New Horizons: Vorüberflug an 2014 MU69 offenbar erfolgreich

astronews.com Redaktion

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Die NASA-Sonde New Horizons hat ihren Vorüberflug am Kuipergürtel-Objekt 2014 MU69 am frühen Morgen des Neujahrstages offenbar erfolgreich absolviert. Darauf deuten zumindest die diagnostischen Daten hin, die im Laufe des gestrigen Nachmittags empfangen wurden. Erste Bilder sollte es auch schon geben, die werden aber noch bis zu einer Pressekonferenz heute Abend zurückgehalten. (2. Januar 2019)

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Alex74

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Die spannende Frage ist, wie häufig solche Objekte und damit auch Verschmelzungsereignisse sind.
Aus den Daten und Bildern sollte man doch eigentlich viel darügber erfahren können, wie stabil bzw. kompakt die Einzelkomponenten sind und wie hoch die Geschwindigkeit bei solchen Kollisionen sein kann, oder?
Ist Ultima Thule ggf. ein eingefrorener Zwischenstand von Planetesimalen im Wachstum der Frühphase des Sonnensystems? Oder sind Erkenntnisse aus 2014MU69 nicht übertragbar auf ehem.Planetesimale diesseits der Schneegrenze wegen des abweichenden Eisanteils? Wobei die Schneegrenze ja damals weitaus näher bei der Sonne lag...

Gruß Alex

PS.: Ich hab mal schnell ein (wirklich) nicht ernst gemeintes Video dazu gemacht :D
Die schockierende Wahrheit über Ultima Thule!
 

FrankSpecht

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Die spannende Frage ist, wie häufig solche Objekte und damit auch Verschmelzungsereignisse sind. ... Ist Ultima Thule ggf. ein eingefrorener Zwischenstand von Planetesimalen im Wachstum der Frühphase des Sonnensystems?
Es ist zwar noch nichts in trockenen Tüchern, aber dennoch stellen manche Planetologen erste Vermutungen an:
MU69 appears as a bi-lobed baby comet in latest New Horizons images
Solar system formation theorists have been considering this problem for a long time, because bi-lobed worlds are actually the commonest shape among cometary nuclei.

:D

Ebenfalls auch von mir ein „live long and prosper“ an alle!
 

ralfkannenberg

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Hallo zusammen,

ebenfalls ein gutes Neues Jahr 2019 !

Kann man irgendwo nachlesen, wie gross die beiden Kometen-"Kugeln" sind bzw. wie hoch deren Albedo ist ? Das ist eigentlich das, was mich am meisten interessiert.


Vielleicht sollte man doch auf eine Mission zur Eris verzichten, am Ende stellt die sich sonst womöglich auch noch als so ein Kontakt-Doppelkörper heraus ...


Freundliche Grüsse, Ralf
 

FrankSpecht

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Moin Ralf,
ein paar erste Daten zum KBO findest du auf der New Horizons Website: NASA's New Horizons Mission Reveals Entirely New Kind of World

the world measures 19 miles (31 kilometers) in length. The team has dubbed the larger sphere "Ultima" (12 miles/19 kilometers across) and the smaller sphere "Thule" (9 miles/14 kilometers across).

Auf der P-Con vom 3.1. wurde die Albedo mit 6% angegeben, wobei die hellste Stelle in der Kontaktzone mit 13% den höchsten Wert hat.
 

UMa

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Hallo Ralf,

die Albedo liegt zwischen 0,06 für die dunklen und 0,13 für die hellen Stellen. Die Durchmesser sind 19 bzw 14 km.
https://en.wikipedia.org/wiki/2014_MU69

Eris? Hat eine viel zu große Schwerkraft.

Wobei sich die Frage stellt, ab welcher Größe eine solche Doppelkörperform durch die eigne Schwerkraft zur Kugel gequetscht wird?

Grüße UMa
 

Aries

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Wobei sich die Frage stellt, ab welcher Größe eine solche Doppelkörperform durch die eigne Schwerkraft zur Kugel gequetscht wird?
Am merkswürdigsten finde ich es, dass die einzelnen Körper Ultima und Thule ja jeweils für sich halbwegs zu einer Kugel gequetscht wurden, nicht aber beide zusammen. Was Regelmäßigkeit angeht sind Ultima und Thule ja eher mit Vesta vergleichbar als mit größenmäßig ähnlicheren Asteroiden wie Lutetia, Mathilde, Ida, Eros und Gaspra: https://de.wikipedia.org/wiki/Asteroid#/media/File:Asteroidsscale.jpg

Das heißt, da hat wohl in der Anfangszeit eine gewisse Quetschung durch Schwerkraft stattgefunden. Später als die beiden aneinandergestoßen sind aber nicht mehr. Anfangs muss wohl die Temperatur höher gewesen sein.
 

ralfkannenberg

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Hallo Frank, hallo UMa,

besten Dank !

Wie gesagt, ich hatte leider in den letzten Tagen sehr wenig Zeit.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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Am merkswürdigsten finde ich es, dass die einzelnen Körper Ultima und Thule ja jeweils für sich halbwegs zu einer Kugel gequetscht wurden, nicht aber beide zusammen. Was Regelmäßigkeit angeht sind Ultima und Thule ja eher mit Vesta vergleichbar als mit größenmäßig ähnlicheren Asteroiden wie Lutetia, Mathilde, Ida, Eros und Gaspra: https://de.wikipedia.org/wiki/Asteroid#/media/File:Asteroidsscale.jpg

Das heißt, da hat wohl in der Anfangszeit eine gewisse Quetschung durch Schwerkraft stattgefunden. Später als die beiden aneinandergestoßen sind aber nicht mehr. Anfangs muss wohl die Temperatur höher gewesen sein.

Ja, zum Beispiel. Wenn sich die beiden Körper jeweils aus feinen Staubkörnern gebildet haben, danach unter ihrem eigenen Gewicht etwas kompaktiert wurden, so dass die Staubkörnchen nun gut aneinander haften, dann könnten die beiden Teile dann später so zusammenstossen, dass jeder für sich erhalten bleibt.

ralfkannenberg schrieb:
Vielleicht sollte man doch auf eine Mission zur Eris verzichten, am Ende stellt die sich sonst womöglich auch noch als so ein Kontakt-Doppelkörper heraus ...

Eris vielleicht nicht, aber möglicherweise Haumea...
 

Aries

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wieso Haumea ? Dessen (vermutlich) längliche Form wurde doch schon von Anfang an aufgrund seiner hohen Rotationsgeschwindigkeit vorhergesagt.
Hallo Ralf,

Haumea soll Äquatordurchmesser von 1920 x 1540 km haben und einen Poldurchmesser von 990 km. Wenn die plattgedrückte Form ausschließlich auf die hohe Rotationsgeschwindigkeit zurückzuführen wäre, müsste der Äquatorialdurchmesser doch überall gleich sein. Dass der Äquatordurchmesser an einer Stelle größer ist, lässt sich doch nur durch einen Einschlag an dieser Stelle erklären durch einen Himmelskörper, der nach dem Einschlag nicht komplett mit der restlichen Haumea verschmolzen ist. Ob sich dieser Körper auch optisch noch so deutlich absetzt wie Thule von Ultima ist eine andere Frage. Aber um herauszufinden, ob die Oberfläche ganz eiförmig glatt ist, oder ob sich der eingeschlagene Himmelskörper noch irgendwie absetzt, müsste man doch hinfliegen oder?

Was ich in diesem Zusammenhang auch nicht verstehe, ist, warum sich Haumea angeblich im hydrostatischen Gleichgewicht befindet. Müsste dazu nicht der Äquatordurchmesser überall ungefähr gleich sein?
 

Aries

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die abgeplattete Form ist nur bei nicht zu hoher Rotationsgeschwindigkeit stabil. Bei sehr schneller Rotation ergibt sich ein dreiachsiges Ellipsoid. Im Fall konstanter Dichte ist das ein Jacobi Ellipsoid, siehe
https://en.wikipedia.org/wiki/Jacobi_ellipsoid
Sehr interessant. Bei schnellerer Rotation scheint die Form auch wieder zu einem Ellipsoid mit zwei unterschiedlichen Achsenlängen zu tendieren - die Polachse und die kürzere Äquatorachse nähern sich je immer weiter an (Treffpunkt vermutlich bei ∞)! Durchaus einleuchtend was da vor sich geht, denn die Oberfläche eines Ellipsoids mit einem bestimmten Volumen wird ja kleiner gehalten, wenn die beiden kleineren Achsen (annähernd) gleich sind, als wenn die beiden größeren Achsen gleich sind.

Eigentlich sollte man viel mehr dieser transneptunischen Objekte mal einen Besuch abstatten. Ich hätte da ein paar Ideen:

Könnte man eine Sonde wie New Horizons nicht an Neptun so ablenken, dass sie danach entgegen der Umlaufrichtung der Himmelskörper eine transneptunische Bahn um die Sonne einnimmt? Von dort aus könnte man dann nacheinander ganz viele transneptunische Objekte abklappern, so wie es New Horizons jetzt nur mit zweien (Pluto und Ultima Thule) gemacht hat.

Oder könnte man "Breakthrough Starshot" nicht auch auf Objekte im äußeren Sonnensystem anwenden? Bevor diese Mini-Raumsonden reif für die interstellare Raumfahrt sind, könnte man sie ja durch Anwendung innerhalb des Sonnensystems kontinuierlich entwickeln. Von einer Anwendung dieser Idee auf das äußere Sonnensystem habe ich jedoch noch nicht gehört.
 

Protuberanz

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Könnte man eine Sonde wie New Horizons nicht an Neptun so ablenken, dass sie danach entgegen der Umlaufrichtung der Himmelskörper eine transneptunische Bahn um die Sonne einnimmt? Von dort aus könnte man dann nacheinander ganz viele transneptunische Objekte abklappern, so wie es New Horizons jetzt nur mit zweien (Pluto und Ultima Thule) gemacht hat.
Wenn Du ihn nicht ständig beschleunigen und abbremsen willst, müßte der Flugkörper langsam genug sein, um das Sonnensystem nicht zu verlassen. Bei dieser Geschwindigkeit allein auch nur 2 TNOs anzusteuern, die nah genug beieinander sind, das man sie in der Lebenspanne der Funktionstüchtigkeit dieses Flugkörpers erreichen kann wird schwierig genug sein. Ganz viele, wie von Dir erhofft werden es ganz sicher nicht werden.

Oder könnte man "Breakthrough Starshot" nicht auch auf Objekte im äußeren Sonnensystem anwenden? Bevor diese Mini-Raumsonden reif für die interstellare Raumfahrt sind, könnte man sie ja durch Anwendung innerhalb des Sonnensystems kontinuierlich entwickeln. Von einer Anwendung dieser Idee auf das äußere Sonnensystem habe ich jedoch noch nicht gehört.
Breakthrough Starshot ist reine SciFi. Die dafür nötige Technik existiert im Moment nicht.
 

Bynaus

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@Ralf: ja, die schnelle Rotation legt ein Ellipsoid nahe. Ohne Sternbedeckungen kannst du grundsätzlich nicht ausschliessen, dass es sich dabei um einen "Kontakt-Doppelkörper" handelt. Wie ich jetzt aber gerade gesehen habe, gibt es ein Paper zu Sternbedeckungen, und diese legen eine elliptische Form nahe: https://www.nature.com/articles/nature24051

Aries schrieb:
Könnte man eine Sonde wie New Horizons nicht an Neptun so ablenken, dass sie danach entgegen der Umlaufrichtung der Himmelskörper eine transneptunische Bahn um die Sonne einnimmt? Von dort aus könnte man dann nacheinander ganz viele transneptunische Objekte abklappern, so wie es New Horizons jetzt nur mit zweien (Pluto und Ultima Thule) gemacht hat.

Das ist keine so schlechte Idee. Grundsätzlich ist es möglich, in eine retrograde Bahn einzuschwenken, aber das dürfte einen sehr nahen Vorbeiflug an Neptun bedingen. Durch die gegenläufige Bahn reduziert sich die mittlere Zeit zwischen zwei Vorbeiflügen an TNOs deutlich. Das Hauptproblem ist dann aber die hohe relativ-Geschwindigkeit zu den Vorbeiflug-Objekten (2 x die orbitale Geschwindigkeit im Kuipergürtel, deutlich mehr als die Geschwindigkeit des Vorbeiflugs von NH an Pluto oder UT).

Oder könnte man "Breakthrough Starshot" nicht auch auf Objekte im äußeren Sonnensystem anwenden?

Ich denke, das ist grundsätzlich angedacht. Ich erinnere mich dunkel, das Breakthrough Starshot eine Enceladus-Mission unterstützen will.
 

UMa

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Hallo Bynaus,
Das Hauptproblem ist dann aber die hohe relativ-Geschwindigkeit zu den Vorbeiflug-Objekten (2 x die orbitale Geschwindigkeit im Kuipergürtel, deutlich mehr als die Geschwindigkeit des Vorbeiflugs von NH an Pluto oder UT).
nein. Die Geschwindigkeit der Vorbeiflüge an Pluto und (486958) 2014 MU69 war ungefähr 14km/s. Eine Kreisbahn bei 40 AE hätte 4,7km/s. 2x wären 9,4 km/s. Selbst bei 30 AE wären es nur 5,4km/s bzw 10,9 km/s.

Grüße UMa
 

Bynaus

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Hallo Bynaus,

nein. Die Geschwindigkeit der Vorbeiflüge an Pluto und (486958) 2014 MU69 war ungefähr 14km/s. Eine Kreisbahn bei 40 AE hätte 4,7km/s. 2x wären 9,4 km/s. Selbst bei 30 AE wären es nur 5,4km/s bzw 10,9 km/s.

Grüße UMa

Stimmt (für Ultima Thule, bei Pluto waren's 11 km/s, aber das ist nicht viel höher als 2x Kreisbahn-Geschwindigkeit), danke für die Korrektur. Ich dachte, NH fliegt knapp über Fluchtgeschwindigkeit (Wurzel 2 x Kreisbahn-Geschwindigkeit), da wäre die doppelte Geschwindigkeit deutlich höher.

Ein anderes Problem für eine solche retrograde Sonde könnte sein, dass man (im Gegensatz zu NH) das Zielobjekt immer nur seitlich beleuchtet sieht, ausser vielleicht ganz kurz beim Vorbeiflug (zumindest wenn der "vorn" rumführt).
 
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