeitfenster für solche Signale kann im Prinzip so lange offen sein, wie die Zivilisation existiert (und/oder an Kontakt zu anderen interessiert ist).Wobei man dazu sagen muss, dass das Zeitfenster, in der sich eine radio-kommunizierende Zivilisation entdecken lässt, sehr klein ist.
Natürlich ist es aber denkbar, dass einer der 1300 Sterne von einem "Ruinenplaneten" umkreist wird. Das wäre in Sachen Grosser Filter aber eine sehr schlechte Nachricht...
Halo Bynaus,
warum ?
Ebenso wie eine Schwalbe noch keinen Sommer macht macht ein "Ruinenplanet" eine schlechte Nachricht. Auch denkbar, dass wir einfach nur früh dran sind und die Evolution auf den anderen Planeten-Kandidaten erst später eingesetzt hat, weil z.B. die Kombination Mond/Gezeiten, Jupiter/Kometenfänger u.v.a. weniger günstig war und deswegen "normale" Evolutionszeiten für eine planetare Zivilisation i.A. länger dauern.
Freundliche Grüsse, Ralf
Hallo,
Das Entfernungszeitfenster und das Entwicklungszeitfenster müssen übereinstimmen.
Jemand auf dem Stand von Thomas Alva Edison könnte nicht mit Marsrovern kommunizieren.
Kommunikationssignale von Zivilisationen die einige hundert Jahre weiterentwickelt sind würden wir nicht erkennen.![]()
Grüße
Wotan
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@Ralf: gleiche Argumentation wie beim Leben auf dem Mars oben. Klar, es kann ein enormer Zufall sein, dass Leben bzw Zivilisationen eigentlich extrem selten entstehen, es aber in unserem System bzw. innerhalb von nur gerade 1300 Sternen gleich zwei Mal geklappt hat. Aber es ist viel wahrscheinlicher, dass diese Beobachtung bedeutet, dass Leben bzw. Zivilisationen häufig entstehen.
Ausser die Signale wurden spezifisch dafür designt, um entdeckt zu werden. Eine simple Primzahlenfolge auf AM und FM zum Beispiel. Nach solchen Signalen sucht SETI.
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