Warum ist das Sonnensystem so, wie es ist?

Francesco

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Irgendwie eine eigenartige Frage, ich weiß. Aber eine Frage, die ich mir schon länger stelle.

Vorbemerkung:
Man nehme die Exoplaneten. Klar wird man die als erstes entdecken, die in dieser Hinsicht auffällig sind, also viele Gasriesen, die eng um den Stern kreisen. Das heißt noch lange nicht, dass viele Sonnensysteme so sind, vielleicht sind es auch die wenigsten, da man Systeme mit mehreren kleineren Planeten noch nicht gefunden hat.


Jetzt konkret:
Wenn ich die Planeten durchgehe (und vereinfachte Zusammenfassung), haben alle ihre besonderen Eigenschaften. Irgendwie habe ich ja fast eine "Sympathie" für die Planeten, weil ein jeder (oder bei Venus eine jede) seine/ihre Eigenheiten hat.

Merkur hat keine Atmosphäre, ist der nächste der Sonne und hat ein starkes Magnetfeld und ist reich an Eisen und ist insgesamt sehr dicht.

Venus hat eine extrem dichte Atmosphäre. Sie dreht sich sehr langsam, wie auch Mars. Muss mit einem Zusammenstoss in der Frühzeit wohl zusammenhängen. Venus hat kaum ein Magnetfeld, IIRC.

Die Erde hat sehr viel Wasser, eine dichte Atmosphäre, viel Eisen und ein starkes Magnetfeld.

Mars hat ein schwaches Magnetfeld, eine sehr dünne Atmosphäre und ist der (mit einigem Abstand) der wenigst dichte terrestrische Planet. Er hat ebenso wie die Erde beachtliche Wassermengen gespeichert.

Warum sind alle Gasriesen aussen und alle terrestrischen Planeten innen?

Jupiter ist der massivste Planet in einem Abstand von 5 AE. Er hat ein starkes Magnetfeld und besteht überwiegend aus Wasserstoff und zu einem geringeren Teil an Helium. Das gleiche gilt für den Saturn.

Die Eisriesen haben auch viel H und He, aber auch mehr Methan, ...

Saturn unterscheidet sich von den Gasriesen insofern, dass er nur etwa halb so "dicht" ist als die anderen drei.

Warum sind die massereicheren etwa in der Mitte des Systems und die weniger großen Gasplaneten aussen?

Uranus wälzt sich geradezu um die Sonne. Er ist fast genauso kalt wie Neptun, obwohl er etwa ein Drittel näher ist an der Sonne wie Neptun.

Neptun ist mehr oder weniger der Zwilling von Uranus, und scheint in meinen Augen der "normalste" Planet zu sein. :) Ausser dass er wie gesagt, fast genauso "warm" an der Oberfläche ist als der nähere Uranus.

Zusammenfassend: Was passierte bei der Entstehung des Sonnensystems? Gibt es Modelle, warum die einzelnen Planeten so wurden, wie sie sind?
 

Francesco

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Naja, ich wollte das eigentlich hier noch mehr erörtern. Eine Frage hätte ich noch vergessen. Warum haben gerade die zwei innersten Planeten keine Monde, alle anderen schon? Obwohl ich der Ansicht bin, die zwei Minimonde des Mars kann man nicht ganz so ernst nehmen, sind wohl eingefangene Asteroiden.

Was passierte (sicher nicht in einer gleichmäßig durchmischen Gasscheibe) damals dass sich die Planeten gerade so und so positionierten und die jeweilige Größe haben.
 

_Mars_

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Wenn sie sich anders gemischt hätten wären wir möglicherweise nicht hier...

Ich glaube, dass jeder Stern ein mehr oder minder großes Planetensystem besitzt.
Durch die protostellare scheibe sind immer kleine Objekte im Orbit...
Und wenn es nur ein paar asteroiden sind...


Venus hat eine extrem dichte Atmosphäre. Sie dreht sich sehr langsam, wie auch Mars
Ein Marstag dauert praktisch genau einen Erdentag, wohingegen die Venus über 200 Tage braucht (oder waren es 100? - auf jeden fall nichts für menschliche verhältnisse)

Mars hat ein schwaches Magnetfeld, eine sehr dünne Atmosphäre und ist der (mit einigem Abstand) der wenigst dichte terrestrische Planet. Er hat ebenso wie die Erde beachtliche Wassermengen gespeichert.
Vergiss nicht, dass er viel kleiner ist, daher erodiert die Atmosphäre mangels Vulkanismus ins Gestein. Tot ist er geologisch jedoch - noch - nicht

Warum sind alle Gasriesen aussen und alle terrestrischen Planeten innen?
Ich denke, das könnte zufall sein.
Und wenns anders wär, dann würden wir es uns umgekehrt fragen. Wenn juptier und venus ausgetauscht wären, würden wir fragen: Wieso ist Jupiter der einige Riese, der so nahe ist zwischen terrrestrischen Planeten, und so weiter...
 

pauli

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Ich denke, das könnte zufall sein.
Und wenns anders wär, dann würden wir es uns umgekehrt fragen. Wenn juptier und venus ausgetauscht wären, würden wir fragen: Wieso ist Jupiter der einige Riese, der so nahe ist zwischen terrrestrischen Planeten, und so weiter...
Klar kann es Zufall sein, aber der umgekehrte Fall hätte imho verheerende Konsequenzen: die Erde müsste wohl zur Wahrung einer stabilen Umlaufbahn viel weiter entfernt von der Sonne sein, weit außerhalb der angenommenen habitablen Zone
 

Lina-Inverse

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Eine Frage hätte ich noch vergessen. Warum haben gerade die zwei innersten Planeten keine Monde, alle anderen schon? Obwohl ich der Ansicht bin, die zwei Minimonde des Mars kann man nicht ganz so ernst nehmen, sind wohl eingefangene Asteroiden.
Ich würde die Frage andersherum sehen: Warum hat von den terrestrischen Planeten überhaupt einer einen Mond. Wir haben vier terrestrische Planeten, und nur einer davon hat einen regulären Mond. So herum wie du die Frage formulierst, erklärst du die Ausnahme zur Regel.
Wenn man sich auf den Standpunkt stellt das ein Mond bei einem terrestrischen Planeten nicht die Regel ist, stellt sich nur noch die Frage warum die Erde einen hat. Die Kollisionstheorie zur Entstehung des Mondes gilt heute als am besten mit den Fakten vereinbar, demnach ist der Mond das Ergebnis eines relativ seltenen Zufallsereignisses. Das passt auch zum Nichtvorhandensein weiterer Monde bei den anderen terrestrischen Planeten.

Gruss
Michael
 

Francesco

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Wenn sie sich anders gemischt hätten wären wir möglicherweise nicht hier...

Ich glaube, dass jeder Stern ein mehr oder minder großes Planetensystem besitzt.
Durch die protostellare scheibe sind immer kleine Objekte im Orbit...
Und wenn es nur ein paar asteroiden sind...
Hallo _Mars_,

ja, das ist durchaus eingängig. a) Wie sie sich durchgemischt hat und b) welche Ausgangsmaterialien vorhanden waren

Ein Marstag dauert praktisch genau einen Erdentag, wohingegen die Venus über 200 Tage braucht (oder waren es 100? - auf jeden fall nichts für menschliche verhältnisse)
Ooops, das war nur ein Verschreiber. Ich meinte natürlich den Merkur. über 224 Tage, wenn ich mich richtig erinnere: ah, Wiki 243 ja, Umlaufzeit war 224 (witzig, ein (siderischer) Tag ist länger wie ein Jahr; wobei ein Sonnentag durch die Wanderung der Venus "nur" 116,7 Tage dauert)

Vergiss nicht, dass er viel kleiner ist, daher erodiert die Atmosphäre mangels Vulkanismus ins Gestein. Tot ist er geologisch jedoch - noch - nicht


Ich denke, das könnte zufall sein.
Und wenns anders wär, dann würden wir es uns umgekehrt fragen. Wenn juptier und venus ausgetauscht wären, würden wir fragen: Wieso ist Jupiter der einige Riese, der so nahe ist zwischen terrrestrischen Planeten, und so weiter...

Ja, das stimmt. :)
 

Francesco

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Ich würde die Frage andersherum sehen: Warum hat von den terrestrischen Planeten überhaupt einer einen Mond. Wir haben vier terrestrische Planeten, und nur einer davon hat einen regulären Mond. So herum wie du die Frage formulierst, erklärst du die Ausnahme zur Regel.
Wenn man sich auf den Standpunkt stellt das ein Mond bei einem terrestrischen Planeten nicht die Regel ist, stellt sich nur noch die Frage warum die Erde einen hat. Die Kollisionstheorie zur Entstehung des Mondes gilt heute als am besten mit den Fakten vereinbar, demnach ist der Mond das Ergebnis eines relativ seltenen Zufallsereignisses. Das passt auch zum Nichtvorhandensein weiterer Monde bei den anderen terrestrischen Planeten.

Gruss
Michael

Hallo Michael, ja, so gesehen eigentlich Zufall. Die Erde hätte gar keinen Mond, hätte es den angeblichen Zusammenprall nicht gegeben. Wenn man die winzigen Marsmonde nicht rechnet, wäre es "normal" (zumindest in unserem Sonnensystem), dass die erdähnlichen Planeten kenen Mond haben.

Eine andere Theorie habe ich einmal gelesen, dass ev. Merkur ein Mond von Venus war. Das kann ich mir aber kaum vorstellen. Demnach wäre er herausgerissen worden durch die Schwerkraft eines großen Objekts oder noch abenteuerlicher, ein Gasriese war am Anfang nahe der Sonne (war es der Saturn oder Uranus schnell) und hätte die Bahn gewechselt und bei diesem Vorfall Merkur hinausbugsiert). Nein, glaube ich nicht, das ist mir zu konstruiert. Ausserdem ist Merkur schon ein sehr großer Brocken (für einen Mond meine ich), und sehr massereich auf sein Größe noch dazu; zu groß für die Venus.
 
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Infinity

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Ob das ein Zufall ist, dass innen die Gesteins- und außen die Gasplaneten sind, kann ich mir nicht vorstellen.
Ich denke, vor viereinhalb Milliarden Jahren war die Sonne wegen mehr Brennstoff aktiver und dürfte das Gas und Gesteinsgemisch, das um sie flog, durch enorme Explosionen getrennt haben, Gase wie H und He halt stärker nach außen. Darum sind außen heute die Gasplaneten.

Dass ein Saturn oder Uranus relativ nahe die Sonne umrundete, glaube ich auch nicht, Francesco.

Und wenn der Merkur 6,78 Prozent der Venusmasse besitzt (im Gegensatz zum Mond mit 1,23 Prozent der Erdmasse), müsste m.M.n. die Venus, doch ziemlich aus der Bahn geraten sein, wenn sie den Merkur als Mond hatte - und jetzt nicht mehr, oder?
Wenn ein Verschwinden des Erdmondes für die Erde bereits fatale Folgen hätte...

infiniti
 

Francesco

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Ob das ein Zufall ist, dass innen die Gesteins- und außen die Gasplaneten sind, kann ich mir nicht vorstellen.
Ich denke, vor viereinhalb Milliarden Jahren war die Sonne wegen mehr Brennstoff aktiver und dürfte das Gas und Gesteinsgemisch, das um sie flog, durch enorme Explosionen getrennt haben, Gase wie H und He halt stärker nach außen. Darum sind außen heute die Gasplaneten.

Hallo infiniti,

das ist eine Erklärung. Aber bei den Hot-Jupiters müsste es sich dann anders verhalten haben. Wäre noch interessant, ob es einen Zusammenhang bit zwischen Spektraltyp (und ob Riese oder Zwerg) und der Entfernung dieser Gasplaneten.

Dass ein Saturn oder Uranus relativ nahe die Sonne umrundete, glaube ich auch nicht, Francesco.

Ich auch nicht. ;)

Und wenn der Merkur 6,78 Prozent der Venusmasse besitzt (im Gegensatz zum Mond mit 1,23 Prozent der Erdmasse), müsste m.M.n. die Venus, doch ziemlich aus der Bahn geraten sein, wenn sie den Merkur als Mond hatte - und jetzt nicht mehr, oder?
Wenn ein Verschwinden des Erdmondes für die Erde bereits fatale Folgen hätte...

infiniti

Ja, stimme ich auch zu. Wäre auch nicht typisch. Nach der wahrscheinlichsten These (dem Zusammenstoss vor 4,5 Mrd. mit der Erde): Hätte es den nicht gegeben, stünden wir (uns gäbe es vielleicht oder wahrscheinlich gar nicht) auch ohne Mond da. Wie gesagt, die Marsmondchen zählen für mich kaum. Also kann man sagen, es ist in (zumindest in unserem) Sonnensystem typisch, dass ein terrestrischer Planet normalerweise keinen Mond hätte.
 

Francesco

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Was vielleicht noch nicht beachtet wurde. Der Asteroidengürtel. Aber lt. Wiki: "Die Gesamtmasse aller Asteroiden des Hauptgürtels beträgt etwa 5 Prozent derer desErdmondes ..." Also vernachlässigbar.

Was mich noch interessieren würde: Die Masse der Sonne beträgt 99,9 % der Masse des Sonnensystems. Würde mich interessieren, ob das üblich ist, oder ob es Schätzungen oder vielleicht gar Messungen oder Berechnungen anhand gefundener Exoplanten, ob die dortigen Systeme eine ähnliche Verteilung zeigen, oder ob der Zentralstern weniger oder vielleicht noch mehr Masseprozent ausmacht. Könnte mir vorstellen, wenn die dortige Sonne ein roter Zwerg ist, dass er vielleicht nicht soviel Masse angesammelt hat, und vielleicht sogar 10 oder noch mehr Prozent des Systems in den Planeten, Asteroiden, Kleinplaneten, etc.steckt.

Was mich dennoch richtig stutzig macht, sind die Unterschiede zwischen der Venusatmosphäre und Erdatmosphäre. Die Venusatmosphäre hat sogar bei etwas weniger Planetenmasse fast 100 bar. Bei Mars (geringer Masse) und Merkur (geringe Masse und Sonnennähe) erscheint es mir logisch, dass sie viel weniger Atmosphärendruck (bei Merkur eigentlich gar keinen) haben.
 

Infinity

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Was vielleicht noch nicht beachtet wurde. Der Asteroidengürtel. Aber lt. Wiki: "Die Gesamtmasse aller Asteroiden des Hauptgürtels beträgt etwa 5 Prozent derer desErdmondes ..." Also vernachlässigbar.
In Sachen Asteroiden fallen mir auch Kometen im Kuipergürtel und insbesondere in der Oort'schen Wolke ein. In der OW befinden sich grob zwischen 250.000 und 2.500.000 mal mehr Objekte als im Asteroidengürtel. Ich frage mich gerade, ob diese Objekte (inkl. TNO's) sich schon immer dort aufhielten. Denn dann frage ich auch, warum es in den mittleren Bereichen zwischen Jupiter-Saturn sowie Saturn-Uranus vergleichsweise leer ist.

Was mich noch interessieren würde: Die Masse der Sonne beträgt 99,9 % der Masse des Sonnensystems. Würde mich interessieren, ob das üblich ist, oder ob es Schätzungen oder vielleicht gar Messungen oder Berechnungen anhand gefundener Exoplanten, ob die dortigen Systeme eine ähnliche Verteilung zeigen, oder ob der Zentralstern weniger oder vielleicht noch mehr Masseprozent ausmacht. Könnte mir vorstellen, wenn die dortige Sonne ein roter Zwerg ist, dass er vielleicht nicht soviel Masse angesammelt hat, und vielleicht sogar 10 oder noch mehr Prozent des Systems in den Planeten, Asteroiden, Kleinplaneten, etc.steckt.
Habe mir kurz einige größere Exoplaneten rausgesucht, wie hier:
< http://de.wikipedia.org/wiki/Exoplaneten
Die meisten deren Zentralgestirne weisen ähnliche Zahlen auf: Geht von 98,79 bis 99,96 Prozent. An 10 Prozent war ich jedenfalls nicht rangekommen.

infiniti
 

Lina-Inverse

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Könnte mir vorstellen, wenn die dortige Sonne ein roter Zwerg ist, dass er vielleicht nicht soviel Masse angesammelt hat, und vielleicht sogar 10 oder noch mehr Prozent des Systems in den Planeten, Asteroiden, Kleinplaneten, etc.steckt.
Wenn du das Sonnensystem anschaust findest du das Jupiter schwerer ist als alle anderen Planeten zusammen. D.h. für die Massebetrachtung kann man die anderen Planeten fast ignorieren. Zwischen solchen Riesenplaneten muss ein gewisser Abstand sein, sonst hätte einer dem anderen schon in der Akkretionsphase die Masse weggefressen und es wäre ein grösserer Planet statt zwei geworden.
Beliebig viele Planeten geht also nicht. Könnten die Planeten wenigstens schwerer sein? Klar, die meisten Exoplaneten die man bisher gefunden hat sind sogar wesentlich schwerer, allerdings gibt es auch da eine klare Obergrenze - ab 13 Jupitermassen ist es kein Planet mehr, sondern ein Brauner Zwerg, und zählt damit zu den Sternen.
Denkbar wäre ein gescheitertes Doppelsternsystem aus einem Planeten der gerade noch kein Brauner Zwerg ist und einem Roten Zwerg an der Massenuntergrenze (das Massenverhältnis wäre dann ungefähr 13 zu 75, in dem Fall hätte der Planet ~11,5% der Gesamtmasse der beiden inne). Mit dem Sonnensystem hätte das aber nicht mehr viel Ähnlichkeit ;)

Gruss
Michael
 

Francesco

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Ja, Jupiter hat 2 1/2 mal mehr Masse als alle anderen Planeten zusammen. Also wäre nicht ein besonderes Objekt bei einem sonnenähnlichen Stern wie ein brauner Zwerg dabei, kann man sagen, dass 98 oder 99% der Gesamtmasse im Zentralstern vorhanden sind.
 

Bynaus

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Gestern wollte ich hier einen Text einstellen, leider ging der durch den Unterbruch der Internetverbindung verloren... :( Nun ist die Motivation aber wieder da... ;)

Die Fragen die du stellst, sind so weitreichend und umfassend, dass man fast für jede einen eigenen Thread eröffnen müsste. Unser Verständnis davon, wie und warum unser Sonnensystem zu dem wurde, was es heute ist, ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten enorm gewachsen, nicht zuletzt mit der Entdeckung vieler extrasolarer Planeten. Früher dachte man ja, dass jedes Planetensystem mehr oder weniger so aussieht wie unseres...

Ich will versuchen, auf einige Punkte einzugehen.

- Warum Gasriesen aussen, Felsplaneten innen: Felsplaneten können sich nur dort bilden (durch Kollisionen von Planetenembryos), wo keine Gasriesen sind, die ihre Bahnen stören. Im Sonnensystem gab es zufälligerweise im innersten Bereich keinen Gasriesen, was entweder daran liegt, dass allfällige Gasriesen in diesem Bereich "rechtzeitig" in die Sonne gefallen sind oder dass einfach nie genug Scheibenmaterial da war, um einen Gasriesen aus dem äusseren Bereich in diese Zone "wandern" zu lassen. Weiter aussen, im Kuipergürtel, gibt es ja auch wieder "Felsplaneten" (Wassereis muss dort als Gestein betrachtet werden), bloss sind diese nie über das Planetenembryo-Stadium (Pluto, Eris, Makemake, Haumea... sind in dieser Sichtweise alles Planetenembryos) herausgekommen, der Kuipergürtel ist einfach noch zu wenig alt, als dass er sich bereits zu ein paar wenigen Planeten hätte verklumpen können.

- Felsplanetenbildung: Simulationen, die mit ca. 100 Planetenembryos von der Masse des Mondes in einem Bereich zwischen 0 und 3 AU starten, zeigen, dass man meistens zwei oder drei grössere Planeten in der Mitte sowie ein paar verirrte, übrig gebliebene Embryos an den Rändern der Scheibe erhält: Merkur und Mars sind also so was wie übrig gebliebene Planetenembryos. Merkur war wohl nie ein Mond der Venus, dafür bilden sich solche Monde zu selten. Dann fehlt ein Mechanismus, wie ein entwichener Mond in eine tiefere Bahn um die Sonne einbremsen könnte, und zuletzt würde ein Mond der Venus wegen deren retrograden Rotation sich auf den Planeten zu-, nicht wegbewegen. Wenn die Venus mal einen Mond gehabt hätte, wäre er wenn schon abgestürzt, nicht entwichen.

- Warum die beobachtete Grössenfolge der Gasriesen: Bei der Planetenbildung spielt die "Schneelinie", die Grenze, hinter der (im protoplanetaren Nebel) Wasser nur noch in der festen Form vorkommt, eine Rolle. Steht nämlich auch Wasser(eis) als Planetenbaumaterial zur Verfügung, geht die Planetenbildung schneller und vor allem früher vorwärts. Nach aussen nimmt die Dichte der Scheibe immer mehr ab, ausserdem dauern die Umlaufbahnen immer länger, so dass es mehr Zeit braucht, um eine bestimmte Masse aufzusammeln. Am schnellsten läuft die Planetenbildung also nahe am Stern, direkt hinter der Schneelinie - und da befindet sich eben der Planet Jupiter. Er bildete sich als erster der Planeten, und konnte deshalb auch sehr viel Material aufsammeln und so massiv werden (die protoplanetare Scheibe wird ja in den ersten 10 Mio Jahren schnell ausgedünnt). Saturn kam als nächstes, Neptun und Uranus folgten - diese Planeten könnte man als "gescheiterte Gasriesen" bezeichnen: in ihrem Inneren verbergen sich Fels-Eis-Planeten von knapp 10 Erdmassen, doch als diese endlich gebildet waren, konnten sie nur noch wenig Wasserstoff aufsammeln, im Umfang von 4 (Uranus) bzw. 7 Erdmassen (Neptun). Im "Nizza"-Modell des frühen Sonnensystems wird vermutet, dass Uranus und Neptun die Plätze getauscht haben, als das Sonnensystem sich vor etwa 3.8 Milliarden Jahren dynamisch neu arrangierte. Die Felsplaneten im Inneren bereich bildeten sich dann erst viel später.

- Keine Monde bei Felsplaneten: wie hier im Thread schon angesprochen wurde, Felsplaneten haben "eigentlich" keine Monde. Grosse Monde, wie wir sie von den Gasriesen kennen, bilden sich in zirkumplanetaren Scheiben, ähnlich wie Planeten um einen Stern (solche Monde haben dann eine kumulierte Masse von ca. 0.02% der Planetenmasse). Felsplaneten wie die Erde sind zu klein, erleben zu viele turbulente Kollisionen und bilden sich zu spät, um eine solche zirkumplanetare Scheibe zu bilden. Mars hat seine Monde eingefangen, und eine Kollision eines Protoplaneten mit einem Planetenembryo, wie die Urerde mit Theia, führt nur in ca. 2% aller Fälle zu einem neuen Mond in der Umlaufbahn. Wir sind also diesbezüglich wirklich ein Ausnahmefall, was die Wichtigkeit des Mondes für das Leben auf der Erde unterstreicht.

- Ein wichtiger Punkt bei der Entstehung des Sonnensystems ist, dass nur EIN massiver Gasriese wie Jupiter entstanden ist. Wären es mehrere, hätten sie sich in ihren Bahnen gegenseitig beeinflusst, so dass sie auf elliptischen Bahnen kreisen würden - das jedoch zerstört jegliche Aussichten auf stabile Felsplanetenbahnen in der bewohnbaren Zone.

- Planetenatmosphären: Ob ein Planet eine Atmosphäre halten kann, hängt von seiner Masse und von deren Temperatur ab. Nahe am Stern braucht ein Planet also deutlich mehr Masse, um eine Atmosphäre einer bestimmten dichte zu halten. Zudem sind schwerere Gase einfacher zu halten als leichte. Merkur ist definitiv zu nahe dran, er hat keine Atmosphäre. Mars, mit einer ähnlichen Oberflächengravitation, hat eine dünne Atmosphäre. Die Venus zeigt uns, wie dicht die Atmosphäre der Erde sein könnte (die Venus ist quasi schon ein kleines Stück des Weges in Richtung Mikro-Gasriese gegangen) - doch auf der Erde wird all das CO2, das hier wie auf der Venus von Vulkanen freigesetzt wird, in Form von Kalk gebunden, was wiederum nur dank den Ozeanen möglich ist. Die Atmosphäre der Erde ist also aussergewöhlich dünn für ihre Grösse.
 

Francesco

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Hallo Bynaus, du hast so viel interessantes geschrieben, dass ich nur nach und nach antworten kann. ;)

Ja ich dachte mir gleich, dass ich da ein großes Thema angeschnitten habe. Hintergrund ist gerade die Lektüre: Hansjuerg Geiger: "Auf der Suche nach Leben im Weltall" Kosmos-Verlag 2005. aus dem Thread: http://www.astronews.com/forum/showthread.php?t=3346

Ein (für mich als Laie) ein hochinteressantes und spannendes Buch. An dieser Stelle nochmals danke an Mahananda für diesen Tip.

Aufgrund dieses Buches "weiß" ich nun, dass die Entstehung eines Sterns (und damit eines Sonnensystems) nicht so einfach ist, als ich vorher dachte. Staubscheibenverdichtung bis zum Erreichen der Temperatur zur Kernfusion und das wars dann. :)
 
Zuletzt bearbeitet:

Mahananda

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Wir sind also diesbezüglich wirklich ein Ausnahmefall, was die Wichtigkeit des Mondes für das Leben auf der Erde unterstreicht.

... und was die Quote für belebte Planeten in der Galaxis/im Universum erheblich drücken dürfte ... :(
 

Bynaus

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Ja, zumindest für solche, die mit der Erde vergleichbar sind: Nur jeder 50ste Planet, der ansonsten der Erde in hinsichtlich Masse, Entfernung zum Stern, Wassergehalt etc etc gleicht, wird einen Satelliten wie der Erdmond - und damit langfristig stabile Klimazonen - aufweisen.
 

Mahananda

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Nur jeder 50ste Planet, der ansonsten der Erde in hinsichtlich Masse, Entfernung zum Stern, Wassergehalt etc etc gleicht, wird einen Satelliten wie der Erdmond - und damit langfristig stabile Klimazonen - aufweisen.

Der Wassergehalt scheint mir ein weiteres Kriterium zu sein, das die Quote erheblich drückt, denn ein Ozean mit Inseln, Kontinenten usw. darf nur maximal 9 km tief sein, damit wenigstens die höchsten Bergspitzen herausragen. Am wahrscheinlichsten sind entweder trockene Wüsten wie auf dem Mars, durchgegangene Treibhäuser wie auf der Venus oder hunderte Kilometer tiefe Ozeane wie auf der Europa - schlecht für erdähnliche Biosphären, noch schlechter für Tier-Analoga, und über die Wahrscheinlichkeit von Hochtechnologie-Zivilisationen mag ich gar nicht erst anfangen zu spekulieren ... Wenn die "Ventristen" Recht behalten, kann man wenigstens entlang der Riftzonen mit Einzellern rechnen, aber ob die in der Lage sind, eine Ozonschicht aufzubauen, die man von der Erde aus detektieren kann - höchst zweifelhaft ...
 
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