Astrobiologie: Kam die Linkshändigkeit aus dem All?

astronews.com Redaktion

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Wissenschaftler haben in Meteoriten neue Hinweise darauf gefunden, die erklären helfen könnten, warum das Leben auf der Erde ausschließlich aus linkshändigen Aminosäuren besteht. Die Linkshändigkeit könnte sich danach schon im All ausgebildet haben. Die Erkenntnis dürfte die Suche und den Nachweis von Leben auf anderen Planeten und Monden im Sonnensystemen nicht leichter machen. (18. März 2009)

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Nathan5111

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Aus dem Artikel:
"Das hilft zu erklären, warum das Leben auf der Erde 'linkshändig' ist. Damit meine ich, dass alles bekannte Leben nur die linkshändige Version von Aminosäuren verwendet, um Proteine aufzubauen."

Aus Wikipedia:
Das D-Alanin [Synonym: (R)-Alanin] findet man als Baustein des Mureins, der Grundsubstanz von Bakterienzellwänden.
...
Bakterien erhalten benötigtes D-Alanin aus L-Alanin mittels des Enzyms Alaninracemase.

Sind Bakterien kein bekanntes Leben??

Leicht verwirrt, da kein Fachmann
Nathan
 

ODIN³

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Mich würde überhaupt sehr interessieren was Mahananda dazu zu sagen hätte. Immerhin liegt das Thema an der Grenze...na ja...eines gewissen, als Esoterisch aufzufassenden, Bereiches.

Gruss
o
 

Herbert

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Dass erwähnt wird, dass im Murchison-Meteoriten ein Überschuss von 18 Prozent gefunden wurde, klingt für mich so, als wäre diese Zahl außergewöhnlich hoch.
Entgegen von nahezu oder genau 100 Prozent auf der Erde, scheint sie mir etwas zu niedrig, um als wahrscheinlichste Ursache dafür zu gelten.
ratlose Grüße
Herbert
 

Gernot

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Eine Frage vermutlich beantwortet, die nächste offen.
Was macht das All mit seiner dünneren Materieverteilung, Kosmischen Strahlung, UV-Licht, durch Kälte bedingte weitaus langsamer ablaufenden chemischen Prozesse zu einem geeigneteren Ort für die Bildung der Vorstufen von Leben als eine planetare Atmosphäre? Sie bietet schließlich Stoffumwälzung, Schutz vor UV und Kosmischer Strahlung in tieferen Schichten. Zumindest im Fall Erde mit dem Mond kommt noch der Schutz vor Sonnenwinden dazu.
In der Hochatmosphäre gebildete organische Verbindungen werden, wenn sie absinken, geschützt. Die Bildungs- und evtl. Selektionsrate (welche Moleküle werden schneller repliziert? Welche nicht?) ist hier doch weitaus höher.
 
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katzenjammer

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Mahananda

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Hallo,

zum Thema hatte ich hier schon einmal etwas geschrieben. Die unabhängig erfolgte Bestätigung des bereits benannten Befunds auf der Basis von Isovalin unterstützt die These, dass Proteine mit L-Aminosäuren einen Selektionsvorteil gegenüber Proteinen mit D-Aminosäuren hatten - es war schlicht mehr Material da, mit dem "gespielt" werden konnte - somit zugleich eine größere Variationsbreite binnen kürzerer Zeit. Im Verlauf der chemischen Evolution liefen die L-Varianten den D-Varianten schließlich den Rang ab.

Dass erwähnt wird, dass im Murchison-Meteoriten ein Überschuss von 18 Prozent gefunden wurde, klingt für mich so, als wäre diese Zahl außergewöhnlich hoch.
Entgegen von nahezu oder genau 100 Prozent auf der Erde, scheint sie mir etwas zu niedrig, um als wahrscheinlichste Ursache dafür zu gelten.

Hier muss man die Ausgangsbedingungen berücksichtigen. "Normal" wäre eine gleichmächtige Verteilung, also 50% D-Aminosäure und 50% L-Aminosäure. 18% Überhang bedeutet also 41% D-Aminosäure und 59% L-Aminosäure. Und das kann sich sehr wohl deutlich auf die Einstellung der Startbedingungen für eine chemische Evolution auswirken. Wie gesagt: Die D-Aminosäuren wurden nach und nach verdrängt und spielen nur noch marginal eine Rolle im Stoffwechsel von einigen Bakterienarten (u.a. das Polypeptid Gramicidin S).

Sind Bakterien kein bekanntes Leben??

Doch, doch, das schon. Aber wie dein Zitat aus Wikipedia ebenfalls sehr schön zeigt, besitzen Bakterien eigens ein Enzym, welches die L-Variante in eine D-Variante umwandelt. Der umgekehrte Vorgang - also die Umwandlung von D- in L-Aminosäuren - dürfte in der Frühzeit der Lebensentwicklung abgelaufen sein, nachdem die L-Aminosäuren weitgehend verbraucht waren und nur noch D-Aminosäuren frei verfügbar waren. Vielleicht resultiert aus dieser Zeit der Bedarf einiger Bakterien an D-Aminosäuren. Als diese verbraucht waren, überlebten nur die Stämme, die sie aus den von nun an nur noch vorhandenen L-Aminosäuren synthetisieren konnten.

Was macht das All mit seiner dünneren Materieverteilung, Kosmischen Strahlung, UV-Licht, durch Kälte bedingte weitaus langsamer ablaufenden chemischen Prozesse zu einem geeigneteren Ort für die Bildung der Vorstufen von Leben als eine planetare Atmosphäre?

Genau diese Bedingungen sind denkbar günstig, dass sich 1. Radikale bilden, 2. Radikale lange genug stabil bleiben, damit sie 3. in einer größeren Variantenvielfalt miteinander zu neuen hochkomplexen Verbindungen reagieren können. Diese Prozesse laufen bevorzugt in kosmischen Staubpartikeln ab, die auf Mikrometergröße eingegrenzte Reaktionsräume in der Eisschicht auf den Silikatkörnern (die noch weitere Elemente enthalten, die katalytisch wichtig sind, wie z.B. Eisen oder Kupfer) zur Verfügung stellen. Nach der Zusammenballung zu Kometen bzw. Meteoroiden eröffnen sich unter dem nun gegebenen Schutz vor kosmischer Strahlung weitere Reaktionswege hin zu Aminosäuren, Nukleinsäurebasen, Lipiden, Sacchariden usw. - kurz: alles was man so zum Leben braucht. Gelangt dann ein solcher Körper auf eine Planetenoberfläche, wo Wasser, Vulkanismus, Gezeiten usw. vorhanden sind, kann unter günstigen Bedingungen (keine oxydierende Atmosphäre) eine chemische Evolution starten, die in eine biologische übergeht.

So weit erst einmal von mir einige Anmerkungen dazu.

Viele Grüße!
 

ODIN³

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auf der Basis von Isovalin unterstützt die These, dass Proteine mit L-Aminosäuren einen Selektionsvorteil gegenüber Proteinen mit D-Aminosäuren hatten - es war schlicht mehr Material da, mit dem "gespielt" werden konnte - !

Guten Morgen M.,

finden Sie den, wenn auch in Vorzeichen gesetzten, Bezug ...gespielt....
nicht etwas zu ääh...unbestimmt?

Sie wissen ja das man zwar ...Chaos... sagt, dieses aber nur im Sprachgebrauch als ungeordnet gedeutet wird.

Will darauf hinaus, das es nach mM einen tieferen Grund geben müsste warum
L.-A. dominieren.

Ich denke das dies mit bestimmten Frequenzen des Lichtspektrums zusammenhängt. Was halten Sie von dem Ansatz?

Viele Grüße
 

Orbit

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Guten Morgen M.,

finden Sie den, wenn auch in Vorzeichen gesetzten, Bezug ...gespielt....
nicht etwas zu ääh...unbestimmt?

Sie wissen ja das man zwar ...Chaos... sagt, dieses aber nur im Sprachgebrauch als ungeordnet gedeutet wird.

Will darauf hinaus, das es nach mM einen tieferen Grund geben müsste warum
L.-A. dominieren.
Genau. Bedenk doch mal, Mahananda, wo denn in Deinen Vorstellungen der bewusst und zielgerichtet arbeitende Schöpfergott bliebe!
Orbit
 

ODIN³

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Lieber Mahananda,

user Orbit. Deutet meinen, Ansatz absichtlich falsch, bitte lassen Sie die Disskusion deswegen nicht abdrifften.

vielen dank
O

ps.: wahrscheinlich hat er sich noch nie mit Molekül-Strukturbildung durch
´´Photonen´´ , bzw. Molekularphysik beschäftigt? :)
 

Mahananda

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Hallo Odin,

Ich denke das dies mit bestimmten Frequenzen des Lichtspektrums zusammenhängt. Was halten Sie von dem Ansatz?

Das könnte passen, da die frühe Erdatmosphäre noch keine Ozonschicht besaß und somit UV-Strahlung unvermindert bis zur Erdoberfläche drang. Und UV-Strahlung bewirkt, wie Experimente gezeigt haben - eine Zerstörung bevorzugt der D-Aminosäuren, so dass hier ein zusätzlicher Selektionsprozess zugunsten der L-Aminosäuren gegeben ist. Dies wiederum begünstigt die Evolution von Lebewesen aus L-Aminosäuren.

Zu bedenken ist allerdings, dass UV-Strahlung nicht kontinuierlich auf die Protobionten prasseln darf, da diese sonst wieder zerstört würden. Folglich muss es periodische Phasen geben, die einen Schutz bieten. Das ist bei Gezeiten gegeben, da Wasser ab einer bestimmten Tiefe sehr gut abschirmt. Außerdem bieten Wattflächen darüber hinaus Reaktionsräume, wo sich die Radikale leichter zusammenfinden (z.B. an Tonschichten oder auf Sandpartikel usw.). Bedenkt man weiterhin, dass sich der Mond vor 4 Milliarden Jahren viel näher an der Erde befunden hat, ergeben sich höhere Tiden und ein schnellerer Wechsel von Ebbe und Flut - die UV-Strahlung trifft damit stärker periodisiert als im reinen Tag-Nacht-Rhythmus auf die entstehenden Protobionten, so dass diese längere Zeiten überdauern können und damit als Sprungbrett für weitere Evolutionsschritte zur Verfügung stehen.

user Orbit. Deutet meinen, Ansatz absichtlich falsch, bitte lassen Sie die Disskusion deswegen nicht abdrifften.

Mach ich auch nicht. Aber nimm ihm das nicht krumm. Ohne Salz in der Suppe wäre es vielleicht für den einen oder anderen hier zu fad. Und Orbit würzt gern ein wenig nach - ist aber niemals böse gemeint. Ich mag ihn jedenfalls so wie er ist :)

Viele Grüße!
 

Orbit

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Hallo Mahanda
Das ist ja hoch interessant. Steht das so in Lehrbüchern oder ist das Deine eigene Idee? Sollte letzteres zutreffen, solltest Du das veröffentlichen. Und sollte es sich bestätigen, wäre es nobelpreisverdächtig.

An dieser Stelle möchte ich mich für die blöde Zwischenbemerkung von heute früh bei ODIN und auch bei Dir entschuldigen, weil ich die interessante Diskussion gestört habe.

Orbit
 

Nathan5111

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Und UV-Strahlung bewirkt, wie Experimente gezeigt haben - eine Zerstörung bevorzugt der D-Aminosäuren, so dass hier ein zusätzlicher Selektionsprozess zugunsten der L-Aminosäuren gegeben ist.

Und damit befinden wir uns im Bereich der experimentellen Chemie, die, Reproduzierbarkeit vorausgesetzt, den extraterrestrischen Ursprung der L-Aminosäuren überflüssig macht, andererseits aber auch den L-Überschuss in der Materie des Meteoriten erklärt.

Danke
Nathan
 
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Miora

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Hallo zusammen,

"Die Entdeckung, dass es in einer Reihe von Meteoriten mehr linkshändiges Isovalin gibt, unterstützt die Theorie, dass Aminosäuren, die durch Asteroiden und Meteoriten auf die junge Erde kamen, eine Rolle dabei gespielt haben, dass sich nur linkshändiges Leben auf der Erde gebildet hat", meint Glavin.

Das ist mir überhaupt nicht klar! Das zeigt doch nur, dass a) Aminosäuren leicht entstehen und b) dass sogar auf Meteoriten die linkshändigen überwiegen. Später heisst es noch im Text, dass bei Anwesenheit von Wasser der Anteil der linkshändigen Aminosäuren noch grösser ist. Also kann das doch alles auf der Erde selbst passiert sein.

Es ist interessant, dass auch Meteoriten ein unterschiedliches Verhältnis von L- und D-Aminosäuren aufweisen, aber dass diese eine Rolle für die Erde haben, ergibt sich für mich nicht. Wie soll eine solche Untersuchung dies zeigen? Ist ja auch egal, trotzdem ärgerlich, wenn experimentelle Befunde "überdehnt" werden...

Zitat Mahananda:
Genau diese Bedingungen sind denkbar günstig, dass sich 1. Radikale bilden, 2. Radikale lange genug stabil bleiben, damit sie 3. in einer größeren Variantenvielfalt miteinander zu neuen hochkomplexen Verbindungen reagieren können. Diese Prozesse laufen bevorzugt in kosmischen Staubpartikeln ab, die auf Mikrometergröße eingegrenzte Reaktionsräume in der Eisschicht auf den Silikatkörnern (die noch weitere Elemente enthalten, die katalytisch wichtig sind, wie z.B. Eisen oder Kupfer) zur Verfügung stellen.
Mir ist nicht klar, warum solche Reaktionen bevorzugt bei den extrem niedrigen Temperaturen und sehr geringen Verdünnung ablaufen sollen. Hast Du Quellen, warum solche Systeme dem chemischen Umfeld der Erde überlegen sein soll? Ein Radikal muss auch nicht lange stabil sein um aktiv wirksam zu sein, sondern nur so lange, bis es einen "Partner" findet, an dem es sich abreagieren kann.

Zitat Mahananda:
dass sich der Mond vor 4 Milliarden Jahren viel näher an der Erde befunden hat, ergeben sich höhere Tiden
Warum? Momentan existieren auf der Erde enorme Unterschiede in der Tidenhöhe, ausgelöst durch Resonanzen. Auch wenn der Mond "mehr am Wasser" zieht, weil er näher ist, kommt es doch mehr auf die Küstenlinien bzw. entstehende Resonanzen an. Auch ein schnellerer UV-Blocker-Rhythmus erschliesst sich mir nicht. Die Gezeiten laufen anderes als die Tageslänge. so kann auch heute bei Ebbe viel UV-Licht an den Meeresgrund dringen und schon vor der Flut das UV-Licht durch den Sonnenuntergang abgeblockt werden. Zudem ist die Eindringtiefe von UV-Licht in Wasser gar nicht so übel.

Zitat Mahananda:
Und UV-Strahlung bewirkt, wie Experimente gezeigt haben - eine Zerstörung bevorzugt der D-Aminosäuren, so dass hier ein zusätzlicher Selektionsprozess zugunsten der L-Aminosäuren gegeben ist.
Hast Du eine Quellenangabe dazu, finde das sehr interessant. Weisst Du noch, Licht welcher Wellenlängen das bewirkt?

Viele Grüsse,
Miora
 

Mahananda

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Hallo Nathan,

... den extraterrestrischen Ursprung der L-Aminosäuren überflüssig macht, ...

Das eine muss ja das andere nicht ausschließen. Da während der Erdentstehung das auftreffende Material recht zuverlässig zerstört wird, da Lavaschmelzen die Existenz von Wasserflächen nicht zulassen - und damit die Anreicherung von Aminosäuren, gleich welcher stereochemischen Variante, bietet der Zustrom aus meteoritischem und/oder kometarem Material eine willkommene Bereicherung der nach der Abkühlung entstandenen Meere. Da dieses zusätzlich einströmende Material genauso "linkslastig" ist wie das, das schon vorhanden ist, und der Prozess des "Linkslastig-Werdens" auf der Urerde weiterlief, beschleunigt sich der Trend zur Dominanz von L-Aminosäuren. Wir haben es hier mit einer Art Synergie-Effekt zu tun.

@ Orbit:

Steht das so in Lehrbüchern oder ist das Deine eigene Idee?

Teils teils. Die Puzzle-Steine sind schon seit einiger Zeit im Mainstream in der Diskussion. Tonteilchen wurden von Graham Cairns-Smith in die Diskussion eingebracht; Mineralienoberflächen u.a. von Waechtershäuser (Pyrit als Matrize für Eisen-Schwefel-Proteine; Apatit als Matrize für den ATP-Stoffwechsel durch Bereitstellung von frei verfügbarem Phosphat als Energiequelle). Ganz "heiß" ist zur Zeit die Debatte, ob erste Lebewesen im Umfeld von vulkanischen Quellen ("Black Smoker") oder eher auf Eisoberflächen entstanden sind. Beide Überlegungen haben ihre Vorzüge und Nachteile. Eine heiße Umgebung garantiert eine hohe Stoffwechselrate, andererseits aber auch eine hohe Zerfallsrate, da die Moleküle durch die thermische Energie schneller dazu neigen, in kleinere Fragmente zu zerbrechen - schlecht für Komplexitätszuwachs. Problematisch erscheint auch die Verfügbarkeit von Refugien, in denen Komplexität "wachsen" kann (sogenannte Kompartimente), ohne dass durch zu viel Wasser die Makromoleküle durch Hydrolyse wieder zersetzt werden. Ein Ausweg könnte in der Porösität des Gesteinsmaterials gefunden werden - aber auch hier wieder der Knackpunkt: Wasser muss wenigstens zeitweise in die Kompartimente wieder eindringen, weil sonst der beginnende Stoffwechsel wieder zum Erliegen kommt. Außerdem muss der Zustrom verwertbarer Moleküle gewährleistet sein, und das geht nur über Wasser.

Bei Eisflächen besteht das umgekehrte Problem: Komplexität kann wachsen, weil die chemischen Reaktionen entsprechend träge ablaufen. Andererseits: Die Reaktionen sind so träge, dass es sehr lange dauern kann, bis ein passender Reaktionszyklus entsteht, der sich selbst stabilisiert. Kompartimente sind in der Eisstruktur zwar vorhanden, aber die damit verbundenen Probleme sind analog zu denen, die bei den "Black Smokers" bestehen - entweder auf Dauer zu viel oder zu wenig Wasser sowie Stoffaustausch. In der Konsequenz bedeutet das a) moderate Temperaturen (300 K +/- 10%) und b) eine Dynamik, die periodisch den Zustrom bzw. den Abfluss von Stoffwechselprodukten gewährleistet sowie den Stress durch drohende Hydrolyse vs. Austrocknung zeitweise abmildert, so dass sich die Protobionten in den Übergangsphasen "erholen" können und damit Raum für Entwicklung haben.

Aus diesen Puzzle-Steinen habe ich mir daher gedacht, dass die Existenz eines großen Mondes essenziell für die Entstehung von Lebewesen ist. Wattflächen bieten wegen ihres zeitweisen Trockenfallens und der feinkörnigen Struktur des Sandes, der zudem aus einer Vielzahl verschiedenster Mineralien besteht, günstige Voraussetzungen, die die Vorzüge der oben diskutierten Varianten in sich vereinen, ohne die Knackpunkte in Kauf nehmen zu müssen. Watt-Tümpel sind während des UV-Beschusses überschaubare Reaktionsräume, in denen Radikale entstehen und in den Sand versickern können, wo sie dann zu Makromolekülen heranwachsen. Die nächste Flut verteilt die neu entstandenen "Zutaten" längs der Küste, so dass zur nächsten Ebbe (also binnen lediglich 2 oder 3 Stunden!) ein effizienter Stoffaustausch stattgefunden hat, der auf kleinem Raum eine große Vielfalt verschiedenster Stoffklassen in den Watt-Tümpeln zur Verfügung stellt. Es ist dann nur noch eine Frage der Zeit, bis etwas Passfähiges gefunden wird, das sich wechselseitig selbst stabilisiert.

So weit mein ureigenster Beitrag zur Debatte um die Entstehung von Lebewesen. Für eine Veröffentlichung in irgendeinem Fachblatt reicht das nicht, da ich keine experimentellen Daten liefern kann. Aber ich kann mich ja hier mit diesen Ideen entfalten. Was ich tue, ist nichts anderes, als aus den vorhandenen Puzzle-Teilen ein in sich stimmiges Gesamtbild zu entwerfen, welches mir plausibel erscheint und das mit den wissenschaftlichen Resultaten kompatibel ist. Natürlich kann ich auch falsch liegen, aber mein Gefühl sagt mir, dass ich hier näher an der Wahrheit dran bin als bei den "Doppelpaaren" ;)

Viele Grüße!
 

Orbit

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Mahananda
Besten Dank.
Für eine Veröffentlichung in irgendeinem Fachblatt reicht das nicht, da ich keine experimentellen Daten liefern kann.
Kann man denn keine Idee in Form eines Aufsatzes mehr in wissenschaftlichen Zeitschriften publizieren? Das wäre doch allemal wertvoller als viele der beispielsweise auf arXiv publizierten Abstrcts, welche, obwohl gespickt mit Daten und Formeln, doch einfach Schrott sind.
Orbit
 

Mahananda

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Hallo Miora,

Es ist interessant, dass auch Meteoriten ein unterschiedliches Verhältnis von L- und D-Aminosäuren aufweisen, aber dass diese eine Rolle für die Erde haben, ergibt sich für mich nicht. Wie soll eine solche Untersuchung dies zeigen? Ist ja auch egal, trotzdem ärgerlich, wenn experimentelle Befunde "überdehnt" werden...

Eine Rolle haben diese in der Erdfrühzeit gespielt, da der Eintrag von L-Dominanten die Entstehung von Lebewesen begünstigte, die ihren Stoffwechsel auf diese Stoffklasse ausrichtete - wie wir heute noch sehen können. All das ist zwar kein zwingender Beweis, aber ein Argument, das dazu beitragen kann, zu verstehen, warum Lebewesen (bis auf marginale Ausnahmen) auf L-Aminosäuren basieren. Insofern kann ich die Euphorie der Forscher durchaus nachvollziehen.

Hast Du Quellen, warum solche Systeme dem chemischen Umfeld der Erde überlegen sein soll?

Es hat etwas mit der Stabilität der Radikale zu tun. Auf der Erde ist die Stoffdichte größer als auf einem Staubkorn, so dass sie sehr schnell ihren "Partner" finden und den energetisch bequemsten Weg via CO2 und H2O sowie N2 gehen. Auf Staubteilchen ist das anders. Dort können einatomige Moleküle (H, N, O) miteinander reagieren und so Kombinationen hervorbringen, die auf der Erde als Zwischenstufe völlig instabil wären (Ich denke an solche Molekülkonstrukte wie HCO, OCS, oder auch Radikale wie NH4+, HCOO-, OCN-), aber als Zwischenglieder für weitere Reaktionen hin zu Aminosäuren usw. im Staubkorn zur Verfügung stehen. Infolge der längeren Stabilität solcher Radikale ergeben sich größere Möglichkeiten der Kombination in Oberflächenreaktionen. Mittlerweile kann man mehrere Generationen von Syntheseprodukten rekonstruieren (z.B. zählen Dimethyl-Äther und Methanol zur zweiten Generation, die aus H2O, CO und CO2 entstehen). Quelle hierzu: Guido W. Fuchs: Astrochemie auf Staub und Eis - Laboruntersuchungen zur Bildung komplexer Moleküle in protoplanetaren Scheiben. In: Sterne und Weltraum 4/2008, S. 42 - 49.

Warum? Momentan existieren auf der Erde enorme Unterschiede in der Tidenhöhe, ausgelöst durch Resonanzen. Auch wenn der Mond "mehr am Wasser" zieht, weil er näher ist, kommt es doch mehr auf die Küstenlinien bzw. entstehende Resonanzen an. Auch ein schnellerer UV-Blocker-Rhythmus erschliesst sich mir nicht. Die Gezeiten laufen anderes als die Tageslänge. so kann auch heute bei Ebbe viel UV-Licht an den Meeresgrund dringen und schon vor der Flut das UV-Licht durch den Sonnenuntergang abgeblockt werden. Zudem ist die Eindringtiefe von UV-Licht in Wasser gar nicht so übel.

Sicher spielt die Küstenform eine Rolle. Von 3m bis 20m (Fundy-Bay in Kanada) ist alles drin. Aber generell kann man doch sagen, dass ein näherer Mond a) eine im Durchschnitt höhere Tide bewirkt und b) aufgrund der höheren Rotationsgeschwindigkeit der Erde damals die Tidenabfolge in kürzeren Zeiträumen erfolgte als heute. Resultat ist ein größerer Überflutungsbereich (damit verbunden eine Zonierung des Wattbereichs von "fällt für 2 bis 3 Stunden völlig trocken" bis "fällt für wenige Minuten trocken, bleibt aber dauerhaft feucht", die als Feuchtigkeitsgradient für eine Zunahme der Variantenvielfalt von Reaktionsräumen sorgt) und eine größere Dynamik der Fließprozesse (höhere mechanische Energie, die zu einer effizienteren Durchspülung des Bodens sorgt - und damit für einen schnelleren Stoffaustausch). UV-Licht wird durch Wasser erst ab einer Tiefe von mehreren Metern wirkungsvoll abgeblockt, das ist richtig. Im Boden des Watts kommt die UV-Strahlung aber gar nicht hin, so dass für die dort versickerten Reaktionsprodukte eine erhöhte Chance besteht, sich dort anzureichern und den Strahlungsstress zu überstehen. Ohne Gezeiten hätten wir das Problem der fehlenden Reaktionsräume und wären auf den Tag-Nacht-Rhythmus beschränkt. Mit Gezeiten haben wir beides: Reaktionsräume und zweimal Ebbe am Tag und zweimal in der Nacht, inklusive Stoffaustausch durch Wasserfluss.

Hast Du eine Quellenangabe dazu, finde das sehr interessant. Weisst Du noch, Licht welcher Wellenlängen das bewirkt?

Hier kann ich nur noch einmal auf das Buch von Hansjürg Geiger: Auf der Suche nach Leben im Weltall - Wie Leben entsteht und wo man es finden kann. verweisen. Dort findet sich im Kapitel 3.5 "Moleküle des Lebens" - sehr viel, das mit diesem Thema zu tun hat. Zu den Wellenlängen kann ich dir nichts genaueres sagen, aber dieses Zitat aus Geigers Buch war ganz aufschlussreich:

Hansjürg Geiger schrieb:
Die Forscher vermuteten die Ursache [für die Chiralität] im polarisierten Licht bestimmter Sterne ... Je nach Drehrichtung wird nun in einer ursprünglich razemischen Mischung von Aminosäuren die eine Form leicht häufiger zerstört. Dies ist ganz besonders dann der Fall, wenn intensives UV-Licht während längerer Zeit eine Aminosäuremischung bestrahlt. Genau solche Lichtquellen mit rotierendem polarisiertem Licht fanden Hough und seine Leute in dem berühmten Sternentstehungsgebiet des Orionnebels: junge Sterne! ... Die Berechnungen von Hough ergaben nämlich einen erwarteten Überschuss in der Region von maximal 10%, exakt jene Verschiebung, die Cronin und Pizzarello im Murchison-Meteoriten gemessen hatten. (S. 198f.)

Als Quelle ist hierzu angegeben: Bailey, J., et al., Circular polarization in star-formation regions: Implications for biomolecular homochirality. Science, 281, 1988, p. 672ff.

Viele Grüße!
 

Mahananda

Registriertes Mitglied
Kann man denn keine Idee in Form eines Aufsatzes mehr in wissenschaftlichen Zeitschriften publizieren?

Meine diesbezüglichen Erfahrungen sind ausschließlich negativ. Standardsatz: "Ihre Ausarbeitung passt nicht zum Profil unserer Zeitschrift." Na gut. Dann lasse ich es eben. Vielleicht liest ja hier einer mit, der später den Nobelpreis holt ...
 

ODIN³

Gesperrt
http://www.astronews.com/forum/showthread.php?t=3301&


Lieben Gruss und schonmal Vorsorglich.....
Da WEBmaster ;) Herr S.D. wohl nicht Willensstark genug sein wird, dem Terror hier ein gerechtes Ende zu machen...und er anschenend das Kontraproduktive Verhalten von Orbit, so vermute ich, aus persönlichen Interessen schützt.

Alles gute den redlichen...
besonderen Dank.....

TomTom³³³
Mahananda
Frau Katzenjammer
FS

und den vielen anderen die sich bemüht haben das Komplexe Thema
Astrophysik zu verstehen und den Mut hatten Ihre EIGENEN Vorstellungen zu Äussern. Vieles hat mich auf freudigste Inspiriert.

Herzlichst der Ver..rückte.
Odin³
 

ODIN³

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Hallo Odin,



Das könnte passen, da die frühe Erdatmosphäre noch keine Ozonschicht besaß und somit UV-Strahlung unvermindert bis zur Erdoberfläche drang. Und UV-Strahlung bewirkt, wie Experimente gezeigt haben - eine Zerstörung bevorzugt der D-Aminosäuren, so dass hier ein zusätzlicher Selektionsprozess zugunsten der L-Aminosäuren gegeben ist. Dies wiederum begünstigt die Evolution von Lebewesen aus L-Aminosäuren.

........so dass diese längere Zeiten überdauern können und damit als Sprungbrett für weitere Evolutionsschritte zur Verfügung stehen.



Mach ich auch nicht. Aber nimm ihm das nicht krumm. Ohne Salz in der Suppe wäre es vielleicht für den einen oder anderen hier zu fad. Und Orbit würzt gern ein wenig nach - ist aber niemals böse gemeint. Ich mag ihn jedenfalls so wie er ist :)

Viele Grüße!

Richtige Spur lieber Mahananda..

sicher kennen Sie lovelock?

Lesen Sie Ihn ausgiebig...Sie sind ein !!äusserst!! IntellIgenter-Mensch...
Sie werden die kleinen Schlüssel finden,was Ihnen zum Thema..
sehr gut.. weiterhelfen wird
postuliere ich....


Wissen Sie Orbit war nie WICHTIG..
Wie der Admin drauf ist..................

DAS IST WICHTIG! Sie Ver.. stehen mich!
Good by...& gut gemacht! :)
Ihr vergangener Odin³

Niemals Böse? hihi..es gibt kein böses nur mutwillig dummes.
 
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