Die Bindungsenergie zwischen Protonen kann man ja unter Umständen bei manchen Elementen freisetzen (Kernspaltung). Lässt sich die zwischen diesen noch viel kleineren Teilchen vielleicht auch freisetzen? Man würde dann ja Quasi fast die gesamte Masse eines Atoms in Energie wandeln.
Nein, das geht nicht, da die QCD die Eigenschaft des Color-Confinements aufweist, d.h. Quarks und Gluonen sind in den Nukleonen gebunden und können prinzipiell nicht voneinander separiert werden. Zuführen von Energie bricht das Nukleon nicht in einzelne Quarks auf, sondern führt nur zur Bildung mehrere Teilchen wie weiteren Baryonen und Mesonen, jedoch nie zu freien Quarks. Abgesehen davon wird auch bei der Kernspaltung nur dann Energie frei, wenn es sich um genügend schwere (und damit instabile) Atomkerne handelt. Einen leichten Kern wie ein alpha-Teilchen = He[SUP]4[/SUP] kann man nur unter Energiezufuhr spalten.
Der Begriff Bindungsenergie im Falle der QCD ist insofern irreführend, als in der Kernphysik für die Gesamtmasse des Kerns, die Anzahl und Massen von Protonen und Neutronen sowie den Massendefekt gilt:
m[SUB]Kern[/SUB] = N[SUB]p[/SUB]m[SUB]p[/SUB] + N[SUB]n[/SUB]m[SUB]n[/SUB] - Δm,
wobei
E = Δm c²
die Bindungsenergie liefert. Bei positivem
Δm und damit stabilem Kern ist die Masse des Kernes etwas kleiner als die Summe der Nukleonenmassen, d.h.
m[SUB]Kern[/SUB] < N[SUB]p[/SUB]m[SUB]p[/SUB] + N[SUB]n[/SUB]m[SUB]n[/SUB].
Im Falle der QCD gilt aber für die Nukleon- und Quarkmassen
m[SUB]Nukleon[/SUB] = N[SUB]q[/SUB]m[SUB]q[/SUB] + Δm,
wobei
m[SUB]Nukleon[/SUB] ≈ Δm >> N[SUB]q[/SUB]m[SUB]q[/SUB],
D.h. das Nukleon ist
wesentlich schwerer als alle (gedachten freien) Quarks zusammen, und man darf keinsefalls diese Massendifferenz mittels der obigen Formel aus Kernphysik als Bindungsenbergie interpretieren! In der Kernphysik würde ein derartiger "negativer Massendefekt" auf einen instabilen Kern hinweisen. D.h. ja - es ist soetwas wie Bindungsenergie - und nein, man darf keinesfalls das Bild der Kernphysik einfach so übertragen.