NASA-Budget 2007

galileo2609

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Empfindliche Einschnitte in die Finanzierung wissenschaftlicher Projekte sieht die NASA-Haushaltsplanung für 2007 vor.

Die NASA steckt in einer finanziellen Zwangsjacke. Der Wiederherstellung des Flugbetriebs der verbleibenden Shuttles laufen die Kosten davon. Die angestrebten 16 Flüge zum Ausbau der ISS verhindern jedoch die vorzeitige Stillegung des Programms. Gleichzeitig müssen planmäßig die Mittel für die Entwicklung des Crew Exploration Vehicle (CEV) erhöht werden, um die geplante Ablösung der Shuttles nach 2010/12/14 zu gewährleisten.

Angesichts der Deckelung des nominalen Gesamtzuwachses im Budget bleibt die Umschichtung der einplanbaren Finanzmittel. Laufende wissenschaftliche Missionen sollen gewährleistet werden. So bleibt nur die Kappung von Missionen im Projektierungsstatus.

Am schwersten betroffen sind die Projekte der extrasolaren Planetenforschung:
  • Verschiebung der 'Space Interferometry Mission' (SIM), frühester Start jetzt 2015
  • Verschiebung des 'Terrestrial Planet Finder' (TPF) auf unbestimmte Zeit
  • Streichung der Hilfsteleskope für das Keck-Interfermeter
  • Aussetzung der Mittel für das 'Stratospheric Observatory for Infrared Astronomy' (SOFIA)

Das sind wirklich herbe Rückschläge für dieses Wissenschaftsgebiet. Da bleibt wahrscheinlich nur noch die Hoffnung, dass die internationalen bodengebundenen Projekte ausreichend finanziert bleiben und technologische Fortschritte jenseits der Erwartungen erfüllen!

Aber auch weitere vielversprechende Missionen fallen der Umschichtung zum Opfer. Hier ist vor allem die Sondenmission zum Jupitermond Europa betroffen. Nach dem Aus für den nuklearbetriebenen 'Jupiter Icy Moon Orbiter' (JIMO) 2005 wird eine alternative Mission auf Basis vorhandener Technologien nicht mehr erwähnt.

Weitere Folgen für die Planetenforschung zeichnen sich in der Aufgabe bzw. unbestimmten Verschiebung projektierter Mars-Missionen ab. Betroffen hier: Mars Sample Return Mission und der Mars Telecommunications Orbiter.

Und so geht es weiter. Betroffen ist auch die physikalische/kosmologische Grundlagenforschung. Projekte des Programms "Beyond Einstein" wie 'Laser Interferometer Space Antenna' (LISA) und Constellation X sind auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

Das sind die Highlights! Hier einige Links:
http://www.newscientistspace.com/article/dn8689-nasa-to-divert-cash-from-science-into-shuttle.html
http://www.spaceref.com/news/viewnews.html?id=1092
http://www.planetary.org/about/press/releases/2006/0206_Planetary_Society_Charges.html
http://news.bbc.co.uk/1/hi/sci/tech/4688532.stm
http://www.space.com/news/060207_europa_budget.html

Als einziges Trostpflaster bleibt die nun festeingeplante Service-Mission für das Hubble Space Telescope, die mit dem restlichen der insgesamt 17 noch bewilligten Shuttle-Starts geflogen werden soll. Unter dem Vorbehalt, dass die Risiken dieser Mission außerhalb der Erreichbarkeit der ISS als beherrschbar eingeschätzt werden.

Bleibt noch abzuwarten, was die kommenden Haushaltsberatungen bringen!
 

Bynaus

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Das ist alles eine einzige Katastrophe.

Von mir aus kann man die restlichen Shuttle-Flüge einstellen (bis auf die letzte Hubble-Service-Mission), den Russen das Geld für den Unterhalt der bisherigen Raumstation zuschieben und sich dann auf die Entwicklung des längst überfälligen Schwerlastträgers konzentrieren. Mit diesem könnte man dann in vielleicht fünf Jahren die ISS auf einen (oder zwei) Flügen fertig bauen. Das CEV kann man sich eigentlich auch stecken und warten, bis es privat entwickelte Lösungen gibt...

Schade, dass so wichtige Missionen wie der TPF oder die Europa-Mission für fünfundzwanzig Jahre alte Schrottkisten geopfert werden.
 

Martin

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Den neuen Haushalt finde ich auch katastrophal. Leider kann man die ISS ohne Shuttle nicht fertigbauen. Das liegt nicht an der Nutzlast (Atlas V, Delta iv, Titan IV, Ariane V, H2-A, Proton könnten das auch), sondern an der Konstruktion der Module speziell für das Shuttle (Breite, liegender statt stehender Transport). Die Entscheidung für die ISS das Shuttle als Hauptträger einzusetzen, war meiner Meinung nach der größte Fehler bei der Planung der Raumstation, einer der Gründe warum sie so exorbitant teuer wurde, zumal die Kosten und die Gefahren des Shuttleprogramms zu dem Zeitpunkt schon bestens bekannt waren. Hätte man die amerikanischen Module z.B. für die Titan IV ausgelegt, und diese wäre ausgefallen, hätte man mit leichten Änderungen auf eine der anderen oben genannten Träger ausweichen können, der einzige Träger mit dem man diesen Austausch nicht machen kann ist das Shuttle.
Genauso eine Katastrophe ist die Mission zu Hubble, was soll der Schwachsinn? Hubble soll man solange nutzen bis es ausfällt, fertig. 500Mio oder mehr USD auszugeben um das Teleskop zu retten, dem von erdegebundenen Optiken schon längst das Wasser gereicht werden kann und andere Teleskopprojekte zu streichen, insbesondere das fast fertiggestellte SOFIA, sowas grottendämliches. Hubble entwickelt sich vom Motor der Astronomie zur Bremse, diese Mission ist doch nur PR.

Martin
 

Bynaus

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Den neuen Haushalt finde ich auch katastrophal. Leider kann man die ISS ohne Shuttle nicht fertigbauen.

Ich weiss, dass das immer behauptet wird - aber schauen wir uns die Masse mal an: Ein Modul der Raumstation ist gerade so gross, dass es auf eine Ariane 5 passen würde. Zudem, dem neuen Schwerlastträger könnte eine absolut passende Oberstufe verpasst werden. Die Breite ist also kein Problem - der "liegende" Transport ist beim Shuttle auch nicht gegeben, da es ja senkrecht startet...

Die Hubblemission ist IMO deshalb wichtig, weil der Nachfolger JWST noch nicht bereit steht.
 

Martin

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Bynaus schrieb:
Ich weiss, dass das immer behauptet wird - aber schauen wir uns die Masse mal an: Ein Modul der Raumstation ist gerade so gross, dass es auf eine Ariane 5 passen würde. Zudem, dem neuen Schwerlastträger könnte eine absolut passende Oberstufe verpasst werden. Die Breite ist also kein Problem - der "liegende" Transport ist beim Shuttle auch nicht gegeben, da es ja senkrecht startet...

Die Hubblemission ist IMO deshalb wichtig, weil der Nachfolger JWST noch nicht bereit steht.

Hallo,

wir haben da bei raumfahrer.net schon ausgiebig drüber diskutiert, aber es geht tatsächlich nicht, man müßte die Module die für das Shuttle vorgesehen sind komplett umkronstruieren. Das geht schon bei der Befestigung in der Ladebucht des Shuttles los.
Das Columbusmodul war anfangs auch für einen Ariane V Start vorgesehen, dann hat man aber die Fehlentscheidung getroffen es mit dem Shuttle starten zu lassen und bei der Konstruktion dafür ausgelegt.
Aber wenn man das Shuttleprogramm heute einstellen würde, und das Geld für die Umkonstruktion der Module, Abfindungenn bzw. Umsetzung der Mitarbeiter und Neukonstruktion des CEV (der nächste NASA Schwachsinn) ausgeben würde, wäre das sicherlich die besser Variante.
Sicher haben wir das JWST noch nicht, aber was hat das mit Hubble zu tun? Die Hubbleaufnahmen sind doch kaum noch besser (im Infraroten sogar schlechter) als erdgebundene Aufnahmen, wir haben soviele moderne Großteleskope (Keck, VLT, LBT, Gemini, Subaru usw.), daß die Ausgaben für eine Reperaturmission zu Hubble nicht gerechtfertig sind, zumal wenn sie Geld für andere astronomische Projekte (wie eben SOFIA und viele andere) abzieht.
Und wozu braucht de NASA einen neuen Schwerlastträger? Mit der Atlas V Heavy und der Delta IV Heavy kann sie 25 t in den erdnahen Raum befördern, wozu braucht man mehr. Sollte man tatsächlich wieder den Mond angehen, wäre Mehrfachstarts denkbar bzw. gibt es Ideen die Delta IV durch weitere Clusterung auf 87t LEO Nutzlast auszubauen.
Auf die Weise würde man vielleicht die Mrd USD teure Entwicklungskosten für die beiden neuen Träger rechtfertigen können, die Delta IV steht möglicherweise schon wieder vor dem aus, nachdem Boeing und Lockheed-Martin im Trägerbereich enger zusammenarbeiten wollen.

Martin
 

Viper2024

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Hallo Leute,
na dann will ich auch mal meinen Senf dazu geben :cool:

Die ISS ist doch das reinste finanzielle Desaster und steht in keiner Relation mehr zu dem wissenschaftlichen Nutzen, da ja bisher nur 2 Astronauten an Bord sind und schon 1,5 Leute gebraucht werden um den stationärenbetrieb aufrecht zu halten. Wenn demnächst für 6 Monate ein europäischer Astronaut hinzukommt wird es zwar besser, aber von den ursprünglichen Plänen ist nicht mehr viel übrig.

Die Module mit einem anderen Schwerlastträger in den Orbit zu bringen ist tatsächlich ein Problem, vielleicht modifizieren ja die Russen ihre Buranflotte :D - Vom Museum direkt in den Orbit.

Nee im Ernst, das Space Shuttle bringt neue Ausrüstungsgegenstände mit, nimmt den Müll wieder mit runter und das Hauptptoblem ist, das alle Module nur über den Kran des Space Shuttles inklusive eines Weltraumspazierganges an die Station befestigt werden können, bei der MIR damals hatte man dies anders gelöst.

Das so viele wissenschaftliche bedeutende Missionen darunter leiden müssen ist echt traurig. Aber wenn der TPF ganz unter den Tisch fällt, dreh ich durch. :eek:

MfG
Sven
 

Bynaus

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Das geht schon bei der Befestigung in der Ladebucht des Shuttles los.

Wie gesagt, man müsste für den Schwerlastträger eine Oberstufe konstruieren, die die Shuttle-Bucht quasi "emuliert". Das wäre vermutlich billiger als 17 Shuttle-Flüge...

Neukonstruktion des CEV (der nächste NASA Schwachsinn)

Ah, endlich jemand, der diese Auffassung teilt... :)

Sollte man tatsächlich wieder den Mond angehen, wäre Mehrfachstarts denkbar bzw. gibt es Ideen die Delta IV durch weitere Clusterung auf 87t LEO Nutzlast auszubauen.

Die NASA Mondrückkehr-Pläne sehen nun mal einen Schwerlastträger vor. Ich fände das gar nicht schlecht, wenn man das Ding oft genug braucht, könnte man damit ganze Raumstationen aufs mal ins All bringen, oder auch mal eine nuklear angetriebene unbemannte Raumsonde, etc. Die Idee der Clusterung ist interessant, zumindest ist die Nutzlast dann in einem ähnlichen Bereich wie die des Schwerlastträgers (100 t).
 

Photon

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es war aber auch zu erwarten dass einige Budgets schrümpfen würden die in Bush's Augen nicht sehr relevant sind. Dafür wird halt alles ins Militär gepumpt, dessen Budget in den USa "astronomisch riesig" ist ... :(
 

Martin

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Bynaus schrieb:
Die NASA Mondrückkehr-Pläne sehen nun mal einen Schwerlastträger vor. Ich fände das gar nicht schlecht, wenn man das Ding oft genug braucht, könnte man damit ganze Raumstationen aufs mal ins All bringen, oder auch mal eine nuklear angetriebene unbemannte Raumsonde, etc. Die Idee der Clusterung ist interessant, zumindest ist die Nutzlast dann in einem ähnlichen Bereich wie die des Schwerlastträgers (100 t).

Die Delta IV wird in ihrer Heavy Variante schon aus 3 CBC´s geclustert, bei der 94t Version (hatte mich verguckt) wärens dann 7. http://www.astronautix.com/lvfam/delta.htm Das würde natürlich auch die Kosten pro Stück reduzieren. Die UdSSR hat es ja ähnlich gemacht, die Energija hatte als Booster ja vier Erststufen der Zenit als Unterstützung (heute live ab 23:15GMT: Echostart X auf Zenit-3 SL unter www.sea-launch.com).
Es ist auch immermal empfehlenswert, den SpaceBlog von www.astronautix.com zu lesen.
Ich hoffe Rußland geht bei Klipper nicht die Puste aus und die zeigen der NASA mal wie man sowas macht.

Martin
 

ralfkannenberg

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und weiterer Senf:

Ich denke, die Shuttle-Flotte sollte tatsächlich aufrecht erhalten werden; zum einen sind die Shuttles aus Materialsicht verhältnismässig jung und zum anderen gibt es derzeit nichts vergleichbares. Das heisst nicht, dass die Space Shuttles das Gelbe vom Ei sind, dennoch gibt es derzeit keine Alternative und mit den Nachfolgern bahnt sich schon das nächste Desaster an.

Ich denke, es ist extrem schade, dass die Europa-Mission gestrichen wird - hier läge ein aktueller wissenschaftlicher Meilenstein drin. Vielleicht kann die ESA versuchen, hier aktiv zu werden, wie bei der Titan-Landung; ich habe schon an anderer Stelle eine kombinierte Europa/Enceladus-Mission vorgeschlagen (mit Swing-By am Jupiter); vermutlich fehlt der ESA zwar das Know-How für so lange Flüge, doch hier könnte man evtl. mit der NASA zusammenarbeiten und auch eine "vernünftige" Kostenaufteilung finden.

Ich denke, das HST muss repariert werden - es gibt zwar zahlreiche neue adaptive optik - benutzende Fernrohre auf der Erde, dennoch sind nicht nur bei den Kuipergürtel-Planet(oid)en diese dem Hubble Space Teleskop weit unterlegen. Was man auch nicht vergessen sollte: So eine Service-Mission am HST bietet einen enormen Know-How-Gewinn. Wollen wir ein wenig träumen: Nehmen wir an, man hätte die Tragweite der Columbia-Beschädigung richtig eingeschätzt: Gerade mit den Erfahrungen der HST-Service-Missionen hätte man eine andere Space Shuttle (die sowieso startklar gewesen wäre) zur beschädigten Columbia schicken können und die Besatzung retten können. Seien wir ehrlich: Das wäre für die NASA ein unschätzbarer Imagegewinn gewesen.

Ich befürchte, dass neue "Projekte" im Iran und in Nordkorea anstehen, denen seitens der USA höhere "Priorität" als irgendein lächerlicher Jupitermond eingeräumt werden; zudem dürfte sich die ISS ganz gut für Überwachungen von oben eignen, so dass deren Fertigstellung "wichtig" ist.
 

Emil

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Ja, in der Tat: Wir wissen zur Genüge, wo das Geld der Amis hingeht! Die Worte von Wissenschaftlern haben in der Politik sowieso niemals wirklich Gehör gefunden... - was will man da noch machen?

Das HST hingegen halte ich aber durchaus für sinnvoll. Erdgebundene Teleskope können nicht zu jeder Zeit in jede Richtung schauen. Viele stehen z.B. auf der Südhalbkugel, oder die Beobachtungszeiten sind auf Jahre im voraus ausgebucht, oder es tritt der seltene Bewölkungsfall ein, ausgerechnet wenn's etwas Besonders gibt... Das HST ist hingegen in vielerlei Hinsicht flexibler. Ein 2-Meter-Spiegel ist zwar nicht die Welt, aber wer das HST verteufelt, mißachtet den außergewöhnlichen Ort, an dem es stationiert ist. Bis zum JWST im Jahre 2015 zu warten und allein auf erdgebundene Röhren zu setzen, bringt's auch nicht. Man sollte es lieber nutzen, solange es funktioniert.
 

Michael Johne

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Hallo!

... und hier ist mein Senf :D

Das ist echt traurig, dass besonders in der extrasolaren Planetenforschung vieles eingefroren oder still gelegt wird. Das bedeutet dann, dass seitens der NASA der Aufschwung der Exoplaneten-Entdeckungen en masse für die kommende Jahre viel langsamer ansteigend wird als geplant (siehe auch Exoplaneten-Jahr 2005).
Für die kommende Jahre bleibt da nur die Hoffnung auf Corot, Gaia (beides ESA) und Kepler (NASA) zu setzen. Soweit mir bekannt ist, ist die Kepler-Mission nicht von Geld-Kürzungen o. ä. betroffen.

Die The Extrasolar Planets Encyclopaedia von John Schneider bestätigt dieses Desaster der Nasa ebenfalls (http://vo.obspm.fr/exoplanetes/encyclo/searches.php):

Space Interferometry Mission (SIM)
Astrometric search
project (launch 2009 - deferred)

Terrestrial Planet Finder (NASA)
Visible and IR imaging and spectroscopy
indefinitely delayed


Tschau!
 

komet007

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Was will man von so einem Proleten wie dem Bush schon anderes erwarten? Den interessieren sicher weder Exoplaneten noch irgendwelche Infrarotaufnahmen von Galaxien. So etwas wie Mondkolonie oder als erste Nation auf dem Mars das ist super, das versteht der Bushi. Zum Glück haben wir den Guten ja nur noch maximal 3 Jahre am Hals, danach hoffe ich kommen wieder die Demokraten und machen alles rückgängig.
Entschuldigt bitte meinen Sarkasmus, aber der Typ geht mir schon immer gegen den Strich. Mittlerweile steht ja so ziemlich die gesamte wissenschaftliche Welt mit ihm auf Kriegsfuß, da er so ziemlich alle Bereiche in den USA manipuliert oder beschnitten hat. Sogar in der NASA hat er jetzt einen getreuen Gefolgsmann, Griffin scheint mit seinen Vorhaben mit Bush genau auf einer Wellenlänge zu sein.
 

Bynaus

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@komet007: Ich denke manchmal sogar, dass Bush gar kein so grosses Interesse an der Entdeckung einer zweiten Erde haben kann, schliesslich ist das für ihn als Evangelikaler in der Apokalypse nicht vorgesehen... (@ralf: das war jetzt KEIN Seitenhieb gegen den christlichen Glauben, sondern eine mehr oder weniger nüchterne Suche nach den Gründen, warum ausgerechnet der vielversprechende TPF gecancelt wurde)

Ich denke, die Shuttle-Flotte sollte tatsächlich aufrecht erhalten werden;

Der Shuttle ist unverhältnismässig teuer, sowohl im Unterhalt als auch in der Fertigung (schliesslich ist ja nur der Orbiter wirklich wiederverwendbar). Allerdings, das CEV, das die NASA heute plant, ist da noch schlimmer. Es wäre sinnvoller, in der bemannten Raumfahrt die Privatindustrie zu fördern und dann Leistungen direkt einzukaufen. Die NASA sollte sich nicht mehr um die Hardware kümmern müssen.

ich habe schon an anderer Stelle eine kombinierte Europa/Enceladus-Mission vorgeschlagen

Eine Europa-Enceladus-Mission müsste aber (mal angenommen, man tritt in einen Orbit um Europa ein, mit einem Swingby allein findet man nicht viel raus) recht viel Treibstoff mitführen, um wieder aus dem System des Jupiters hinaus zu beschleunigen.

Ich stimme Emil zu, was das HST angeht: die aussergewöhnliche Position erlaubt höchste Flexibilität, die erdgebundene Teleskope nicht haben. Innerhalb von maximal 1.5 Stunden kann das Hubble jeden beliebigen Punkt am Himmel anvisieren, und das praktisch 24 Stunden im Tag!
 

ralfkannenberg

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Bynaus schrieb:
@ralf: das war jetzt KEIN Seitenhieb gegen den christlichen Glauben, sondern eine mehr oder weniger nüchterne Suche nach den Gründen, warum ausgerechnet der vielversprechende TPF gecancelt wurde
Also überall wittere ich nun auch nicht Seitenhiebe. Ich musste sogar über Deinen Hinweis lachen.
Bynaus schrieb:
Eine Europa-Enceladus-Mission müsste aber (mal angenommen, man tritt in einen Orbit um Europa ein, mit einem Swingby allein findet man nicht viel raus) recht viel Treibstoff mitführen, um wieder aus dem System des Jupiters hinaus zu beschleunigen.
Ich meinte eine Mission mit zwei Landern. Vor dem Jupiter-Swing-By wäre also der Europa-Lander und vermutlich eine Relais-Einheit abzukoppeln. Einmal konzipiert, zweimal "ähnlich" verwendbar, wobei mir auch bewusst ist, dass die Europa viel massereicher als die Enceladus ist.
 

galileo2609

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Warum ist der Weiterbetrieb des Hubble Space Telescope' (HST) sinnvoll?
Das ist doch relativ einfach zu beantworten! Trotz technischer Fortschritte der bodengebundenen Very Large Telescopes (VLT) ist das HST in einigen Bereichen immer noch überlegen. Ein weltraumgestütztes Teleskop dieser Güte gibt man nicht einfach auf. Und selbst wenn es nur die Herzen (und Hirne) der Menschen für die astronomische Forschung geöffnet haben sollte, wäre ein weiterer Betrieb sinnvoll.

Die zeitliche Lücke zum 'James Webb Space Telescope' (JWST) ist groß. In zeitlicher Hinsicht hinkt das JWST den Planungen weit hinterher und steht unter Anpassungsdruck. Die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit ist auch hier gefährdet und wissenschaftliche Instrumente stehen ggf. wg. Kostenüberschreitungen des Gesamtprodukts vor dem Aus.

Das JWST ist außerdem kein wirklicher Nachfolger des HST. Die Instrumente des JWST sind ausschließlich auf den Frequenzbereich im Infrarot ausgerichtet, was für die Erforschung des 'frühen Universums' Sinn macht. Es ist aber klar, dass der Bereich des visuellen Lichts nicht in die Zuständigkeit des JWST fällt. Insofern ist eine möglichst lange Lebensdauer des HST wünschenswert. Das eigentliche Nachfolgeprojekt wurde 2004 als 'Large UV/Optical Telescope' identifiziert.
http://origins.jpl.nasa.gov/missions/missions.html#luv

Eine Alternative zur Service-Mission wurde auch bereits im Rahmen des Origin-Programms angedacht, die 'Hubble Origins Probe'.
http://origins.jpl.nasa.gov/news/2004/072904-a.html
Alternativ zur Service-Mission liegt hier der Vorschlag zugrunde, mit den verfügbaren Komponenten einfach (als langfristig kostengünstige Variante) ein weiteres Hubble in den Weltraum zu verbringen. Soweit ich weiß, existiert noch ein dritter optisch korrekt geschliffener Spiegel. Zusammen mit den Instrumenten, die für die fünfte Servicemission verfügbar sind, wäre die Hubble Origins Probe realisierbar.
 

galileo2609

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Das NASA-Budget 2007 ist in der endogenen und zeitlichen Entwicklung sicher sehr schmerzlich. Wir wären jedoch (insb. aus europäischer Sicht) gut beraten, diesen Haushalt lediglich aufgrund seiner wissenschaftlichen Dispositionen zu kritisieren. Die Schlüsse bezüglich der Ursachen halte ich jedoch für etwas vorschnell.

Die NASA ist eine Bundesbehörde und damit weisungsgebunden hinsichtlich ihres Auftrags. Die Bush-Vision 'Moon, Mars, and Beyond' ist ein klarer politischer Auftrag, der von Anfang an nicht ausreichend finanziell abgesichert war. Bereits nach der ersten Proklamation durch George jun. war klar, dass das nur mit finanziellen Umschichtungen möglich sein kann. Das die USA hierfür ein neues Raumschiff und die entsprechenden Träger benötigen, dürfte unumstritten sein. Ob eine Eigenentwicklung oder das Leasen privater Kapazitäten billiger kommt, ist eine jetzt nicht abschließbar beantwortbare Frage. Public-Private-Partnership nützt nicht immer den öffentlichen Haushalten.
Das z. Zt. bekannte CEV-Programm lässt allerdings Zweifel offen, ob das alles wirklich ernst gemeint sein kann (z. B. Streichung der Entwicklung des Sauerstoff/Methan-Antriebs).

Zum innerpolitischen Auftrag kommen die internationalen Kooperationen/Verträge. Und da ist die NASA blöderweise in der Pflicht, die ISS weiter auszubauen, obwohl man selbst lieber abspringen würde. Aber da haben gerade die Europäer vehement auf die Erfüllung der Abmachungen bestanden. Siehe dazu auch den neuesten Artikel auf astronews.com: http://www.astronews.com/news/artikel/2006/02/0602-006.shtml

Ich mache zudem mal eine 'Milchmädchenrechnung' auf, wobei ich mir bewußt bin, dass die unterschiedlichen staatlichen und wissenschaftlichen Strukturen nicht so einfach aufzurechnen sind. Das Bruttoinlandsprodukt betrug 2004 in den USA 11.679 Mrd. $, in der EU-15 12.284 Mrd $ (Quelle: OECD). Im Jahr 2006 hatte die NASA ein Budget von 16,3 Mrd $, die ESA ein Budget von 2,9 Mrd EUR, das waren etwa 3,5 Mrd $ zum Umrechnungskurs von 1:1,2. Umgerechnet auf das BIP verfügte die NASA 2006 über 0.14% des BIP der USA und die ESA über 0.03% des BIP der EU.

Ich sehe also nicht, dass man große Hoffnungen in die ESA setzen könnte, um die ausfallenden NASA-Projekte zu übernehmen. Die öffentlichen Europäer haben sich gerne mit eigenen Missionen jüngst geschmückt, während die wissenschaftlichen Europäer dankbar für jede NASA-Mission waren, auf denen sie ihre vorzüglichen Instrumente integrieren konnten.

Die Europäer haben ihrem eigenen 'Return-to-flight'-Programm (Ariane 5 ECA) auch einiges geopfert, z. B. den Merkur-Lander für Beppi-Colombo und EDDINGTON. Hier sind also auch Forderungen an den eigenen Laden zu richten. Und das auch noch unter Berücksichtigung der Tatsache, das Projekte in diesem Bereich mit anderen Bereichen der Grundlagenforschung um öffentliche Mittel konkurrieren.

Grundsätzlich sollte also neben der Verteilung der verfügbaren Mittel auf die (wissenschaftlichen) Projekte auch die grundsätzliche Höhe der Mittel (gemessen am BIP), insbesondere auch in Europa diskutiert werden.
 

Emil

Registriertes Mitglied
Zu den Abstrusitäten bei den Raumfahrtbehörden oder zu den politischen Finanzentscheidungen kann ich nicht viel beitragen, aber eher etwas "Ideologisches" zu den Space Shuttles. Einige meinen, daß sie zu teuer wären oder rausgeschmissenes Geld.

Klar, daß das Space Shuttle ein Prestige-Objekt einer Raumfahrtnation ist, aber es hat durchaus auch einen pragmatischen Wert: Der Mensch versucht neue Horizonte zu erkunden, neue Technologien auszuprobieren, und dabei kommt dem Space Shuttle eine historische Rolle zu. Es ist/war ein Transportmittel seiner Zeit. Daß es inzwischen "abgedient" hat und eine neue Konstruktion fällig wäre, mag sein. Aber ohne das Shuttle stünden uns ja nur noch die unbemannten Missionen zur Verfügung. (Inwieweit die bemannte Raumfahrt noch sinnvoll ist, ist wiederum ein anderes Thema, und dazu es gab doch schon mal einen Thread, oder?) Wenn eine Raumfahrtbehörde (egal welche!) auf den Fortschritt setzt, dann wird sie ein Shuttle brauchen, und da kann sie ja zumindest auf der Shuttle-Technologie aufbauen.
 

galileo2609

Registriertes Mitglied
Erläuterungen von Michael Griffin

Um wieder einmal die wirklich interessanten Themen aufzugreifen .... :)

Griffin versucht die Kritiker des NASA-Budgets aus der Ecke zu holen. Vor dem National Space Club verteidigte der NASA-Chef den aktuellen Budget-Vorschlag für das Jahr 2007.
Die zeitliche Streckung der Projekte bedeute nicht, diese aufzugeben. In Griffins Sicht führt jedoch kein Weg daran vorbei, die punktgenaue Entwicklung des CEV nicht zu gefährden. Abstriche an dieser Stelle würden den USA mehr schaden als das Verschieben der anderen Projekte.

Dennoch werde die NASA an SIM und TPF festhalten, aber eben unter angepassten zeitlichen Vorgaben. Die Hubble-Service-Mission werde dagegen nicht auf die lange Bank geschoben. Bereits der nächste Shuttle-Flug werde unter diesem Gesichtspunkt beobachtet.
Quelle: http://www.spacedaily.com/reports/G...strial_Planet_Finder_And_Hubble_Missions.html
 
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