Strukturierung der Projekte

galileo2609

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Hallo zusammen,

im Monat August scheinen auch mal wieder die extrasolaren Planeten in ein Sommerloch zu fallen - wenig neues in den letzten Wochen!

Damit wird Zeit frei, um Ordnung in die ganzen Daten zu bekommen.
Ich habe mir für die nächsten zwei Wochen einen Schwerpunkt vorgenommen (u.a.), für mich mal die Projekte zur Exoplaneten-Forschung zu strukturieren. Allerdings drehe ich mich dabei nicht schlecht im Kreis und wäre daher für ein paar gute Ideen dankbar.

Ich skizziere mal, was mich so umtreibt:
Da gibt es die mittlerweile 'klassischen' Projekte wie die 'Geneva Extrasolar Planet Search Programmes' (GEPSP), das Projekt 'California & Carnegie Planet Search' (CCPS), das Projekt 'Anglo-Australian Planet Search' (AAPS) und und und ...

Jetzt geht es schon los (beispielhaft): CCPS und AAPS sind über Personalunion verwoben und treten seit einiger Zeit auch im Rahmen des 'N2K Consortium' (Next 2000 stars) auf. Das Tautenburger TOPS-Programm ist eng verbandelt mit dem McDonald Observatory MOPS-Programm, letztlich über den Wechsel von A. Hatzes.

Auf der Instrumentenebene geht für mich die Verwirrung weiter: ELODIE und CORALIE könnte man noch als techn. Projekte innerhalb des GEPSP bezeichnen, aber HARPS? Und was ist mit VLT/UVES, VLT/NACO, Keck/HIRES usw.? Diese Instrumentierungen an den Großteleskopen haben zwar die Kapazität für die Detektion extrasolarer Planeten, werden aber von verschiedenen Teams genutzt und auch zu anderen Zwecken.

Wie soll man die geplanten Projekte oder Projektkontingente z.B. für das Large Binocular Telescope (LBT) klassifizieren? Wie die weiteren techn. Instrumentierungen für die bestehenden VLTs und die kommenden ELTs (Extreme Large Telescopes), z.B. Projekt NAHUAL am 10-m-GTC (Gran Telescopio CANARIAS), Projekt CHEOPS am VLT ... irgendwann das OWL?

Noch komplizierter wird es mit den langfristigen Projekten der Space-Agencies. Ist das Origins-Programm der NASA eine eigene Klassifikation? Gleiches gilt für die Visionen der gemeinsamen Arbeitsgruppe von ESO und ESA. Selbst wenn die einzelnen raumgestützten Projekte isoliert betrachtet werden (und nur diese), wird es wieder schwierig. Wer nutzt COROT, KEPLER, [EDDINGTON ja leider nicht mehr], SIM, GAIA, TPF C/I, DARWIN? Wo liegt hier das Projekt: bei der Mission-Control oder bei der Datenauswertung?
Diese Space-Missions haben zumindest einen dezidierten Auftrag im Rahmen der Detektion extrasolarer Planeten. Wie soll man aber wiederum die bestehenden Kapazitäten des Hubble und Spitzer Space Telescope einordnen?
...

Also, was mich echt beschäftigt ist, wie fasse ich diese einzelnen Projekte/Programme/Teams/Instrumente in eine logische Struktur. Das wird im Extremfall ein mehrdimensionaler Cube! Aber vielleicht gibt es auch eine einfache Lösung?!

Ich hoffe, dass meine Stolpersteine damit nachvollziehbar sind und bin neugierig auf eure Gedankenblitze! :)

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Speziell @Bynaus: wäre so eine Darstellung nicht auch eine interessante Sache für deine Web-Site?
 

Bynaus

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@galileo2609: Hm, bevor ich deinen letzten Satz las, dachte ich genau daran: das könnte man dann ja irgendwie verwerten und auf meiner Seite präsentieren. Nun, da du auch schon diese Idee hattest... ;) Klar! Auf jeden Fall! Es liesse sich sicher gut einbauen, und würde auch zum Thema passen.
Ich plane ohnehin eine Überarbeitung des Datenmodells, da das gegenwärtige zwar stabil läuft, aber mir einige Dinge verunmöglicht, etwa Genauigkeitsbereich anzugeben etc. In einer solchen nächsten Überarbeitung wäre eine Liste aller Projekte sicher hilfreich.

Ich würde die Projekte erst einmal unterteilen:

So gibt es z.B. "Instrumente", die von "Projekten", die aus "Teams" zusammengesetzt sind, genutzt werden. Damit hätte man schon mal eine natürliche hirarchische Ordnung.
 

Michael Johne

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Hallo!

Seit einiger Zeit habe ich mir ebenfalls Gedanken gemacht, wie man all diese Projekte in welche Kategorien einstufen soll. Unter Extrasolar Planets Searches von Jean Schneider findet man übrigens eine gute Auflistung aller derzeitigen Projekte.

Zu meiner Einteilung:
1. Zuerst einmal gibt es die "klassichen Flaggschiffe". Das sind alle diejenigen Projekte, die galileo2609 bereits im "Eröffnungsbeitrag" angesprochen hat. GGf. könnte man sie in die einzelnen Bestimmungsmethoden (RV, Transit, Astrometrie, Microlensing,..) unterteilen. Hinrunter zähle ich auch die Projekte wie OGLE, MOA, EROS, MACHO, ...

2. Dann würde ein eine neue Sparte eröffnen, wo man alle Projekte reinschmeisst, die vorwiegend durch Raumsonden, Satelliten oder Weltraumteleskop gelöst werden und deren Hauptziel die Erforschung der Exoplaneten und ihre Systeme es ist. Ein Auswahl: SIM, GAIA, TPF, COROT, Kepler,...

3. In einer 3. Kategorie könnte man im wesentlichen alle technischen Instrumente hinzufügen, die zur Entdeckung und Erforschung der Exoplaneten genutzt werden. Darunter zähle ich z. B. sämtliche Spektrographen, (überwiegend erdgebundene) Teleskope: ALMA, ANI, BEST, Elodie, Coralie, HARPS, SOPHIE, etc.

4. In einer 4. Katogorie könnte man sämtliche Projekte einbringen, die sich nicht woanders zuordnen lassen, z. B. Hybrid-Projekte.

Tschau!
 

galileo2609

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Vorschläge

Vorab mal danke für eure Vorschläge. Leider hatte ich heute wenig Zeit. Bis auf die kurze News-Recherche nur noch Weiterführung der Arbeit im 'Home-Office' :)
Ab dem Wochenende werde ich einen weiteren Versuch starten!
 

galileo2609

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Brainstorming

Hallo zusammen,

ich versuche mich mal in der weiteren Ideensammlung.

Ich nehme jetzt mal die Perspektive der Akteure. Aktiv in der Erforschung sind zwei große Gruppen: die wissenschaftliche Community und (wissenschaftsnahe) Amateure. Hier kommt - denke ich - auch eine historische oder zeitliche Komponente hinzu.

Die Amateure würde ich in zwei Gruppen unterteilen:
1. die aktiv Beobachtenden
2. die auf Sekundäranalysen und -verwertungen beschränkten (auch wir?)

Für die wissenschaftliche Community sehe ich einen Entwicklungstrend:
1. 'historische' Ansätze: Thomas See, Kaj Strand, Otto Struve, Peter van de Kamp ...
2. 'moderne' Pioniere: Wolszcan, Latham, Lyne, Campbell/Walker, Noyes/Brown, Cochran/Hatzes ... und natürlich Mayor/Queloz, Marcy/Butler
3. 'Professionalisierung' der Teams/Projekte: die 'Klassiker' oder 'Flaggschiffe' etablieren sich, in der Wahrnehmung oftmals reduziert auf eine Konkurrenz der Teams um Marcy/Butler und Mayor/Queloz. Die Wirklichkeit ist differenzierter, in der Regel auch von Kollegialität und dem gemeinsamen Ziel geprägt. Weitere professionelle Teams betreten die Szene. Mit zunehmender Anerkennung und wissenschaftlichen Erfolgen werden bessere Instrumente finanzierbar und ausgedehnte Beobachtungszeiten an den besten Teleskopen werden gewährt.
4. 'Übergangsphase' der Projekte (subjektive Einschätzung): die Forschung über extrasolare Planetensysteme gewinnt einen prioritären Status, die Folge davon sind Großforschungsprojekte, deren Finanzierbarkeit nur durch große Institutionen/Agencies erfolgen kann, insb. die geplanten Raummissionen. Die Konzeptionen (Programme) der Agencies/Organisationen/Institutionen (wenn auch schon früh einsetzend, z.B. NASA) gewinnen an drive und werden in konkrete Studien, Roadmaps und finanzierte technologische Entwicklungen umgesetzt.
5. 'zukünftige', aber zeitnahe Entwicklung (subjektive Einschätzung, spekulativ): die 'Konsortienbildung' der klassischen Teams wird zunehmen, hier liegen deren Chancen mit technologischen Weiterentwicklungen auch bodengebundene Erfolge zu erzielen. Spezialisierte Teams werden entstehen, die neue Analysemethoden anwenden werden (z.B. HD 188753 b, GJ 876 d). Die prominenten Teams werden (sind) in die Operationalisierung der Space-Missions eingebunden. Aber: möglich wird ggf. die Verbreiterung der forschenden Gemeinde durch den Zugang zu den Daten im Rahmen von Scheduling, Sekundäranalysen und virtuellen Observatorien auch in diesem Bereich.
6. 'zukünftige', mittelfristige Entwicklung (subjektive Einschätzung, spekulativ): wird dann die Forschung über extrasolare Planetensysteme 'gewöhnlich' wie die übrige astronomische/-physikalische Forschung? Werden wir Projekte/Programme im heutigen Sinne noch haben? Oder konzentriert sich der Hype dann ausschließlich auf das Direct Imaging mit immer anspruchsvollerer Auflösung? Wird das Interesse ev. sogar nachlassen, weil dieser Hype nicht mehr finanzierbar ist?

Also: die Akteursebene ist bei der Strukturierung sicherlich nicht zu vernachlässigen!
 

Michael Johne

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Hallo!

Hm, diese Gliederung sieht sehr 'excel'lent aus! ('excel'lent - exzellent = kleines Wortspiel :) )
Mir gefällt sie sehr gut. Besser könnt ihr es jedenfalls nicht machen. :)

Tschau!
 

galileo2609

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Zwischenstand

Hallo zusammen,

ich berichte mal meinen weiteren Zwischenstand. Eure Anregungen mit aufgenommen, gliedere ich meine Struktur wie folgt:

  • Historische Projekte
  • Teambasierte Projekte (die 'Klassiker' wie Mayor et al., Marcy et al.)
  • Institutionelle Projekte
    • NASA
    • ESA
    • ESO
    • ESA_ESO
    • IAU
    • ...
  • Bodengebundene Observatorien
    • Teleskope
    • Instrumentierung
  • Space Missions
    • Hubble Space Telescope 1990 (NASA/ESA)
    • MOST 2003 (CSA)
    • Spitzer Space Telescope 2003 (NASA)
    • Eddington 2008/canc. (ESA)
    • Kepler 2008 (NASA)
    • SIM Planet Quest (früher: Space Interferometry Mission) 2009/11 (NASA)
    • James Webb Space Telescope 2011 (NASA/ESA/CSA)
    • GAIA 2011 (ESA)
    • Terrestrial Planet Finder 2014/20 (NASA)
      • TPF-C 2014 (NASA)
      • TPF-I 2020 (NASA)
    • Darwin 2015 (ESA)
    • Life Finder nach 2020 (NASA)
    • Planet Imager nach 2020 (NASA)
  • Sekundäranalytische Projekte

Der Schwerpunkt dieses Zwischenstands liegt auf den institutionellen Projekten und den Space-Missions, die hängen ja auch wesentlich zusammen. Übrigens habe ich bei meinen Recherchen über COROT sehr spannende Websites durchforstet, die helfen substantiell weiter.

Was haltet ihr von dieser ersten Verfeinerung?

Weitere Ergebnisse in Kürze, dann auch schon in die inhaltliche Ebene.
 

Michael Johne

Registriertes Mitglied
Hallo!

Auf die "Historische Projekte" & "Sekundäranalytische Projekte" könntest du näher eingehen bzw. eine paar Kommentare setzen, damit man weiß, was dahinter steckt! So mancher Forumleser weiß es eben nicht! :)

Im übrigen sieht deine Gliederung sehr gut auch! ;)

Tschau!
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Ja, das hört sich sehr vernünftig an. Man könnte aber vielleicht noch etwas mehr zwischen Teams / Instrumenten / Programmen unterscheiden.
 

Michael Johne

Registriertes Mitglied
Hallo!

Wir sind gespannt! :)

Hättest du etwas dagegen, wenn ich und/oder andere User, deine Gliederung vor weitere Projekte verwenden?

Tschau!
 

galileo2609

Registriertes Mitglied
Michael Johne schrieb:
Hättest du etwas dagegen, wenn ich und/oder andere User, deine Gliederung vor weitere Projekte verwenden?[/B]

Hallo Michael,
was sollte ich dagegen haben? Ich stelle ich sie ja zur Diskussion, damit die beste Struktur dabei herauskommt. Wenn sie überzeugt, nur zu! Ich hoffe, wir haben noch viel Gelegenheit, uns darüber auszutauschen und gegenseitig zu helfen! :)
 
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