Präzediert die Sonne?

MoreInput

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HI!

Die Frage steht schon im Titel: Schwankt die Neigung der Achse der Sonne genauso, wie die der Erde? Die Pole der Erde präzedieren ja in 26000 Jahren einmal im Kreis. Und die Sonne? Reicht die kraft des galaktischen Magnetfeld aus, eine Kraft auf die sonne auszuüben?
Oder die anderen Planeten? Wäre interessant zu wissen, ob Jupiter oder Saturn auch kippen mit der Zeit ... die ringe müssen ja langsam mitkippen.

Die Frage kam mir, als ich las, dass die Achse der sonne gegenüber der Ekliptik um 7 Grad geneigt ist. Das habe ich erst vor kurzer zeit einmal gelesen, und war ein bisschen schockiert: Ohne es genau zu wissen bin ich davon ausgegangen, dass die Ekliptik und der Sonnenäquator in einer Linie liegen. Vielleicht, weil es nie in den Büchern erwähnt wurde, die ich gelesen habe? Das hat ein bisserl mein weltbild ins wanken gebracht.

Grüsse,
MoreInput
 

FrankSpecht

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Moin,
als ich las, dass die Achse der sonne gegenüber der Ekliptik um 7 Grad geneigt ist. Das habe ich erst vor kurzer zeit einmal gelesen, und war ein bisschen schockiert: Ohne es genau zu wissen bin ich davon ausgegangen, dass die Ekliptik und der Sonnenäquator in einer Linie liegen.
Das ist so nicht korrekt.
Die Ekliptik, also die Bahnebene der massearmen(!) Erde, ist gegen den Sonnenäquator geneigt - richtig. Aber: Ekliptik und Sonnenäquator haben nichts miteinander zu tun. Die Ebene der Erdbahn (=Ekliptik) wird nur als - ich drücks mal so aus - anthropomorphes (also auf den Menschen bezogenes) Maßsystem verwendet.

Also: Sonnenäquator und Ekliptik liegen NICHT auf einer Linie!
 

jonas

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Das war nicht die Frage von MoreInput, sondern ob sich die Sonne ebenfalls in eine Präzessionsbewegung befindet.

Nach den Kreiselgesetzen sollte die Sonne ebenfalls einer Präzessionsbewegung unterliegen. Ob es so ist, kann ich nicht sagen, habe zumindest noch keine Quelle dazu gelesen. Aber wenn es so ist, so wäre es auch kein besonderes Ding, denn die Kreiselgesetze sind eher mechanischer Natur.
 

MoreInput

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hi Frank!
genau das wollte ich ja damit sagen: Das Sonnenäquator und ekliptik nicht zusammenliegen, obwohl ich das implizit immer geglaubt hatte. Oder besser: Nie daran gedacht hatte, dass es anders sein könnte.

Hi Jonas!

Meine Frage liesse sich auch noch weitertreiben: präzedieren rote Riesen ? Neutronensterne? Schwarze Löcher? Fragt sich eben, ob die äusseren Kräfte dazu ausreichen oder nicht.
grüsse,
moreinput
 

Chrischan

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Hi MoreInput,

mal so aus dem Bauch heraus:

Wann präzediert denn ein Kreisel? Doch immer nur dann, wenn seine Rotationsachse gegenüber seiner "Basisebene" abweichend von 90° geneigt ist.
Bei der Erde ist die Rotationsachse gegenüber der Erd-Bahnebene (der "Basisebene") um ~23,5° geneigt, also präzediert die Erde.
Bei allen anderen Körpern ist es genauso. Es ist immer entscheidend um welchen Wert die Rotationsachse gegenüber der jeweilgen Bahnebene geneigt ist. Beträgt diese Neigung 90° präzediert der Körper nicht.
Bei der Sonne, und jedem anderen Stern auch, muß man die Neigung der Rotationsachse mit der Bahnebene um das galaktische Zentrum nehmen.
Ich tippe mal, daß damit wohl jeder Stern präzediert. Aber vermutlich extrem langsam...

Da das aber nur mal so aus dem Bauch heraus war, hoffe ich mal, daß ich nicht kompletten Stuss gerade geschrieben habe...

(Oder hatte die Präzession was mit der Kraftrichtung zu tun??? Oh je...)

Gruß, Christian
 

komet007

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Bei der Sonne, und jedem anderen Stern auch, muß man die Neigung der Rotationsachse mit der Bahnebene um das galaktische Zentrum nehmen.

Ich vermute, dass die Präzession der Sonne eher auf lokale Ursachen zurückzuführen ist. Möglicherweise wurde unser Sonnensystem von einem anderen System oder Himmelskörper durchdrungen, vielleicht sogar bereits mehrmals.
Soweit ich mich erinnere gibt es auch Indizien dafür, dass unser Sonnensystem innerhalb der Milchstraße gewandert ist.
 

Orbit

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Ich konnte bisher über eine allfällige Präzession der Sonne ausser in esoterischen Texten keine Informationen finden. Aber ich gehe schon davon aus, dass es sie geben muss und zwar aus dem Grund, den Chrischan nennt: Die Rotationsachse der Sonne IST gegenüber der galaktischen Ebene geneigt, und das muss zu einer Präzessionsbewegung führen. Zusätzlich werden die Planeten eine Nutation bewirken.
Beide Bewegungen sind bestimmt NICHT lokale Ereignisse, denn da geht es um physikalisch Grundlegendes, um die Drehimpulserhaltung. Lokale Ursachen können lediglich die verschiedenen Neigungswinkel der Rotationsachsen gegenüber den Umlaufebenen haben. Allerdings sind da Erklärungen mit physikalischen Ereignissen in der protoplanetaren Scheibe viel naheliegender als Deine Erklärung von sich durchdringenden Systemen, Wolfgang.

Gruss Orbit
 

Chrischan

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Ich vermute, dass die Präzession der Sonne eher auf lokale Ursachen zurückzuführen ist. Möglicherweise wurde unser Sonnensystem von einem anderen System oder Himmelskörper durchdrungen, vielleicht sogar bereits mehrmals.
Soweit ich mich erinnere gibt es auch Indizien dafür, dass unser Sonnensystem innerhalb der Milchstraße gewandert ist.
Hallo Komet,
auch möglich, aber generell präzediert ein Kreisel doch, wenn Kräfte in einem Winkel ungleich 90° auf die Rotationsachse wirken (bzw. gewirkt haben).
Nur für den Fall daß die Kräfte genau im 90° Winkel zur Rotationsachse liegen (und immer lagen) präzediert nichts.

Also unabhängig von früheren Störungen oder nicht, die Sonne präzediert.

Untern Strich lässt sich vermutlich aber wohl die Frage von MoreInput so beantworten, daß jeder Körper (egal ob Stern, Planet, Mond, usw.) im Universum präzediert.

Gruß, Christian
 

Orbit

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Untern Strich lässt sich vermutlich aber wohl die Frage von MoreInput so beantworten, daß jeder Körper (egal ob Stern, Planet, Mond, usw.) im Universum präzediert.
Das sehe ich auch so; denn der Fall
...daß die Kräfte genau im 90° Winkel zur Rotationsachse liegen (und immer lagen)...
ist nicht nur ein sehr unwahrscheinliches Gleichgewicht, sondern bei all den möglichen Störeffekten ein unmögliches.
 

Bewegt

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Also: Sonnenäquator und Ekliptik liegen NICHT auf einer Linie!
Ist jemand bekannt, mit wieviel Grad zum Sonnenaequator die Sonne mit dem Spiralarm der Galaxis rotiert, nicht mit 90 Grad zur Bewegungsrichtung, oder ~.
Ist die Form der oortschen Wolke eher tropfenfoermig oder kugelfoermig ~.
 

Toni

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Ist die Form der oortschen Wolke eher tropfenfoermig oder kugelfoermig ~.
Hallo Bewegt,

ich würde eher "Donat-förmig" sagen ... ;)
Wir wissen ja nun, dass unser Sonnensystem aus einer protoplanetaren Scheibe hervorgegangen ist und eine Scheibe ist sie ja deshalb geworden, weil sie rotierte. Die Oortsche Wolke wird zwar in Simulationen immer kugelförmig dargestellt, doch kontrahierte damals ja das gesamte Material der protoplanetaren Wolke zu einer Scheibe und erst, als die Sonne schon einige Milliönchen Jahre (in ihrem "wilden" Jugendstadium ;) ) alles "Restmaterial aus dem entstehenden Planetensystem in dessen Randzonen blies, bildete sich diese Randzone als Oortsche "Wolke" aus. - Deshalb würde ich "Donat-förmig" sagen.

Dies ist aber nur eine Vermutung von mir.

Gruß Toni
 

Bewegt

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Deshalb würde ich "Donat-förmig" sagen.
Ist diese Donatform elliptisch auf die Zugrichtung der Sonne um die Galaxis verzerrt? Weicht der Sonnenäquator von der Zugrichtung vielleicht gerade so stark ab, das in einer Galaxieumrundung eine vollständige Präzession durchwandert wird?
 

Toni

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Ich muss gestehen, dass ich davon keine Ahnung habe. :(
Aber wenn ich die Präzession der Erde als Beispiel hernehme, dann denke ich mal nicht, dass es was mit dem Umlauf der Sonne um das Milchstraßenzentrum zu tun hat. Die Erde braucht 25.600 Umläufe um die Sonne, um eine volle Präzessionsbewegung auszuführen! Warum sollte dies die Sonne in nur einem einzigen Umlauf tun?
Ein Umlauf der Sonne um das galaktische Zentrum dauer 220-250 Millonen Jahre. Das heißt, dass sie seit ihrer Entstehung erst rund 20 Umläufe machen konnte.

Und wieso sollte die Form der Oortschen Wolke (egal, wie sie auch aussieht) in die Richtung der Bewegung der Sonne verzerrt sein?? Es "zieht" doch niemand am Sonnensystem?
 

Bynaus

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Den Thread muss ich irgendwann mal völlig übersehen haben...

Falls die Sonne eine Präzessions-Bewegung macht (kann man wirklich "präzediert" sagen? Das klingt scheusslich falsch in meinen Ohren), dann tut sie das nicht wegen der Galaxis. Wenn schon, tut sie es wegen Jupiter. Eine Präzessions-Bewegung entsteht nämlich dann, wenn eine Kraft an einer Drehachse zieht. Und die grösste Kraft, die an der Drehachse der Sonne ansetzen kann, ist wohl jene von Jupiter.

Begründung:

Gravitationskraft = Masse / Entfernung ^2
Galaxis: 1000 Mrd Sonnenmassen, Entfernung 30'000 LJ.
Jupiter: 0.001 Sonnenmassen, Entfernung (5/65000) LJ.

Die Kraft, die Jupiter auf die Sonne ausübt, ist also etwa 150 Mal stärker als jene der Galaxis. Gleiches gilt übrigens für die Erde: ihre Präzessionsbewegung wird auch von der Sonne und Jupiter dominiert.

Ich bin sicher, man könnte durch nachschauen der entsprechenden Formel, der Neigung der Sonnenachse gegenüber der Bahn des Jupiters und der Rotationsgeschwindigkeit der Sonne nun berechnen, wie lange die Präzessionsbewegung der Sonne dauert.

Die Form der (äusseren) Oortschen Wolke wird als kugelförmig angenommen, weil die beobachtete Kometendichte aus allen Richtungen kommend etwa gleich ist. Wer dieser Donat ist und was seine Form mit der Oortschen Wolke zu tun hat, weiss ich nicht. Eine Doughnut- oder, für einfachere Amerikaner, Donut-Form heisst auch Torus, damit liesse sich in etwa die Form des Asteroiden- und Kuipergürtels beschreiben, sowie, vielleicht, der "Inneren" Oortschen Wolke. :)

Die Oortsche Wolke entstand nicht, weil die Sonne irgendwas dorthin gepustet hätte. Die Sonne hat äusserste Mühe, Dinge zu pusten, die grösser als ein paar Mikrometer sind, und das, was damals so klein war und gepustet wurde, ist heute längst weg. Die Oortsche Wolke besteht aus Kometenkernen, kleinen asteroidartigen und eisreichen Körpern von ein paar 100 m bis ein paar km Durchmesser, und wurde durch deren Rauswurf nach Begegnung mit einem der Gas- bzw. Eisriesen im Sonnensystem gebildet. Die Oortsche Wolke ist also quasi der Pulk von schlecht angezogenen Typen, die zitternd in der dunklen Kälte ausharren, weil sie von den vier bulligen Gorillas am Discoeingang vor die Tür gestellt wurden. Weil sie beim Rauswurf nicht in eine bevorzugte Richtung geworfen wurden, liegen sie überall ein wenig herum - deshalb kugelförmig.
 
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Luzifix

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Ich möchte nur anmerken, daß sich die Bildung einer Sonne in einer kollabierenden Staubwolke in meiner Fantasie so vollzieht, daß jegliche Präzession vom einstürzenden Staub abgebremst wird. Ist die Sonne "fertig", dann sollte sie wenigstens grob eine den herrschenden Kräfteverhältnissen angepaßte Rotationsachse haben. Interessant wird' s, wenn man akzeptiert, daß sich diese Kräfte langfristig ändern und daß sie auch noch mit Verzögerung an der Sonne ankommen. Präzessieren denn Sonnen am äußeren Rand von Kugelhaufen meßbar?
 

MGZ

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Die Sonne rotiert viel langsamer als die Erde und ihr Trägheitsmoment ist viel größer. Ihre Oberflächenbeschleunigung ist wesentlich höher. Das heißt, sie ist in viel kugelförmiger als die Erde. Das Drehmoment senkrecht zur Rotationsachse, das vom Jupiter ausgeübt wird, ist ebenfalls eher mickrig.
Ich könnte es mal ausrechnen, aber dazu brauch ich wohl mindestens ne Stunde. Ich schätze die Präzessionsperiode der Sonne aber auf nicht kleiner als 10^9 Jahre. Da die Sonne nicht überall gleich schnell rotiert und überhaupt ein Gasball ohne konstante Strukturen ist, ist die Lage ihrer Rotationsachse wahrscheinlich mit mindenstens 10 Bogenminuten Ungenauigkeit behaften. Das ist eine sehr optimistische Schätzung. Aber mit dieser Abschätzung folgt, dass man über hunderttausend Jahre warten müsste, um eine Bewegung der Rotationsachse der Sonne zu sehen.
 
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