Auf was für Planeten wäre menschliches Leben (theoretisch) möglich?

Kater

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Hallo allerseits!

Ich bin neu hier und hoffentlich mit meinem Anliegen in dieser Forenecke richtig. Ich möchte diese Frage nämlich mal auf so spekulative Art wie möglich angehen.

Kurz zu meinem Hintergrund: Ich komme eher aus der Ecke des Geschichtenerzählens als der (Hobby-) Wissenschaft, und ich frage mich schon eine Weile, warum die meisten Fantasy-Storys so einfallslos sind, was das Welten erfinden angeht. Also auch wenn eine Geschichte in einer rein erfundenen Welt spielt, nehmen wir zum Beispiel mal Tolkiens Mittelerde und sämtliche Derivate davon, ist das irgendwie immer die Erde, nur mit abgeänderter Geographie. Ein Tag hat immer 24 Stunden, ein Jahr 12 Monate, die Sonne ist gelb ... eigentlich alles so, wie wir es kennen. Klar, Sci-Fi ist da einfallsreicher, aber die ganze Fantasy-Sparte ist im Worldbuilding doch ziemlich konservativ.

Daran schließt sich meine Frage an: Auf was für Welten, die in einem oder mehreren Punkten grundverschieden von der Erde sind, wäre denn menschliches Leben (ohne technische Hilfsmittel) möglich?

Ich sage gleich dazu, die Frage ist nicht ganz uneigennützig, da ich selbst ein Comicprojekt im Fantasy-Bereich plane und ein, zwei weitere redaktionell betreue. Ich stoße da aber auch an kreative Grenzen, weil ich mir zwar überlegen kann, was man so alles verändern könnte, aber keine Ahnung habe, wie sich das auf die Lebensverhältnisse auswirken würde. Da fehlt mir einfach der wissenschaftliche Hintergrund, um das einschätzen zu können, aber vielleicht hat der eine oder andere ja Lust, sich an solchen Spekulationen zu beteiligen.

Was wäre denn zum Beispiel, wenn:

(1) die Welt mehrere Monde besäße, oder vielleicht sogar ein Ringsystem?
(2) die Welt um einen größeren oder kleineren Stern als die Sonne kreisen würde? Einen roten zwerg vielleicht? Oder gar einen veränderlichen Stern?
(3) es ein Planet in einem Doppelsternsystem wäre? Ich kann mir vorstellen, die Jahreszeiten wären dann ziemlich abenteuerlich!
(4) die Welt ein Mond wäre, der um einen großen Planeten kreist?
(5) das Sternsystem der Welt viel näher an einem Galaxienzentrum läge? Oder mitten in einem Nebel oder Sternentstehungsgebiet? Man denke an die tollen Nachthimmel!
(6) die Rotationsgeschwindigkeit der Welt wesentlich höher oder niedriger wäre als die der Erde? Oder deren Umlaufzeit um ihre Sonne?
(7) die Schwerkraft kleiner (oder ein bisschen größer) wäre?
(8) die Durchschnittstemperatur der Welt kleiner oder größer wäre?
(9) es in dem System sehr enge Planetenbahnen gäbe sich die Planeten regelmäßig sehr nahe kommen?
(10) ... (was auch immer euch noch einfällt)

Soweit ich weiß, würden ja schon kleine Abweichungen von ihren Eigenschaften dazu führen, dass die Erde für Menschen unbewohnbar wäre. Aus physikalischer Sicht heißt es dann, unter diesen Umständen wäre Leben sehr unwahrscheinlich, und als Forscher richtet man sein Augenmerk natürlich eher auf die wahrscheinlichen Fälle. Als Storyteller interessieren mich aber natürlich gerade die unwahrscheinlichen Fälle, und zwar bis zu dem Punkt, wo sie noch theoretisch möglich werden. Aber wieweit kann man das Spiel denn theoretisch treiben, um noch eine Welt zu erhalten, die für Menschen ohne futuristische Technik bewohnbar wäre?

Bin echt gespannt auf eure Ideen!
 

Schmidts Katze

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Hallo Kater, willkommen im Forum.

(1) Der Mars hat 2 Monde, und er ist nicht deswegen unbewohnbar.
Ringsysteme haben im SoSy nur die 4 großen Planeten, die kleinen haben keine, aber ich wüsste nicht, warum das so sein müsste, warum nicht?

(3) Es gibt Planeten in Doppelsternsystemem, aber entweder die Sterne umkreisen sich sehr eng, und bilden für den Planeten, der beide umkreist, gravitativ einen Punkt, oder der Planet umkreist einen der Sterne, und der andere ist ziemlich weit weg, sonst kriegst du keine stabile Umlaufbahn hin.

(5) Da sehe ich keine Probleme.
In 2 Mrd Jahren wird übrigens die Milchstrasse mit Andromeda kollidieren. Das wird von der Erde aus auch spektakulär aussehen, ich hab da neulich ne Simulation gesehen, ich weiss leider nicht mehr, wo.

So, die andern wollen sicher auch noch was beantworten.

Grüße
SK
 

Plexucra

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Ich finde viele der Annahmen unter denen Leben "nur" möglich sein soll zu restriktiv.
Z.B. dass Wasser eine Voraussetzung wäre oder der Abstand zur Sonne etc

Für "Leben" ist die Definition von Wikipedia gar nicht mal so schlecht:
- Sie sind von ihrer Umwelt abgegrenzte Stoffsysteme,
- haben Stoff- und Energiewechsel und sind damit in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt,
- organisieren und regulieren sich selbst (Homöostase),
- pflanzen sich fort und sind damit auch zu Wachstum und Differenzierung fähig.

Um dies sicherzustellen braucht ein Organismus meine Meinung nach nur folgende Grundvoraussetzungen um sich zu einem solchen zu entwickeln:
1 Es Bedarf Energie Differenzen bzw. einer Energiequelle
2 Es muss sich in einem heterogenen Stoffgemisch abspielen
3 Die Umgebung muss Mobilität / Fortbewegung ermöglichen

Zu 1 möchte ich anmerken dass dazu noch nicht einmal ein Stern nötig ist. Die natürliche Strahlung in der etwas tieferen Erdkruste reicht z.B. bereits aus. Leider habe ich den Link nicht mehr aber es wurden sogar auf der Erde bereits Organismen in der Erdkruste gefunden die sich von der natürlichen Strahlung "ernährt" haben. (ich reiche Link noch nach)

Zu 2. und 3. ist nicht gesagt dass dies unbedingt verunreinigtes Wasser sein muss. Auch andere Flüssigkeiten oder viskosen Stoffe kämen in frage.
Oder z.B. dass die DNA aus den uns selbstverständlichen Elementen zusammen gesetzt sein muss ist selbst auf der Erde nicht gegeben:
http://www.biotechnologie.de/BIO/Navigation/DE/root,did=119218.html?view=renderPrint
 

Kater

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(3) Es gibt Planeten in Doppelsternsystemem, aber entweder die Sterne umkreisen sich sehr eng, und bilden für den Planeten, der beide umkreist, gravitativ einen Punkt, oder der Planet umkreist einen der Sterne, und der andere ist ziemlich weit weg, sonst kriegst du keine stabile Umlaufbahn hin.

Harals Lesch meinte mal bei Alpha Centauri, ein Doppelsternsystem können prinzipiell keinen habitablen Planeten beheimaten. Leider hat er vergessen, einen Grund dafür zu nennen. Wäre jedenfalls interessant zu wissen, wie so eine Planeten- und Sonnenbahn aussehen müsste, damit es vielleicht doch irgendwie geht.

(5) Da sehe ich keine Probleme.
In 2 Mrd Jahren wird übrigens die Milchstrasse mit Andromeda kollidieren. Das wird von der Erde aus auch spektakulär aussehen, ich hab da neulich ne Simulation gesehen, ich weiss leider nicht mehr, wo.

Hab nur mal auf wikipedia geschaut, da stand, es gäbe auch in Galaxien zu etwas wie eine habitable Zone. Außen seien zu wenig Sternentstehungen, um die notwendigen Elemente zu erzeugen. Und zu nahe am Zentrum gäbe es angesichts der zahlreichen Supernovae zuviel schädliche Strahlung. Aber anscheinend ist das auch noch alles Theorie.

Die Simulation würde mich aber auch mal interessieren!

Ich finde viele der Annahmen unter denen Leben "nur" möglich sein soll zu restriktiv.
Z.B. dass Wasser eine Voraussetzung wäre oder der Abstand zur Sonne etc

Das stimmt natürlich. Aber mir ging es jetzt explizit um menschliches Leben. Da werden die Einschränkungen natürlich schon etwas stärker.

Zu 1 möchte ich anmerken dass dazu noch nicht einmal ein Stern nötig ist. Die natürliche Strahlung in der etwas tieferen Erdkruste reicht z.B. bereits aus. Leider habe ich den Link nicht mehr aber es wurden sogar auf der Erde bereits Organismen in der Erdkruste gefunden die sich von der natürlichen Strahlung "ernährt" haben. (ich reiche Link noch nach)

Ich weiß von Tiefseenahrungsketten, die gänzlich unabhängig von Sonnenlicht funktionieren. Deswegen kann man ja auch Leben auf Monden wie Europa und Ganymed nicht prinzipiell ausschließen. Die Frage wäre hier, ob sich auch Menschen in solch einem Habitat ansiedeln könnten, am besten noch ohne technische Hilfsmittel.

Unterirdisches Bewohnen durch Menschen auf einer Phantasiewelt wäre ja auch interessant. Entweder eben ganz, oder nur zu bestimmten Zeiten, wenn es vielleicht auf der Oberfläche durch die Plantetenbahn vorübergehend zu heiß oder zu kalt wird.

Danke soweit für das Input!
 

Kibo

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Ich würde zu dem Thema empfehlen, sich diesen Thread hier anzugucken.
Überhaupt könnten dir die ganzen Threads im Themenbereich Astrobiologie des Forums gefallen.
 

sirius3100

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Harals Lesch meinte mal bei Alpha Centauri, ein Doppelsternsystem können prinzipiell keinen habitablen Planeten beheimaten. Leider hat er vergessen, einen Grund dafür zu nennen. Wäre jedenfalls interessant zu wissen, wie so eine Planeten- und Sonnenbahn aussehen müsste, damit es vielleicht doch irgendwie geht.
Das hat soweit ich weiß (korrigiert mich wenn ich falsch liege) damit zu tun dass man lange dachte dass es unmöglich/schwer ist in einem Doppelsternsystem Gasplaneten zu formen. Diese Gasplaneten sind dann aber wiederum notwendig um Kometen (o.ä.) auf einen Kollisionskurs mit einem terrestrischen Planeten zu bringen um das Wasser auf ihn zu tragen.
Bei den ganzen merkwürdigen Planetensystemen die in letzer Zeit gefunden werden würde ich das ganze aber nicht so kategorisch ausschließen (außerdem könnte auch das Doppelsternsystem selbst für die nötigen "Instabilitäten" sorgen um Kometen abzulenken).
Harald Lesch wird sich dabei aber auf vermutlich sowieso nur auf einen Fall bezogen haben bei dem die beiden Sterne einen "mittelgroßen" Abstand (so 0,5-50AU) von einander haben. 2 sich relativ eng umkreisende Sterne bzw. 2 Sterne die sehr weit voneinander entfernt sind dürften sowieso typischere Planetensysteme erlauben (im ersten Fall um sich gemeinsam und im zweiten Fall um jeden Stern selbst).

Hab nur mal auf wikipedia geschaut, da stand, es gäbe auch in Galaxien zu etwas wie eine habitable Zone. Außen seien zu wenig Sternentstehungen, um die notwendigen Elemente zu erzeugen. Und zu nahe am Zentrum gäbe es angesichts der zahlreichen Supernovae zuviel schädliche Strahlung. Aber anscheinend ist das auch noch alles Theorie.
Die galaktische HZ ist mMn eher ein überholtes Konzept (bin da aber auch wahrlich kein Experte). Früher hat man gemeint dass terrestrische Planeten eben nur um relativ metallreiche Sterne entstehen können. Heutige Ergebnisse deuten aber eher darauf hin dass es keine solche Korrelation gibt (sicher ist das aber noch nicht). Gewisse Mengen schwererer Elemente wird aber das Leben selbst auch benötigen, weshalb man die Idee der galaktischen HZ vielleicht dahingehend ausweiten könnte. Und das mit den SN nahe des Zentrums schließt eher die Entwicklung von höherem Leben in der Vergangenheit aus. Heute gibt's da auch nicht mehr soviele SN. Falls in einem Fantasywerk (das trotzdem einigermaßen naturwissenschaftlich sein will) also entweder die Entwicklung zu höherem Leben etwas schneller geht oder die Geschichte später in der Entwicklung der Galaxie spielt kann man damit auch ohne Probleme den inneren Rand der GHZ näher ans Zentrum einer Galaxie schieben (vorausgesetzt natürlich dass die Entwicklung der Galaxie die schweren Elemente wie z.b. Eisen nicht "zu stark" anreichert dass auf Planeten nahe des Zentrums kein Leben mehr möglich wäre; um da aber Aussagen treffen zu können wissen wir imho einfach noch zu wenig).


Was ich interessant für Fantasy-Geschichten fände wären Planeten/Monde die ihren Stern in einem recht exzentrischen Orbit umkreisen. Da könnte man schön lange "Winter" einbauen (die dann eben nicht von der Achsneigung abhängen) oder auch exrem heiße "Sommer" (die aber recht kurz wären). Hab mir irgendwie auch mal überlegt wie das Planetensystem in der Fantasywelt von "A Song of Ice and Fire / Game of Thrones" aussehen könnte, bin da aber leider zu dem Schluss gekommen dass die Welt in dem Punkt nicht physikalisch zu sein scheint (kalte in -zumindest scheinbar- unregelmäßigem Abstand auftretende "Winter" könnte man mit einem exzentrischen Orbit + einer relativ schnell varierenden Achsneigung erklären -wobei es auch einen großen Mond zu geben scheint der das eigentlich stabilisieren müsste-, aber dass die Nächte wie in einem echten Winter, bei uns, dann auch noch sehr lang werden kann man damit irgendwie nicht reproduzieren).

Ein interessantes fiktives System ist meiner Meinung nach auch das in der Neuauflage von Battlestar Galactica (ok das ist Sci-Fi, aber ein paar witzige "Konstellationen" für einzelne Planeten/Monde sind da auch dabei): http://media.battlestarwiki.org/images/9/98/Quantum_Mechanix_The_Twelve_Colonies_of_Kobol.jpg
Ich weiß aber leider nicht wie realistisch so ein System wirklich ist (kA ob das überhaupt stabil sein kann). Interessant finde ich da z.b. Trojaner des Planeten Hestia (aber können so schwere Objekte stabil auf so einer Bahn bleiben?). Das wäre zumindest für Astronomen auf so einem Trojaner ganz witzig (die Auswirkungen auf das normale Leben selbst dürften aber eher gering sein denke ich). Die Umlaufbahn des Planeten Ragnar dürfte eigentlich nicht stabil sein (verstehe ehrlich gesagt auch nicht warum die den da hingesetzt haben; für die Story von BSG/Caprica wäre der auch in einem doppelt so großem Abstand nicht wirklich anders and damit zumindest möglicherweiße auf einer stabilen Umlaufbahn).

Monde um Gasplaneten wären sicher auch interessant. Wichtig ist dabei aber wohl vor allem dass diese nicht zu nah am Gasriesen sind, da dort die Strahlung zu groß ist. Für die Fantasy-Welt hätte Leben auf so einem Mond vermutlich 2-3 entscheidende Auswirkungen:
1. Möglicherweiße starker Vulkanismus (da der Gasplanet mit seinen Gezeitenkräften den Mond schön durchknetet); das kommt aber wohl ziemlich auf den Abstand vom Gasplaneten an
2. Dadurch dass der Mond vermutlich tidally locked ist hängt die "Tagesdauer" von der Umlaufzeit um den Gasriesen ab und dürfte bei dem nötigen Abstand sicherlich einige Erd-Tage bis Erd-Wochen dauern.
3. Die Bewohner einer der beiden Seiten würden ständig den Gasriesen sehen, die auf der anderen Seite aber nie. Das könnte entscheidende Auswirkungen auf das kulturelle Leben möglicher Bewohner haben.
 
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