Trans-Neptun-Objekte: Klärt ungewöhnlicher Fund Herkunft von Kometen?

astronews.com Redaktion

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Ein internationales Astronomenteam hat ein ungewöhnliches Objekt aufgespürt, das helfen könnte, den Ursprung einer bestimmten Gruppe von Kometen zu klären. Der Brocken mit Namen 2008 KV42 hat einen Durchmesser von etwa 50 Kilometern und umrundet die Sonne auf einer Bahn, die zum Orbit der Planeten fast senkrecht steht - und dies rückwärts. (10. September 2008)

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ralfkannenberg

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Hallo zusammen,

von den 1187 derzeit bekannten Kuipergürtel-Planetoiden kennt man derzeitig 14 Stück, deren Bahn mehr als 40° geneigt ist, nur zwei haben eine Neigung über 50° (103.5° und 78°).

Auf Platz 1 liegt der im Beitrag genannte Kuipergürtel-Planetoid 2008 KV42 (Neigung: 103.5°), auf Platz 2 der KBO 2002 XU93 (Neigung: 78°) und auf Platz 3 der KBO 2006 HU122 (Neigung: 49°). Schon auf Platz 5 folgt ein Zwergplaneten-Kandidat, "Buffy" 2004 XR190 (Neigung: 46.7°), der nach der Sedna die zweitweiteste und damit ausserhalb der "Kuiperkante" liegenden Periheldistanz aller bekannten KBO aufweist (51 AE) und auf Platz 8 - man lese und staune - der Zwergplanet Eris (Neigung: 44.0°), der grösste bekannte KBO.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Was ist denn bei einer Bahn, die senkrecht zum Orbit steht, vorwärts und rückwärts?

Grüße
SK

Hallo SK,

die Bahn dieses Kleinplaneten steht nicht senkrecht, sondern "fast" senkrecht.

[laut denk]Allerdings bin ich überrascht, dass Bahnneigungen zwischen (90°+eps) und (180°-eps) als "retrograd" bezeichnet werden. Aber das macht natürlich Sinn, denn es wäre wenig sinnvoll, eine Bahn, die um -eps Grad zur Erdbahn geneigt ist, als "retrograd" zu bezeichnen, d.h. alle Bahnen zwischen 90° und 270° würden dann als retrograd bezeichnet. [/laut denk]

Auf "vorwärts" und "rückwärts" kommst Du per Grenzübergang:

Nimm eine "normale" Bahn und neige sie immer stärker, bis sie 90° geneigt ist.

Und dann nimm wieder eine "normale" Bahn und neige sie immer stärker, bis sie -90° geneigt ist.

Die beiden Bahnen, die Du dabei erhälst, sehen gleich aus, aber die beiden diese Bahnen durchlaufenden Körper laufen in entgegengesetzten Richtungen.


Ich persönlich finde indes die Bezeichnung "retrograd" im Zusammenhang mit diesem Planetoiden etwas irreführend und die Verteilung der Bahnneigungen zeigt ja, dass nur 2 bekannte Kuipergürtel-Planetoiden völlig aus dem Rahmen fallen; der eine wurde (senkrecht - 12°) gestellt und der andere (senkrecht + 13.5°).

Die Frage wäre somit wohl eher, was in der Vergangenheit passiert ist, dass diese beiden Kuipergürtel-Planetoiden ungefähr senkrecht gestellt worden sind.

Die Mitglieder der Oort'schen Wolke sind statistisch gesehen ungefähr in alle Richtungen geneigt, diejenigen des Kuipergürtels indes liegen "ungefähr" in der Planetenebene, auch wenn es da ein paar wenige Ausreisserwerte gibt. Bezüglich der Ausreisser wäre die korrekte Frage wohl eher, wie gross die Wahrscheinlichkeit ist, dass es keine Ausreisser gibt - die dürfte nämlich sehr klein sein.

Kommt noch dazu, dass die meisten Beobachtungsprogramme eher ekliptiknahe suchen und nicht bei hohen Bahnneigungen, so dass also überproportional mehr ekliptiknahe Körper bekannt sind.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Lina-Inverse

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Die Mitglieder der Oort'schen Wolke sind statistisch gesehen ungefähr in alle Richtungen geneigt, diejenigen des Kuipergürtels indes liegen "ungefähr" in der Planetenebene, auch wenn es da ein paar wenige Ausreisserwerte gibt.
Kennst du dazu einen weiterführenden Link? Wenn ich mir ganz naiv vorstelle das das Sonnensystem aus einer kollabierenden Wolke entstanden ist, drängt sich mir schon die Idee auf, das sich die Wolke dabei wegen ihres Netto-Drehimpulses zur Linse abflacht. Ganz naiv würde ich annehmen das sich die Häufung von Körpern in der Ekliptik daraus ganz zwanglos ergibt und nicht allein ein Selektionseffekt aufgrund unvollständiger Durchmusterung ist. Ist der Halo (die oortsche Wolke) zu weit draussen um diese Verformung mitzumachen?

Gruss
Michael
 

ralfkannenberg

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Hallo Michael,

man stellt sich das - stark vereinfacht - so vor, dass es sich bei den Oort'schen Wolken-Mitgliedern um Kleinkörper handelt, die recht kleine Perihel-Distanzen (Jupiter, Saturn) haben und denen zu nahe geraten und hinausgeschleudert worden sind. Dieses Hinausschleudern kann je nach Art der Passage am Jupiter oder Saturn in alle Richtungen erfolgen, deswegen gibt es bei den langperiodischen Kometen keine Vorzugs-Neigung. Anders bei den mittelperiodischen Kometen, die ebenfalls vorzugsweise in der Ekliptik geneigt sind und die "letztlich" den Kuipergürtel bilden. Pluto ist also im Wesentlichen ein grosser Komet, ebenso die Eris ("10.Planet").


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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