TomS
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Hallo zusammen,
mir sind hier immer wieder Diskussionen über "neue" bzw. "eigene" "Theorien" aufgefallen, die ein paar allgemeinen Ansprüchen nicht gerecht werden. Dabei handelt es sich nicht um "Wahrheit" oder dass sie "unorthodox" wären, sondern dass es im eigtl. Sinne gar keine Theorien gemäß der allgemeinen Verständnisses sind. Daher ein paar Gedanken dazu
Eine physikalische Theorie zeichnet sich generell dadurch aus, dass sie quantitative (d.h. mathematisch berechenbare) und experimentell überprüfbare (verifizierbare bzw. falsifizierbare) Vorhersagen macht. Eine neue Theorie zeichnet sich dadurch aus, dass sie bekannte Phänomene mindestens gleich gut oder besser oder zumindest sparsamer (Ockham's razor) erklärt, und dass sie darüber hinaus neue (unbekannte, unerwartete) Phänomene (wiederum quantitativ und experimentell überprüfbar) vorhersagt. Im englischen verwendet man gerne neben prediction das Kunstwort post-diction, wobei letzteres alleine für eine neue Theorie nicht ausreichend ist.
Leider sind moderne physikalische Theorien alles andere als anschaulich. Spätestens seit der Quantenmechanik entziehen sich ihre Begriffskategorien fast vollständig der Anschauung (Hilbertraum, Operatoralgebra, Pfadintegrale, ...). Selbst bei scheinbar anschaulicheren mathematischen Objekten aus der ART (Mannigfaltigkeiten, Diffeomorphismen, ...) führt gerade diese Anschauung leicht in die Irre. Daher entsteht das Bedürfnis, Theorien (im obigen Sinne) zu interpretieren und sozusagen näher an die Anschauung heranzurücken. Dies gelingt in vielen bekannten populärwissenschaftlichen Büchern und Fernsehsendungen mal besser, mal schlecher.
Generell fällt mir auf, dass sehr häufig Theorie und Interpretation verwechselt werden!
Man erkennt dies explizit dann, wenn "warum" Fragen sich auf eine Interpretation beziehen, nicht auf die Theorie selbst: "warum krümmt eine Masse die Raumzeit? gemeint ist dabei häufig die Gummituch-Geometrie. Antwort meinerseits: "keine Ahnung!" Derartige Fragen sind unphysikalisch und ergeben keinen Sinn. Schuld daran ist zumeist nicht der Fragesteller, sondern derjenige der es versäumt hat, ihm den Unterschied zwischen der Formulierung einer physikalischen Theorie und ihrer (ihren) Interpretation(en) nahezubringen. Noch deutlicher wird dies, wenn "neue" Theorien präsentiert werden, die den obigen Anforderungen nicht genügen, und die eben nicht als Theorie formuliert sind sondern nur als alltagstaugliche Interpretation. Aber eine Interpretation einer Theorie ohne die Theorie selbst ist so wie die Interpretation eines Bildes ohne das Bild - sie hängt in der Luft, hat kein Fundament, keinen festen Grund. Insbs. versucht sie qualitative "warum-Fragen" zu beantworten, ohne zuvor die quantitativen Fragestellungen befriedigend zu lösen. Wie kann ich denn eine "neue Theorie" konstruieren, die erklärt, wie und warum das Universum so beschaffen ist, ohne quantitative und vorhersagbare Aussagen ableiten zu können? Warum solle eine "neue Theorie" besser sein, wenn sie eine geringere Vorhersagekraft hat als eine etablierte?
Ich will nun hier nicht dogmatisch irgendwelche Diskussionen unterbinden, sondern eher dazu anregen, genau diese o.g. formalen Aspekte naturwissenschaftlicher Theorien auch mal zu diskutieren. Das ist nun nicht Physik, sondern eher Metaphysik oder Wissenschaftstheorie, aber möglicherweise trotzdem von Interesse.
mir sind hier immer wieder Diskussionen über "neue" bzw. "eigene" "Theorien" aufgefallen, die ein paar allgemeinen Ansprüchen nicht gerecht werden. Dabei handelt es sich nicht um "Wahrheit" oder dass sie "unorthodox" wären, sondern dass es im eigtl. Sinne gar keine Theorien gemäß der allgemeinen Verständnisses sind. Daher ein paar Gedanken dazu
Eine physikalische Theorie zeichnet sich generell dadurch aus, dass sie quantitative (d.h. mathematisch berechenbare) und experimentell überprüfbare (verifizierbare bzw. falsifizierbare) Vorhersagen macht. Eine neue Theorie zeichnet sich dadurch aus, dass sie bekannte Phänomene mindestens gleich gut oder besser oder zumindest sparsamer (Ockham's razor) erklärt, und dass sie darüber hinaus neue (unbekannte, unerwartete) Phänomene (wiederum quantitativ und experimentell überprüfbar) vorhersagt. Im englischen verwendet man gerne neben prediction das Kunstwort post-diction, wobei letzteres alleine für eine neue Theorie nicht ausreichend ist.
Leider sind moderne physikalische Theorien alles andere als anschaulich. Spätestens seit der Quantenmechanik entziehen sich ihre Begriffskategorien fast vollständig der Anschauung (Hilbertraum, Operatoralgebra, Pfadintegrale, ...). Selbst bei scheinbar anschaulicheren mathematischen Objekten aus der ART (Mannigfaltigkeiten, Diffeomorphismen, ...) führt gerade diese Anschauung leicht in die Irre. Daher entsteht das Bedürfnis, Theorien (im obigen Sinne) zu interpretieren und sozusagen näher an die Anschauung heranzurücken. Dies gelingt in vielen bekannten populärwissenschaftlichen Büchern und Fernsehsendungen mal besser, mal schlecher.
Generell fällt mir auf, dass sehr häufig Theorie und Interpretation verwechselt werden!
Man erkennt dies explizit dann, wenn "warum" Fragen sich auf eine Interpretation beziehen, nicht auf die Theorie selbst: "warum krümmt eine Masse die Raumzeit? gemeint ist dabei häufig die Gummituch-Geometrie. Antwort meinerseits: "keine Ahnung!" Derartige Fragen sind unphysikalisch und ergeben keinen Sinn. Schuld daran ist zumeist nicht der Fragesteller, sondern derjenige der es versäumt hat, ihm den Unterschied zwischen der Formulierung einer physikalischen Theorie und ihrer (ihren) Interpretation(en) nahezubringen. Noch deutlicher wird dies, wenn "neue" Theorien präsentiert werden, die den obigen Anforderungen nicht genügen, und die eben nicht als Theorie formuliert sind sondern nur als alltagstaugliche Interpretation. Aber eine Interpretation einer Theorie ohne die Theorie selbst ist so wie die Interpretation eines Bildes ohne das Bild - sie hängt in der Luft, hat kein Fundament, keinen festen Grund. Insbs. versucht sie qualitative "warum-Fragen" zu beantworten, ohne zuvor die quantitativen Fragestellungen befriedigend zu lösen. Wie kann ich denn eine "neue Theorie" konstruieren, die erklärt, wie und warum das Universum so beschaffen ist, ohne quantitative und vorhersagbare Aussagen ableiten zu können? Warum solle eine "neue Theorie" besser sein, wenn sie eine geringere Vorhersagekraft hat als eine etablierte?
Ich will nun hier nicht dogmatisch irgendwelche Diskussionen unterbinden, sondern eher dazu anregen, genau diese o.g. formalen Aspekte naturwissenschaftlicher Theorien auch mal zu diskutieren. Das ist nun nicht Physik, sondern eher Metaphysik oder Wissenschaftstheorie, aber möglicherweise trotzdem von Interesse.