Gegen 4:30 Uhr am Morgen des 6. Januar 1613 stand Neptun drei Bogenminuten von Jupiter entfernt, und zwar etwas südlich von dessen Äquatorebene. Etwa in der Mitte zwischen Jupiter und Neptun fand sich Io, die drei übrigen Mediceischen standen auf der anderen Seite des Planeten. Da hätte man Neptun durchaus als weiteren Jupitermond ansprechen können.
Neptun war zu dieser Zeit bereits rückläufig, Jupiter ging dagegen auf seine Stationarität zu. Die erreichte er am 11. Januar. Im Stillstand war Jupiter 7 1/2 Minuten von Neptun entfernt. In den folgenden drei Wochen überholte Jupiter zwar rückläufig seinen äußeren Kollegen, allerdings führte die Jupiterschleife soweit nördlich an Neptun vorbei, dass sich der Abstand der beiden Planeten nicht nennenswert veränderte.
Wenn Galileo den Neptun über diese Tage verfolgt hat, dann muss er zunächst den Eindruck gehabt haben, dass er sich wie die anderen Monde in der Äquatorebene bewegt hat, dann aber einen Kreisbogen um Jupiter beschrieb, also dann plötzlich als Mond eine stark geneigte Bahn haben müsste. Daß es keine schriftlichen Zeugnisse darüber gibt, dass ihm dies aufgefallen sei, kann darauf hindeuten, dass ihm Neptun erst im weiteren Verlauf aufgefallen ist, oder daß er ihn gar nicht bemerkt hat.
Überhaupt stellt sich mir die Frage, ob Galileo mit seinem damaligen Instrument Objekte 8. Größe wirklich sehen konnte. Bei 30 mm Öffnung sind zwar theoretisch 9m möglich [6+2,5*log(30/8)²], aber mit Brillenglas-Objektiven ist das zweifelhaft. Schließlich hat er zwar auch Saturn "dreigestaltig" gesehen, aber die Entdeckung von Titan (8m4) dann doch lieber Christian Huygens überlassen.
Übrigens steht Neptun just dieser Tage gerade eine Vollmondbreite nördlich von Jupiter, und der Mond schwindet gerade. Ich werde dieser Tage mal mein AstroMedia-Plastiklinsen-Fernrohr (und was ich sonst noch so an Mikro-Teleskopen habe) hernehmen und dann einen Kleine-Instrumente-Neptun-Vergleichstest machen.
Gruß, mike