Reise zum Mittelpunkt des Universums?!

JoePopo

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Hallo,

ich habe mal eine Verständnisfrage zum Thema "Wo liegt der Mittelpunkt des Universums?". Ich kenne die klassische Antwort mit den 2-dimensionalen Flatlanders und dem Luftballon. Allerdings bin ich von einer anderen Seite an das Thema herangegangen und frage mich, wo mein Widerspruch, so denn einer vorhanden ist, zu finden sein mag.

Also ... nehmen wir an ich bin Gott und ich will ein Universum "bauen". Ich nehme also eine große Schüssel und hinein tue ich Mehl, Wasser, Salz, Hefe und getrocknete Rosinen. Das ganze knete ich ordentlich. Nach dem Durchwalken komprimiere ich das ganze, bis es Stecknadelkopfgröße hat. Dann nehme ich das Teiguniversum, plaziere es in einem (noch freien) Vakuum und warte. (Die fleißige Hausfrau wird bereits erkannt haben, um was es sich handelt - Hefeteig mit Rosinen.)

Nun dehnt sich der Teig aus. Der Teig ist seeeehr locker, sodaß sich die Rosinen frei darin bewegen können. Ich warte 7 Tage, und mein Teiguniversum hat inzwischen einen Durchmesser von 100 Metern. Nun kommt meine Frage:

Warum sollte ich in dem Teiguniversum nicht den Mittelpunkt bestimmen können, selbst dann, wenn ich ein Bewohner einer der Rosinen bin? Immerhin ist das Teiguniversum Kugelförmig - wie unser Universum. Ich sitze also auf einer der Rosinen und schaue, wie groß die Rosinenverteilung mit größer werdender Entfernung um mich herum ist. Dabei stelle ich eine ungleiche Verteilung fest (es sei denn, ich wäre bereits im Mittelpunkt). Ergo kann ich den Mittelpunkt, oder zumindest die Richtung, in der er in etwa liegen muss, angeben.

Warum kann (bzw. soll) dies in unserem Universum nicht genauso funktionieren? Immerhin haben wir noch keine Instrumente, die bis an den Rand des Universums blicken können. Das Ultra deep field war ein Schritt in die richtige Richtung. Müssten wir nicht einfach nur drei To the edge of the universe deep fields durchführen und könnten den Mittelpunkt dann triangulieren?

Ich zerbreche mir schon länger den Kopf darüber, bin aber noch zu keiner befriedigenden Lösung gekommen. Vielleicht kann mich einer der anderen Benutzer hier aus meiner Misere retten?! :)

Gruß
JoePopo
 

galileo2609

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Hallo,

wieder eine Herausforderung der RT an den 'gesunden Menschenverstand'! :)
Das Grundproblem dürfte darin liegen, dass dein Hefekuchen eine 'äußere Krümmung' hat, die Raumzeit aber nicht. Nach dem gängigen Modell hat diese nur eine 'innere Krümmung'. Sie ist damit in keinen höherdimensionalen Raum eingebettet.

Das ist aber auch nur mein vorläufiges Vorstellungswissen. Man kann nicht sagen, dass das Universum endlich oder unendlich ist, aber es ist formal davon unabhängig allgegenwärtig. Technisch dürfte aufgrund der momentan angenommenen beschleunigten Expansion dieses allgegenwärtigen Universums die Schwierigkeit bestehen, dass uns die Informationen jenseits des 'kosmischen Ereignishorizonts' nicht mehr erreicht, weil die Hubble-Entfernung dann nicht mehr größer wird.

Aus beiden genannten Gründen dürfte daher eine Mittelpunktsmessung weder durchführbar noch sinnvoll erscheinen.

Ich habe das jetzt auf die Schnelle aus der Ausgabe von spektrum der wissenschaft 5/2005, Der Urknall - Mythos und Wahrheit, pp. 38ff. Nach meinen Begriffen eine sehr 'vorstellbare' Darstellung.

Grüsse galileo2609
 

Bynaus

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Ich warte 7 Tage, und mein Teiguniversum hat inzwischen einen Durchmesser von 100 Metern.

Da war aber viel Hefe drin... :D

Im Ernst: Offenbar scheint es so, dass das Universum in alle Richtungen bis an die Grenze "isotrop" ist - es gibt also keine "Wand" bzw. "äussere Krümmung", wie galileo es ausgedrückt hat, die man bestimmen könnte, um zu triangulieren. Anders ausgedrückt: wir sehen in dem 100 m Teiguniversum nur (z.B.) 20 cm weit...

Anderseits wissen wir gar nicht, ob das Universum nicht doch unendlich gross ist - in diesem Fall war es schon immer unendlich gross und seine "beschleunigte Expansion" macht es nicht noch grösser.

Eine Darstellung, die ich diesbezüglich sehr mag, findet sich auf diser Webseite:
http://www.anzwers.org/free/universe/bigbang.html

Der Urknall war keine Explosion in dem Sinne, dass sich alles in einem dreidimensionalen Raum von einem Punkt wegbewegt - wenn das so wäre, dann müsste der unglaublich unwahrschienliche Zufall zutreffen, dass wir uns exakt im Zentrum dieser Expansion befinden. Im Moment des Urknalls war der ganze zur Verfügung stehende Raum gefüllt mit Materie - seither hat sich der Raum vergrössert und die Materie darin wurde "weniger dicht", verklumpte zu Galaxien etc. - nimmt man einen bestimmten Punkt im Universum, scheint sich alles, bezogen auf diesen Punkt, gleichmässig von diesem zu entfernen - nur gilt das im Universum für jeden beliebigen Punkt - bei einer Explosion ist das (insbesondere die "Gleichmässigkeit") nicht der Fall.
 

aether

Gesperrt
Das unendlich kleine Universum neigt dazu unendlich groß zu werden...:eek:
Oder die unendlich große Singularität verklumpt zu unendlich vielen Materiensysteme verschiedener Größen: Galaxienhaufen, Galaxien, Sternen - die neigen dazu, unendlich klein zu werden...;)
Oder die "Ermüdung" des Lichts (die universelle Gravitationsrotverschiebung) wird fälschlicherweise als Hubble-Doppler-Effekt...:rolleyes:
Oder...:confused:
 

JoePopo

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galileo2609 schrieb:
Das Grundproblem dürfte darin liegen, dass dein Hefekuchen eine 'äußere Krümmung' hat, die Raumzeit aber nicht. Nach dem gängigen Modell hat diese nur eine 'innere Krümmung'. Sie ist damit in keinen höherdimensionalen Raum eingebettet.

Ahhh, stimmt ich erinnere mich. Ich habe mich früher intensiver mit dem Thema beschäftigt. Dieses Tatsache war mir ganz entfallen.

galileo2609 schrieb:
Man kann nicht sagen, dass das Universum endlich oder unendlich ist, aber es ist formal davon unabhängig allgegenwärtig. Technisch dürfte aufgrund der momentan angenommenen beschleunigten Expansion dieses allgegenwärtigen Universums die Schwierigkeit bestehen, dass uns die Informationen jenseits des 'kosmischen Ereignishorizonts' nicht mehr erreicht, weil die Hubble-Entfernung dann nicht mehr größer wird.

Ähhh, wie meinen? :confused:


Bynaus schrieb:
JoePopo schrieb:
Ich warte 7 Tage, und mein Teiguniversum hat inzwischen einen Durchmesser von 100 Metern.

Da war aber viel Hefe drin... :D

Ja, mensch. Klotzen, nicht kleckern. Was soll ich mit so einem Miniuniversum? Immerhin besteht bei einem größeren Universum eine größere Chance, daß Lebewesen entstehen, die sich darüber wundern, warum sie ausgerechnet auf Rosinen leben. Und hätte ich sie wirklich verwirren wollen, hätte ich dem Teiguniversum die Form eines Doughnuts gegeben.:D


Bynaus schrieb:
Der Urknall war keine Explosion in dem Sinne, dass sich alles in einem dreidimensionalen Raum von einem Punkt wegbewegt - wenn das so wäre, dann müsste der unglaublich unwahrschienliche Zufall zutreffen, dass wir uns exakt im Zentrum dieser Expansion befinden. Im Moment des Urknalls war der ganze zur Verfügung stehende Raum gefüllt mit Materie - seither hat sich der Raum vergrössert und die Materie darin wurde "weniger dicht", verklumpte zu Galaxien etc. - nimmt man einen bestimmten Punkt im Universum, scheint sich alles, bezogen auf diesen Punkt, gleichmässig von diesem zu entfernen - nur gilt das im Universum für jeden beliebigen Punkt - bei einer Explosion ist das (insbesondere die "Gleichmässigkeit") nicht der Fall.

Der Unterschied zwischen Explosion und Expansion ist mir klar. ;)

Eine so große innere Krümmung, die uns - prinzipiell - einen Flug vom Startpunkt zum Startpunkt erlaubt, obwohl wir nur geradeaus fliegen, würde bedeuten, daß das Universum einen Ereignishorizont hat. Das wiederum bedeutet, das Universum hat eine Krümmung, die es von außen wie ein schwarzes Loch erscheinen lässt. Dieser Effekt kann meines Wissens nur von der involvierten Masse hervorgerufen werden. Müsste das Universum dann nicht binnen kürzester Zeit kollabieren? Offensichtlich hat es das nicht getan, sonst würde ich nicht hier sitzen und solche Fragen stellen.

Gruß
JoePopo
 
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galileo2609

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JoePopo schrieb:
galileo2609 schrieb:
Man kann nicht sagen, dass das Universum endlich oder unendlich ist, aber es ist formal davon unabhängig allgegenwärtig. Technisch dürfte aufgrund der momentan angenommenen beschleunigten Expansion dieses allgegenwärtigen Universums die Schwierigkeit bestehen, dass uns die Informationen jenseits des 'kosmischen Ereignishorizonts' nicht mehr erreicht, weil die Hubble-Entfernung dann nicht mehr größer wird.
Ähhh, wie meinen? :confused:

Das sichtbare Universum ist z . Zt. in der Hubble-Entfernung von ~ 14 Mrd. lyr zu Ende. Durch die allgegenwärtige Expansion im Universum ist das Universum jedoch wesentlich größer. Informationen (RT-kompatibel) erhalten wir jedoch nur, wenn sie sich innerhalb der Hubble-Entfernung befindet.
Unter der lange geltenden Annahme, dass der Hubble-Parameter durch die gravitationsbedingt gebremste Expansion des Universums ebenfalls abnimmt, vergößert sich die Hubble-Entfernung. Photonen die sich zunächst aufgrund der Expansion außerhalb des sichtbaren Universums befunden haben, gelangen so innerhalb die Hubble-Entfernung.
Durch die jüngst beobachtete Feststellung der zunehmenden Expansion der Raumzeit ist dieser Zusammenhang aufgelöst. Die Hubble-Entfernung kann mit dieser beschleunigten Expansion nicht mehr mithalten. Das nach dieser beschleunigten Entwicklung jenseits der Hubble-Entfernung emittierte Licht bleibt dauerhaft jenseits dieser Grenze - dem kosmischen Ereignishorizont.

JoePopo schrieb:
Eine so große innere Krümmung, die uns - prinzipiell - einen Flug vom Startpunkt zum Startpunkt erlaubt, obwohl wir nur geradeaus fliegen, würde bedeuten, daß das Universum einen Ereignishorizont hat. Das wiederum bedeutet, das Universum hat eine Krümmung, die es von außen wie ein schwarzes Loch erscheinen lässt. Dieser Effekt kann meines Wissens nur von der involvierten Masse hervorgerufen werden. Müsste das Universum dann nicht binnen kürzester Zeit kollabieren? Offensichtlich hat es das nicht getan, sonst würde ich nicht hier sitzen und solche Fragen stellen.

Das Analogon des kosmischen Ereignishorizonts zum Schwarzen Loch scheint mir richtig und gleichzeitig unzutreffend. Dieser Ereignishorizont ist lediglich durch den nicht möglichen Austausch von Informationen bezüglich der als 'Ereignisse' bezeichneten Punkte in der Raumzeit bezeichnet, lässt sich aber nicht auf den durch die Massenkonzentration z. B. eines Schwarzen Loches verursachten Ereignishorizont zurückführen, der ebenfalls keinen Informationsaustausch zulässt.

Grüsse galileo2609
 

Bynaus

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Das sichtbare Universum ist z . Zt. in der Hubble-Entfernung von ~ 14 Mrd. lyr zu Ende.

Das ist IIRC nicht ganz richtig (nachzulesen auch in der von dir zitierten Spektrum-Ausgabe zum Urknall). Das Universum ist zwar 13.8 Milliarden Jahre alt, wir empfangen aber auch Licht aus Gebieten, die "weiter" entfernt sind, aufgrund der Dehnung des Universums also aus Gebieten, die vor einiger Zeit noch in unserem Vergangenheitslichtkegel lagen, sich aufgrund der Expansion des Universums aber daraus hinaus bewegt haben. Deshalb hat das sichtbare Universum einen Radius von fast 30 Milliarden Lichtjahren (wie gesagt: wenn ich mich richtig erinnere, ich müsste das nochmals nachlesen).
 

ralfkannenberg

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Bynaus schrieb:
nachzulesen auch in der von dir zitierten Spektrum-Ausgabe zum Urknall
Die zitierte Spektrum-Ausgabe hätte mich damals beinahe zu einem gehässigen Leserbrief veranlasst. Das ist doch reine Spekulation, was die da geschrieben haben und es ist mir völlig unverständlich, dass die Revisoren das gutgeheissen haben !

Leider hat mir die Zeit für tiefere Recherchen gefehlt. Den Autoren besagten Artikels wäre kein Zacken aus ihrer Krone gefallen, wenn sie wenigstens die Vorbedingungen ihres "Modells" angegeben hätten :mad:
 

JoePopo

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galileo2609 schrieb:
Das Analogon des kosmischen Ereignishorizonts zum Schwarzen Loch scheint mir richtig und gleichzeitig unzutreffend. Dieser Ereignishorizont ist lediglich durch den nicht möglichen Austausch von Informationen bezüglich der als 'Ereignisse' bezeichneten Punkte in der Raumzeit bezeichnet, lässt sich aber nicht auf den durch die Massenkonzentration z. B. eines Schwarzen Loches verursachten Ereignishorizont zurückführen, der ebenfalls keinen Informationsaustausch zulässt.
Aber die innere Krümmung unseres Universum resultiert doch aus der enthaltenen Masse, die ja die Raumkrümmung verursacht. Bei einem schwarzen Loch ist es ebenso. beide haben einen Ereignishorizont. Der einzige Unterschied, der mir gerade einfallen will, ist, daß schwarze Löcher sich nicht ausdehnen, wie es unser Universum tut.

Ob wir da vielleicht einem bisher nicht erkannten Zusammenhang auf der Spur sind? ;)

Gruß
JoePopo
 

ralfkannenberg

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JoePopo schrieb:
Aber die innere Krümmung unseres Universum resultiert doch aus der enthaltenen Masse, die ja die Raumkrümmung verursacht. Bei einem schwarzen Loch ist es ebenso. beide haben einen Ereignishorizont. Der einzige Unterschied, der mir gerade einfallen will, ist, daß schwarze Löcher sich nicht ausdehnen, wie es unser Universum tut.

Ob wir da vielleicht einem bisher nicht erkannten Zusammenhang auf der Spur sind? ;)

Gruß
JoePopo
Vielleicht schrumpfen Schwarze Löcher und in Wirklichkeit dehnt sich das Universum gar nicht aus, sondern die "Insassen" schrumpfen gleichmässig mit Lichtgeschwindigkeit ? :confused:
 

komet007

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Ich hätte dazu auch mal eine Frage, die mich schon länger beschäftigt. Der tiefste Blick ins All wurde von Hubble angefertigt mit einer geschätzten Entfernung von 13.7 Mrd. Jahre aufgrund der Rotverschiebung. Diese Aufnahme war nur möglich, da Hubble für die Dauer von knapp 2 Wochen verfügbar war und dadurch ein Gebiet von wenigen Bogensekunden enorm lange belichten konnte. Ist Hubble damit an seiner Leistungsgrenze angelangt oder wäre es theoretisch möglich noch größere Entfernungen zu belichten? Wäre dies mit erdgebundenen Teleskopen auch möglich und wenn ja, wieso macht man es dann nicht?
 

JoePopo

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komet007 schrieb:
Ich hätte dazu auch mal eine Frage, die mich schon länger beschäftigt. Der tiefste Blick ins All wurde von Hubble angefertigt mit einer geschätzten Entfernung von 13.7 Mrd. Jahre aufgrund der Rotverschiebung. Diese Aufnahme war nur möglich, da Hubble für die Dauer von knapp 2 Wochen verfügbar war und dadurch ein Gebiet von wenigen Bogensekunden enorm lange belichten konnte. Ist Hubble damit an seiner Leistungsgrenze angelangt oder wäre es theoretisch möglich noch größere Entfernungen zu belichten? Wäre dies mit erdgebundenen Teleskopen auch möglich und wenn ja, wieso macht man es dann nicht?

Ein Teleskop, gleich welcher Bauart, hat zwei für die Astronomen wichtige Kennwerte. Das ist zum einen das Auflösungsvermögen und zum anderen das Lichtsammlungsvermögen.

Vom Auflösungsvermögen hängt es ab, wie nahe zwei Objekte beisammenstehen dürfen, um sie noch eindeutig als zwei Objekte identifizieren zu können. Je besser das Auflösungsvermögen, desto näher dürfen sie beieinanderstehen.

Das Lichtsammmlungsvermögen sagt etwas darüber aus, wieviel des einfallenden Lichtes auf die detektierende Fläche (ob nun das Auge direkt, ein CCD-Chip, ein Photomultiplier, oder was auch immer) fällt. Bei relativ nahen Objekten ist das eine unvorstellbar hohe Zahl an Photonen. Deshalb reicht auch eine sehr kurze Belichtungszeit. Je weiter entfernt das Objekt jedoch ist, desto weniger der von dem Objekt emittierten Photonen kommen am Detektor an. Einige werden z.B. an Atomen gestreut. Andere werden komplett absorbiert. Um dennoch ein Bild von diesem Objekt machen zu können, belichtet man einfach länger. Das kann man sich etwa so vorstellen:

Ich mache ein Bild vom Mond. Ich benötige (diese Zahl ist jetzt frei erfunden und dient nur als Beispiel) 1'000'000 Photonen, damit ich ein klares, erkennbares Bild vom Mond erhalte. Vom Mond kommen pro Sekunde 10'000'000 Photonen in meinem Detektor an, also muss ich das Bild (10'000'000 / 1'000'000 =) 0,1 Sekunden belichten.

Nun mache ich eine "Deep field"-Aufnahme. Da die Objekte seeehr weit entfernt sind, kommen nur sehr wenige Photonen in meinem Detektor an, z.B. 1 alle 10 Sekunden. Ich muss also (1'000'000 / (1/10) =) 10'000'000 Sekunden lang (~115 Tage) das Bild belichten, damit ich die erforderlichen 1'000'000 Photonen für das Bild "zusammen haben".

Da sich immer mehr absorbierende und steuende Objekte (vornehmlich Gaswolken) zwischen meinem Detektor und dem abzulichtenden Objekt befinden, je weiter es entfernt ist, muss ich umso länger belichten, je weiter ich ins Universum schauen will, um noch ein erkennbares Bild zu erhalten.

Erdgebundene Teleskope nimmt man deswegen nicht, weil diese trotz adaptiver Optik das Objekt verschwommener aufnehmen, als es das HST tut. Da das HST der fehlenden Atmosphäre wegen (vergleichsweise) "gestochen scharfe" Bilder macht, ist für eine solche Art von Aufnahmen besser geeignet.

Gruß
JoePopo
 
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JoePopo

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ralfkannenberg schrieb:
Vielleicht schrumpfen Schwarze Löcher und in Wirklichkeit dehnt sich das Universum gar nicht aus, sondern die "Insassen" schrumpfen gleichmässig mit Lichtgeschwindigkeit ? :confused:

Na, das wäre aber ein unnötig kompliziertes Universum, weil die Naturkonstanten sich ja auch ständig ändern würden, bzw. müssten.

Gruß
JoePopo
 

ralfkannenberg

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JoePopo schrieb:
Na, das wäre aber ein unnötig kompliziertes Universum, weil die Naturkonstanten sich ja auch ständig ändern würden, bzw. müssten.

Gruß
JoePopo
Vielleicht würden wir das gar nicht merken, weil Raum und alle relevanten Entitäten mitschrumpfen. Also nicht nur "vielleicht" - ein Ändern der Naturkonstanten hätten wir ja sonst schon längst bemerkt ! - Und seien wir ehrlich: Wieso sollte sich z.B. ein Universum beschleunigt ausdehnen ?

Freundliche Grüsse, Ralf
 

JoePopo

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ralfkannenberg schrieb:
Vielleicht würden wir das gar nicht merken, weil Raum und alle relevanten Entitäten mitschrumpfen. Also nicht nur "vielleicht" - ein Ändern der Naturkonstanten hätten wir ja sonst schon längst bemerkt ! - Und seien wir ehrlich: Wieso sollte sich z.B. ein Universum beschleunigt ausdehnen ?

Ähhh, hab ich was verpasst? Von beschleunigter Ausdehnung hab ich jedenfalls nichts gesagt. :)

Aber um das von Dir angesprochene Problem anzusprechen: Würde alles kleiner, z.B. auch die Elementarteilchen, dann müssten sich die Zahlenwerte der Naturkonstanten auch ändern. Ansonsten würden z.B. die Atome in sich zusammenstürzen oder zerplatzen, da sich z.B. die Abstände der Nukleonen zueinander ändern, ectpp..

Gruß
JoePopo
 

Martin

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JoePopo schrieb:
Erdgebundene Teleskope nimmt man deswegen nicht, weil diese trotz adaptiver Optik das Objekt verschwommener aufnehmen, als es das HST tut. Da das HST der fehlenden Atmosphäre wegen (vergleichsweise) "gestochen scharfe" Bilder macht, ist für eine solche Art von Aufnahmen besser geeignet.

Deep Field Aufnahme des NTT-Teleskopes in Chile (3,5m Spiegeldurchmesser) von 1998:
http://www.eso.org/outreach/press-rel/pr-1998/pr-01-98.html

Ich habe noch bessere erdgebundene Deep Field Aufnahmen in Erinnerung, auf die schnelle aber nicht gefunden.
Es gibt sogar Amateurastronomen, die das HST-Deep Field North nachvollzogen haben. Selbstverständlich nicht in der Qualität, aber immerhin waren einige Gx der HST Aufnahme auf den Amateuraufnahmen zu entdecken, meines Wissens nach ein ganzes Stück unterhalb 20mag.
 

komet007

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Erdgebundene Teleskope nimmt man deswegen nicht, weil diese trotz adaptiver Optik das Objekt verschwommener aufnehmen, als es das HST tut. Da das HST der fehlenden Atmosphäre wegen (vergleichsweise) "gestochen scharfe" Bilder macht, ist für eine solche Art von Aufnahmen besser geeignet.

Sorry das ist so nicht richtig, das VLT hat, wenn es mit 4 Teleskopen voll einsatzfähig ist, ein wesentlich höheres Auflösungsvermögen. Hast du schon mal Vergleichsaufnahmen von Hubble und dem VLT gesehen?
Deshalb stellte sich generell die Frage, ob Hubble dadurch ausgedient hätte. ESA und NASA waren sich danach allerdings einig, Hubble als Sucherteleskop für's VLT einzusetzten. Das heisst man spürt mit Hubble erst mal ein Objekt auf und entscheidet sich danach ob man dieses genauer mit dem VLT untersuchen soll; aus dem Grund da beim VLT aufgrund der Nutzung von mehreren Nationen wesentlich weniger Zeit zur Verfügung steht.
Meine Frage war: Wenn man die technischen Möglichkeiten hat, bis an den Rand der Urknallsingularität zu blicken, wieso macht man es dann nicht? Ist mit Hubble die maximale Weite erreicht oder ist es mit erdgebundenen Teleskopen generell nicht möglich aufgrund der Erdrotation eine so lange Belichtung vorzunehmen? Wobei Hubble nach jeder Erdumrundung auch immer wieder auf das betreffende Gebiet fokussiert werden muss.
 

ralfkannenberg

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JoePopo schrieb:
Aber um das von Dir angesprochene Problem anzusprechen: Würde alles kleiner, z.B. auch die Elementarteilchen, dann müssten sich die Zahlenwerte der Naturkonstanten auch ändern.
Hm, klingt plausibel: bei den meisten nicht-linearen Prozessen müsste man wohl was "merken" ....... :eek:
 

JoePopo

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komet007 schrieb:
Sorry das ist so nicht richtig, das VLT hat, wenn es mit 4 Teleskopen voll einsatzfähig ist, ein wesentlich höheres Auflösungsvermögen.

Ja, wenn! Ist es denn fertig? Und schafft es die adaptive Optik ein, wie ich angemerkt hatte, in Bezug auf die Bildschärfe, genausogutes oder besseres Bild zu liefern, wie das HST? Dann nehme ich alles zurück und behaupte das Gegenteil. ;)



komet007 schrieb:
noch eine Frage: Wie kommst du darauf, dass das Universum einen Mittelpunkt hat?
Das habe ich aus dem Gedankenexperiment gefolgert, das ich im Eingangspost gemacht habe. In dem ist aber noch ein Fehler drin.

JoePopo schrieb:
Immerhin haben wir noch keine Instrumente, die bis an den Rand des Universums blicken können.
Das ist natürlich quatsch. Wir müssen nur lang genut belichten, dann können wir so weit sehen, wie wir wollen.



ralfkannenberg schrieb:
Hm, klingt plausibel: bei den meisten nicht-linearen Prozessen müsste man wohl was "merken" ....... :eek:

So würde es mir scheinen, ja.


Gruß
JoePopo
 
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