Planetenentstehung: Staubscheibe rotiert in zwei Richtungen

astronews.com Redaktion

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Wenn Planeten in einer rotierenden Staubscheibe um einen neugeborenen Stern entstehen, drehen sie sich selbstverständlich alle in der selben Richtung um ihre Sonne. Wirklich? Amerikanische Astronomen spürten jetzt einen Stern auf, um den sich die Staubscheibe in verschiedene Richtungen dreht. Das könnte später auch für eventuell in diesem System entstehende Planeten gelten.
mehr: http://www.astronews.com/news/artikel/2006/02/0602-010.shtml
 

galileo2609

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Diese News ist eine weitere Herausforderung an die Planetenformationsmodelle. Das preprint ist übrigens bereits Anfang Dezember 2005 auf bei arxiv.org gehostet worden: http://arxiv.org/abs/astro-ph/0512225

Auch hier gilt es wieder, eine breite empirische Basis herzustellen, am besten mittels entwickelter extrasolarer Planetensysteme. Ich bin neugierig, ob sich unter dem ersten Tausend ein solches Planetensystem mit gegenläufigen Orbits finden wird.
 

JoePopo

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galileo2609 schrieb:
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Auch hier gilt es wieder, eine breite empirische Basis herzustellen, am besten mittels entwickelter extrasolarer Planetensysteme. Ich bin neugierig, ob sich unter dem ersten Tausend ein solches Planetensystem mit gegenläufigen Orbits finden wird.

Bei alledem, was man bisher schon an Objekten im Weltall gefunden, aber vorher nie für möglich gehalten, hat, würde es mich ehrlich gesagt wundern, wenn man kein solches Planetensystem findet. Oder, um es noch spitzer zu formulieren: Es würde mich nicht wundern, wenn wir noch Dinge finden, die unser aktuelles Weltbild nicht nur auf den Kopf stellen, sondern sogar zu Saltos veranlasst. :D

Dabei trage ich der Tatsache Rechnung, daß wir, trotz unserer fortgeschrittenen Technik, erst einen winzigen Ausschnitt des Universum tatsächlich erblickt und einen noch sehr viel kleineren erst erkundet haben. Auf jeden Fall halte ich ein solches Planetensystem nicht für arg überraschend. Besonders unter dem Gesichtspunkt, daß wir in unserem Sonnensystem schon einige "schräge Typen" wie z.B. den Uranus vorfinden können, dessen Rotationsachse fast genau in der Ekliptik liegt.

Gruß
JoePopo
 

komet007

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Bei alledem, was man bisher schon an Objekten im Weltall gefunden, aber vorher nie für möglich gehalten, hat, würde es mich ehrlich gesagt wundern, wenn man kein solches Planetensystem findet. Oder, um es noch spitzer zu formulieren: Es würde mich nicht wundern, wenn wir noch Dinge finden, die unser aktuelles Weltbild nicht nur auf den Kopf stellen, sondern sogar zu Saltos veranlasst.

Mich interessiert generell nur, wie "verarbeitet" man Entdeckungen, die sich nicht mit der Schulphysik vereinbaren lassen oder vielleicht sogar in Frage stellen? Tauchen solche "abnormen" Beobachtungen lediglich kurzfristig in der Presse auf und werden dann "totgeschwiegen" oder versucht man diese tatsächlich ernsthaft zu lösen?
Gegensätzlich rotierende Staubscheiben sind sicherlich ein potentieller Kandidat dafür.
Ich wiederhole mich zwar, aber man hat ja bereits einen Materiejet eines Quasars beobachtet, der aufgrund der empfangenen Rotverschiebung auf eine Überlichtgeschwindigkeit hindeutet. Jetzt könnte man natürlich sagen es war ein Messfehler, merkwürdigerweise treten solche "Messfehler" dann nur bei solchen Beobachtungen auf. Man kann dann nur hoffen, dass eine zweite Endeckung genauere Nachforschungen in Gang setzt.
 

JoePopo

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komet007 schrieb:
Mich interessiert generell nur, wie "verarbeitet" man Entdeckungen, die sich nicht mit der Schulphysik vereinbaren lassen oder vielleicht sogar in Frage stellen? Tauchen solche "abnormen" Beobachtungen lediglich kurzfristig in der Presse auf und werden dann "totgeschwiegen" oder versucht man diese tatsächlich ernsthaft zu lösen?
Gegensätzlich rotierende Staubscheiben sind sicherlich ein potentieller Kandidat dafür.
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Bei solch einem Fund geht man folgendermaßen vor. Zuerst schaut man, ob eines der bestehenden Modelle die Beobachtung erklären kann. Ist dem nicht so, dann stellt man ein neues Modell auf, daß die Beobachtung erklären soll. Kommt dabei nicht das gewünschte Ergenis heraus, verwirft man sie oder ändert sie ab. Heutzutage sind das nicht selten Computermodelle. Sie werden mit möglichen Szenarien "gefüttert" und dann lässt man sie rechnen.

Hier mal ein paar Möglichkeiten, wie die Grundidee für so ein Modell aussehen kann:

1) Aus einer Gaswolke ist eine kleine Sonne entstanden. Die Entwicklung ist noch in einem so frühen Stadium, daß sie ihre Staubscheibe noch hat. Die Staubscheibe rotiert im Uhrzeiger. Dieses System durchfliegt eine Gaswolke mit größerem Durchmesser, bei der es noch nicht zur Entstehung der Sonne gekommen ist. Diese Wolke rotiert im Gegenuhrzeigersinn. Die Sonne fängt die Wolke ein und das entstehende System ähnelt dem Beobachteten.

2) Aus einer Gaswolke ist eine kleine Sonne entstanden. Die Entwicklung ist noch in einem so frühen Stadium, daß sie ihre Staubscheibe noch hat. Die Staubscheibe rotiert im Uhrzeiger. Die Peripherie dieses Systems wird von einem Planeten/Kometen/... auf einer paraboloiden Bahn durchflogen, der dabei einen Teil der Gaswolke mit sich reißt und letztendlich eine gegenläufige Rotation in besagter Peripherie verursacht.

3) In einer an sich im Uhrzeigersinn rotierenden Wolke wird durch äußere Einflüsse eine Sternentstehung angeregt, wobei der Stern an sich im Gegenuhrzeigersinn rotiert und auf das in der Nähe befindliche Gas derart einwirkt, daß es ebenfalls im Uhrzeigersinn zu rotieren beginnt.

Das sind alles "mal eben schnell" konstruierte Beispiele, von denen das eine oder andere bei näherer Betrachtung sicherlich wieder verworfen werden kann. Es soll nur aufzeigen, wie man an ein solches Problem herangeht und dann evt. eine die Beobachtung stützende Modellrechnung erstellt werden kann.

Gruß
JoePopo
 

Bynaus

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Tauchen solche "abnormen" Beobachtungen lediglich kurzfristig in der Presse auf und werden dann "totgeschwiegen" oder versucht man diese tatsächlich ernsthaft zu lösen?

Natürlich wird das nicht totgeschwiegen - die Diskussion wird aber natürlich auch nicht in der Presse ausgetragen, sondern in Fachzeitschriften und auf Kongressen oder dann im persönlichen Informationsaustausch zwischen Wissenschaftlern. Die Presse meldet ja in der Regel nur die "griffigen" News, die auch Ottonormalhobbyastronome verstehen kann.

Die Sache mit dem Quasar ist kein "Messfehler", sondern eine "relativistische Täuschung", die dadurch zustande kommt, dass der Jet des Quasars fast in Richtung Erde zeigt.
http://www.mpe.mpg.de/~amueller/astro_co.html#M87

Du darfst der Wissenschaft ruhig etwas mehr vertrauen - nicht den einzelnen Ergebnissen, aber im Allgemeinen: wer hinter jedem Rätsel gleich eine Vertuschung und Verschwörung vermutet, der befindet sich auf einem Pfad, der auf der dunklen Seite der M... äh, ich meine ;) , bei Unsinn wie der Mondlandungsverschwörung, der hohlen Erde oder unseren gerade aktuellen "Anti-Relativisten" endet...

Zu den gegenrotierenden Scheiben: wirklich eine interessante Entdeckung, die ich so nicht erwartet hätte. Als Erklärung bietet sich in der Tat an, dass hier eine Vereinigung von zwei Sternen mit ihren jeweiligen, gegenrotierenden Gasscheiben stattgefunden hat. Insofern dürften solche Systeme zwar vorkommen, aber nicht besonders häufig sein.
 
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