Astronomiegeschichte: Entdeckte schon Galileo den Neptun?

astronews.com Redaktion

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War Galileo Galilei schon im Jahr 1613 bewusst, dass er mit Hilfe seines gerade entwickelten Teleskops einen neuen Planeten entdeckt hatte? Ja, glaubt ein Physikprofessor der Universität im australischen Melbourne, der die rund 400 Jahre alten Aufzeichnungen des Astronomen studiert hat und hofft auf einen bislang unentdeckten verschlüsselten Hinweis in den Schriften. (14. Juli 2009)

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SpiderPig

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Ich glaube nicht, dass Galileo den Neptun als Planet erkannt hat.
Wahrscheinlicher ist, er dachte an einen weiteren Mond von Jupiter, der halt in größerer Entfernung kreist.


SpiderPig
 

M_Hammer_Kruse

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Gegen 4:30 Uhr am Morgen des 6. Januar 1613 stand Neptun drei Bogenminuten von Jupiter entfernt, und zwar etwas südlich von dessen Äquatorebene. Etwa in der Mitte zwischen Jupiter und Neptun fand sich Io, die drei übrigen Mediceischen standen auf der anderen Seite des Planeten. Da hätte man Neptun durchaus als weiteren Jupitermond ansprechen können.

Neptun war zu dieser Zeit bereits rückläufig, Jupiter ging dagegen auf seine Stationarität zu. Die erreichte er am 11. Januar. Im Stillstand war Jupiter 7 1/2 Minuten von Neptun entfernt. In den folgenden drei Wochen überholte Jupiter zwar rückläufig seinen äußeren Kollegen, allerdings führte die Jupiterschleife soweit nördlich an Neptun vorbei, dass sich der Abstand der beiden Planeten nicht nennenswert veränderte.

Wenn Galileo den Neptun über diese Tage verfolgt hat, dann muss er zunächst den Eindruck gehabt haben, dass er sich wie die anderen Monde in der Äquatorebene bewegt hat, dann aber einen Kreisbogen um Jupiter beschrieb, also dann plötzlich als Mond eine stark geneigte Bahn haben müsste. Daß es keine schriftlichen Zeugnisse darüber gibt, dass ihm dies aufgefallen sei, kann darauf hindeuten, dass ihm Neptun erst im weiteren Verlauf aufgefallen ist, oder daß er ihn gar nicht bemerkt hat.

Überhaupt stellt sich mir die Frage, ob Galileo mit seinem damaligen Instrument Objekte 8. Größe wirklich sehen konnte. Bei 30 mm Öffnung sind zwar theoretisch 9m möglich [6+2,5*log(30/8)²], aber mit Brillenglas-Objektiven ist das zweifelhaft. Schließlich hat er zwar auch Saturn "dreigestaltig" gesehen, aber die Entdeckung von Titan (8m4) dann doch lieber Christian Huygens überlassen.

Übrigens steht Neptun just dieser Tage gerade eine Vollmondbreite nördlich von Jupiter, und der Mond schwindet gerade. Ich werde dieser Tage mal mein AstroMedia-Plastiklinsen-Fernrohr (und was ich sonst noch so an Mikro-Teleskopen habe) hernehmen und dann einen Kleine-Instrumente-Neptun-Vergleichstest machen.

Gruß, mike
 
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FrankSpecht

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Danke, Mike,
Überhaupt stellt sich mir die Frage, ob Galileo mit seinem damaligen Instrument Objekte 8. Größe wirklich sehen konnte. Bei 30 mm Öffnung sind zwar theoretisch 9m möglich [6+2,5*log(30/8)²], aber mit Brillenglas-Objektiven ist das zweifelhaft. Schließlich hat er zwar auch Saturn "dreigestaltig" gesehen, aber die Entdeckung von Titan (8m4) dann doch lieber Christian Huygens überlassen.
Genaus das schwebte mir auch im Kopf rum.

Für alle, die's interessiert, hier mal Galileis Jupiteraufzeichnungen:
http://userpage.fu-berlin.de/history1/bs/jensd/16xx/gal1613.gif
(Hinweis: Die >> Website dazu ist auch ganz interessant ;))

EDIT: So, jetzt habe ich gefunden, was ich suchte, bzgl. Mikes Zitat.
http://galileo.rice.edu/sci/instruments/telescope.html schrieb:
The objective lens was stopped down to an aperture of 0.5 to 1 inch. , and the field of view was about 15 arc-minutes (about 15 inches in 100 yards). The instrument's magnification was 15-20. The glass was full of little bubbles and had a greenish tinge (caused by the iron content of the glass); the shape of the lenses was reasonable good near their centers but poor near the periphery (hence the restricted aperture); the polish was rather poor.
 
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ralfkannenberg

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Hallo zusammen,

auch der Uranus wurde schon früher gesehen, aber nicht als Planet erkannt:

http://www.lsw.uni-heidelberg.de/foerderkreis/bode/einl.html

Obwohl Uranus erst im März 1781 durch Herschel als Planet erkannt wurde, war er schon mehrfach gesehen worden, aber jedesmal als Stern katalogisiert. Der erste dieser Irrtümer unterlief John Flamsteed am 23 Dezember 1690, als er Uranus als 34 Tauri katalogisierte. Bode war derjenige, der diesen Irrtum erkannte, aber erst 1785, so dass im Atlas von 1782 an Uranus' Position von 1690 (fast direkt auf der Ekliptik, dem eingetragenen Band) noch ein Stern siebter Grösse eingezeichnet ist (siehe auch im Katalog, Seite 17, 34 Tauri). Bei näherer Inspektion fanden sich sogar insgesamt sechs Einträge zwischen 1690 und 1715 in Flamsteeds Katalog, die alle dem Planeten Uranus zuzuschreiben sind. Flamsteed war jedoch nicht der einzige: James Bradley (drei Beobachtungen 1748 bis 1753), Tobias Mayer (eine Beobachtung 1756) und Pierre Charles Le Monnier (zehn Beobachtungen 1764 bis 1771!) verpassten ihre Gelegenheit ebenso. Herschels Glück, der Uranus zunächst für einen Kometen hielt, lag auch in einem der besten Teleskope seiner Zeit und einer hohen Vergrösserung, mit der er den Uranus sofort als ausgedehntes Objekt, im Gegensatz zu den punktförmigen Sternen, erkannte.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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