Atmosphäre schützt nicht vor Meteoriten?

Jans Lokker

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Hi.

Man kennt doch die genaue Zusammensetzung der Erdatmosphäre. Sollte es dadurch nicht möglich sein, aufgrund von Daten wie Geschwindigkeit, Materialdichte, Masse und Eintrittswinkel zu berechnen wie weit so ein Komet kommen würde?

grüße.
 

Kibo

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Hallo Jans
Kometen kommen eh nicht weit, weil sie einfach schmelzen. Meteoriten sind das Problem
 

Jans Lokker

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Hi.

Ja, Ok. Aber ob Komet oder Meteorit, die Berechnung wie weit so ein Brocken kommt sollte doch (falls es solche Berechnungen überhaupt gibt) gleich sein. Der Unterschied liegt ja nur im Material des Objekts.
Und wenn man es berechnen kann, dann weiß man ja ca. welche Objekte es bis zum Boden schaffen würden. Von daher verstehe ich nicht ganz warum jetzt mehr Objekte als erwartet die Atmosphäre durchdringen.

grüße.
 

Frankie

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Ich denke der Meteorit ist erst kürzlich eingeschlagen, was an so einem entlegenen Ort durchaus unbemerkt geblieben sein kann. Was die Minimalmasse eines solchen Meteoriten angeht, der bis zum Aufschlag durchkommt - die ist bestimmt deutlich kleiner als 3000 Tonnen. Irgendwie verstehe ich nicht was hier die neue Entdeckung sein soll... daß man so wenige dieser kleinen Krater kennt liegt wohl eher daran daß die durch die Erosion auch viel schneller wieder verschwinden.

Grüße,
Frankie
 

Alex74

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Ich bin in diesem Thema auch ein wenig verwirrt, weil hier alle möglichen Quellen etwas anderes schreiben und die Lesart "nur viele Tonnen schwere Brocken kommen durch" für mich schwer zu verstehen ist.

Die populäre Literatur nennt als Mindestgröße zum Durchkommen für Eisenmeteoriten "Faustgröße" bis hin zu "tonnenschweren Brocken", der jetztige Beitrag sagt sogar "viele tausend Tonnen".

Rast so ein Ding mit einer Geschwindigkeit von etwa 20.000 km/h in halbwegs rechtem Winkel heran, so verbringt er in der dafür relevant dichten Atmosphäre (grob mal 20 km) etwa 3-4 Sekunden.

Um ein tonnenschweres Teil verdampfen zu lassen ist das imho viel zu kurz.
Hm. OK, ich rechne mal...

Angenommen die Bewegungsenergie wird komplett in Wärme umgewandelt, dann hat so ein 1-Tonne schweres Teil...

T = 1/2 * 1t * (5600 m/s)² = 15.680.000 kJ Bewegungsenergie.

Ich nehme für einen solchen Meteoriten mal eine Wärmekapazität von etwa 0,8 kJ/kg*K an (Mangels Daten geschätzt).

Wir haben also:

15.680.000 kJ / (0,8 kJ/(kg*K) * 1.000 kg) = Temperatur

= 19.600 Kelvin

Hui, das ist jetzt schon ziemlich heiß.
Der Siedepunkt von Eisen beträgt irgendwas über 3000 Kelvin.

Allerdings wird ja nicht die gesamte Geschwindigkeit in Wärme umgewandelt und Kühlungsprozesse sind hier ebenfalls noch nicht enthalten.

Hm. Hat mich nun doch nachdenklich gemacht diese Rechnung. Muß ich mal genauer machen irgendwann (war ja nun nur über den Daumen gepeilt). Vor allem die kurze Zeit in der diese Energie umgesetzt werden muß...hmmm...

Gruß Alex
 

Bynaus

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Wie schon erwähnt wurde, hängt die Frage, ob ein Meteorit in der Luft zerbricht oder gar den Boden erreicht von einer Vielzahl von Faktoren ab, wie Geschwindigkeit, Winkel und Zusammensetzung. Eisenmeteoriten haben eine hohe Dichte und eine sehr grosse Härte (Wiederstand gegen Zerbrechen in der Atmosphäre), was ihnen eine grössere Chance gibt, die Atmosphäre unbeschadet zu durchbrechen und die Oberfläche zu erreichen.

Der Umstand, dass der Meteorit einen Krater geschlagen hat, legt nahe, dass er noch mindestens 3 km/s schnell war, als er die Oberfläche erreichte. Nimmt man den Meteor Crater in den USA zum Massstab (der ebenfalls von einem Eisenmeteoriten geschlagen wurde), dann entsprechen 1.2 km Krater-Durchmesser einem Impaktor-Durchmesser von 30 m, dh, 45 m Krater-Durchmesser entsprechen einem Impaktor von 1.125 m Durchmesser, was bei einer Dichte von 8000 kg/m^3 einer Masse von knapp 6 Tonnen entspricht. Man hat also nur einen Teil des Impaktors gefunden (genau wie beim Meteor Crater - dort gibt es die Canyon Diabolo Eisenmeteoriten, die Stücke des Impaktors darstellen).

Diese Masse ist klein, aber nicht extrem klein gegenüber dem, was man sonst so kennt. Almahatta Sitta, der im Oktober 2008 in der sudanesischen Wüste runterkam (und bei dem ich das Vergnügen hatte, ihm seine Edelgaszusammensetzung zu entlocken :) ), hatte wohl etwa 50 Tonnen Masse (der Meteorit war ein Ureilit, dh, ein exotischer Steinmeteorit, kein Eisen), zerbrach in der Luft und hat ein Streufeld hinterlassen.
 
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