Unser Sonnensystem einmal anders betrachtet!

Elling

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Unser Sonnensystem, einmal anders betrachtet!

Zu Beginn meiner Darstellung weise ich darauf hin, daß die Buchführung über unser Sonnensystem in der bisherigen Form nicht weitergeführt werden sollte!
Wir sollten nicht länger nur die Anzahl der Planeten addieren, sondern die
Forschungsergebnisse der Neuzeit besser herausstellen und vor allem ganz anders bewerten!

Spätestens als wir verbindlich sagen konnten, daß die Himmelskörper Jupiter
und Saturn pp selbst aus den gleichen Gasen bestehen wie unsere Sonne
auch, hätten wir sagen dürfen, daß dieses Sonnen-Embryos sind!

Wenn wir diesen Standpunkt einnehmen würden, könnten wir, ganz grob gesagt, diese Gas-Planeten als "Blindgänger" in unserem Sonnen-System
bezeichnen!

Dann aber sähe unser Wissen auch ganz anders aus und viele Rätsel
wären auf einmal, ganz plötzlich gelöst!


Wir hätten ein "Jupiter-Sonnen-Embryo" mit über 60 Planeten vor uns und
ein "Saturn-Sonnen-Embryo" mit etwa 40 Planeten! pp.

Entsetzt würden wir sehen, daß unsere Sonne nur vier eigene Planeten hat!
Was nun? Gerade haben wir vom Jupiter-Embryo gelernt, daß die Sonnen
etwa 60 Planeten oder noch mehr haben können und jetzt?
Wo sind die anderen geblieben?

Darüber gibt uns der Mars Auskunft mit seinen tiefen Gräben! Zweifellos
hat der sich, irgendwie festgeklemmt, über Jahrmillionen mit einem weiteren Planeten gerieben! Und dabei seine Lufthülle und sein Wasser verloren!

Ziehen wir nun noch Forschungsergebnisse über den schlingernden Uranus hinzu, können wir nur erahnen, welches aufregende Leben unsere Sonne
und damit auch unsere Erde hinter sich hat! Aber keine Bange!
Unsere Sonne bleibt uns erhalten!

Bevor ich jetzt eine Pause in meiner Darstellung einlege, zitiere ich aus dem
Buch "Planetenwelten" wie folgt:

"Jede Theorie über die Entstehung der Planeten muß vereinbar sein mit dem
einheitlichen Alter der Sonne, der Kometen und Asteroiden sowie der
Planeten selbst, die alle zusammen vor etwa 4,5 Milliarden Jahre entstanden.

Sie muß auch die Tatsache erklären, daß alle Planeten in derselben
Richtung und in annähernd derselben Ebene kreisen und daß diese
Bewegungsrichtung mit der Rotationsrichtung der Sonne übereinstimmt.

Schließlich sollte sie auch die heute verfügbaren detaillierten Informationen
über die chemische Zusammensetzung der verschiedenen Mitglieder des
Sonnensystems mit berücksichtigen."

Zu dieser Verpflichtung sage ich JA! Ich könnte es!

Elling
 

Alex

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bis auf das ich jetzt nicht ganz verstanden habe, was du eigentlich sagen willst,
hab ich auch schon öfters mal Jupiter "die verhinderte Sonne" gelesen.
Jupiter und Saturn haben zusammen 100 Planeten?
meinst du vielleicht "Monde"?
Man konnte sich doch bisher noch nicht einmal über eine Definition des Wortes Planeten einigen...

Erklär mal bitte genauer was du meinst..

EDIT:
Sehe gerade, dass Bynäus dazu schon etwas in einem anderen Thread geschrieben hat.
 
Zuletzt bearbeitet:

galileo2609

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Sehen wir mal von 'wilden' Einfanghypothesen ab. Setzen wir ein sparsames Modell voraus, dass die bekannten Orbitalkörper im Sonnensystem entstanden sind. Beschränken wir uns hier auf die allgemein als Planeten akzeptierten Körper (8+1), unabhängig von der weiteren Klärungen was ein Planet denn nun wirklich ist.

Die Planetenbildungsmodelle gehen davon aus, dass alle diese Planeten aus der Akkretionsscheibe der Sonne entstanden sind. Als gemeinsamer gesicherter Hypothesengrund gilt im allgemeinen, dass die inneren Gesteinsplaneten durch Akkretion schwerer Elemente zu Planetesimalen und deren anschließender Kollisionen entstanden.

Für die äußeren Gasplaneten wird es schon schwieriger. Hier konkurrieren z . Zt. zwei Modelle.
In Fortführung des Akkretionsmodells werden auch die Kerne der Gasplaneten analog zu den Gesteinsplaneten gebildet ('core-accretion', ggf. durch weniger schwere Verbindungen jenseits der Schneegrenze). Auf diese Kerne werden gravitativ die hinter der Schneegrenze noch vorhandenen leichten und flüchtigen Gase akkretiert. Die Gasplaneten entstehen mit flüssigen/gasförmigen Atmosphären, die in der Zusammensetzung der des Urnebels/der Sonne entsprechen.

Die Anwendung des Akkretionsmodells auf die Kerne der Gasplaneten ist nicht ganz widerspruchsfrei. Numerische Modelle haben die Hypothese hervorgebracht, dass die vollständige Ausbildung der Gasplaneten mehr Zeit benötigt als die Auflösung der Akkretionsscheibengase durch den stellaren Wind zulässt. Als Alternativmodell wurde daher eine Entstehung der Gasplaneten durch gravitativen Kollaps verklumpter Bereiche der erkalteten Akkretionsscheibe eingeführt. Dieser Prozess würde im zeitlichen Rahmen der Auflösung des Urnebels bleiben und wirklich ein Analogon zum Entstehungsprozess der zentralen stellaren Komponente darstellen (abgesehen von der Temperaturdifferenz).

Das Kollapsmodell hat einen gewissen Charme. Es schlägt im gewissen Sinne eine Brücke von unseren exemplarischen Gasplaneten Jupiter und Saturn über die bekannten extrasolaren Planeten mit mehrfacher Jupitermasse zu den Braunen Zwergen und ggf. zu den stellaren Mehrfachsystemen. Zumindest wenn man diese Hypothese linear extrapolieren könnte.

Empirisch ist diese lineare Extrapolation z. Zt. aber nicht bestätigt. Erhebliches Kopfzerbrechen bereitet die sog. 'Brown Dwarf Desert', die Lücke zwischen den sehr schweren extrasolaren Gasplaneten und den bekannten Braunen Zwergen. Diese Lücke, sofern sie nicht auf einem Beobachtungs-bias beruht, bringt wiederum das Kollapsmodell ins Schlingern. In letzter Zeit ist daher meines Erachtens das (Core-)Akkretionsmodell wieder sicherer belegt.

Es gibt wohl Voraussagen aus beiden Modellen, deren empirische Prüfung hilfreich für deren Gültigkeit wäre. Die Core-Accretion-Hypothese sagt nämlich meines Wissens wesentlich schwerere Kerne für Gasplaneten voraus als das Kollaps-Modell.
Die etwas härtere Testvorausage bezieht sich auf die nach wie vor eher vage Ermittlung der Kernzusammensetzung von Jupiter und Saturn. Zukünftige Missionen könnten hier einen bestätigenden Nachweis für das Core-Accretion-Modell liefern.
Der Nachweis eines wirklichen Jupiters in den Außenbereichen (~ Neptun-Distanz) eines extrasolaren Systems würde dagegen empirische Evidenz für das Kollaps-Modell mobilisieren, da für die Bildung eines solchen Planeten nach dem Akkretions-Modell wirklich zu viel Zeit benötigt würde.

Würde der Nachweis eines Planetenbildungsprozesses für Jupiter und Saturn nach dem Akkretionsmodell gelingen, wäre die These von den 'verhinderten Sonnen' wirklich vom Tisch. Selbst eine mögliche These von den 'verhinderten Braunen Zwergen' käme dann nicht mehr zur Betrachtung.

Sollte die empirische Datenbeschaffung für das Kollapsmodell sprechen, wären unsere Gasplaneten, die so entstanden sind, dagegen wirklich verhinderte Braune Zwerge. Ihre Masse reicht nicht für die Auslösung eines Deuterium-Brennens, die ab ~ 13 Jupiter-Massen einsetzen kann. Aber auch nach diesem Modell würde ihnen noch wesentlich mehr fehlen, um als Sonnen in einem Mehrfachsystem zur Gestalt zu kommen. Wirkliche stellare Komponenten beginnen ihr Wasserstoff-Brennen nach heutiger Erkenntnis erst ab ~ 75 Jupitermassen (+weitere Bedingungen).

Grüsse galileo2609
 

Mahananda

Registriertes Mitglied
Hallo,

auffällig ist auch, dass das Planetensystem vier sehr massereiche Körper aufweist, die zusammen mehr als 99% der Gesamtmasse aller Planeten enthalten (die vier Gasplaneten) - analog dazu besteht das Mondsystem des Jupiter zu 99,99% des Gesamtmasseanteils aus den vier Galileischen Monden Io, Europa, Ganymed und Callisto. Dieselbe Situation liegt im Uranussystem vor: vier massereiche Monde, die über 99% der Gesamtmasse in sich vereinen (Ariel, Umbriel, Titania und Oberon). Im Saturnsystem ist diese Vierzahl durch den großen Mond Titan gestört - lässt man diesen unberücksichtigt (da er vielleicht ein Einfangkörper ist), verbleiben wieder vier massereiche Monde, die fast die gesamte Masse in sich binden (Tethys, Dione, Rhea und Iapetus). Eine Ausahmeerscheinung stellt lediglich das Neptunsystem dar: Hier dreht Triton seine retrograden Runden - und erweist sich damit als Einfangkörper, der möglicherweise die vier ursprünglich dort vorhandenen Monde in den Kuiper-Gürtel befördert hat, wo sie als Plutinos noch dort sein könnten (Charon, Ixion und Orcus gäben passende Kandidaten ab - der Nachweis dürfte allerdings schwierig sein!). Verbirgt sich hinter der Vierzahligkeit der massereichen Satelliten ein allgemeingültiges Entstehungsszenario für Mehrfach-Satellitensysteme? Falls ja, dürfte dies auch für Exoplanetensysteme von Bedeutung sein. Genauere Beobachtungsdaten dürften darüber Aufschluss geben.

Viele Grüße!
 
Zuletzt bearbeitet:

Elling

Registriertes Mitglied
Unser Sonnensystem, einmal anders betrachtet!

Ich denke, daß dieses Thema noch nicht richtig ausdiskutiert ist! Möglicherweise auch noch in der Thematik noch nicht richtig erkannt!

An galileo2609!
Deine Erklärung ist mir die beste! Könntest Du die bitte noch erweitern? Kümmere Dich doch noch einmal um meinen Beitrag "Wie kam unsere Sonne an ihren heutigen Platz?".
Du würdest mir eine Menge sagen können und mir Hinweise geben! Danke!
Elling
 

galileo2609

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Ich denke, daß dieses Thema noch nicht richtig ausdiskutiert ist! Möglicherweise auch noch in der Thematik noch nicht richtig erkannt!

An galileo2609!
Deine Erklärung ist mir die beste! Könntest Du die bitte noch erweitern? Kümmere Dich doch noch einmal um meinen Beitrag "Wie kam unsere Sonne an ihren heutigen Platz?".
Du würdest mir eine Menge sagen können und mir Hinweise geben! Danke!
Elling

Hallo Elling,

ich helfe gerne, sofern sie mir die Hilfe ermöglichen. Ich würde sie daher gerne bitten, die Ausarbeitung ihrer These noch einmal zu aktualisieren. Mit dem Stand von vor gut einem Jahr kommen wir einfach nicht weiter. Also bitte, ihre Vorlage.

Grüsse galileo2609
 

Ich

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Verbirgt sich hinter der Vierzahligkeit der massereichen Satelliten ein allgemeingültiges Entstehungsszenario für Mehrfach-Satellitensysteme?

Das muss sogar so sein. Wenn die Erde nicht nur einen Mond hätte, hätte sie betimmt auch vier. Bei der Venus wurden eh schon Monde beobachtet, das wird nur heutzutage totgeschwiegen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es auf der erdabgewandten Seite der Venus auch vier Monde hat.
Man darf auch nicht vergessen, dass es genau vier innere Planeten gibt. Dass der Liebe Gott den fünften gesprengt hat muss uns ein Zeichen sein!
 

komet007

Registriertes Mitglied
Das muss sogar so sein. Wenn die Erde nicht nur einen Mond hätte, hätte sie betimmt auch vier. Bei der Venus wurden eh schon Monde beobachtet, das wird nur heutzutage totgeschwiegen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es auf der erdabgewandten Seite der Venus auch vier Monde hat.
Man darf auch nicht vergessen, dass es genau vier innere Planeten gibt. Dass der Liebe Gott den fünften gesprengt hat muss uns ein Zeichen sein!

Es gibt auch vier Grundkräfte und vier Elemente (Plasma zählt nicht). Noch ein Zeichen! :rolleyes:
 

Mahananda

Registriertes Mitglied
... und in unserem Haushalt leben vier Personen - wenn das kein Zufall ist! Aber mal im Ernst: Mein Beitrag vom 19. Dezember zielt nicht auf irgendwelche "Zeichen" ab, sondern enthält eine durchaus ernst gemeinte Frage. Hat jemand eine Erklärung dafür, dass sich der Hauptanteil der Masse eines Mehrfach-Satellitensystems auf vier Großkörper konzentriert? Es wäre schön, wenn es auch ohne Blödeleien ginge.

Danke!
 

Toni

Registriertes Mitglied
Keine Ahnung ...

Hi Mahananda,

entschuldige, aber einen muss auch ich noch loswerden: :eek:

Wenn ein Hauptkörper (Sonne oder eben Planet) vier Großsatelliten besitzt, so haben wir kein Zwei- oder Drei-Körper-Problem, sondern ein Fünf-Körper-Problem. Hätte dieser Hauptkörper nun aber fünf Großsatelliten, dann bekäme er wahrscheinlich ein für ihn unlösbares "Sex-Körper-Problem"! :D

Jetzt aber mal im Ernst:

Hat jemand eine Erklärung dafür, dass sich der Hauptanteil der Masse eines Mehrfach-Satellitensystems auf vier Großkörper konzentriert?
Ich habe leider keine Erklärung dafür. :( Aber es handelt sich ja auch um den heutigen Ist-Zustand. Vor drei Milliarden Jahren kann es noch ganz anders ausgesehen haben und in einer Milliarde Jahre kann es ebenso wieder anders aussehen. Das wissen wir nicht. Meines Erachtens ist dieser Umstand rein zufällig heutzutage anzutreffen, genauso wie die Titius-Bodische Reihe, für die ja mittlerweile auch ein Körper nicht mehr vorhanden ist. Vielleicht hat man auch gerade wegen dieser Reihe Pluto von seinem ihm nicht zustehenden Platz als Planet entfernt ...? :rolleyes:

Sehr vage Grüße von
Toni
 

Mahananda

Registriertes Mitglied
Hallo,

@ Toni: Die Verhältnisse im Sonnensystem sind sehr stabil, ebenso die in den Mondsystemen. In den ersten paar hundert Millionen Jahren nach der Entstehung kam es zu mehreren Driftbewegungen (Neptun nach außen, daher die Plutinos des Kuiper-Gürtels, Jupiter nach innen, daher die Anordnung der Lücken im Planetoiden-Gürtel) der großen Planeten, welche u.a. auch zu mehreren Bombardement-Phasen führten (Beispiel: Mond und Merkur vor etwa 3,8 Milliarden Jahren - zeitgleich wird die Entstehung des Lebens auf der Erde angesetzt). Die Entstehung der Gasriesen selber muss schon nach relativ kurzer Zeit abgeschlossen gewesen sein (Kollaps-Hypothese: wenige Jahrhunderte Entstehungszeit!). Weiterhin muss die Entstehungsregion der großen Planeten in den äußeren Bereichen des Sonnensystems (ca. 10 bis 20 AE) gelegen haben, da sonst die inneren Planeten stark exzentrische Umlaufbahnen hätten bzw. gar nicht mehr vorhanden wären, wenn sich ein sog. "Heißer Jupiter" in größere Sonnennähe begeben hätte (was bei den heute bekannten Exoplanetensystemen jedoch in den allermeisten Fällen geschah). Auffallend ist nun, dass diese Grundstruktur - in größerer Nähe zum Zentralkörper mehrere massearme Satelliten, jenseits davon mit einem Massesprung von über einer Zehnerpotenz eine Vierergruppe sehr massereicher Satelliten - sich in drei von vier Mondsystemen wiederholt. Daher meine Vermutung, dass hier ein grundsätzlich analoger Entstehungsprozess abgelaufen ist, der möglicherweise mit dem Kollaps einer Gas-/Staubwolke einhergeht. Wenn sich nachweisen ließe, dass ein solcher Kollaps grundsätzlich zu einer massereichen Vierergruppe führt, auch wenn der Zentralkörper kein Stern wird, dann dürften Braune Zwerge u.a. substellare Objekte für die Suche nach Lebewesen interessante Begleiter aufweisen (analog zum Jupitermond Europa), wenn sie sich in der Nähe eines Sterns befinden (als Doppelsystem). Mir sind jedoch keine derartigen Untersuchungen bekannt, so dass ich hier - leider - nur spekulieren kann.

@ Klaus: Jein, Jupiter ist zwar der bei weitem massereichste Körper im Sonnensystem, aber von der Gesamtstruktur betrachtet bilden die vier Gasriesen eine eigene Untergruppe im Sonnensystem, die etwa 99,5 % der Gesamtmasse aller Planeten und Monde umfasst. Wie ich weiter oben schon schrieb, findet sich diese Untergruppe als analoge Struktur in den Mondsystemen von Jupiter (die vier Galileischen Monde = 99,99 % der Masse aller 63 bislang bekannten Monde), Saturn (Tethys, Dione, Rhea und Iapetus enthalten 97,2 % der Masse aller Monde [Titan als möglicher Einfangkörper blieb unberücksichtigt!]) und Uranus (Ariel, Umbriel, Titania und Oberon vereinen in sich 99,2 % der Gesamtmasse aller Monde). Zu vermuten ist daher, dass auch Neptun bis zum Einfang Tritons ebenfalls über so eine Vierergruppe verfügte. Aus den fast identischen Massen- und Größenverhältnissen zwischen den Saturnmonden und den Uranusmonden schließe ich auf analoge Verhältnisse bei den ehemaligen Neptunmonden. Der heutige Plutomond Charon sowie die Plutinos Ixion und Orcus haben derartige Dimensionen, so dass sie vielleicht drei der vier entlaufenen Neptunmonde darstellen. Da es mittlerweile als sehr wahrscheinlich gilt, dass Neptun mindestens 7 AE nach außen gedriftet ist, muss es auch zu nahen Begegnungen mit Zwergplaneten a la Triton gekommen sein. Die Folge war die Zerstörung des Mondsystems (allerdings ist die massearme innere Satellitengruppe noch erhalten). Möglicherweise erhielt der Mond Nereid infolge einer nahen Passage mit einem massereicheren Körper seinen stark exzentrischen Orbit. Aber ich gebe zu, dass das alles nur Spekulationen sind.

Viele Grüße!
 
Zuletzt bearbeitet:

Mahananda

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Kleiner Nachtrag: Pluto (39,44 AE ~ 38,8 AE) passt in die Titius-Bode-Reihe rein, aber Neptun (30,06 AE) müsste raus. Wer soll so was durchsetzen?

Viele Grüße!
 

SirToby

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Warum meistens vier?

Zitat von Mahananda:
Hat jemand eine Erklärung dafür, dass sich der Hauptanteil der Masse eines Mehrfach-Satellitensystems auf vier Großkörper konzentriert?

Ich finde auch, dass man dieser Frage einmal ernsthaft nachgehen sollte. Das wäre doch etwas für die Chaostheorektiker. Kann doch auch nicht so schwer sein, soetwas zu simulieren. Mehrere Großplaneten auf verschiedene Umlaufbahnen zu setzen und abzuwarten, wann und wieoft einer herausgekickt wird. Vielleicht beobachtet man tatsächlich eine "chaotische" Stabilität bei der Anzahl 4.

Gruß SirToby
 

Ich

Registriertes Mitglied
Mahananda schrieb:
Hat jemand eine Erklärung dafür, dass sich der Hauptanteil der Masse eines Mehrfach-Satellitensystems auf vier Großkörper konzentriert? Es wäre schön, wenn es auch ohne Blödeleien ginge.
Du hast da was missverstanden. Ich sage nicht, dass es Zufall ist.
Ich streite schon die bloße Tatsache ab, dass es immer 4 wichtige Satelliten hat.
Und ganz ehrlich: meine Blödelei hat deine Argumentation nur leicht überspitzt. Du hast zwei Planeten mit 4 großen Monden, die anderen sechs passen nicht dazu. Ich habe nur die Art und Weise persifliert, wie du dir die Tatsachen zurechtbiegst.
Versuche mal zu berücksichtigen, dass wir Menschen schon fast zwanghaft in allem irgendwelche Muster suchen, ob es sie nun gibt oder nicht. Schau mal 5 Minuten in einen rauschenden Fernseher, dann weißt du was ich meine.
 

mac

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Hallo SirToby,

Kann doch auch nicht so schwer sein, soetwas zu simulieren. Mehrere Großplaneten auf verschiedene Umlaufbahnen zu setzen und abzuwarten, wann und wieoft einer herausgekickt wird.
das ist in der Tat nicht schwer, nur ist das Ergebnis völlig wertlos, wenn es erst nach mehreren Milliarden Iterationen entsteht.

Einfach weil die numerische Ungenauigkeit durch die Begrenzungen der Zahlendarstellung und die winzigen Fehler durch die notwendige Aufteilung in kleine Zeitschritte, zu einer Fortführung von Fehlern führt, die dann leider nicht mehr trivial beherrschbar ist.

Herzliche Grüße

MAC
 

ralfkannenberg

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Kuipergürtel

Hallo zusammen,

wie wäre es einmal mit dem Kuipergürtel ?

Darin gibt es 7 grosse (bzw. massereiche) und jede Menge kleinere Körper. Ein Blick auf die absoluten Helligkeiten der 20 absolut-hellsten Kuipergürtel-Planetoiden mag diese Unterteilung bestätigen:

2003UB313, -1.2 Eris
1930.... , -0.7 Pluto
2005FY9.., -0.3 "Easterbunny"
2003EL61., +0.2 "Santa"
Plutomond, +1.0 Charon
2003VB12., +1.6 Sedna
2004DW..., +2.3 Orcus
2002LM60., +2.6 Quaoar
2001KX76., +3.2 Ixion
2002AW197, +3.3
2002TX300, +3.3
2002UX25., +3.6
2000WR106, +3.7 Varuna
2002MS4.., +3.8
2003MW12., +3.8
2005RN43., +3.8
2006QH181, +3.8
2002TC302, +3.9
2003AZ84., +3.9


Nun sollte man ja denken, dass sich die grössten auf "ordentlichen" Bahnen aufhalten.

Tun sie aber nicht, einzig der kleinste der Grossen, der Quaoar, gehört zu den "klassischen" Kuipergürtel-Planetoiden.

Der grösste, die Eris, ist scattered disk und reicht bis fast 100 AE hinaus und hat eine um fast 45° geneigte Bahn, der zweitgrösste, der Pluto ist ebenso wie der Orcus ein "Plutino", also in einer 2:3-Resonanz mit dem Neptun und die Sedna gar wird auf einer langgezogenen Ellipse auf rund 900 AE hinausgetragen.

Verbleiben noch der "Santa" und der "Easterbunny", die beide so zwischen den klassischen und den scattered disk-Objekten liegen.

Wieso sind 6 der 7 Grössten von ihrer Bahn abgekommen ?

Vielleicht muss man ja auch andersherum argumentieren: Wie lange dauert es, bis alle Kuipergürtel-Planetoiden aus ihrer ursprünglichen Bahn abgelenkt worden sind ?

Und vielleicht ist die klassische, d.h. exzentritätsarme Bahn gar nicht die ursprüngliche Bahn ?

Freundliche Grüsse, Ralf
 

Mahananda

Registriertes Mitglied
Hallo "Ich",

biege ich mir da wirklich etwas zurecht? Zunächst die Planeten: vier innere und massearme, dann die noch masseärmeren Planetoiden, dann die vier massereichen Gasriesen, schließlich noch die KBO's mit wiederum sehr geringer Masse. Das Grundschema: massearme Innengruppe, massereiche Hauptgruppe, massearme Außengruppe wiederholt sich lediglich bei den vier Gasriesen, somit fallen die kleineren Planeten und der übrige Kleinkram erst mal raus. Offensichtlich verlief deren Entstehung anders als die der vier Gasriesen. Für mich ein Hinweis darauf, dass die Kollaps-Hypothese eher zutreffend ist. Ähnliche Entstehungsweise impliziert ähnliche Endstruktur - im Falle der vier Gasriesen also vier massereiche Satelliten, genau wie bei der Sonne.

Zu den Abweichungen: Bei Neptun wurde unlängst ein Einfangvorgang für Triton simuliert, an dem ein weiterer ähnlich massereicher Partner beteiligt war, der schließlich aus der Bahn geworfen wurde. Bei den Plutinos böte sich Pluto selber als dieser Partner an - zumindest ist seine Masse auf vergleichbarem Niveau. Dessen Mond Charon wiederum entspräche mit einem Radius von ca. 600 km einem ehemaligen Neptunmond - auch das Fehlen von Stickstoff bzw. Methan deutet darauf hin, dass er von Pluto eingefangen wurde. Könnte es daher nicht sein, dass Neptun wie auch Uranus eine Vierergruppe ähnlich massereicher Monde besessen hat, die während des Triton-Einfangs aus der Bahn geworfen wurde und möglicherweise als Plutinos immer noch an Neptun "gebunden" sind? Ixion und Orcus könnten zwei weitere Anwärter für ehemalige Neptunmonde sein, ihre Radien von ca. 550 km bzw. 800 km entsprechen zumindest den zu erwartenden Werten. Wenn also Neptuns ehemaliges Mondsystem mit dem des Uranus weitgehend identisch war, warum sollte dies auf Saturn nicht auch zugetroffen haben? Hier sind sogar noch alle beteiligten Monde vorhanden - lediglich zwischen Rhea und Iapetus hat sich der massereiche Titan "gedrängelt", mit der Folge, dass Iapetus jetzt sehr weit von Saturn entfernt ist. Möglicherweise sind die Cassini-Region und der Äquatorwulst auf Iapetus Relikte dieses Abdrängvorgangs. Immerhin konnte bereits festgestellt werden, dass das dunkle Material auf Iapetus spektroskopisch den Dunstpartikeln der Titanatmosphäre entspricht. Ein Hinweis auf eine nahe Begegnung? Könnte man den (hypothetischen) Einfangvorgang Titans simulieren, ließe sich vielleicht dessen Herkunft genauer bestimmen. Meine Vermutung: Er entstand jenseits der ursprünglichen Neptunbahn und wurde während dessen Auswärtsdrift nach innen abgelenkt. Hier sind jedoch Spezialisten gefragt, die diese Hypothese prüfen müssten.

Ich gebe zu, dass manches ziemlich abenteuerlich klingt, aber irgendwo muss man ja schließlich einmal anfangen, um den Gesamtvorgang zu begreifen. Das Risiko, dabei auch mal gründlich danebenzuliegen, gehe ich ein. Ich denke, dass man aus der Struktur der Mehrfach-Satellitensysteme des Sonnensystems einige Rückschlüsse auf deren Entstehung und Entwicklung ziehen kann. Dass das spekulativ ist, weiß ich auch, aber Arbeitshypothesen sind ein legitimes Hilfsmittel, denke ich, um weiterzukommen.

Viele Grüße!
 

Ich

Registriertes Mitglied
Hallo "Ich",

biege ich mir da wirklich etwas zurecht?
Ja, klar.
...Ich gebe zu, dass manches ziemlich abenteuerlich klingt, aber irgendwo muss man ja schließlich einmal anfangen, um den Gesamtvorgang zu begreifen. Das Risiko, dabei auch mal gründlich danebenzuliegen, gehe ich ein.
Das ist ja auch ok. Je abenteuerlicher die Theorie, desto größer die Loorbeeren, wenn sie stimmt. Und desto kleiner die Wahrscheinlichkeit, dass sie stimmt.
Im Extremfall hat man gar keine Grundlage und denkt sich einfach etwas aus. Dann passt es zwar zu 100% nicht, aber wenn doch, kriegt man den Nobelpreis.
So wie der, der Zündhölzer für €100.000 verkaufen will. Er verkauft zwar keine, aber wenn doch, ist er ein gemachter Mann.
Ist halt nicht mein Ding, sowas.
 
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