Evolutions"fehler" und -vergleiche

Alex74

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Hallo allerseits,

mir kam gerade ein Gedanke:

Über das menschliche Knie heißt es oft, es sei eigentlich eine Fehlkonstruktion. Tatsächlich haben viele Menschen Probleme mit ihren Kniegelenken. Die Ursache ist wohl die gleiche wie beim Umstand, daß viele Menschen Rückenprobleme haben:

Der Evolutionsweg vom Baumbewohner bzw. nicht aufrecht auf dem Boden gehenden Tier zum aufrecht gehenden Menschen war für die Anpassung der damit verbundenen Gelenke in Knie und Rücken nicht optimal bzw. vielleicht auch einfach zu schnell.

Mir kam nun der Gedanke, ob es nicht ein Tier gibt das einen ähnlich aufrechten Gang hatte, eine Masse von mindestens der Größenordnung des Menschen - aber mehr Zeit für diese Gelenke, sich anzupassen.
Und eigentlich gibt es sowas doch: diverse aufrecht gehende Raubsaurier. Die Linie Allosaurus - Tyrannosaurus hat fast 100 mio. Jahre Evolution überstanden.
Die Sache mit dem Rücken läßt sich sicher nicht direkt vergleichen da der Gang ja nicht aufrecht war sondern der nach vorn gebeugte Oberkörper durch den Schwanz stabilisiert wurde (was für einen schnellen Lauf als Räuber wohl auch essentiell war).
Deren Kniegelenke aber mußten einen - wenn auch durch den Zehenlauf mehr gefederten - ähnlich wippenden Gang bewältigen wie der des Menschen.

Und nun eine Frage für die Experten: ließe sich also das Knie von Tyrannosaurus Rex mit dem des Menschen vergleichen? Könnte man hieraus sehen, ob das Saurierknie tatsächlich Merkmale aufweist, die es für diese Gangart robuster machen? Wenn ja, welche wären das (OK, das ist dann für die Paläontologen hier...falls vorhanden...)

Oder irre ich, da evtl. gerade der Zehenlauf die Knie doch deutlich anders belastet?

Gruß Alex
 

Sissy

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Hi Alex,

Über das menschliche Knie heißt es oft, es sei eigentlich eine Fehlkonstruktion. Tatsächlich haben viele Menschen Probleme mit ihren Kniegelenken. Die Ursache ist wohl die gleiche wie beim Umstand, daß viele Menschen Rückenprobleme haben:

wo hast denn das her?

Das Kniegelenk ist ein prima Gelenk. Da dran is nix "falsch".

Daß manche Menschen damit Probleme haben, hat nix mit der Evolution zu tun. Eher mit falscher Ernährung, fehlender Bewegung, extrem einseitiger Belastung durch Sport oder schlicht mit der heutigen Lebenserwartung, die weit über das eigentlich von der Evolution vorgesehene Alter (ca. 35 Jahre) hinausgeht. :D

Sissy
 

Alex74

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"Falsch" hab ich auch nciht gesagt, aber den Gegebenheiten (noch) nicht perfekt angepaßt. Ist schon eine Weile her daß ich das mal gelesen habe, Quelle habe ich daher keine.
Ich selbst kenne einige die Probleme mit den Knien haben und das sind meist jene, die eher sportlich sind. Ich selbst hatte als ich etwa 20 war oft (bei Belastung) stichartige Schmerzen dort, kann also auch nicht am Alter liegen.

Was auffällt: das der Saurier ist trotz des aufrechten Gangs viel stärker gebeugt, so daß hier die Knochen nicht so unmittelbar aufeinanderpressen wie beim Menschen, was wohl auch eine Folge davon ist daß der Saurierfuß Merkmale von Zehenläufern hat. Auch praktisch alle Bodentiere sind Zehenläufer, wenn sie keine Hufe haben.
Eine Zehenlauf-Gangart hatte das Klettertier, das unser Ahne war aber selbstverständlich überhaupt nicht ausgebildet, genausowenig wie ein Knie das ständig das ganze Körpergewicht tragen muß.

Daher könnte es doch gut möglich sein, daß unser Laufapparat tatsächlich nicht wirklich optimal an die Erfordernisse des aufrechten Gangs angepaßt ist, oder nicht?
 

frosch411

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Also wenn man es aus Sicht der Evolution betrachtet, sind Knie und Rücken ausreichend ausgebildet beim Menschen. Im Allgemeinen halten sie problemlos so lange, bis die Familienplanung abgeschlossen ist und die Kinder selbst auf zwei Beinen laufen können - selbst bei Fussballprofis.
Und bei guter Pflege, Verzicht auf Hochleistungssport, können Knie und Rücken durchaus 80 Jahre und länger halten, während künstliche Knie- und Hüftgelenke eher bei ca. 10 Jahren liegen. Lässt sich also wohl nicht weiter verbessern.
Und die Evolution hat weder Fußball noch Autos oder Bürostühle erfunden, das war der Mensch.

o_o
 

Infinity

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Hallo, Alex74,

vorab: Ich bin alles andere als ein Experte in dem Gebiet, möchte aber dennoch kurz meine Meinung äußern.
Ich selbst hatte als ich etwa 20 war oft (bei Belastung) stichartige Schmerzen dort, kann also auch nicht am Alter liegen.
Der (moderne) Mensch ist inzwischen auch nicht mehr an Belastungen im Bereich des Knies optimiert, weil er aufrecht geht und die Last für einen Zweibeinigen beim aufrechten Gehen nur noch geringfügig ist. Allein das Stehen auf dem Boden mit so weit angewinkelten Beinen, dass das Gesäß fast den Boden berührt, fordert innerhalb von wenig vergangener Zeit so viel Ausdauer, dass der Bereich Knie und rundherum sowohl dann als auch noch eine Weile nach dem Aufrichten ein wenig schmerzen (ich kann mir denken, dass es so jedem ab einer gewissen Zeit ergeht). Bei der Oberschenkel-Unterschenkel-Anwinkelung von diversen Affengattungen von weniger als 180° entsteht natürlich auch eine höhere Last. Diese ist aber (noch) bei jenen gut angepasst; es gibt ja selbst heute noch Affen mit der Anwinkelung, genauso, wie es mit ihnen früher war, ohne dass sie bereits fünf Minuten nach Sonnenaufgang und Aufrichten anfangen, durch die nötige Energiemenge zu schwitzen und zu hecheln. Ich denke daher, dass die Ursache für Knieprobleme - abgesehen von Sissys erwähnten Gründen wie Ernährung und Bewegung, die man natürlich auch nie außer Acht lassen sollte - einfach an den verschiedenen Gelenkoptimierungen der Wesen zu finden ist. Inzwischen hast Du in Deinem Alter wohl viel trainiert. Ich nicht so viel wie Du, ich meine. Daher auch der Unterschied zwischen uns beispielsweise, was die Schnelligkeit des Auftretens von Knieproblemen betrifft (was auch ich primär erstmal nicht mit dem Alter begründe).

Daher könnte es doch gut möglich sein, daß unser Laufapparat tatsächlich nicht wirklich optimal an die Erfordernisse des aufrechten Gangs angepaßt ist, oder nicht?
Ganz zu schweigen von den Erfordernissen des aufrechten Ganges in Bezug auf die Bodenbeschaffenheit: Auch das Bergsteigen kann für Ungeübte zu einer scheinbar unüberwindbaren Aufgabe werden. Irgendwo und irgendwann hat jeder mal Probleme mit den Gelenken.
 
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