Eisbären

Bernhard

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Hallo zusammen,

gestern bin ich beim "allabendlichen Abhängen" vor dem TV auf diese Sendung: http://www.arte.tv/guide/de/048204-002/operation-eisberg-2-2 gezappt. Dort wurde in allen wissenschaftlichen Details erklärt, wie Eisschollen zerbrechen und welche Ursachen das hat. Ob das interessant und/oder wichtig ist sei mal dahingestellt.

Am Ende der Sendung wurde dann eine Luftaufnahme einer 42km² großen Eisscholle gezeigt, die angeblich noch Lebensraum für ca. 15 Eisbären bietet, aktuell in Richtung Atlantik treibt, mit einem Sender markiert wurde und eine Lebenserwartung von eventuell nur einem Jahr hat.

Mich würde nun interessieren, ob das Schicksal dieser Eisbären damit bereits besiegelt ist, was sehr wahrscheinlich einen grausamen und langsamen Tod bedeuten würde oder ob es noch Naturschützer gibt, denen das nicht egal ist.
Mit Gruß
 
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ralfkannenberg

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Am Ende der Sendung wurde dann eine Luftaufnahme einer 42km² großen Eisscholle gezeigt, die angeblich noch Lebensraum für ca. 15 Eisbären bietet, aktuell in Richtung Atlantik treibt, mit einem Sender markiert wurde und eine Lebenserwartung von eventuell nur einem Jahr hat.

Mich würde nun interessieren, ob das Schicksal dieser Eisbären damit bereits besiegelt ist, was sehr wahrscheinlich einen grausamen und langsamen Tod bedeuten würde oder ob es noch Naturschützer gibt, denen das nicht egal ist.
Hallo Bernhard,

die Frage ist bitte nicht als "versteckter Vorschlag" zu verstehen: was wäre mit diesen Eisbären vor 5 Millionen Jahren passiert, als es noch keine Menschen gab ?

Vor einigen Jahren gab es übrigens in der Region von Zürich Hochwasser, bei denen sich einige Kühe auf einen kleinen Hügel "gerettet" haben. Als das Wasser noch weiter stieg, wurden die Kühe schliesslich von der Armee evakuiert. Das war natürlich eine grosse Aufregung und zwei Kühen war diese offenbar zu lästig, so dass sie ins Wasser gegangen und zur nächsten trockenen Wiese geschwommen sind - Kühe können nämlich ganz gut schwimmen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Kibo

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Ich finde man sollte über eine Rettung vielleicht im nächsten Frühsommer aber nicht jetzt nachdenken. Strömungen ändern sich, der Winter steht noch aus, Eisbären sind wirklich sehr gute Schwimmer und Jäger, verhungern werden sie nicht werden. Wenn die Scholle so groß und langlebig ist, findet man sie auch dann noch wieder.

mfg
 

sanchez

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Ja man könnte diese Eisbären mit technischen Aufwand retten.

Aber wofür? Der Lebensraum der Eisbären verschwindet.

Ich denke der Eisbär hat auf längere Sicht keine Chance sich der verändernden Welt anzupassen. Eisbären sind auf eine geschlossene Eisdecke angewiesen, um nach Robbenbabys zu jagen. Bei steigenden Temperaturen und schwindenden Eis wird das immer schwieriger.

Aus Hunger verfallen manche Eisbären dem Kannibalismus. Oder sie wandern in wärmere Regionen und paaren sich dort mit Braunbären.
Das sind schlechte Aussichten, um zu überleben.

Viele Grüsse
sanchez
 

Bernhard

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Oder sie wandern in wärmere Regionen und paaren sich dort mit Braunbären.
So etwas wäre immer noch besser als auf einer treibenden Eisscholle hunderte von Kilometer vom Festland umherzutreiben. Schließlich können Eisbären schlecht ein Schiff chartern oder Landkarten lesen.

Aber mal sehen. Es wären nicht die ersten Eisbären, die per Hubschrauber verfrachtet werden. Hoffen wir mal das beste. Ich persönlich fände auch eine Zukunft in einem Zoo immer noch besser als ein jämmerliches Absaufen auf hoher See.
MfG
 

mac

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Hallo Bernhard,

Wiki Eisbär schrieb:
Zwischen dem Spätaugust und Spätoktober 2008 schwamm ein mit einem Senderhalsband versehener ausgewachsener, weiblicher Eisbär ununterbrochen eine Strecke von 687 km in neun Tagen. Danach legte das Weibchen schwimmend und über Eisschollen laufend, noch eine Strecke von 1800 km zurück und verlor insgesamt 22 % ihres Gewichts.[3] Die gleiche Langzeitstudie von 52 weiblichen Eisbären legt den Schluss nahe, dass Langstreckenschwimmen eine Verhaltensreaktion auf die veränderten Eisbedingungen im Rahmen der globalen Erwärmung ist.
Herzliche Grüße

MAC
 

Bernhard

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Betrachtet das Ganze mal aus dem Blickwinkel der Robben.
Hallo Nathan,

vermutlich ist das nicht ganz ernst gemeint, aber ich antworte trotzdem mal. Das die Seerobben in den nächsten dreißig Jahren aussterben halte ich für ziemlich unwahrscheinlich. Insofern hat das einzelne Tier hier wirklich nicht die gleiche Bedeutung, wie bei den Eisbären.

@MAC: Wow. Das diese Tiere derart gut schwimmen können hätte ich nicht gedacht und es entschärft die Problematik dieses Themas ganz erheblich. Danke für den Hinweis :) .
MfG
 
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ralfkannenberg

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Ich persönlich fände auch eine Zukunft in einem Zoo immer noch besser als ein jämmerliches Absaufen auf hoher See.
Hallo Bernhard,

das ist für mich ein No-Go: ein Zoo ist eine Art Gefängnis und da gehören Tiere idealerweise nicht hin, auch wenn sich in den vergangenen Jahrzehnten die Zoos wirklich grosse Mühe gegeben haben, die Tiere insgesamt artgerechter zu halten.

Wenn man also die Eisbären retten will - es sind ja nicht so viele, so muss das einhergehen mit einem Auswilderungsprozess in einer anderen Umgebung in der Freiheit.

In Brugg hat man damals die Kuh-Evakuierung kurzfristig als Militärübung durchgeführt; auch wenn sich die Kühe hätten selber retten können, so war das doch etwas, bei dem die Soldaten etwas Sinnvolles leisten konnten, ohne Steuergelder unnötig zu belasten.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bernhard

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Wenn man also die Eisbären retten will - es sind ja nicht so viele, so muss das einhergehen mit einem Auswilderungsprozess in einer anderen Umgebung in der Freiheit.
Hallo Ralf,

die Frage ist nur, ob sich entsprechende Ressourcen (Geld, Arbeitskräfte, Spezialisten, Helikopter usw.) finden lassen? Falls ja, fände ich das wirklich prima.
MfG
 

Nathan5111

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Hallo Bernhard!
vermutlich ist das nicht ganz ernst gemeint,
Vermutlich doch.

Sicherlich haben die Robben ihre Gründe, sich im Eis aufzuhalten, auch über das "Niedlich aus dem Pelz schauen" oder "Bärenfutter sein" hinaus.
Und wenn nun das Eis plötzlich fehlt, haben sie ein Problem: Sie müssen das, wofür sie das Eis aufgesucht haben, woanders tun.
Die Bären haben 'lediglich' das Problem, dieses "Woanders" zu finden und zu nutzen, ohne vorher zu verhungern.

Das die Seerobben in den nächsten dreißig Jahren aussterben halte ich für ziemlich unwahrscheinlich.
Wenn man bedenkt, in welcher Zeit einige Fischbestände kollabiert sind, ist das eine gewagte Aussage. Da man aber (bisher) von "Robben-Sushi" noch nichts gehört hat, könntest Du recht haben. (Ich hoffe es!)

Insofern hat das einzelne Tier hier wirklich nicht die gleiche Bedeutung, wie bei den Eisbären.
Wann hat "das einzelne Tier" in der Evolution jemals eine Rolle gespielt?

Oder wolltest Du mir Grüße aus (D)einer Fury-, Lassie-, Flipper- oder Knutwelt bestellen?

Denk mal darüber nach
Nathan
 

Bynaus

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@ralfkannenberg:

was wäre mit diesen Eisbären vor 5 Millionen Jahren passiert, als es noch keine Menschen gab ?

Deine Frage berührt natürlich exakt den Kern des Dilemmas: Welche Verantwortung hat der Mensch gegenüber der Natur? Was ist moralisches Handeln in einem Umfeld, das keine Moral kennt (weil Moral ein menschliches Konzept ist)?

Denn natürlich gab es vor 5 Mio Jahren, als es noch keine Menschen gab, auch keine Menschgemachte Klimaerwärmung, die den Lebensraum der Eisbären beschneidet und zerstört (übrigens gab es wohl auch keine Eisbären, weil das Polareis, der Lebensraum dieser Tiere, sich erst etwa zu jener Zeit gebildet hat - aber das spielt wohl keine grosse Rolle für die grundsätzliche Frage). Das heisst, auch wenn auch damals niemand den Eisbären hätte zur Hilfe eilen können, so hätte es doch eine grosse Restpopulation gegeben, so dass die Spezies als ganzes problemlos überlebt hätte. Heute jedoch gibt es, gerade wegen der menschlichen Klimaerwärmung, ohnehin schon deutlich weniger Eisbären, so dass jede verlorene Population letztlich die Spezies etwas näher an den Abgrund rückt. Wir könnten uns fragen: würden wir die Eisbären retten, wenn es sich um die letzten ihrer Art handeln würde? Wenn ja, warum?

Ich denke, das ist letztlich die entscheidende Frage: sind die Menschheit, die Zivilisation und all ihre zerstörerischen und schöpferischen Auswirkungen auf die natürliche Umwelt als "Naturkatastrophe" zu verstehen? Sind wir, ähnlich wie ein Asteroid, der einschlägt und die Dinosaurier ausrottet, eine zufällige Wendung in der Geschichte der Erde, eine unaufhaltbare Kraft, die die Evolution in eine neue, komplett andere Richtung lenkt (es gibt ja bereits Tiere, die sich an menschliche Städte adaptieren, Haustiere, Hauspflanzen, invasive Spezies (sowohl nützlich als auch schädlich) verbreiten sich global, etc.)? Oder haben wir viel eher Verantwortung darüber, haben wir die Verpflichtung (von wem?), die Welt möglichst nahe an ihrem ursprünglichen Zustand zu bewahren? Ist der Schutz der Umwelt auch dann angezeigt, wenn Menschen nicht davon profitieren? (z.B., ist es richtig, eine giftige und für die meisten Menschen eklig anzuschauende Spinnenart auszurotten, während eine ebenso giftige aber hübsch anzuschauende farbige Froschart bewahrt wird?)

Ich fiinde es schwierig, darauf eine abschliessende Antwort zu geben. Einerseits bin ich dafür, soviel wie möglich der natürlichen Umwelt zu bewahren: das ist letztlich unsere beste Langzeit-Versicherung gegen Zivilisationskollaps. Wenn die natürliche Umwelt in ihrer Diversität überlebt, haben unsere Nachfahren die Chance, nochmals neu anzufangen. In eine vergifteten, geplünderten, ökologisch verarmten Welt ist das sehr viel schwieriger bis unmöglich (je nach Grad dieses Zustandes). Anderseits aber ist auch die Natur selbst nicht statisch. Dinge ändern sich. Veränderung steckt im Kern der Evolution: Arten verschwinden und entstehen permanent, und nur der Zufall entscheidet, welche Arten überleben und welche Untergehen. Es ist gut möglich, dass der Mensch vielleicht unzählige Spezies auf der Erde ausrottet, aber gleichzeitig Welten im Universum schafft und mit Leben füllt, die sonst nie welches gekannt hätten. Dass auch "Haustieren" und "Parasiten" der menschlichen Zivilisation auf unzähligen Welten unzählige neue Lebensbäume entstehen, die es ohne den Menschen nie gegeben hätte. Spatzen und Tauben z.B. sind bereits sehr gut an die Nische "menschliche Städte" angepasst: warum sollten sie weniger Recht auf eine grosse evolutionäre Zukunft haben als die Säuger, die vor 65 Mio Jahren von einem Asteroiden praktisch eine leere Welt geschenkt bekamen? Eisbären jedoch scheinen bei ihrer Anpassungsfähigkeit an die menschliche Zivilisation eher das (damalige) Los der Dinosaurier gezogen zu haben.

Am ehesten könnte ich mich für einen Zwischenweg begeistern: etwa die Hälfte der bewohnbaren Landoberfläche sollten wir komplett verwildern lassen und sie der Natur zurückgeben. Zumindest so lange, bis wir völlig autarke, belebte Biosphären anderswo geschaffen haben - nur schon aus Eigeninteresse. Weiter sollten wir unsere Experimente mit der Atmosphärenzusammensetzung beenden, auch hier v.a. auch aus Eigeninteresse (versaufende Städte, Nahrungssicherheit, Flüchtlingsprobleme).
 
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