Seeing

Stephan

Registriertes Mitglied
Servus beisammen,
wer kann mir ein bischen was über "seeing" erklären.
Ich war gestern und vorgestern draussen und konnte ein paar einfache
Objekte beobachten. Bei hoher Vergrösserung hats geflimmert.
Speziell die Mondoberfläche.
Liegt es daran dass der Mond tief stand und ich durch eine grosse Luftschicht
durchschauen musste?
Bei welcher Wetterlage kann man mit gutem seeing rechnen und wann nicht?
War gestern und vorgestern gutes oder schlechtes seeing?
Gruss aus Südbayern und Danke ! Stephan.
 

Sissy

Registriertes Mitglied
Hallo Stephan,

wer kann mir ein bischen was über "seeing" erklären.
Ich war gestern und vorgestern draussen und konnte ein paar einfache
Objekte beobachten. Bei hoher Vergrösserung hats geflimmert.
Speziell die Mondoberfläche.
Liegt es daran dass der Mond tief stand und ich durch eine grosse Luftschicht
durchschauen musste?
Bei welcher Wetterlage kann man mit gutem seeing rechnen und wann nicht?
War gestern und vorgestern gutes oder schlechtes seeing?

Mit Seeing beschreibt man die Ruhe oder Unruhe der gesamten Luft zwischen Teleskop und dem Weltraum.

Bei starken Turbulenzen in der Atmosphäre (starke Winde und/oder große Temperaturunterschiede) erscheint ein Stern nicht mehr wie eine Nadelspitze, sondern als "Blob". Das kommt daher, daß das Licht in den einzelnen Schichten der Atmosphäre unterschiedlich stark gebrochen wird.

Sind jetzt viele "unruhigen" Schichten vorhanden, tanzt der Lichtstrahl vom Stern auf Deiner Netzhaut munter Samba. Tut er das langsam, kannst es als "Flimmern" bemerken. Er trifft nacheinander auf unterschiedliche Rezeptoren in Deinem Auge. Tut er es sehr schnell, dann kann das Auge diese Bewegung nicht mehr auflösen und die Sterne erscheinen größer.

http://www.amateurastronomie.com/anfang/seeing/index.htm

Bei Seeing muß man lokales und großräumiges Seeing sowie Tubusseeing unterscheiden.

"Lokal" kann schlechtes Seeing verursacht werden, wenn von einer warmen Fläche Luftblasen aufsteigen. Im Teleskop schaut der Mond dann aus als wäre er unter Wasser und Wellen laufen über ihn drüber.

Im Sommer sind solche Flächen z.B. Parkplätze mit dunklem Asphalt, der sich tagsüber in der Sonne aufheizt und die Wärme nachts wieder abgibt, oder dunkle Hausdächer. Im Winter eher Schornsteine, aus denen warme Luft von der Hausheizung rausblubbert, auch wenn die Heizung abends runtergefahren wird, offene Fenster oder auch Deine eigene Körperwärme...

"Großräumiges Seeing" hängt mit dem Wetter zusammen. Prallen über unseren Köpfen warme und kalte Luft zusammen, oder wird gutes Wetter von einer Tiefdruckfront abgelöst, dann hat man in größerer Höhe Turbulenzen und starke Winde...

Im Großraum Stuttgart war vorgestern noch halbwegs brauchbares Seeing, gestern haben die Sterne geflimmert wie blöd. Da konnte ich überhaupt keine Details mehr an den Planeten sehen. :mad:

Wenn Du also schon mit blosem Auge sehen kannst, daß die Sterne stark flimmern, dann laß die kurzbrennweitigen Okulare im Koffer und guck lieber mit nem Fernglas Sternhaufen an...

Je tiefer ein Objekt am Himmel steht, desto mehr schlägt das lokale Seeing zu. Auch auf dem flachen Land unter einem dunklen Himmel ist es nicht besonders prickelnd, dicht am Horizont etwas zu beobachten...

"Tubusseeing" dagegen ist hausgemacht. Solange die Temperatur vom Spiegel oder der Linse im Tubus noch nicht der Umgebungstemperatur entspricht, hast Turbulenzen innerhalb vom Tubus, die Du dann zum lokalen und Großräumigen Seeing noch dazuaddieren must. Darum müssen Teleskope immer auskühlen und sich der Umgebungstemperatur angleichen, ehe sie überhaupt ein ruhiges Bild liefern können...

CS
Sissy
 

Stephan

Registriertes Mitglied
Danke an Sissy

Servus Sissy,
vielen Dank für die umfangreiche Antwort.
Noch dazu so schnell und ich brauch ewig für ein kleines DANKE!
Stress und so.
Gruss von Stephan
 
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