Trotzdem war sein Post für mich zwar innerlich eine Zumutung, aber dennoch könnte ich bisher nicht sicher sagen, daß er dabei eine definierbare Grenzlinie überschritten hat.
Wie aus Deinem Beitrag ja auch hervor geht, mac, gibt es keine absolute Grenze. Bei mir war sie halt gestern überschritten. Würde BigRed die Fehler machen, wie sie für einen typischen sind, der Deutsch als Zweitsprache spricht und schreibt, hätte ich nicht so reagiert und wohl auch nicht, wenn mir der Inhalt des Textes nicht eben so schludrig vorgekommen wäre wie dessen sprachliche Form.
Mit Deinem Exkurs in den Sprachunterricht mit Fremdsprachigen betrittst Du ein weites Feld, obwohl Du nur gerade von der korrekten Deklination sprichst.
Wie Du bereits erwähntest, gilt es für einen Fremdsprachigen erst die Artikel zu büffeln, und die sind halt alles andere als logisch: Wie sollte es einem französischsprachigen Kind, welches von klein auf für den Mond ein Frauengesicht und für die Sonne als Männergesicht zeichnet, weil man la lune und le soleil sagt, einleuchten, dass es auf Deutsch nun der Mond und die Sonne heissen muss?
Dann muss das Kind die korrekte Deklination (mit allen Ausnahmen) in den drei grammatikalischen Geschlechtern lernen. Und erst dann beginnt die mühsame Feinarbeit, aus der Du das Beispiel mit dem Baum bringst. Wie soll aber ein fremdsprachiges Kind die richtige Frage stellen können,
„Frag‘ doch nach dem Fall! Auf wem oder was sitzt Hans?
wenn es den Unterschied zwischen
wem und
was nicht kennt? Du hast Dich mit gutem Recht für Deine Klassenkameradin gewehrt; denn aus meiner beruflichen Erfahrung weiss ich, wie wenig den meisten Lehrkräften, welche da an der Grundschule landauf, landab Muttersprache unterrichten, bewusst ist, wie sehr sie sich in ihrem Unterricht auf ausserschulisch und ganz ohne Grammatik Erworbenes stützen. Und das fehlt den Fremdsprachigen halt.
Mit denen muss man das Problem grundsätzlicher angehen:
Es gibt Verben (ein Verb müssen sie natürlich auch erst erkennen können), welche entweder kein oder dann ein Dativobjekt haben können. Man nennt sie intransitive Verben. Dann gibt es die transitiven Verben, welche nur ein Akkusativobjekt haben können. Am besten lernt man die etwa 40 in der Umgangssprache vorkommenden intransitiven Verben auswendig. Alle übrigen sind dann intransitiv.
Erst jetzt kommen die Präpositionalobjekte. Um ein solches geht es in Deinem Beispiel: Verlangt die Präposition
auf den Dativ oder den Akkusativ? Kommt drauf an:
Hans sitzt auf dem Baum (Dativ)
Hans setzt sich auf den Baum. (Akkusativ)
Auf ist eben eine sogenannte Wechselpräposition, bei welchen die Frage
wo? (Dativ) und
wohin? (Akkusativ) zum richtigen Fall führt. Diese beiden Fragen sind für Fremdsprachige viel hilfreicher als die, welche Deine Lehrerin verwendete. Die meisten von den über 200 Präpositionen sind Wechselpräpositionen.
Aber nun gibt es acht Präpositionen, welche immer den Dativ verlangen (aus, bei, mit, nach (zeitlich), von, zu,...) und 6, nach welchen stets der Akkusativ steht (durch, für, gegen, um,...). Je zwei fallen mir jetzt gerade nicht ein. Am besten lernt man als Fremdsprachiger auch die wie die intransitiven Verben auswendig.
Wir Muttersprachigen haben all das bereits mit der Muttermilch eingesogen, wenn wir nicht gerade in Berlin geboren sind. Der Berliner muss natürlich lernen, dass 'lieben' in der Schriftsprache zu den transitiven Verben gehört.
Die Schweizer haben ein anderes Problem. In den helvetischen Dialekten kommt der Akkusativ nur rudimentär vor. In den meisten Fällen wird nicht zwischen Nominativ und Akkusativ unterschieden.
Orbit