Kurzgeschichten

Bynaus

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Ich habe für einen SciFi-Kurzgeschichten-Wettbewerb eine kleine Geschichte geschrieben und suche nun ein paar astronomisch interesierte, kritische Durchleser. Würde mich über jegliche Kritik freuen!

Titel: "Das Gasthaus in den Bergen"
Wettbewerbsauflage: "Eine technisch-wissenschaftliche Vision oder Zukunftsidee in origineller und lieterarisch ansprechender Weise darstellen".
Umfang: max 15000 Zeichen (diese Geschichte hat ~14400), das sind ca. 6 Seiten mit doppeltem Zeilenabstand.

Hier ist der Link zum PDF:

http://www.planeten.ch/files/gasthausindenbergen.pdf

Wettbewerbsausschreibung (falls sonst jemand von euch mitmachen möchte, es steht allen offen):

http://www.collegium.ethz.ch/fileadmin/user_upload/ch_events/Literaturwettbewerb-090819-def.pdf

Vielleicht gibt es noch andere Astronews-Forenbesucher, die Kurzgeschichten schreiben - dann ist dieser Thread selbstverständlich auch für eure Werke gedacht.
 

Infinity

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Ich habe Deine Kurzgeschichte gelesen und
kann jedem User und Besucher im Forum empfehlen, sich die Zeit dazu zu nehmen!

Zum Formalen:

Aber niemals hatte jemand die Erde auf nur erwähnt.
Seite 3 oben (bei 143%iger Vergrößerung; bei mir Standard)
In der Zwischenzeit verweilt ihr Geist im Gasthaus in dern Bergern.
Seite 7 oben (bei 143%iger Vergrößerung)
Das sind aber nur kleine Tippfehler und halte ich daher nicht für wichtig.

Mir kam es in der Geschichte so vor, als würde man zwar in der Zukunft leben, aber Du hast eine vergleichbar gegenwärtige Welt beschrieben - für mich eine typisch südbayrische Landschaft, so habe ich sie mir vorgestellt. Als der Leser erfährt, er befinde sich nicht auf der Erde, war ich überrascht - und dass es kaum Kinder gibt :D!

Bezüglich die Zeit, in der der Leser die Kurzgeschichte liest, kam es mir außerdem so vor, dass ich mich im ersten Viertel in der Gegenwart, im zweiten Viertel in der Zukunft, im dritten Viertel wiederrum in der Gegenwart und zum Schluss erneut in einer zukünftigen Welt befände.

Auch, naja, futuristische Wörter wie Originalimmersion, Basisjahre oder bestimmte Rematerialisierungsverfahren - sehr schön gedacht :)

Vielleicht könntest Du, zumindest in den ersten Seiten Deiner Kurzgeschichte, ein paar Wörter er, er und er ersetzen.

All in all aber eine sehr schöne Geschichte. Viel zu meckern habe ich versucht, ist aber nicht gelungen.
Die Handlung ist toll, habe den Text sehr gerne gelesen und hoffe, dass Deine Kurzgeschichte den richtigen Rang oben verdient bekommt.

infiniti
 

Schmidts Katze

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Ja, das ist wirklich eine tolle Geschichte. Klasse.

Obwohl ich nicht glaube, daß der Geist vom Körper getrennt werden kann.
Deshalb hat mich das Ende ziemlich überrascht.

Grüße
SK
 

FrankSpecht

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Moin, Bynaus,
deine Geschichte klingt wirklich romantisch und wäre gut in dem Buch angesiedelt, das ich gerade von Andreas Eschbach lese ("Eine unberührte Welt").
Allerdings habe ich ein kleines Problem mit deiner Geschichte.

Vater und Mutter in deiner Geschichte sind reine Geistwesen, die sich irgendwo in der Nähe einer orangefarbenen Sonne aufhalten und dort ein Gasthaus betreiben.
Doch das ist kein realer Ort: Es ist ein Ort, der nur in einer
Maschine existiert, eine Simulation nennen wir das.
Und dennoch wünschen sich beide ein Kind - in der Simulation?
Wir wollten ein Kind, so wie es früher gewesen war
Nun kommt die Problematik: Woher stammt das Kind?
Ist das Kind nun trotzdem der Wurf zweier realer Gestalten oder nur der Geisteswunsch eines Teils der Simulation?

Ich vermute mal, das Kind ist weniger real als die physischen Eltern, deren Geist in eine Maschine gespeist wurde.

:confused:
 

Bynaus

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Zunächst einmal: Danke für eure Feedbacks! Ich werde die Geschichte nächste Woche mit euren Kommentaren im Kopf nochmals lesen und dann allenfalls Korrekturen anbringen.

@FrankSpecht: Du hast recht, ich habe das nicht so genau ausgearbeitet, nicht zuletzt aus Platzgründen, aber vielleicht sollte ich mir darüber Gedanken machen.

Ein Körper ist in dieser Welt nur eines von vielen Gefässen, die den menschlichen Geist ("Upload") aufnehmen können. Insofern ist es wohl kein biologisches Kind (wobei der Körper, den Alen am Ende benutzt, durchaus eine biologische Kreuzung der Körper der Eltern sein könnte), sondern eher ein "geistiges", dh, ursprünglich allein in der Simulation existierendes. Das passt natürlich in diese Welt, in der biologische Körper keine grosse Rolle mehr spielen.

Ich vermute mal, das Kind ist weniger real als die physischen Eltern, deren Geist in eine Maschine gespeist wurde.

Das ist eine der philosophischen Fragen, die ich mit der Geschichte anschneiden wollte, und ich freue mich, dass dir das aufgefallen ist... Es ist natürlich so: Ein Computer, der die Gehirnprozesse von zwei eingespiesenen Menschen emulieren kann, der kann natürlich auch einen neuen, weiteren Menschen "emulieren" (und nicht nur simulieren, so dass nur die Eltern das Gefühl haben, es handle sich tatsächlich um eine lebende Person). Die Grenzen zwischen Simulation und Emulation sind fliessend, vielleicht sogar inexistent.
 

Orbit

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Bynaus
Es gibt in Deiner Alen-Welt Teleportation:
Da lernten die Menschen, ihren Geist in eine Maschine zu speisen und nur ihren Geist zwischen den Sternen hin- und herzuschicken, mit der Geschwindigkeit des Lichtes.
Allerdings eine träge Form...
Jeder Stern bekam ein Gasthaus, in dem der Geist ruhen kann, während ihm Maschinen einen neuen Körper bauen, in dem er wohnen kann.
...welche offenbar zusätzlich auf Replikatoren angewiesen ist.
Und dann gibt es ein weiteres Problem mit dem Geist:
Auf die Reise geht nur die Kopie. Das 'Original', welches natürlich auch bereits eine Kopie ist, muss bis zur Rückkehr zwischengelagert werden.
Das Berggasthaus, welches Alens Eltern betreiben ist ein solches Zwischenlager.
In der Zwischenzeit verweilt ihr Geist im Gasthaus in dern Bergern. Doch das ist kein realer Ort: Es ist ein Ort, der nur in einer Maschine existiert, eine Simulation nennen wir das.
Doch eigentlich betreiben sie es gar nicht: Dieses Zwischenlager ist die Simulation einer Maschine höherer Ordnung, die sowohl das Gasthaus wie die Betreiber des Gastauses betreibt.
Wie sich später herausstellt, wird hier ein Habitat simuliert. Warum eigentlich? Das führt doch nur zu einer Reihe technischer Probleme, die Du in Deinem Text nicht wirklich löst:
Er hatte das Gefühl, immerzu zu fallen, erschrak, schrie erst, doch
dann bemerkte er, dass er nirgends hinfiel.
Wie dieses Schleusensystem (Tor-Glaskugel-Gang und weitere Gänge von andern Habitaten-übergeordnetes Gasthaus) funktioniert, ohne den Drehimpuls-Erhaltungssatz zu verletzen, ist mir nicht klar.
Aber das ist eher nebensächlich; denn jeder in Physik begabte oder unbegabte Leser kann sich da irgend etwas ausdenken.

Meine eigentliche kritische Frage ist die:
Wieso in einer Welt, in welcher die Mechanismen des Hologramms bekannt sind und somit auch bei der Teleportation von Teilen dieser Welt eingesetzt werden können, ein solches technisches Brimborium anstellen?
In einer Welt, die so weit entwickelt ist, wären Habitate, Replikatoren, so wie Gänge und Schleusen aus "Star Wars", welche sich einen Deut um physikalische Gesetze kümmern museale Versatzstücke.

Und meine literarische Kritik:
Museal ist auch Deine Sprache: Das ist eine Geschichte im Stil des 19. Jahrhunderts. Die Dialoge sind klischiert und langweilig. Anstatt ein Sprachexperiment zu wagen, welches diese futuristische Welt auch formal zum Ausdruck brächte, schreibst Du im Stile eines Primaners, der gerade Ganghofer gelesen hat, und deshalb strotzt Dein Text vor Atavismen aus einer Zeit, welche in der von Dir heraufbeschworenen Welt nichts mehr zu suchen haben. Dazu nur ein Beispiel:
Besorgt sah sie aus, älter, müder als sonst.
Das kann kein Kind denken, das in einer Welt aufwächst, wo ewiges Leben möglich ist.

Orbit
 

ZA RA

Gesperrt
Hallo Bynaus

auch von mir vielen Dank für die Geschichte, als ich sie gestern lass hat es mich angeregt eine kleine eigene zu schreiben die ist fast fertig.

Ich möchte sie gerne Dir widmen, denn es braucht schon etwas Mut eigene Storrys zu veröffentlichen und den hattest du wohl.

Heut Abend werd ich sie hier einstellen.

Grüße
z
 

Ich

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Schöne Geschichte.
Sprich vielleicht noch die Zeitproblematik an, so eine Reise dauert ja evtl. viele Jahre Planetenzeit. Da ist es auch schwierig, andere im Gasthaus zu treffen, wenn man nur ein paar Tage bleibt.
Wenn dich auch interessiert, wie andere mit der Thematik umgegangen sind: lies von Greg Egan Geschichten vom Amalgam, da heißen die Gasthäuser "Nodes" und die virtuellen Landschaften "Scapes". Sein Roman "Diaspora" beginnt mit der Geburt eines virtuellen Waisenkindes...
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Danke nochmals für eure Feedbacks. Ja, ZaRa, ich bin gespannt, deine Geschichte zu lesen.

@Orbit: Danke auch für deine Kritik.

...welche offenbar zusätzlich auf Replikatoren angewiesen ist.

Ob es Replikatoren sind, sei dahingestellt, es müssen einfach Maschinen sein, die in der Lage sind, biologische Körper nachzuzüchten. Die Idee war, dass der Geist auch einen Körper braucht, wenn er, in der Form, die ihm seit Jahrtausenden vertraut ist, einen Planeten erkunden kann (trotz der vielen Zeit, die vergangen ist, sind die Uploads ja letztlich immer noch Menschen - einen Grossteil der Zeit haben sie wohl als Datenpakete zwischen den Sternen verbracht, das heisst, in ihrer subjektiven Erfahrung ist die Zeit auf der Erde noch nicht lange her).

Auf die Reise geht nur die Kopie. Das 'Original', welches natürlich auch bereits eine Kopie ist, muss bis zur Rückkehr zwischengelagert werden.
Das Berggasthaus, welches Alens Eltern betreiben ist ein solches Zwischenlager.

Das ist eine mögliche Interpretation. Es könnte aber auch sein, dass nichts zwischengelagert wird, dass immer das Original (oder von mir aus der originale Upload, die "erste Kopie") verschickt wird.

Wie sich später herausstellt, wird hier ein Habitat simuliert. Warum eigentlich?

Aus dem selben Grund, aus dem Touristenkolonien immer gleich aussehen: Vertrautheit. Es ist wesentlich einfacher, eine entspannende Umgebung zu simulieren, als sie wirklich zu bauen. Ohne die Simulation wären die Gasthäuser einfach überfüllte Raumstationen mit dem Charme eines Drittweltflughafens.

Wie dieses Schleusensystem (Tor-Glaskugel-Gang und weitere Gänge von andern Habitaten-übergeordnetes Gasthaus) funktioniert, ohne den Drehimpuls-Erhaltungssatz zu verletzen, ist mir nicht klar.

Hm, wie meinst du das? Vielleicht habe ich mich unklar ausgedrückt.

Museal ist auch Deine Sprache: Das ist eine Geschichte im Stil des 19. Jahrhunderts. Die Dialoge sind klischiert und langweilig. Anstatt ein Sprachexperiment zu wagen, welches diese futuristische Welt auch formal zum Ausdruck brächte, schreibst Du im Stile eines Primaners, der gerade Ganghofer gelesen hat, und deshalb strotzt Dein Text vor Atavismen aus einer Zeit, welche in der von Dir heraufbeschworenen Welt nichts mehr zu suchen haben.

Okay, das nehme ich so an. Ich bemühme mich, meinen Schreibstil zu entwickeln, und offenbar bin ich mittlerweile beim 19. Jahrhundert angekommen. :) Es stimmt aber, dass die Sprache etwas altmodisch klingen soll: schliesslich könnte das Gasthaus in den Bergen direkt aus dem 19. Jahrhundert stammen, und der Leser weiss am Anfang nichts davon, dass das ganze in der Zukunft spielt, zumindest nicht, bis der Hinweis kommt, dass Yara und ihre Eltern unterwegs sind zur "Erde". Ich habe versucht, das mit den Gesprächen der Gäste zu kontrastieren, die offenbar nicht zu dieser Zeit passen.

Ich habe auch darüber nachgedacht, die Geschichte im Präsens zu schreiben. Glaubst du, das würde helfen? Welche Ratschläge hättest du, um die Geschichte literarisch ansprechender zu machen?

Das kann kein Kind denken, das in einer Welt aufwächst, wo ewiges Leben möglich ist.

Das Kind weiss nichts von der Welt ausserhalb des Gästehauses. Also auch nichts davon, dass es sowas wie ewiges Leben gibt. Die ursprüngliche Absicht der Eltern war es wohl, das Kind im Schnelldurchlauf die moderne menschliche Geschichte erleben zu lassen, um es dann "sanft" in die Gegenwart (die unsere ferne Zukunft ist) überzuführen.

@Ich:

Sprich vielleicht noch die Zeitproblematik an, so eine Reise dauert ja evtl. viele Jahre Planetenzeit. Da ist es auch schwierig, andere im Gasthaus zu treffen, wenn man nur ein paar Tage bleibt.

Das ist ein guter Hinweis. Allerdings hängt es davon ab, wieviele unterwegs sind. Wenn, sagen wir, die typische Reise zu dem Gasthaus durch den Raum fünf Jahre dauert, und der typische Gast zwei Tage im Gasthaus bleibt, dann reicht es, wenn zu jedem Zeitpunkt ein paar Tausend Personen zum Gasthaus "unterwegs" sind, damit sich dort auch wirklich Leute treffen können. Oder aber, die Zeit im Gasthaus wird künstlich verzögert - zwei Tage entsprechen vielleicht einem Jahr Realzeit.

Wenn dich auch interessiert, wie andere mit der Thematik umgegangen sind: lies von Greg Egan Geschichten vom Amalgam, da heißen die Gasthäuser "Nodes" und die virtuellen Landschaften "Scapes". Sein Roman "Diaspora" beginnt mit der Geburt eines virtuellen Waisenkindes...

Tatsächlich?! Keine Idee ist so gut, dass sie nicht jemand anders schon gehabt hätte... :) Aber ich kenne weder das Buch noch den Autor.

Die Geschichte basiert letztlich auf einem Traum von mir, den ich vor ein paar Monaten hatte.

Nach dem Abschluss dieser Feedbackrunde werde ich die Geschichte überarbeiten und einreichen. Nach dem Abschluss des Wettbewerbs stelle ich die definitive Version ein. Ich spiele mit dem Gedanken, eine weitere Geschichte zu schreiben (der ausgeschriebene Wettbewerb lässt dies ausdrücklich zu).
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo Bynaus,

vorab: Mein Stand der Threadentwicklung lag für diesen Text vor Deiner letzten Antwort. Ich werde es trotzdem nicht ändern.


Zuerst die Kinkerlitzchen oder was ich dafür halte.
literarisch bin ich nicht kompetent, kann also zu Orbit’s Kritik nur sagen: Kann man so sehen, muß man aber nicht.

In meinem Sprachgefühl kann etwas über dem Wald thronen aber es kann nicht über den Wald thronen, allenfalls über ihn herrschen.



Orbits Vorschlag zur auch sprachlichen Darstellung einer futuristischen Gesellschaft trifft dagegen einen Aspekt meiner eigenen Kritiken an der SciFi. Das wäre aber auch für einen sprachlich orientierten Menschen wie Orbit eine enorme Herausforderung, wenn man es nicht nur als einen besseren Dialekt betreiben will.

Welche Soziologie hätte eine solche Welt? Für mich stellst Du sie unterschwellig als Alptraum dar. Jemand der von Physik keine Ahnung hat, wird das vielleicht nicht so krass sehen. Isolierte, vereinsamte Individuen ohne soziale Bindungen. Einzel- im besten Falle Paarnomaden. Die beiden Kinder wirken wie ein Brennglas auf diese Problematik. Mir ist bewußt, daß ich es so sehen will und entsprechend filtere. Deinen eigenen Standpunkt dazu kann ich nicht eindeutig bestimmen, eben weil Du die Geschichte so emotionslos erzählst. Wenn Du damit diesen Eindruck bezweckst, dann ist Dir das hervorragend gelungen.

Wir kennen die Problematik: Mensch arbeitet, Mensch wird pensioniert, Mensch geht ein, weil keine Aufgabe mehr.

Die Erwachsenen in Deiner Geschichte sind sich ihrer tatsächlichen Umwelt bewußt. Du beschreibst Touristen und ein Paar, das in einer für sie außergewöhnlichen Situation (Brutpflege) völlig überfordert, in einer für sie (die Erwachsenen) sinnfreien Zwischenepisode diese Aufgabe mehr oder minder aussitzt. Nichts von dem was sie tun ist für sie selbst wirklich notwendig, es dient anscheinend nur dem Zweck, ihrem ‚Kind‘ eine Illusion dessen aufrecht zu erhalten, was sie sich als ‚natürliche Umwelt‘ vorstellen. Ich stelle mir vor, weil sich sonst die ‚Synapsenverbindungen‘ im Geist-Träger bisher nicht bis zum erwachsen sein ‚optimal‘ entwickeln lassen.

Wie sorgt diese Gesellschaft dafür, daß ihre Individuen Aufgaben haben, die ihnen das Gefühl geben gebraucht zu werden? Kinder? Gibt es fast nicht. Freunde? Wo? Heute kennengelernt, Beziehung aufgebaut, morgen nach HD 952551 (gibt’s nicht) zu den thympanischen Calderen gereist, gestaunt, übermorgen zurückgekommen, Freund 15214 Jahre älter, kann sich (hoffentlich) gar nicht erinnern.

Wenn Du mit Sprache die Folgen einer solchen Gesellschaft subtil darstellen wolltest, dann würde ich Orbit’s Sprach-Vorschlag verwerfen, denn dann ist der Kontrast zwischen dem was man verloren hat und dem was man dafür eingetauscht hat, gerade mit der vertrauten Sprache am intensivsten, ohne daß man sofort darüber fällt.

Ich selbst glaube nicht, daß eine Gesellschaft, wie Du sie in Deiner Geschichte beschreibst, und was ich daraus mache, überhaupt auf der Basis freien Willens funktionieren kann. Die Menschen haben keine Aufgabe mehr, keinen Sinn mehr. Wen Gott strafen will, dem erfüllt er alle Wünsche. Zeit auszusterben, zumindest für solche wie mich.

Man kann sich Aufgaben suchen. Ja! In meiner Welt.

Wenn Du jetzt den Eindruck hast, daß ich Deine Geschichte schlecht finde, dann hast Du mich gründlich mißverstanden. Es ist die Welt, die Du mit meinem Zutun bei mir erzeugst, und die mich frösteln läßt.


Herzliche Grüße

MAC
 
Zuletzt bearbeitet:

Bynaus

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Herzlichen Dank für diese Antwort, mac. Jetzt hast du mich zutiefst nachdenklich gemacht. Hm.

Trotzdem ein paar Dinge dazu.

Ein Teil der Inspiration für die Gespräche der Gäste waren sicher meine eigenen Touristenerfahrungen. Ein "Bed & Breakfast" in einem südamerikanischen Land unterscheidet sich nur marginal von dem beschriebenen Gasthaus: Menschen aus allen Teilen der Welt treffen sich (in einer Art, die unsere Technologie erst möglich gemacht war und zuvor nie denkbar gewesen wäre), und worüber reden sie? Sie tauschen oberflächlich Reiseerfahrungen aus...

Die Menschen haben keine Aufgabe mehr, keinen Sinn mehr.

Ich weiss nicht, ob das tatsächlich so ist. Wir erhaschen ja nur einen winzigen Einblick in diese Welt, und ich habe versucht anzudeuten, dass sie viel komplizierter ist, als der unterentwickelte Geist eines Kindes für den Moment erfassen kann. Wir wissen ja nicht, warum die Menschen reisen, wohin, was sie da tun, wie lange, ob es nur Touristen gibt, oder auch andere? Oder meinst du, dass alleine schon das "ewige Leben" (eine Variante davon?), das die Menschen leben, ihr Leben sinnlos macht?
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo Bynaus,

für meine Antwort brauche ich mehr Zeit, als ich jetzt habe. Sie kommt aber noch.

Herzliche Grüße

MAC
 

Ich

Registriertes Mitglied
Zum Thema Sinnsuche und Langeweile in dieser Welt empfehle ich "Riding the Crocodile" (persönliche Ebene), "Glory" (Zivilisationsebene) und "Incandescence" (Prinzip und praktische Umsetzung).
Sorry, ich will nicht von deiner Geschichte ablenken, das sind nur ergänzende Referenzen zum Thema.
 

Nathan5111

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Leute,

Bynaus wollte an einem Kurzgeschichtenwettbewerb teilnehmen und nicht für den Literatur-Nobelpreis kandidieren!!

So, wie das hier ablief, stelle ich mir pränatales Baby-Design vor, fragt mal die dafür besser geeigneten Familienmitglieder.

Das Kind ist tot!

Die Story war gut.
Nathan
 

ZA RA

Gesperrt
Spät dran!!!

Hallo Bynaus
ich habe fertig ;)

Ich hoffe sie macht Dir vergnügen.
Grüße
z

Albert sass in seinem Stuhl und blickte starr auf die schimmernden, kreisförmig im Boden eingelassenen, Kristalle des 3D-Holos, dass schon lange nicht mehr benutzt worden war. Durch die handgrosse Luke, direkt rechts neben ihm, hätte er sehen können wie die Sterne am Schiff vorbeiziehen, doch Albert kannte diese Aussicht nur allzu gut, selbst dieser farbenprächtige Nebular, der gerade vorüberzog, hätte ihn gelangweilt.
In Gedanken versunken dachte er wie so oft, an die vergangene Zeit, an den Tag als Lyra ihm begegnete.

Damals auf Strike
Dieser Tag auf Strike, es war so ein wundervoller Tag gewesen, den er nie vergessen würde. Die späte Sonne stand im Osten und der Mond Half und sein Trabant Quarter waren gerade im Westen aufgegangen. Das intensiv blaue Licht der entfernten Sonne liess Half wie einen Diamanten aufblitzen, der in allen Regenbogenfarben zu strahlen begann, während der kleine blaugraue und fast unscheinbare Quarter, es wie immer eilig hatte Half zu umrunden.

Albert war an diesem Tag auf seinem Weg zu Sektor 6, erst spät mittags hatte man ihm gemeldet, das irgendwas mit einem der Ersatzmaser der Fusionsanlage 6.3 nicht in Ordnung sei.

Da seine Tages-Schicht fast vorbei war als die Meldung kam und es sich nur um eine Undichtigkeit der Vakuumkammer des Masers drehen konnte, wie meist bei kleinen Störungen der Backups, sprang er in den Nanosuit und liess den Schweber samt Spezialwerkzeug und Analyseeinheit im Habitat und ging zu Fuß.

Albert steuerte auf Exit 6 zu, der Gedanke, heute wieder mal aus dem gedämpften Licht der Nanotal-Kuppel ins Freie zu kommen, stimmte ihn besonders guter Laune. Albert öffnet die Aussenverrieglung indem er in eine kleine Vertiefung in der Wand haucht. Die transparente Tür, die samt Mechanismus und Kuppel des Habitates aus Nanotal besteht öffnet sich mit einem leichten Zischen.

Nach ein paar Metern bleibt er stehen und atmet erstmal auf. Der Minioxy, ein sauerstoffzuführendes Gerät , das an die Nasenspitze geheftet und mit dem Nanosuit verbunden ist, gab ihm immer ein Gefühl von Freiheit, die im Schweber, selbst einem mit 360 grad Nanotalscheibe, einfach nicht aufkommen wollte.

Mac ich geh jetzt den E-Maser in S3 wechseln.

Hab´s schon gesehen , klang es aus dem Nanosuit, mal wieder ohne Schweber, sei bitte zurück bevor Martha 1 hinterm Horizont verschwindet, du erinnerst dich sicher noch was damals mit Chrisi passiert ist!

Du kennst mich Mac und weisst das Suits mein Steckenpferd sind.

Ja ja schon klar, aber nochmal so ein dummes Missgeschick und wir finden uns alle auf Quarter beim Uranabbau wieder und ``du weisst`` das ich diese Antigravsuits nicht ausstehen kann.

Hmm, ist Nora nicht gerade auf Quarter?

Albert.....!!!

Schon gut schon gut, ich halt ja schon die Klappe, (Albert kichert) , bis S3 sind es zu Fuss höchstens 40 Minuten und Satkontroll hat evetuelle Metshower erst für übermorgen angesagt.

Na dann, mach was Du willst.

Mac war sicher nur beunruhigt weil er hier unten niemanden finden würde der das historische Go Spielen beherrscht und er hasst es gegen den Computer zu spielen, dachte Albert belustigt. Der Weg zu S3 war ein schmaler Pfad elastischen Materials, das wie Lakritze aussah und schnur gerade über die leicht hügelige, dicht mit Vegetation bewachsene Landschaft, zum Fusionsreaktor führte.

Albert war nun ausgezeichneter Laune und genoss es sich ohne weitere Hilfsmittel durch die so fremdartige Pflanzenwelt dieses ansonsten erdähnlichen Exoplaneten zu bewegen. Der besonders helle Tag, der klare Himmel, das Leuchten von Half machten es zu einem Vergnügen für ihn und so kam er gut voran. Selbst die kleinen methangefüllten, meist pinkfarbenen, kugelartigen Geschöpfe, die er scherzhaft `` Fart´s `` nannte, mit ihren langen neongrünen Tentakel, schienen den Tag zu geniessen und heute noch etwas gemächlicher über der Landschaft zu schweben.

Als Albert die Kuppeln der Reaktorsektion schon fast erreicht hatte sah er etwas,das ihm während seines 2 jährigen Aufenthaltes, ja während seiner ganzen Zeit als Explorer in diesem Planetensystem, noch nicht begegnet war. Er blieb wie erstarrt stehen und war über die sanft leuchtende menschenähnliche Gestalt erstaunt, die in ca. 100 m Entfernung zwischen ihm und dem Reaktorgebäude, anscheinend mitten auf dem Weg stand. Es sah fast so aus als ob sie dort auf ihn zu warten schien.

Mac ich habe hier eine Anomalie....Hallo Mac... Mac hörst Du mich. Nichts.
Aus dem Nanosuit war nur ein leichtes interferentes Rauschen zu hören.

Alberts gute Laune schien zu entweichen, wie das Methan aus den Fart´s an heissen Tagen.
Schweisstropfen bildeten sich auf seiner Stirn.
Das Rauschen des Suits schien immer lauter zu werden, sich zu einem impulsartigen Knacken zu steigern.

Die Gestalt sah aus wie eine Frau, schoss es ihm durch den Kopf, wie eine Frau mit langen lockigen Haaren und jetzt schwebt sie auch noch auf mich zu. Das Knacken wurde zu einem Sirren, bevor die Membran des Microlautsprechers, mit einem leichten Knall, das Ende ihrer Funktionalität unwiederbringlich besiegelt zu haben schien. Stille.

In seinem Kopf glaubte er nun Wortfetzen zu vernehmen, als ob man jemandem durch ein langes Rohr beim Flüstern zuhört. Die Schweisstropfen perlten ihm mittlerweile von der Stirn und der Suit begann in Gegenreaktion einen sinnlosen Kühlvorgang einzuleiten.

Das Flüstern formte sich langsam zu einem Wort und das Wort hiess,

Friede.....

Nun war es so klar zu hören als ob man mit sich selbst spräche.

Friede.....mein liebster, hab keine Angst ich werde Dir nichts tun.

Die Gestalt schwebte nun nur noch wenige Meter vor ihm, freundlich lächelnd.
Diese Frau, sie sah so aus, wie er sie sich immer für sein Leben gewünscht hatte.
Lockiges goldblondes Haar bis zu den Hüften, tiefbraune Augen, markige Wangenknochen, wie aus Alberts Träumen.

Albert, dem es nun sichtlich besser ging fragte spontan:
Wer, wer bist Du?
Der Suit stoppte den Kühlvorgang.

Ich bin Lyra, klang es in seinem Gehirn und Du, Du bist Albert.

Ja aber, woher weisst Du.....?

Ich habe ihn in deinen Gedanken gelesen ich weiss alles über Dich , deine Freunde und eure Mission, seit Du das erste mal aus den Kuppeln gekommen bist.

Das, das ist......... , Albert verstummte.

Ja das ist es auch für mich, Wunderbar, niemals waren Lebewesen hier von anderen Sternen.

Dann weisst Du auch das wir auf der Suche nach einem Planeten sind auf dem wir überleben können und das wir in grossen Sternschiffen über viele Generationen
unterwegs waren?

Ja Albert, auch deshalb habe ich auf Dich gewartet denn ich kann die Barriere der Kuppeln nicht durchdringen um Dich zu erreichen und da ist etwas sehr Wichtiges was ich Dir sagen muss.

Albert, der nun vollkommen hin und weg war, brachte nur noch ein klägliches Ok heraus,das sich eher so anhörte, wie ein rohes Ei das zu Boden fällt.

Albert, du musst mir nun gut zuhören, ich kann mich nicht lange in der Nähe eurer Atmosphärenwandler aufhalten.

Ja das werde ich Lyra, hört er sich Denken.

Meine Rasse kann eure Anwesenheit auf dieser Welt nicht dulden, selbst wenn wir es wollten, wir haben es versucht und es geht nicht einmal um diese Atmosphärenwandler. Sie schaute in Richtung der Reaktoren die um die hunderte meterhohen A-Wandler gebaut waren, wie Speichen um eine Radnabe. Albert folgte ihrem Blick, bis Sie sich zu ihm wandte.

Es ist eure Art zu Denken die meine Rasse auslöschen wird.

Aber Lyra wie könnten wir euch mit unserem Denken schaden ich verstehe nicht......

Wir sind Telepathen Albert, die gesamte Rasse dieses Planeten sind Telepathen und wir haben über Äonen hinweg gelernt nur so zu kommunizieren.
Das was für euch die Individualität eures Denkens bedeutet, eure Ängste, eure Trauer, eure Befürchtungen, Gefühle und Fantasien haben wir gelernt vor den anderen abzuschirmen, ihr nicht.

Begreifst Du Albert, wenn euer Schiffe hier landen werden und Millionen von euch Menschen diesen Planeten besiedeln, werden eure individuellen Gedanken diesen Planeten mit Milliarden eurer Gefühle und Gedanken überfluten und wir würden alle wahnsinnig weil unser Geist dieser Flut nicht standhalten könnte.

Albert verstand, er stellte sich vor oben im Schiff zu leben und alles aber auch alles auf einmal zu hören, was man dachte, sich wünschte, gerade tat, das war schier endlos, allein diese Vorstellung trieb ihm einen Schauder über den Rücken, den der Suit sofort mit einem gering erhöhten Anpressdruck beantwortete.

Lyra schaute ihn traurig an, Albert ich habe diese Gestalt einer Frau, Deiner Traumfrau, in Dein Gehirn projeziert, weil ich Dich nicht erschrecken wollte, aber die anderen würden um zu überleben zu schrecklichen Mitteln greifen, ihr müsst gehen das musst Du Deinen Freunden sagen.

Albert nickte stumm, all Ihre Hoffnungen auf eine neue Welt schienen dahin, die Fart´s die sich während der Unterhaltung mit Lyra zu kleinen Gruppen organisiert zu haben schienen, sah man nun doch ganz friedlich und wie immer ihres Weges schweben.

Auf dem Weg zurück ins Habitat dachte Albert damals, an die lange Reise nach Bynaus 2, das nächst mögliche Ziel und die nächsten 17 Jahre im Schiff, viel Zeit für ein paar Partien Go.



Gewidmet Bynaus.
Copyright ZaRa.
 
Zuletzt bearbeitet:

Orbit

Registriertes Mitglied
Nathan schrieb:
Leute,

Bynaus wollte an einem Kurzgeschichtenwettbewerb teilnehmen und nicht für den Literatur-Nobelpreis kandidieren!!
Ja und? Sollte man deswegen seinen Text mit andern Ellen messen?
Auch in der Literatur und der Kunst gibt es wie in den exakten Wissenschaften Kriterien, die immer gelten.
Oder möchtest Du künftig Theorien, welche im GdM vorgetragen werden, schonend behandeln und über deren innere Widersprüche grosszügig hinweg sehen?

So, wie das hier ablief, stelle ich mir pränatales Baby-Design vor, fragt mal die dafür besser geeigneten Familienmitglieder.
Es war einfach Kritik. Und die sucht der Autor, wenn er hier einen Vorabdruck seines Textes einstellt. Und dieser Autor weiss bestimmt, dass kumpelhaftes Schulterklopfen gar nichts bringt.

Das Kind ist tot!
Das kann halt vorkommen. Im GdM-Unterforum hier ist das der Normalfall. :)
Kind würde ich in Anführungszeichen setzen; denn das ist hier eine ziemlich polemische Metapher.
Leute, welche ihre Werke als Kinder betrachten, denen kein Leid zugefügt werden darf, sind immun gegen Kritik und haben folglich in einer Kunst- oder Literaturszene nichts zu suchen.

Die Story war gut.
Nathan
Das findest Du, ich halt eben nicht. Und das hab ich einfach gesagt.

Orbit
 
Zuletzt bearbeitet:

Mahananda

Registriertes Mitglied
Hallo Bynaus,

ausgehend vom Anliegen des Wettbewerbs

Der Wettbewerbsbeitrag soll in origineller und literarisch ansprechender Weise eine technisch-wissenschaftliche Vision bzw. Zukunftsidee überzeugend umsetzen.

bemerke ich in deinem Text einige Ungereimtheiten, die das Thema verfehlen. Zunächst was den Spannungsbogen betrifft: Er wird anfangs recht geschickt aufgebaut, da sich in die alpenländische Idylle kleinere Ungereimtheiten aufschaukeln zu einer Art Verschwörung, die dem Kind aufdämmert. Es fragt sich: "Was ist hier eigentlich los?" Problematisch bis dahin ist, dass das mehrere Seiten in Anspruch nimmt. Wenn man nur 6 Seiten Platz hat, muss der eigentliche Konflikt schneller herausgearbeitet werden, um Platz für eine überzeugende Lösung zu haben. Das Gespräch der Eltern dient nicht der Konfliktlösung, sondern verlängert ihn, indem er von der Ebene des Kindes auf die Ebene der Eltern verlagert wird. Der für das Kind entscheidende Knackpunkt ist jedoch, dass ihm offenbar etwas existenziell Wichtiges verheimlicht wurde.

Dieser Konflikt - es handelt sich aus der Sicht des Kindes immerhin um einen gravierenden Vertrauensbruch - wird in der Geschichte überhaupt nicht ausgetragen. Das Kind erfährt, dass es "nur" eine Simulation ist - genau wie die Umgebung, in der es lebt. An dieser Stelle müsste die eigentliche Problematik des Uploadings aufgeworfen werden: Ist so eine Technik überhaupt menschlich? Beispielsweise könnte die eröffnete Wahrheit auf das Kind derart verstörend wirken, dass es fragt: "Wenn ich eine Simulation bin - seid ihr dann auch eine Simulation? Und wenn ja - wie kann ich wissen, ob eure Liebe mir gegenüber nicht auch nur simuliert ist? Was bin ich denn jenseits meiner simulierten Gestalt? Wie sehe ich eigentlich aus? Kann ich etwas gegen den Willen des Simulators tun? Was ist, wenn ich nicht mehr simuliert werden möchte?" usw. usf. Gerade in der Zeit der einsetzenden Pubertät sind solche Fragen nicht abwegig und müssten daher gestellt werden.

Die Anlage der Geschichte gibt dieses Potenzial her, eine perfektionierte Technologie auf ihre Sinnhaftigkeit zu hinterfragen. Was bedeutet z.B. für ein Kind, das den Tod nicht kennt, der Begriff "sterben"? Warum ist Sterben so schrecklich, dass man dagegen etwas erfinden muss? Diese Fragen drängen sich dem unbefangenen Leser geradezu auf, so dass hier auch logisch eine Lücke klafft. Inhaltlich ist nicht nachvollziehbar, dass man sich von der Erde Lichtjahre weit entfernen muss, um eine eigene kleine Simulationswelt zu errichten. Ein Ort im Sonnenorbit tut es auch.

Weiterhin taucht die Frage auf, wer die Erde denn wieder in Ordnung gebracht hat - darauf aufbauend: Sind die Auswanderer denn überhaupt wieder willkommen? Was sagen die Daheimgebliebenen dazu? Und wenn ohnehin alles Simulation ist - wie können die Rückkehrer feststellen, dass sie nicht heimlich auf eine simulierte Erde umgelenkt worden sind? Hier liegt das klassische "Gehirn-imTank-Problem" vor, das unauflösbar ist. Auch dies könnte - wie oben bereits angedeutet - mit Hilfe der Technik des Uploadings thematisiert werden.

So weit meine kritischen Anmerkungen zu deiner Geschichte.

Viele Grüße!
 

ispom

Registriertes Mitglied
Hallo Bynaus,
jetzt habe ich auch deine Geschichte gelesen...
macht nachdenklich...
und irgendwie ist der Stil dem von Isaak Asimov ähnlich, jedenfalls so, wie er übersetzt wird ;)
und ich mußte gleich an "Lunatico..." denken ..
 

Bynaus

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@Nathan5111: Danke für deine Unterstützung, aber Orbit hat hier, in seiner Antwort an dich, völlig recht. Wer eine selbstgeschriebene Geschichte zur Diskussion stellt, darf nicht erwarten, dass er nur Lob bekommt - ja er hofft sogar, dass eben nicht nur Lob kommt. Es ist völlig okay, wenn Orbit die Geschichte nicht gefällt, er ist "trotzdem" eine Hilfe. Zum Beispiel: sein Kommentar, dass meine Sprache "museal" sei, bringt mich zum Denken: Warum denkt er das? Woran erkennt er das? Denken das noch andere? Was ist überhaupt eine museale Sprache? Wie lässt sich das ändern? Wie haben das andere Autoren gelöst? Und so weiter. Es ist im Übrigen sehr schwierig, jemandem eine ehrliche negative Kritik zu geben, und diese auch zu belegen.

Danke auch @Mahananda, für deine ausführliche Kritik, ich werde das mit Sicherheit in meine Überlegungen einfliessen lassen, bevor ich die Geschichte überarbeite und einreiche. Nur in einem Punkt hast du mich offenbar falsch verstanden:

Inhaltlich ist nicht nachvollziehbar, dass man sich von der Erde Lichtjahre weit entfernen muss, um eine eigene kleine Simulationswelt zu errichten. Ein Ort im Sonnenorbit tut es auch.

Die Simulationswelt, dh, das "Substrat", auf der die Simulation läuft, ist eine Raumstation, die als "Zwischenstation" oder "Knotenpunkt" in einem riesigen, interstellaren Netzwerk solcher Stationen dient. Die Menschen reisen in Form von Uploads zwischen den Sternen hin und her, um die wenigen - aus welchen Gründen auch immer - interessanten Welten in weit verstreuten Systemen zu besuchen. Diese Stationen enthalten ohnehin simulierte Umgebungen, und die ("parasitäre") Übernahme einer solchen Station (die eigentlich ja nicht wirklich nötig wäre, aber auch nicht stört) bietet sich an. Entfernungen spielen ohnehin keine grosse Rolle, wenn man unabhängig von der Zeit im Normalraum ein Nomadendasein führt.

@ZaRa: Danke für die Widmung der Geschichte! Und Gratulation zum Mut, eine selbstgeschriebene Geschichte zu veröffentlichen. Ich bin jetzt ein bisschen unschlüssig, was wir tun sollen. Da die Diskussion um meine eigene Geschichte hier offenbar noch nicht abgeschlossen ist, frage ich mich, ob wir schon mit der Diskussion einer neuen beginnen sollen. Aber du bekommst auf jeden Fall noch eine Kritik.
 
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