Physik außer Kraft gesetzt?

Sissy

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Hi,

mein Göttergatte ist Krimifan. Hat sich auf RTL "CSI Miami" angeguckt. In der gestrigen Folge ging es um eine Waffe, deren Kugel außen ein kleines "Leitwerk" hatte, innen drinn nen Chip und eine Masse, die innerhalb der Kugel (elektrisch?) bewegt werden konnte und somit "selbstlenkend" war. Per Kamera und Display auf dem Gewehr statt Kimme/Korn bzw. Sucherfernrohr wurde die Zielperson mit dem Gewehr anvisiert. Dann wurde die Zielperson von der Waffe irgendwie mysteriös "markiert" und die abgefeuerte Kugel flog anschließend um auftauchende Hindernisse zwischen der Gewehrmündung und der Zielperson drumrum. Reichweite: 1,5 km.

ich sag, nettes Märchen ohne physikalisch/technischen Hintergrund, er glaubt, das wäre heute Realität oder zumindest schon sehr in Seriennähe beim Militär...

- woher "weiß" die Kugel, wohin sich die Zielperson während der Flugzeit bewegt?
- wie soll ein Gewehr ohne "Hautkontakt" über 1,5 km eine Zielperson markieren?

Was denkt Ihr?

Sissy
 

FUNtastic

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Selbstlenkende Munition gibt es durchaus auch für kleinere Kaliber. Sucht z.B. mal nach "Sandia Labs self guided Bullet". Zwar nicht mit der von Sissy beschriebenen Technik, vom Ergebnis her jedoch nicht weit davon entfernt.

Viele Grüße,
FUNtastic
 

Bernhard

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Hi Sissy,

das große Problem an der CSI-Schilderung ist wohl eher die unrealistische Miniaturisierung. Soviel Intelligenz und Energie in eine Gewehrkugel zu packen halte ich für ziemlich ausgeschlossen, was nicht heißen soll, dass es keine gelenkten Waffensysteme geben soll. Und genau da vermute ich den Aufhänger für diese Sendung. Der technische Fortschritt macht natürlich auch nicht vor dem Militär halt - ganz im Gegenteil. Die Sendung wirkt deswegen auf mich eher ein wenig moralisierend in dem Sinne "Verbrechen lohnt nicht". Es könnte also eine Erinnerung an den Lehrauftrag öffentlicher Medien darstellen. Für die Gewaltprävention halte ich solche Filme bedingt für durchaus geeignet.

Realistische Beispiele für gelenkte Waffensysteme wären natürlich Drohnen, die bekannntlich immer häufiger eingesetzt werden und als abschließendes und äußerst makaberes Beispiel intelligente Springbomben mit Infrarotsensor. Im Rahmen von G.W. Bushs "Krieg gegen den Terror" wurden solche Waffen angeblich wirklich entwickelt, allergings mit Abmessungen sicher größer als eine Gewehrkugel ;) .
Gruß
 

Kickaha

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Namaste!

Lenkbare Kugeln werden für das Militär bereits hergestellt.

Es sind aber recht große Kaliber. Wobei eine Kugel die 1.5km weit fliegen soll muss ja schon ein recht großes Kaliber haben.

Das Prinzip mit einer beweglichen Masse innerhalb der "Kugel mit Leitwerk" die Flugbahn zu korrigieren halte ich für möglich. (Ad hoc angedacht) Die resultierende Rechenkraft muss aber im Gewehr sein; und vor dem eigentlichen Verlasen der Kugel aus dem Gewehrlauf müssen möglichst viele Faktoren auf die Kugel übertragen sein.

Ob eine Kugel dann fähig wäre, weitere (zusätzliche Fein-) Korrekturen im Flug vom Gewehr zu empfangen ist auch "prinzipiell" kein Problem, heute aber vermutlich noch nicht realistisch.
Wobei ... wer weiß was Geheimdienst für Möglichkeiten haben.

CSI schaue ich mir nicht an!


Gruß T.
 

Sissy

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Hi miteinander,

ui, da ist einiges an Entwicklung an mir vorbeigegangen.

Ich mag keine Feuerwaffen. Mich gruselt immer bei dem Gedanken, daß die in vielen Fällen recht sorglos in Nachtischschubladen oder anderen, nicht abgeschlossenen Behältnissen für Kinder/Jugendliche zu erreichen sind. Mit all den schlimmen Folgen...

Daß es Lenkprojektile gibt, hab ich mitbekommen. Aber wie hier angesprochen eben die "fetten" Teile (Drohnen), die z.B. von Flugzeugen abgeworfen/abgefeuert werden.

Bei CSI wurde das Projektil bzw. dessen einzelne Splitter mehrmals kurz gezeigt. Durchmesser etwa 7-8 mm, Länge ca. 45 mm.

Ich hatte den Eindruck, daß das Gewehr nach dem Abschuß nicht weiter auf das Ziel gerichtet war. Und stutzig hat mich halt gemacht, daß die Zielperson mehrmals durch andere Gegenstände (massive Wand, Pkw, Baum) optisch nicht auszumachen war, nachdem die Kugel abgefeuert war.

Hmm, Miniaturisierung schön und gut, aber eine Laserdiode braucht Strom. Eine Kamera (Photomultiplyer?), der Auswertechip auch. Und das Gewicht (Trimmung) oder bewegliche Leitwerke auch. Das ist ne Menge Strombedarf. Und Rechneleistung.

Andererseits hat das Militär fast unbegrenzt Knete, wenn es also technisch irgendwie machbar ist, werden deren Entwicklungsabteilungen bzw. die Firmen wie Sandia das bis zur Serienreife treiben.

Danke für Eure Hinweise, hab was draus gelernt.

Sissy
 

Ich

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Mal langsam, diese Lenkkugeln sind erstens noch nicht wirklich funktionierende Prototypen und zweitens können die ziemlich sicher nicht das, was da im Film gezeigt wurde. Ich hab's nicht gesehen, aber nach deiner Beschreibung war das Ding extrem wendig. Das passt nicht zusammen mit der Tatsache, dass alle Kurskorrekturen über Luftwiderstand gemacht werden müssen.
So wie ich das verstehe, sollen diese Kugeln kleine Abweichungen von Sollbahn korrigeren, wobei das erst auf lange Strrecken funktioniert.
Also Ball flach halten, ich trau mich jetzt einfach mal zu sagen dass die Filmszene total unrealistisch war. Sind die nämlich immer, "subtil" hält man auch in Hollywood - oder wo das herkommt - für einen Pflanzendünger. Ihr habt wohl eher beide recht: Einerseits gibt's dazu einen physikalisch-technischen Hintergrund, und es werden tatsächlich lenkbare Systeme entwickelt. Andererseits hat beides vermutlich nichts mit dem Film zu tun, das was die gezeigt haben ist wohl nur Märchen.
 
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