Hallo Leute,
Mit "Zoom" meine ich die bekannten Darstellungen mikro- und makrokosmischer Phänomene, die in verschiedenen Größenordnungen auftauchen, von der Plancklänge angefangen bis zum sichtbaren Kosmos.
Ich hätte auch den Threadtitel wählen können "Ein altes Gemälde - Aufstieg zur ISS", aber dann hätte vielleicht mancher gedacht "oh je, da komm einer mit Däniken". Das ist aber ganz und gar nicht meine Absicht.
Es geht um das Gemälde "Die Alexanderschlacht" von Albrecht Altdorfer (ca.1480-1538). Es entstand 1528/29 in Regensburg, mißt 158 x 120 und hängt in der Alten Pinakothek München. Sein Gegenstand ist die berühmte Schlacht bei Issos ("333") der Griechen unter der Führung Alexander des Großen und der von Dareios befehligten Perser. Altdorfer schildert die Schlacht wie ein zeitgenössisches Ereignis; er stellt den Zeitpunkt dar, als gegen Abend sich der Sieg der Griechen abzeichnet und Dareios sich zur Flucht wendet.
Die Historie soll uns aber weniger interessieren. Bei einer Beschäftigung mit diesem Bild fiel mir auf, daß es im Sinne eines "Zooms" durch die Größenordnungen gelesen werden kann, oder aber auch, daß es Standpunkte vom Erdboden an bis weit über der Erde so vereinigt, daß sie wie eine einzige Perspektive erscheinen.
Insofern scheint mir eine kleine Betrachtung der "Alexanderschlacht" auch in einen astronomisches Forum zu passen, auch wenn man lieber großformatige gedruckte Reproduktionen als Anschauungsmaterial zu Verfügung hätte als auf Computer-Bildschirm begrenzte.
Hier zunächst mal einen Link zu einer Gesamtansicht:
http://images.zeno.org/Kunstwerke/I/big/kml1080a.jpg
Das gibt nur einen groben Überblick, aber der ist wesentlich.
Die kleinste Größenordnung der Darstellung ist auf dieser Gesamtdarstellung überhaupt nicht zu verifizieren. An einigen Stellen im Vordergrund geht es bis zur Haaresbreite hinab. Sicher ist nicht jedes Pferdehaar einzeln dargestellt, aber z.B. an einigen Pferdefüßen sind deutlich Haarbüschel erkennbar, und zwar nicht in einer verschwommenen, sondern aufs feinste Detail ausgerichteten Malweise. Der "Maßstab" dieser Einzelhaare ist natürlich schon ein anderer als der des ganzen Pferdes; da wurde quasi schon "gezoomt".
Im Vordergrund erkennen wir einige isoliert stehende Reiter deutlich, darüber kommen dann schon die Massen der Heeresgruppen und das ganze Schlachtfeld in Sicht. Hinter dem Schlachtfeld ein Berg mit einzelnen Gebäuden; weiter rechts hinten eine ganze Stadt, der Stadt vorgelagert noch Heerlager.
Dann geht der Blick aufs Meer; wir blicken von Norden nach Süden auf das Mittelmeer. Die Insel ist Zypern, und darüber hinaus sehen wir die Südküste des Mittelmeers - Afrika; man erkennt das Nildelta mit den sieben Mündungsarmen sowie den Nil flußaufwärts, östlich das Rote Meer. Die Bergkette, die sich direkt westlich des Nils nach Süden erstreckt und die in Wirklichkeit nicht existiert, hat Altdorfer vermutlich einer Karte der Scheldelschen Weltchronik entnommen.
Der Horizont zeigt deutlich die Krümmung des Erdglobus - ein schönes Dokument dafür, daß es bei Kopernikus/Galilei nicht um Scheibe versus Kugelgestalt der Erde ging (was hier im Forum natürlich jeder weiß).
Zur Darstellung der Himmelskörper muß man wissen, daß Altdorfers Gemälde nicht mehr in Originalgröße erhalten ist, sondern irgendwann an den Seiten und oben beschnitten wurde. Es hatte also der Mond sicher seinen vollen Hof, und auch diese herrliche vulkanoide Abendsonne hatte größeren Raum für sich.
Ich denke, es ist schon deutlich, was ich mit dem durch die Größenordnungen "zoomenden" Gemälde meinte, in dem Standpunkte von nächster Nähe bis hin zur, modern gesprochen, "Satellitenperspektive" wie in einem einzigen Anblick vereinigt sind.
Zum besseren Kennenlernen des Gemäldes hier noch einige Ausschnittsansichten.
Ein einzelner Reiter aus dem Vordergrund rechts (wohl ein Deserteurjäger?). Die unglaubliche Feinstmalerei wie aus nächster Nähe läßt sich hier gut studieren:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3d/Alexanderschlacht_(Ritter).jpg
Überrittene Soldaten und ein Pferd, die Altdorfer nicht vergessen hat:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/35/Alexanderschlacht_(Kadaver).jpg
Hier die beiden Protagonisten; rechts mit den beiden Schildern Alexander im Angriff, links auf dem Streitwagen Darius, der sich eben zur Flucht gewendet hat; sein Wagenlenker ist von einem Pfeil getroffen worden:
http://www.isar-arabesken.de/places/images/altdorfer/altdorfer3.jpg
Die Familie des Darius war in der Schlacht ebenfalls zugegen und wird auf der himmlischen Schrifttafel erwähnt. Der Tross ist auch schon auf der Flucht; ein Hofnarr ist auch dabei.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f7/Alexanderschlacht_(Frauen).jpg
Leider sieht man auf diesem Ausschnitt nicht die Hauptperson der Familie, die Gemahlin des Darius, wie sie (in historisch überlieferter Geste) verzweifelt die Arme nach oben wirft. Ein Link dazu benahm sich schlecht, den mußte ich weglassen.
Hier die Stadt mit den Heerlagern vor den Toren. Bei den Heerlagern darf man Lagerfeuer suchen:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b2/Alexanderschlacht_(Stadt).jpg
Auch Zypern ist bebaut, und es herrscht reger Schiffsverkehr. Vor dem Nildelta die Schlammablagerungen (? - oder Reflexe von Wellenbrechungen?). Den Nil kann man bis weit in Afrika hinein verfolgen:
http://www.raphaelgallery.org/upload1/file-admin/images/new4/Albrecht Altdorfer-822222.jpg
Dieser Ausschnitt zeigt noch etwas weiter westlich den Widerschein der Sonne im Mittelmeer:
http://www.365sterne.de/kunst/al1.jpg
---
Lit.-Hinweise:
Wikip. Art. "Albrecht Altdorfer" http://de.wikipedia.org/wiki/Albrecht_Altdorfer
Wikip. Art. "Die Alexanderschlacht" http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Alexanderschlacht
Franz Winzinger: Bemerkungen zur Alexanderschlacht Albrecht Altdorfers. in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 31. Bd., H. 3 (1968), S. 233-237
Stable URL: http://www.jstor.org/stable/1481744
Mit "Zoom" meine ich die bekannten Darstellungen mikro- und makrokosmischer Phänomene, die in verschiedenen Größenordnungen auftauchen, von der Plancklänge angefangen bis zum sichtbaren Kosmos.
Ich hätte auch den Threadtitel wählen können "Ein altes Gemälde - Aufstieg zur ISS", aber dann hätte vielleicht mancher gedacht "oh je, da komm einer mit Däniken". Das ist aber ganz und gar nicht meine Absicht.
Es geht um das Gemälde "Die Alexanderschlacht" von Albrecht Altdorfer (ca.1480-1538). Es entstand 1528/29 in Regensburg, mißt 158 x 120 und hängt in der Alten Pinakothek München. Sein Gegenstand ist die berühmte Schlacht bei Issos ("333") der Griechen unter der Führung Alexander des Großen und der von Dareios befehligten Perser. Altdorfer schildert die Schlacht wie ein zeitgenössisches Ereignis; er stellt den Zeitpunkt dar, als gegen Abend sich der Sieg der Griechen abzeichnet und Dareios sich zur Flucht wendet.
Die Historie soll uns aber weniger interessieren. Bei einer Beschäftigung mit diesem Bild fiel mir auf, daß es im Sinne eines "Zooms" durch die Größenordnungen gelesen werden kann, oder aber auch, daß es Standpunkte vom Erdboden an bis weit über der Erde so vereinigt, daß sie wie eine einzige Perspektive erscheinen.
Insofern scheint mir eine kleine Betrachtung der "Alexanderschlacht" auch in einen astronomisches Forum zu passen, auch wenn man lieber großformatige gedruckte Reproduktionen als Anschauungsmaterial zu Verfügung hätte als auf Computer-Bildschirm begrenzte.
Hier zunächst mal einen Link zu einer Gesamtansicht:
http://images.zeno.org/Kunstwerke/I/big/kml1080a.jpg
Das gibt nur einen groben Überblick, aber der ist wesentlich.
Die kleinste Größenordnung der Darstellung ist auf dieser Gesamtdarstellung überhaupt nicht zu verifizieren. An einigen Stellen im Vordergrund geht es bis zur Haaresbreite hinab. Sicher ist nicht jedes Pferdehaar einzeln dargestellt, aber z.B. an einigen Pferdefüßen sind deutlich Haarbüschel erkennbar, und zwar nicht in einer verschwommenen, sondern aufs feinste Detail ausgerichteten Malweise. Der "Maßstab" dieser Einzelhaare ist natürlich schon ein anderer als der des ganzen Pferdes; da wurde quasi schon "gezoomt".
Im Vordergrund erkennen wir einige isoliert stehende Reiter deutlich, darüber kommen dann schon die Massen der Heeresgruppen und das ganze Schlachtfeld in Sicht. Hinter dem Schlachtfeld ein Berg mit einzelnen Gebäuden; weiter rechts hinten eine ganze Stadt, der Stadt vorgelagert noch Heerlager.
Dann geht der Blick aufs Meer; wir blicken von Norden nach Süden auf das Mittelmeer. Die Insel ist Zypern, und darüber hinaus sehen wir die Südküste des Mittelmeers - Afrika; man erkennt das Nildelta mit den sieben Mündungsarmen sowie den Nil flußaufwärts, östlich das Rote Meer. Die Bergkette, die sich direkt westlich des Nils nach Süden erstreckt und die in Wirklichkeit nicht existiert, hat Altdorfer vermutlich einer Karte der Scheldelschen Weltchronik entnommen.
Der Horizont zeigt deutlich die Krümmung des Erdglobus - ein schönes Dokument dafür, daß es bei Kopernikus/Galilei nicht um Scheibe versus Kugelgestalt der Erde ging (was hier im Forum natürlich jeder weiß).
Zur Darstellung der Himmelskörper muß man wissen, daß Altdorfers Gemälde nicht mehr in Originalgröße erhalten ist, sondern irgendwann an den Seiten und oben beschnitten wurde. Es hatte also der Mond sicher seinen vollen Hof, und auch diese herrliche vulkanoide Abendsonne hatte größeren Raum für sich.
Ich denke, es ist schon deutlich, was ich mit dem durch die Größenordnungen "zoomenden" Gemälde meinte, in dem Standpunkte von nächster Nähe bis hin zur, modern gesprochen, "Satellitenperspektive" wie in einem einzigen Anblick vereinigt sind.
Zum besseren Kennenlernen des Gemäldes hier noch einige Ausschnittsansichten.
Ein einzelner Reiter aus dem Vordergrund rechts (wohl ein Deserteurjäger?). Die unglaubliche Feinstmalerei wie aus nächster Nähe läßt sich hier gut studieren:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3d/Alexanderschlacht_(Ritter).jpg
Überrittene Soldaten und ein Pferd, die Altdorfer nicht vergessen hat:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/35/Alexanderschlacht_(Kadaver).jpg
Hier die beiden Protagonisten; rechts mit den beiden Schildern Alexander im Angriff, links auf dem Streitwagen Darius, der sich eben zur Flucht gewendet hat; sein Wagenlenker ist von einem Pfeil getroffen worden:
http://www.isar-arabesken.de/places/images/altdorfer/altdorfer3.jpg
Die Familie des Darius war in der Schlacht ebenfalls zugegen und wird auf der himmlischen Schrifttafel erwähnt. Der Tross ist auch schon auf der Flucht; ein Hofnarr ist auch dabei.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f7/Alexanderschlacht_(Frauen).jpg
Leider sieht man auf diesem Ausschnitt nicht die Hauptperson der Familie, die Gemahlin des Darius, wie sie (in historisch überlieferter Geste) verzweifelt die Arme nach oben wirft. Ein Link dazu benahm sich schlecht, den mußte ich weglassen.
Hier die Stadt mit den Heerlagern vor den Toren. Bei den Heerlagern darf man Lagerfeuer suchen:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b2/Alexanderschlacht_(Stadt).jpg
Auch Zypern ist bebaut, und es herrscht reger Schiffsverkehr. Vor dem Nildelta die Schlammablagerungen (? - oder Reflexe von Wellenbrechungen?). Den Nil kann man bis weit in Afrika hinein verfolgen:
http://www.raphaelgallery.org/upload1/file-admin/images/new4/Albrecht Altdorfer-822222.jpg
Dieser Ausschnitt zeigt noch etwas weiter westlich den Widerschein der Sonne im Mittelmeer:
http://www.365sterne.de/kunst/al1.jpg
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Lit.-Hinweise:
Wikip. Art. "Albrecht Altdorfer" http://de.wikipedia.org/wiki/Albrecht_Altdorfer
Wikip. Art. "Die Alexanderschlacht" http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Alexanderschlacht
Franz Winzinger: Bemerkungen zur Alexanderschlacht Albrecht Altdorfers. in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 31. Bd., H. 3 (1968), S. 233-237
Stable URL: http://www.jstor.org/stable/1481744
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