Stringtheorie zwischen Beliebigkeit und Orakel

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elnolde

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Hallo Forum,

ich beziehe mich auf die Regeln zu posten im GDM-Forum:
das Forum "Gegen den Mainstream" wurde eingerichtet, um einen Platz für wissenschaftliche Diskussionen über so genannte alternative Theorien oder über Kritik an allgemein anerkannten physikalischen Konzepten zu schaffen.
(ich will mich im Folgenden auf den hervorgehobenen Bereich beziehen)

Ich habe viele posts gelesen die sich mit der Kritik an der Stringtheorie (ST) befassen. Dennoch möchte ich hier ein neues Thema im Bereich GDM auftun. Es ist mir inzwischen keineswegs mehr klar, ob es sich bei der ST um eine s.g. alternative Theorie oder um ein anerkanntes physikalisches Konzept handelt. Aber das wissen inzwischen keine der drei Physiker-Fraktionen mehr: weder diejenigen, die zwar akzeptieren dass es im Prinzip mehrere Möglichkeiten gibt wie ein Universum "modelliert" ist, jedoch verneinen dass diese Möglichkeiten die die ST inzwischen postuliert auch realisiert sind, noch diejenigen die die ST mit ihren Postulaten zu Multiversen ablehnen noch die, die glauben dass es (man halte sich fest) möglicherweise 10^1000 Universen gibt. (zu lesen in: Spektrum d.W. 05/09 S.34 ff). Also weiss ich nicht ob mein Post überhaupt hier her gehört oder eher woanders hin.

Noch bemerken muss ich, dass ich nicht den blassesten Schimmer zur Mathematik habe die hinter der Stringtheorie steckt. Ausser den Publikationen (S.d.W; B.d.W; Wikipedia; Andreas Müller; Michio Kaku (im Paralleluniversum); Brian Greene (Das elegante Universum) die alle die dahintersteckende Mathematik auslassen) habe ich keinerlei Hintergrundwissen.

Ich bezweifle nämlich dass das überhaupt zielführend ist. Sich in einem mathematischen Multiversum auszutoben um festzustellen dass eben alles möglich ist was rechnerisch möglich ist, bedeutet letztendlich eine Beliebigkeit, die sich Ihrem Ziel, nämlich eine einfache Weltformel zu sein, weiter entfernt hat, als ihre postulierten Universen lang sind.

Es ist schon richtig, dass dadurch dass man Multiversen postuliert in den andere Naturgesetze herrschen (können) das Anthropische Prinzip apriori als solches kein Problem mehr darstellt, da ja in 10^1000 Universen ja mindestens eines sein sollte, in denen Beobachter heranwachsen konnten.

Wie aber bitteschön will man innerhalb eines abgeschlossenen Systems auf Vorgänge ausserhalb des Selben schließen können. Das ist doch noch nicht mal Physik- oder Philosophie-LK niveau zu wissen dass das nicht zulässig ist.

Wenn ich also innerhalb eines geschlossenen Systems mir ein Formalismus elaboriere (Stringtheoretiker mögen mir verzeihen) der durch sich selber fordert, dass es auch anders sein könnte als es ist, entzieht dieser sich seiner eigenen Logik, nämlich den Zustand dessen was es zu beschreiben versucht zu erforschen. Die Wissenschaft um dieses Thema herum ist sich durchaus bewusst dass sie das Terrain dass sie sich einst gesteckt hat (Popper) längst verlassen hat bezieht Ihre Daseinsberechtigung aber aufgrund vieler mathematischer Forderungen die sie erfüllt. Die Behauptung, die Mathematik hinter der ST sei einfach so berauschend elegant, dass es einfach schade wäre wenn sich dereinst herrausstellen würde dass sie falsch ist, schlägt dem Fass den Boden aus. Nebenbei kommen auch andere Dinge als Ergebniss heraus die eben den Boden der Wissenschaft um Megaparsec verlassen haben. z.B.: die Behauptung dass wenn zwei Branen innerhalb zweier Quarks zusammenklatschen könne ein weiteres Universum entstehen (im Film zum Buch: das elegante Universum).

So, nun würd ich mir eine Diskussion wünschen ob es zulässig ist, innerhalb eines Systems auf Dinge ausserhalb des Systems zu schließen und wenn ja, wie dies möglich ist. Ich behaupte dass es sich dabei um wilde Spekulation handelt.

Beste Grüße

elnolde
 

Infinity

Registriertes Mitglied
Hallo, elnolde,
So, nun würd ich mir eine Diskussion wünschen ob es zulässig ist, innerhalb eines Systems auf Dinge ausserhalb des Systems zu schließen und wenn ja, wie dies möglich ist. Ich behaupte dass es sich dabei um wilde Spekulation handelt.
ich bin mir nicht allzu sicher, ob hieraus eine sinnvolle Diskussion entstehen kann. Möglicherweise aber durch Dein Vorangeschriebenes. Mein kleinhirniges Verständnis sagt mir immer:

Es gibt ein System A: a+b=c
Es gibt ein System B: x-y=z

Und ich als Beobachter innerhalb des Systems A weiß einfach weder, ob es ein System B gibt, noch, wenn ja, wie sie einen Zusammenhang aufweisen könnten, um sicherzustellen, dass es möglich ist, von A auf B oder von B auf A zu schließen. Dass wir das in Wahrheit können, liegt auch nur daran, dass es ein System gibt, das A und B umfasst (wie Mathematik oder Physik). Hierzu könnte ich nur meine eigene Meinung wiedergeben, die - ich fürchte - nicht gerade was Neues wäre und mit "Mhm" befürwortet wird. Ein "Aber" ist noch möglich, aber dann ist fast Funkenstille.:)
 

elnolde

Registriertes Mitglied
Hi Infinity

Dazu ein klassisches Beispiel aus dem Maschinenbau:

Du hast eine Kugelumlaufspindel auf der eine Mutter läuft. Es geht also um die translation einer Drehbewegung in eine Längsbewegung. Wenn ich einmal ein Schrittmotor an die Spindel anschließe und der Steuerung den Befehl gebe 1000 Umdrehungen zu machen, dann tut sie dies. Im anderen Fall nehme ich einen Servomotor mit geschlossenem Regelkreis, d.h. eine Messeinrichtung am Motor erfasst die Anzahl der Umdrehungen. Ich sage der Steuerung loszufahren und die Messeinrichtung beendet die Drehbewegung wenn die Anzahl 1000 erreicht ist. In keinem der beiden Fällen ist es gesagt, dass ich tatsächlich bei 1000 angelangt bin. Erst wenn ich "von Aussen" messe, zum Beispiel mit einem Glasmaßstab, kann ich für beide Fälle die genaue gefahrene Strecke als Messergebnis erfassen. Theoretisch könnte ich diesen "von Aussen"-Messvorgang einmalig "am Anfang" durchführen und die Steuerung um entsprechende Fahrfehler korrigieren. Aber auch dann habe ich "von Aussen" gemessen.

Ich kann innerhalb eines Systems nichts tun um es von Aussen zu beobachten, es sei denn ich habe aussen etwas das Meldung nach innen gibt. Dann ist aber die Meldestation teil meines Systems und somit wieder innerhalb des Systems.

Wenn ich eine Mathematik erstelle bei der eine Forderung aus der letzten hervorgeht, kann ich nur Aussagen treffen solange die Folgerung nicht den mathematischen Raum verlässt den ich zuvor abgesteckt/definiert habe.
Weite ich die Grenzen über den erfahrbaren Raum aus, so kann das Ergebnis niemals verifiziert werden. Der Beliebigkeit ist Tür und Tor geöffnet. Es ist nicht möglich unser Universum zu verlassen um "von Aussen" Aussagen zu überprüfen die ich von innerhalb unseres Erfahrungsraumes über andere Erfahrungsräume angestellt habe.

cu
elnolde
 

Infinity

Registriertes Mitglied
In keinem der beiden Fällen ist es gesagt, dass ich tatsächlich bei 1000 angelangt bin.
Speziell dazu hast Du recht,...

Erst wenn ich "von Aussen" messe, zum Beispiel mit einem Glasmaßstab, kann ich für beide Fälle die genaue gefahrene Strecke als Messergebnis erfassen.
...aber die Messung zur subjektiven Erfahrung (ob Du bei 1000 angelangt bist oder nicht) hat denke ich keine Relevanz zur Berechtigung des Daseins oder zum Ablauf des Kugelumlaufspindel-Systems. Die Messung, die Dir außerhalb dieses Systems gelingt, dient nur dem eigenen Wissen über den Erfolg oder Misserfolg des Experiments.

Misst Du die Zahl der Umdrehungen der Mutter mit einem Glasmaßstab oder mit einem anderen Analogmessgerät, hast Du jedoch Bezug zu diesem System, da das Messgerät mit der Spindel in einem Größenvergleich gerät: die hinterlegte Strecke der Mutter ist mit dem Maßstab des Messgerätes zu vergleichen, um zu beurteilen, ob tatsächlich 1000 Umdrehungen erreicht worden sind. Wären zwei Systeme völlig verschieden, gäbe es auch keinen Vergleich, wie eben mit jenen zwei Gleichungen A und B, die ich zuvor aufstellte. Die Spindel und der Maßstab des Glasmaßstabs sind aber miteinander vergleichbar und bilden somit ein gemeinsames System.

Weiter kann der Beobachter nur dann beurteilen, wenn er den Vergleich erkennt beziehungsweise bestimmen kann (beim Glasmaßstab zum Beispiel mithilfe des Sehens mit den Augen). Dafür wiederum müssen Lichtteilchen - Photonen - vom Maßstab aus das Auge erreichen und letztendlich bearbeitet das Gehirn die Ankunft der Lichtteilchen.

Und aus diesem Grund wage ich, zu behaupten, dass der Glasmaßstab nicht wirklich ein Außen ist, sondern beim Einsetzen in das System der Kugelumlaufspindel integriert wird.
 

Alex74

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Das "Problem" an der ST ist lediglich, daß sie als erste Aussagen über das Warum unseres Universums macht.

Und die Kacke ist, daß man nur zwei verschiedene Möglichkeiten hat, zu diesem Warum zu kommen:

1. Entweder man postuliert ein Wesen daß es nach seinem Willen genau so gemacht hat daß wir entstehen konnten.

2. Oder die Ursache für unser Universum ist derart flexibel, daß es unvorstellbar viele gibt, ja geben muß um wenigstens eines zu erzeugen das wiederum bewußtes Leben erzeugt.

Die dritte Alternative spreche ich gar nicht erst an: daß es nur ein einziges Universum gibt, daß "per Zufall" (!) in all seinen Eigenschaften so gestaltet ist, daß wir entstehen konnten.

Lösung 1 ist im Prinzip keine.

Lösung 2 hat zwangsläufig zu Folge, daß man bei einer Theorie landet die praktisch beliebig modulierbar ist und eine immens große Zahl Universen generiert oder eine Welt blanken Chaos als Urgrund annimmt, die beliebig viele Universen mit allen (!) nur denkbaren Eigenschaften generieren kann (und zwar ohne Ursache).

Und dafür wird es nie eine anerkannt wissenschaftliche Lösung geben, da nichts davon falsifizierbar ist. So wie wenn Du die Zahl 4 hast und gesagt bekommst "Das ist das Ergebnis einer Quadrierung. Was war die Ausgangszahl?" - das wirst Du nie feststellen können.

Gruß Alex
 

elnolde

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Huhu Alex

1. Entweder man postuliert ein Wesen daß es nach seinem Willen genau so gemacht hat daß wir entstehen konnten.

das ist Deine persönliche Meinung oder Schlussfolgerung, oder? Das steht nirgends als Alternative in der ST? Könnte das sein, dass dies schon mal als Alternative in der ST angesprochen wurde?

@Infinity:
Die Spindel und der Maßstab des Glasmaßstabs sind aber miteinander vergleichbar und bilden somit ein gemeinsames System.

das ist genau was ich damit gemeint habe:
Dann ist aber die Meldestation teil meines Systems und somit wieder innerhalb des Systems.

Es gibt eben in der ST fast keine Möglichkeiten irgendetwas seiner Postulate zu beweisen, daher ist es eben imho shullbit.
 

Alex74

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das ist Deine persönliche Meinung oder Schlussfolgerung, oder?

Ich habe genaugenommen drei Möglichkeiten genannt die eine Theorie als Eigenschaft haben kann um etwas über den Grund unseres Universums auszusagen. Entweder sie ist beliebig oder zufällig oder mit "Absicht" so gestaltet daß es uns gibt.
-Hat ein Schöpfer mit Absicht die Parameter so gewählt wie sie sind kann es niemals eine mathematische Formel geben die diese Parameter herleitet.
-Haben die Parameter bei der Entstehung des Universums zufällig diese Werte angenommen und dieses Universum ist das einzige überhaupt, dann können sie ebenfalls nicht hergeleitet werden. Dieser Fall ist insgesamt so unwahrscheinlich daß ich ihn aber ohnehin ausschließen will.
-Oder die Parameter sind flexibel genug, Myriaden von Konfigurationen zuzulassen so daß Universen entstehen können in denen diese Parameter Leben erlauben. Mangels Einsicht in die Parameter der dann vorhandenen Paralleluniversen ist auch hier Falsifizierbarkeit nicht gegeben.

Die Aussage ist: Keine dieser Möglichkeiten ist letztgültig falsifizierbar. Jede Theorie die Aussagen über das Warum des des Aufbaus des Universums macht muß aber vom Wesen her eine dieser Formen haben.

Das ist nicht meine persönliche Meinung - wenn Du noch eine Möglichkeit kennst, wie eine Theorie beschaffen sein muß die Aussagen über das Warum der Parameter des Universums macht, dabei aber falsifizierbar ist, dann her damit.

Gruß Alex

PS.: Ich rede hier über die Gestaltung der Parameter deswegen weil eine vollständige Theorie ja auch die Naturkonstanten herleiten können sollte, wenn sie denn herleitbar sind. Die ST gibt diese Möglichkeit nach allem was ich weiß an, ist da aber fast unendlich flexibel, was ja Dein Kritikpunkt zu sein scheint.
 
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Webfra

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Hallo elnolde,

Es gibt eben in der ST fast keine Möglichkeiten irgendetwas seiner Postulate zu beweisen, daher ist es eben imho shullbit.

Ich verstehe auch nicht, warum man nicht von "Stringhypothese" redet (Wikipedia redet z.B. von "hypothetischen physikalischen Modellen").
Die Stringhypothetiker :p haben leider noch nichts handfestes vorzuweisen.
Brian Greene weist in seinem "eleganten Universum" ja auch mehrfach darauf hin.
So wie es aussieht haben wir aber keine andere Hypothese von der man vermutet dass sie die bekannten Unzulänglichkeiten unserer bisherigen Theorien ausräumen könnte.
Die sollen also ruhig mal weiterrechnen, vielleicht wird's ja noch was.

Ich persönlich mag das Anthropisches Prinzip nicht besonders.
Hat uns ja auch den Schlamassel mit den Multiversen eingebrockt, damit unsere Existenz nicht so furchtbar unwahrscheinlich ist. Viel gebracht hat das (Erkenntnistheoretisch) meiner Meinung nach nicht.
Ich hab kein Problem damit, unglaublich unwahrscheinlich zu sein - ich hatte schon immer viel Glück. ;)

Vielleicht lösen sich auch die Multiversen noch in Luft auf, wenn die ST mal soweit sein sollte, dass sie die bekannte Physik beschreiben kann.
Falls nicht, werden die Multiversen aber vermutlich nie wirklich bewiesen werden können.

Ist es daher nicht müßig die ST und Ihre Postulate zu "kritisieren"?
Ich würde eher kritisieren, dass (jetzt schon) so ein Bohei darum (speziell Multiversen und Zusatzdimensionen) gemacht wird.

LG,
Frank
 
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elnolde

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Guten Morgen Webfra und erst mal herzlich willkommen im Forum:),

Ich verstehe auch nicht, warum man nicht von "Stringhypothese" redet.

völlig richtig.

Die Stringhypothetiker :p haben leider noch nichts handfestes vorzuweisen.
Brian Greene weist in seinem "eleganten Universum" ja auch mehrfach darauf hin.

auch das sehe ich genauso.

So wie es aussieht haben wir aber keine andere Hypothese von der man vermutet dass sie die bekannten Unzulänglichkeiten unserer bisherigen Theorien ausräumen könnte.

Oh doch, da gibt es noch die so genannte Loop-Quantengravitation (LQG). Siehe hier:
http://www.wissenschaft-online.de/astrowissen/lexdt_l05.html#lqg


Ich persönlich mag das Anthropisches Prinzip nicht besonders.
Ich hab kein Problem damit, unglaublich unwahrscheinlich zu sein

Ich glaub das genau ist auch mein Problem.


Zitat aus Andreas Müller, letzter Absatz zu Stringtheorie:
Trotzdem bleiben uns die Stringtheorien bzw. die bekannten Facetten der M-Theorie nach wie vor den Beweis schuldig, dass sie konsistente, physikalische Theorien sind. Die ernste Frage ist, ob Stringtheorien wirklich die Natur beschreiben oder eine anspruchsvolle, mathematische Phantasie sind. Kritiker der Stringtheorien werfen ein, dass sie bisher nicht nachweisbare Konzepte, wie die Existenz von Extradimensionen und die Supersymmetrie, verfolgt. Diese Konzepte sind notwendig, um konsistente Stringtheorien (Vermeidung von Tachyonen etc.) zu entwickeln, verweigern sich jedoch bisher hartnäckig jedem experimentellem Nachweis. Diese Einwände sind ernst zu nehmend, berechtigt und mündeten in eine Suche nach Alternativen zu den Stringtheorien.
Zitat Ende

Gestern habe ich in Spektrum d.W. 05/10 auf Seite 24 ff folgen "erhellenden" Satz gelesen. Auch hier zitiere ich nur:
Anscheinend sind die physikalischen Gesetze- insbesondere die darin enthaltenen Naturkonstanten für die Stärke der fundamentalen Kräfte- fein darauf abgestimmt, unsere Existenz zu ermöglichen. An Stelle einer übernatürlichen Erklärung, die per definitionem den Rahmen der Wissenschaft sprengen würde, stellten Physiker und Kosmologen in den 1970er Jahren die Hypothese auf, unser Universum sei nur eines von vielen, in denen jeweil eigene Gesetze herrschen. Nach dem "anthropischen Prinzip" bewohnen wir just dasjenige Universum, dessen Bedingungen zufällig Leben ermöglichen.
Zitat Ende

Und genau hier liegt meines Erachtens und Dafürhaltens der Hund begraben: die übernatürliche Erklärung sprengt, per definitionem, den Rahmen der Wissenschaft aber "nicht falsifizierbare" Theorien sprengen den Rahmen der Wissenschaft eben auch per definitionem. Wenn wir den gesteckten Rahmen aufweichen kann ich genausogut Gott wieder in die Formeln einbauen.


Und noch ein Zitat von Andreas Müller (Stringtheorie/Kritik an den ST):
Die ernste Frage ist, ob Stringtheorien wirklich die Natur beschreiben oder eine anspruchsvolle, mathematische Phantasie sind.

Ich hab jetzt ne Menge zitiert und eigentlich entstand mein Posting genau aus dem Grund, dass imho zu viel Wirbel gemacht wird um etwas was niemals in all seinen Postulaten verifizierbar ist. Wenn ich "von Aussen" messe, kann ich genausogut einen Kreator propagieren.

Grüße
elnolde
 
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elnolde

Registriertes Mitglied
Hallo allerseits nochmal,

hier ein Link für alle die englisch sprechen und, sagen wir mal, die Ansätze und grundsätzlichen Postulate der String Theorie verstehen:

http://xxx.uni-augsburg.de/abs/hep-th/0310077

Das ist sehr amüsant geschrieben und gibt einen Einblick was LoopQuantenG. und Stringtheorie bisher zu leisten vermögen und warum sich Wissenschaftler intensiv damit auseinandersetzen.

lg

elnolde
 

Alex74

Registriertes Mitglied
Die LQG macht ja immerhin eine Vorhersage, nämlich daß die Lichtgeschwindigkeit frequenzabhängig ist - und das hat bislang nicht bestätigt werden können.

Aber nochmal meine Frage: was erwartet Ihr von einer alles erklärenden Theorie? Erwartet Ihr wirklich, daß sie falsifizierbar sein wird?

Eventuell ist das ein Bereich in dem es genügen wird, eine Theorie zu finden die in sich frei von Widersprüchen ist, weil es vermutlich keine zwei Theorien geben kann die unsere Welt beschreiben und widerspruchsfrei sind.

Und wo wir schon dabei sind: "Eine Theorie über Alles, die das Wesen des Bewußtseins nicht erklärt kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben." - weiß grade nicht von wem das war.

Gruß Alex
 

Bernhard

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So, nun würd ich mir eine Diskussion wünschen ob es zulässig ist, innerhalb eines Systems auf Dinge ausserhalb des Systems zu schließen und wenn ja, wie dies möglich ist. Ich behaupte dass es sich dabei um wilde Spekulation handelt.
Hi all,

meiner Meinung nach vergleichst elnolde in diesem Beitrag sowieso Äpfel mit Birnen, weil die Stringhypothese mit Multiversen genaugenommen so gut wie gar nichts zu tun hat. Sorry, wenn ich das so direkt hier aufschreibe, aber ich denke die aktuellen Theorien stellen das schlicht und ergreifend so dar:

Die Stringtheorie arbeitet mit zusätzlichen Raumdimensionen die so stark eingerollt sind, dass man sie bisher nicht bemerkt hat. Nun ist es aber so, dass die dadurch neu möglichen Räume (Calabi-Yaus) nicht außerhalb unseres Universums existieren, sondern ein Teil davon sind, der zumindest theoretisch und eventuell auch praktisch untersucht werden kann. Es gibt deswegen in der ST zwei große Hoffnungen:
1.) Eine fundamentale Erklärung der verbleibenden 20 Parameter des Standardmodells der Elementarteilchenphysik
2.) Der experimentelle Nachweis der Extradimensionen
Genau dieser Zusammenhang wird von B. Greene bei diesem exzellenten Vortrag geschildert.
(An den deutschen Untertiteln wird noch gearbeitet)

Die Hypothese der Multiversen arbeitet dagegen mit globalen Extra-Universen und das ist ein komplett anderer mathematischer Ansatz.
Gruß
 

Alex74

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Worauf elnolde hinaus wollte ist der Umstand, daß die ST Multiversen quasi frei Haus mitliefert. Ein großer Unterschied zur Aussage, daß die Naturkonstanten zufällig sind besteht da meiner Ansicht nach aber ohnehin nicht.
 

elnolde

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moin moin,

weil die Stringhypothese mit Multiversen genaugenommen so gut wie gar nichts zu tun hat.

das lass ich gelten, dass sich die ST vornehmlich mit Kompaktifizierungen von Räumen beschäftigt. In diesen Räumen mit Ihren 6-7(M-Theorie) aufgerollten Extradimensionen (Kaluza-Klein, Calabi-Yau-Manigfaltigkeiten) stellt sich die Mathematik unseres Teilchenzoos zwar extrem schwierig dar, aber eben sehr elegant. Aber wenn festgestellt werden sollte dass wir eben nicht in einem Supersymetrischen Universum leben, brauchen die ST-Theoretiker wieder Tachyonen damit's funktioniert. Soweit ich das verstanden habe.

Worauf elnolde hinaus wollte ist der Umstand, daß die ST Multiversen quasi frei Haus mitliefert.

Ich beziehe mich auf die Artikel in [Spektrum d.W. 05/09 S.34 ff] und [Spektrum d.W. 05/10 auf Seite 24 ff] sowie "Das elegante Universum" von Greene in denen es sehr wohl um die Multiversen geht, die die ST-Theorien aus Ihren eigenen Forderungen ableitet um dem Anthropischen Gesetz und der SUSY genüge zu tun. Somit geht die Mathematik hinter der ST sehrwohl über einen Horizont hinaus, den die Wissenschaftstheorie apriori verbietet. Von der nicht falsifizierbarkeit postulierter Effekte jenseits der Planck-Länge mal ganz zu schweigen.

Irgendwie gefällt mir die ST, es ist schon phantastisch sich unsere Umwelt so vorzustellen, aber es klingt sehr nach scifi. Und ich bin absoluter scifi-Fan.

Wie aber in den verständlichen Publikationen dargestellt, gibt es in den ST's Hintertürchen falls manche Postulate nicht eintreffen, dann lässt sich eben die Theorie anpassen. Um bei Bernhards, mir zugedachten, Analogon zu bleiben wird in der ST nicht nur mit Äpfeln und Birnen sondern auch mit Kirschen, Gurken, Kettensägen und rohen Eiern jongliert.:D

Grüße
elnolde
 
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elnolde

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Aber nochmal meine Frage: was erwartet Ihr von einer alles erklärenden Theorie? Erwartet Ihr wirklich, daß sie falsifizierbar sein wird?

Das ist eine sehr gute Frage, denn es trifft imho genau den Kern des Problems. Kann ich innerhalb der gesteckten Regeln der Wissenschaftstheorie mithin innerhalb des Systems, Aussagen über das Wesen des gesamten Systems machen was nach meinem Verständnis eben nur von Aussen ginge.

Bedeutet das dann nicht im Umkehrschluss, dass ich die Formalien aufweichen MUSS?

Um die Frage, nach meiner Vorstellung, zu beantworten: Ich glaube eben es (GUT) sollte innerhalb der Falsifizierbarkeit bleiben und sich über Aussagen die dies nicht sind enthalten. Weil sonst hab ich keine Argumente mehr gegen "überlichtschnelle freie-Energie-Antriebe", "Tachyonensalben" und anderen Dummfug.
 

Bernhard

Registriertes Mitglied
Aber wenn festgestellt werden sollte dass wir eben nicht in einem Supersymetrischen Universum leben, brauchen die ST-Theoretiker wieder Tachyonen damit's funktioniert. Soweit ich das verstanden habe.
Hi elnolde,

ich zweifle das mal ganz vorsichtig an, weil ich mir gut vorstellen kann, dass für die Zukunft eine ST entwickelt werden muss/kann, die eben nicht supersymmetrisch ist. Meiner Meinung nach sollte so etwas machbar sein, aber ohne Garantie. Die Mathematik zur ST ist sehr kompliziert und ich bin da kein Experte.
Gruß
 
9

973

Gast
Ich glaube, bei der String-Theorie nützt es wenig gegen Windmühlenflügel anzugehen, da sie eine Massenpsychose ist, in die auch schon viel Geld reingesteckt wurde und wird; einfach abwarten, bis sie an ihren Widersprüchen kolabiert. Raum, Zeit, mapping wird überflüssig, und Normierungsprobleme oder divergierende Integrale tauchen gar nicht erst auf (ebensowenig andere Probleme der Stringtheorie, oder auch der Kosmologie wie kausaler Zusammenhang; Flachheit), wenn man eine bloße Abfolge von diskreten Ereignissen als grundlegend ansieht, die dann meinetwegen auch Zeit und Raum produzieren.

Das bejammerte Problem ist doch keins der Gravitation selbst, die gut funktioniert, sondern sie mit anderen Naturkräften zu vereinigen. Ich finde es absurd, daß man nur deswegen die Gravitation selbst ganz umkrempeln will. Schon als erste Vermutung wäre zuvor einmal anzunehmen, daß der Formalismus der Vereinigung nicht adäquad gewählt wurde. Ferner, hinzunehmen, daß eine Vereinigung möglicherweise nicht geht bzw nur soweit wie sowieso Redundanzen in parallelen Formulierungen vermischter Kräfte vorhanden sind.
 
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