Russisches Shuttle "Buran"

espega

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codiak schrieb:
Hi
Habt ihr schon mal etwas von dem russischen Shuttle "Buran" gehört.
Es war technisch besser....
Gruss
codiak
besser....? meinst du das ernst?
die russen konnten scheinbar nicht alle pläne klauen.
für eine besatzung wäre das ding offensichtlich gar nicht geeignet gewesen.

das war das gleiche wie damals bei der concorde.
da fehlten auch ein paar pläne, die sie nicht rechtzeitig stehlen konnten.
deshalb ist die russische kopie auch auseinandergebrochen.

Espega
 
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Martin

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Hallo,

es stimmt zwar, das die UdSSR (genauso wie große Konzerne heute auch, siehe Boeing) Industriespionage betrieben hat, und sich vor allem im Bereich der Aerodynamik stark bei westlicher Konkurrenz bedient hat, trotzdem sind Buran und TU-144 keine bloßen Kopien westlicher Modelle. Selbst wenn die UdSSR diese Flugzeuge vollständig selbst entwickelt hätte, sähen sie der Konkurrenz stark ähnlich, es gibt für solche speziellen Sachen nun mal nur ein paar optimale Formen, oder wer kann heute schon auf den ersten Blick einen Airbus von einer Boeing unterscheiden, in der Tierwelt ist das ähnlich -> Fische - Wale).
Bei der TU-144 ist schon das Triebwerkskonzept ein ganz anderes als bei der Concorde, in vielen Details war sie auch nicht so ausgereift wie die Concorde, allerdings wurde ihr bei entsprechender Weiterentwicklung mehr Potential als der Concorde zugesprochen. Und der modernste russische Bomber, die TU-160 wurde auf Grundlage der TU-144 entwickelt, so schlecht kann sie also nicht gewesen sein.

Beim Buran ist das Konzept ein vollständig anderes als beim Shuttle. Das Shuttle ist mit seinem Tank und Boostern ein System und nur so einsetzbar. Buran dagegen ist nur die Raumfähre, die als Nutzlast auf die eigenständige Rakete Energija geschnallt wird.
Im Grunde sind es sogar drei eigenständige Einheiten: die Energija, welche ihren Erstflug 1987 hatte und eine 100t Dummy-Nutzlast ins All beförderte, die zugehörigen Flüssigtreibstoffsbooster, aus denen die Zenit entwickelt wurde und heute von Boeing im Rahmen von Sea Launch vermarktet wird, sowie die eigentliche Raumfähre Buran. Buran sollte bemannt und unbemannt fliegen können. Beim Erstflug startete er auch so, es war wohl das komplexeste System, das jemals unbemannt flog und sicher zur Erde zurückkehrte, eine Riesenleistung.
Die bemannte Version wurde allerdings nie fertiggestellt.
Auf Grundlage des Zenittriebwerkes wurde übrigens auch das neue Triebwerk für die Atlas III und Atlas V von Lockheed-Martin entwickelt. Mit solchen Triebwerken startete also die jüngste Marssonde letzte Woche ins All.
Dieses Triebwerk ist das stärkste auf Kerosin/LOX Basis arbeitende seit dem der Saturn V.
Man sollte sich also gut überlegen, ehe man Buran niedermacht, den selbst die Amerikaner vertrauen heute der im Rahmen dieses Projektes entwickelter Technologie.

Martin
 

Bynaus

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Es ist wirklich ein Jammer, dass das ganze nie fertig gestellt wurde und dass die Energija nie mehr geflogen ist...

Danke für die interessanten Infos, @Martin. Ich wusste gar nicht, wie weit die Technik dieses Systems heute in der amerikanischen Raumfahrt verbreitet ist.
 

codiak

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für eine besatzung wäre das ding offensichtlich gar nicht geeignet gewesen.

Leider hatten die Russen auch dafür mal wieder kein Geld.
Die Geschichte des Buran finde ich irgendwie tragisch (ist ja auch auf Wikipedia sehr gut beschrieben)
Ich bin der Meinung, hätte man das Buran weiter entwickelt, wäre es um längen Besser und zuverlässiger als das amerikanische Shuttles gewesen (unter anderem auch ein besserer Hitzschild, der ja z.Z. die meisten Probleme macht)

Da viele der heutigen Techniken auf die Forschung des Buran (und der Trägersysteme) beruht, kann es ja nicht ganz so verkehrt gewesen sein.

Ich stimme mit Martin überein :)
 

Martin

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Es ist wirklich interessant, das die USA keine eigene kommerzielle Raumfahrt mehr haben (möglicherweise noch die Delta II, aber da kann ich mich auch nicht mehr an den letzten Start mit kommerzieller Nutzlast erinnern).
Mit der Atlas III und V sowie der Delta III und IV (und deren entsprechenden Unterversionen) verfügen die USA über eine der modernsten Raketenflotten der Welt. Aber Lockheed-Martin (Atlas) sowie Boeing (Delta) haben ihre Raketen vom Markt zurückgezogen, diese starten nun nur noch für NASA und Verteidigungsministerium.
Lockheed ist an der Vermarktung der russischen Proton beteiligt, und da kann die hauseigene Atlas beim Preis nicht mithalten, bei Boeing und Sea Launch ist es das gleiche.
Das heißt, kommerzielle Raumfahrt liegt eigentlich ausschließlich auf den Schultern russisch/ukrainischer (die Zenit wird in der Ukraine gebaut) und europäischer Technologie. Und wie gut alte russische Technik ist, zeigt auch der gerade in Korou in Bau befindliche Startplatz für die Soyuz, die auch von Arianespace vermarktet wird.

China bietet zwar auch kommerzielle Raumfahrtträger an, allerdings gibt es aus guten Gründen Probleme, bei einem solchen Start seine Nutzlast versichert zu bekommen.

Martin
 
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Volker

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Kompliment zu den Infos von der Buran!

Hi Martin,

du verblüffst mich immer wieder aufs neue mit deiner Detailkenntnis. Langsam krieg ich das Gefühl, ich müsse erst eine Doktorarbeit über ein Gebiet machen, bevor ich mich mit dir auf eine Diskussion einlassen kann... :confused:

Herzliche Grüße von Volker :)
 

Volker

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Zurück zum Thema Träger ...

Tatsächlich bin ich davon überzeugt, dass man die ganzen Großprojekte der nächsten Jahre mit Energija, Delta IV heavy, Proton, Sojus und evtl. Atlas schultern könnte, ohne die Riesenarbeit das Shuttlesystem auf normale Rakete umzubauen (Booster und so mit weiterer Stufe anstatt Shuttle). So, wie ja die Energija schon von Anfang an geplant war.
Was sagst Du zu einer solchen Idee Martin?

Herzliche Grüße ...
 

Martin

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Hallo Volker,

die neuen Konzepte für bemannte Raumfahrzeuge sind auch so ausgelegt, das man diese wie schon bei Soyuz auf einer normalen Rakete startet. Im Falle des CEV wird das wohl die Schwerlastversion der Delta IV oder Atlas V sein, je nachdem, wer die Ausschreibung gewinnt. Womit die Russen Klipper starten wollen (sollte er je gebaut werden), weiß ich nicht, ich tippe mal auf die Proton. Forsche ich noch mal nach.
Tatsächlich ist die Proton ja nicht unwesentlich am Aufbau der ISS beteiligt gewesen, und ab nächstem Jahr wird auch die Ariane V mit dem ATV sich an der Versorgung beteiligen, so das nicht mehr alles an Soyuz/Progress/Shuttle hängt.
Sicherlich wird es in naher Zukunft kein solch großes bemanntes Raumfahrzeug wie Shuttle oder Buran mehr geben.
In dem Zusammenhang ist es schade, das die EADS die Schwerlastversion der Ariane V gestoppt hat, somit bleiben in diesem Nutzlastbereich von über 10t GTO nur noch Delta IV H und Atlas V Heavy.

Martin
 

Volker

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Klar...

Hi Martin,

schön, dass wir uns mal "zeitnah" schreiben können.

Die Dimensionen werden kleiner. Wie ehedem im Tierreich. Das macht flexibler.
Ich denke, man sollte sich daran machen, die großen Einheiten wie z.B. Langstreckenmissionen im Orbit aus Modulen zusammen zu flanschen. Warum nicht drei mal so viele Starts, die keine Neuentwicklung von Trägern und Starteinrichtungen benötigen. Das frisst weniger Kapital und man kann die selben Systeme und Träger nutzen, die sonst auch wirklich Geld verdienen -> Proton, Sojus, Ariane ...
Die NASA müsste halt mal ein paar Scheuklappen loswerden.

Herzliche Grüße ... wie immer halt :D ;)
 
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