Bynaus
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Die UNO hat neue Zahlen zur künftigen Bevölkerungsentwicklung veröffentlicht:
http://nextbigfuture.com/2011/05/un-projects-world-population-of-62-to.html
Ich denke, das ist ein interessantes Thema, dass immer wieder von verschiedenen Seiten her angeschnitten wird.
Ich habe, damals für die Diskussion zum Doomsday-Argumente, jetzt wieder für die Diskussion um die Frage, ob es im 21. Jahrhundert zu einem Kollaps der Zivilisation kommen wird, eine eigene "Simulation" entwickelt, die ich weiter unten erläutern werde. Die interessante Frage für mich ist, ob die Annahmen, die in das Modell eingehen, realistisch sind. Interessanterweise bekomme ich für mein Modell ziemlich genau die gleiche Bevölkerungsentwicklung wie die UNO (obwohl ich die Welt nicht einmal nach Regionen aufgeteilt habe): Etwa 9.3 Mrd Menschen im Jahr 2050 (UNO: 9.3) und etwa 10.5 Mrd Menschen im Jahr 2100 (UNO: 10.1). Die Prognosen der UNO gehen nicht weiter, aber in meinem Modell ist der Bevölkerungspeak im Jahr 2140 bei 10.7 Mrd, danach nimmt die Bevölkerung wieder ab (z.B. auf 2.5 Mrd im Jahr 3000).
Natürlich kann man nicht im ernst glauben, man könne heutige Parameter nehmen und damit 1000 Jahre Zukunft realistisch simulieren. Oder vielleicht - in einigen speziellen Bereichen - doch? Darüber möchte ich in diesem Thread diskutieren.
Mein Modell startet mit Zahlen von 2010 (dem CIA World Factbook entnommen). Die Bevölkerung ist in drei Alterskohorten eingeteilt, 0-14, 15-64 und 64+. In diesen Kohorten finden sich im Jahr 2010 1.85, 4.47 und 0.52 Mrd Menschen, total 6.85. Die Anzahl Geburten pro Jahr wird berechnet, in dem die Hälfte der mittleren Alterskohorte (sprich: die Frauen) mit der Fertilitätsrate ("Kinder pro Frau", 2010: 2.56 weltweit) multipliziert und durch durch 30 (die Zeitdauer, über die Frauen fruchtbar sind) geteilt wird: Das gibt etwa 190 Millionen Geburten für 2010. Diese Zahl wird also für das Jahr 2011 der 0-14-Kohorte zugerechnet. Gleichzeitig verliert diese Kohorte 1/14 ihres Bestandes (alle, die 15 werden) an die mittlere Alterskohorte, und die mittlere verliert 1/40 ihres Bestandes (alle, die 65 werden) an die oberste Alterskohorte. Natürlich müssen von der obersten Kohorte noch die Tode abgezogen werden, das wird gemacht, in dem die Weltbevölkerung durch die mittlere Lebenserwartung weltweit (2010: 65 Jahre) geteilt wird, 110 Mio Tode. Dadurch, dass ich die Tode nur von der obersten Alterskohorte abziehe, wird diese etwas unterschätzt, aber gleichzeitig wird sie ja auch überschätzt, weil ja auch Menschen "unterwegs" zur obersten Alterskohorte sterben - ich vermute, das gleicht sich in etwa aus. Die Differenz Geburten minus Tode gibt die 80 Millionen Geburtenüberschuss, die ja auch tatsächlich beobachtet werden.
So, jetzt kann man das in die Zukunft extrapolieren. Natürlich werden sich einige der Faktoren verändern, wenn die Welt sich entwickelt.
Zunächst zur Fruchtbarkeitsrate: Man beobachtet ja, dass es einen Zusammenhang zwischen der Anzahl Kinder, und dem Bruttosozialprodukt pro Kopf (Einkommen) gibt. Siehe dazu diese Grafik:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/43/TFR_vs_PPP_2009.svg
Die Kurve lässt sich durch eine Funktion
($ / a) + b
annähern. a drückt aus, wie Geld und Kinderzahl zusammenhängen, b ist der Wert, auf den die Kinderzahl bei hohen Einkommen konvergiert. Um die Kurve in Übereinstimmung mit den Beobachtungen zu bringen, muss man etwa a = 15000 und b = 1.2 setzen. Das heisst, auch bei stetig steigendem Einkommen sinkt die Kinderzahl nie unter 1.2 pro Frau (man beachte, dass einige europäische Länder weit darunter liegen).
Beim Bruttosozialprodukt pro Kopf (von dem die Fertilität oben abhängt) habe ich einfach angenommen, dass es vom heutigen globalen Mittelwert von 11000 $ jährlich um 2.5% steigt: 2.5% ist ein Mittelwert, den ich von dieser Grafik habe:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/45/WeltBIPWorldgroupOECDengl.PNG
Das mittlere Einkommen wird damit bereits im Jahr 2060 auf dem Niveau der heute reichsten Länder liegen.
Schliesslich noch die Lebenserwartung. Da habe ich einfach angenommen, dass sie wie in den westlichen Ländern in den letzten 100 Jahren üblich, jedes Jahr um 0.2 Jahre steigt. Heute sind es etwa 3 Monate (oder 0.25 Jahre) pro Jahr, ich habe das etwas abgerundet. Allerdings ist das keine extreme Annahme: Bis 2100 wird demnach die mittlere Lebenserwartung weltweit auf 83 Jahre steigen - moderat selbst im Vergleich mit einigen heutigen industrialisierten Ländern. Eine mittlere Lebenserwartung von 120 Jahren z.B. wird erst im Jahr 2285 erreicht. Das ist, denke ich, überaus konservativ.
So, und dann ergibt sich eben der schon angesprochene Verlauf (die Jahreszahlen sind natürlich nicht wörtlich zu nehmen...). Ca. 9.3 Mrd bis 2050, ein Maximum von 10.7 Mrd bis 2140, dann ein langsamer Abfall auf sehr viel tiefere Werte.
Interessant ist vielleicht auch noch, dass es heute in der mittleren Kohorte (den "Arbeitern") 8.6 Mal mehr Menschen gibt als in der obersten (den "Rentnern"). 2050 werden es noch 6 Mal soviel sein, 2075 noch knapp 4 Mal so viel, 2100 noch 2.7 Mal soviel. Parität ist im Jahr 2206 erreicht.
Die Kinderkohorte erreicht ihr Maximum mit 2.4 Mrd im Jahr 2040, die Arbeiterkohorte ein Maximum von 6.2 Mrd im Jahr 2080, und die Rentnerkohorte ein Maximum von 5.3 Mrd im Jahr 2350.
Erst im Jahr 2481 wird die Erde wieder, wie heute, 7 Mrd Einwohner haben (wovon nur 470 Mio Kinder sein werden).
Wenn man davon ausgeht, dass bis heute 110 Mrd Menschen gelebt haben, dann werden es bis 2050 117 Mrd sein, bis 2100 125 Mrd. Beim Bevölkerungspeak im Jahr 2140 werden es etwa 130 Mrd sein. Danach kommen nur noch wenige dazu - extrapoliert man weiter bis ins Jahr 3000, sind es bis dahin nur 160 Mrd.
Wer das .ods bzw. .xls-File haben will, schicke mir eine PN mit E-Mail-Adresse. Ich wäre sehr daran interessiert, andere Formeln und Zusammenhänge einzubringen, um das Modell so realistisch wie möglich zu machen.
http://nextbigfuture.com/2011/05/un-projects-world-population-of-62-to.html
Ich denke, das ist ein interessantes Thema, dass immer wieder von verschiedenen Seiten her angeschnitten wird.
Ich habe, damals für die Diskussion zum Doomsday-Argumente, jetzt wieder für die Diskussion um die Frage, ob es im 21. Jahrhundert zu einem Kollaps der Zivilisation kommen wird, eine eigene "Simulation" entwickelt, die ich weiter unten erläutern werde. Die interessante Frage für mich ist, ob die Annahmen, die in das Modell eingehen, realistisch sind. Interessanterweise bekomme ich für mein Modell ziemlich genau die gleiche Bevölkerungsentwicklung wie die UNO (obwohl ich die Welt nicht einmal nach Regionen aufgeteilt habe): Etwa 9.3 Mrd Menschen im Jahr 2050 (UNO: 9.3) und etwa 10.5 Mrd Menschen im Jahr 2100 (UNO: 10.1). Die Prognosen der UNO gehen nicht weiter, aber in meinem Modell ist der Bevölkerungspeak im Jahr 2140 bei 10.7 Mrd, danach nimmt die Bevölkerung wieder ab (z.B. auf 2.5 Mrd im Jahr 3000).
Natürlich kann man nicht im ernst glauben, man könne heutige Parameter nehmen und damit 1000 Jahre Zukunft realistisch simulieren. Oder vielleicht - in einigen speziellen Bereichen - doch? Darüber möchte ich in diesem Thread diskutieren.
Mein Modell startet mit Zahlen von 2010 (dem CIA World Factbook entnommen). Die Bevölkerung ist in drei Alterskohorten eingeteilt, 0-14, 15-64 und 64+. In diesen Kohorten finden sich im Jahr 2010 1.85, 4.47 und 0.52 Mrd Menschen, total 6.85. Die Anzahl Geburten pro Jahr wird berechnet, in dem die Hälfte der mittleren Alterskohorte (sprich: die Frauen) mit der Fertilitätsrate ("Kinder pro Frau", 2010: 2.56 weltweit) multipliziert und durch durch 30 (die Zeitdauer, über die Frauen fruchtbar sind) geteilt wird: Das gibt etwa 190 Millionen Geburten für 2010. Diese Zahl wird also für das Jahr 2011 der 0-14-Kohorte zugerechnet. Gleichzeitig verliert diese Kohorte 1/14 ihres Bestandes (alle, die 15 werden) an die mittlere Alterskohorte, und die mittlere verliert 1/40 ihres Bestandes (alle, die 65 werden) an die oberste Alterskohorte. Natürlich müssen von der obersten Kohorte noch die Tode abgezogen werden, das wird gemacht, in dem die Weltbevölkerung durch die mittlere Lebenserwartung weltweit (2010: 65 Jahre) geteilt wird, 110 Mio Tode. Dadurch, dass ich die Tode nur von der obersten Alterskohorte abziehe, wird diese etwas unterschätzt, aber gleichzeitig wird sie ja auch überschätzt, weil ja auch Menschen "unterwegs" zur obersten Alterskohorte sterben - ich vermute, das gleicht sich in etwa aus. Die Differenz Geburten minus Tode gibt die 80 Millionen Geburtenüberschuss, die ja auch tatsächlich beobachtet werden.
So, jetzt kann man das in die Zukunft extrapolieren. Natürlich werden sich einige der Faktoren verändern, wenn die Welt sich entwickelt.
Zunächst zur Fruchtbarkeitsrate: Man beobachtet ja, dass es einen Zusammenhang zwischen der Anzahl Kinder, und dem Bruttosozialprodukt pro Kopf (Einkommen) gibt. Siehe dazu diese Grafik:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/43/TFR_vs_PPP_2009.svg
Die Kurve lässt sich durch eine Funktion
($ / a) + b
annähern. a drückt aus, wie Geld und Kinderzahl zusammenhängen, b ist der Wert, auf den die Kinderzahl bei hohen Einkommen konvergiert. Um die Kurve in Übereinstimmung mit den Beobachtungen zu bringen, muss man etwa a = 15000 und b = 1.2 setzen. Das heisst, auch bei stetig steigendem Einkommen sinkt die Kinderzahl nie unter 1.2 pro Frau (man beachte, dass einige europäische Länder weit darunter liegen).
Beim Bruttosozialprodukt pro Kopf (von dem die Fertilität oben abhängt) habe ich einfach angenommen, dass es vom heutigen globalen Mittelwert von 11000 $ jährlich um 2.5% steigt: 2.5% ist ein Mittelwert, den ich von dieser Grafik habe:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/45/WeltBIPWorldgroupOECDengl.PNG
Das mittlere Einkommen wird damit bereits im Jahr 2060 auf dem Niveau der heute reichsten Länder liegen.
Schliesslich noch die Lebenserwartung. Da habe ich einfach angenommen, dass sie wie in den westlichen Ländern in den letzten 100 Jahren üblich, jedes Jahr um 0.2 Jahre steigt. Heute sind es etwa 3 Monate (oder 0.25 Jahre) pro Jahr, ich habe das etwas abgerundet. Allerdings ist das keine extreme Annahme: Bis 2100 wird demnach die mittlere Lebenserwartung weltweit auf 83 Jahre steigen - moderat selbst im Vergleich mit einigen heutigen industrialisierten Ländern. Eine mittlere Lebenserwartung von 120 Jahren z.B. wird erst im Jahr 2285 erreicht. Das ist, denke ich, überaus konservativ.
So, und dann ergibt sich eben der schon angesprochene Verlauf (die Jahreszahlen sind natürlich nicht wörtlich zu nehmen...). Ca. 9.3 Mrd bis 2050, ein Maximum von 10.7 Mrd bis 2140, dann ein langsamer Abfall auf sehr viel tiefere Werte.
Interessant ist vielleicht auch noch, dass es heute in der mittleren Kohorte (den "Arbeitern") 8.6 Mal mehr Menschen gibt als in der obersten (den "Rentnern"). 2050 werden es noch 6 Mal soviel sein, 2075 noch knapp 4 Mal so viel, 2100 noch 2.7 Mal soviel. Parität ist im Jahr 2206 erreicht.
Die Kinderkohorte erreicht ihr Maximum mit 2.4 Mrd im Jahr 2040, die Arbeiterkohorte ein Maximum von 6.2 Mrd im Jahr 2080, und die Rentnerkohorte ein Maximum von 5.3 Mrd im Jahr 2350.
Erst im Jahr 2481 wird die Erde wieder, wie heute, 7 Mrd Einwohner haben (wovon nur 470 Mio Kinder sein werden).
Wenn man davon ausgeht, dass bis heute 110 Mrd Menschen gelebt haben, dann werden es bis 2050 117 Mrd sein, bis 2100 125 Mrd. Beim Bevölkerungspeak im Jahr 2140 werden es etwa 130 Mrd sein. Danach kommen nur noch wenige dazu - extrapoliert man weiter bis ins Jahr 3000, sind es bis dahin nur 160 Mrd.
Wer das .ods bzw. .xls-File haben will, schicke mir eine PN mit E-Mail-Adresse. Ich wäre sehr daran interessiert, andere Formeln und Zusammenhänge einzubringen, um das Modell so realistisch wie möglich zu machen.