Planetologist
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Ich wurde in einem anderen Thread bzgl. meiner Meinung als Geologe / Hydrogeologe zum Erdbeben in Basel gefragt.
Zitat Orbit: "Ich bin gespannt. Inzwischen verlinke ich schon mal zu einem Wiki-Artikel, in dem das Geothermie-Projekt Basel kurz beschrieben wird.
http://de.wikipedia.org/wiki/Projekt_Deep_Heat_Mining "
Ich moechte darauf hinweisen, dass ich zwar einige Erfahrung mit Tiefbohrungen und Hydrogeologie in Grundgebirgen habe, dass ich aber in das Basel - Projekt nicht involviert bin. Ich arbeite in Kanada als hydrogeologischer Berater fuer die Minenindustrie (tiefliegende Minen).
Am 8. Dezember 2006 kam es in Basel im Rahmen des Deep Heat Mining Projektes zu einem Erdbeben der Magnitude 3.4 (Richter). Das Erdbeben wurde durch das Einpressen von Wasser in ein 5000 Meter tiefes Bohrloch ausgeloest.
Fuer mich ist das eigentlich nichts spezielles und ich wundere mich ein bisschen, welcher Tanz da veranstaltet wird. Das Gebirge steht unter einer hohen Vertikalspannung und in Basel (aufgrund des Rheintalgrabens) ebenfalls unter einer sehr grossen Horizontalspannung. Wenn ich nun grosse Mengen an Wasser unter hohem Druck ins Gebirge presse, um kuenstliche Fliesswege fuer das Wasser zu schaffen (diesen Vorgang nennt man Hydrofracing und ist ein Standardverfahren in der Oelindustrie) reagiert das sich vorher in einem Gleichgewicht befindliche Gebirge. Dieses Fracing muss man tun, da das Grundgebirge nicht genuegend Wasserwegsamkeiten aufweist.
Nun ist man gerade in Basel natuerlich in einem Dilemma. Einerseits muss man fuer ein solches Projekt eine geologisch aktive Region auswaehlen, da man sonst einen zu kleinen Waermegradienten in der Kruste hat (im Kanadischen Schild zu bohren, waere witzlos); andereseits sind natuerlich gerade geologisch aktive Regionen eher anfaellig auf kuenstliche Stoerungen des Gleichgewichts und reagieren auch dementsprechend (Erdbeben). Und genau das ist ja in Basel passiert.
Was an diesem Projekt wirklich schlecht gelaufen ist, ist die "Arroganz" der ausfuehrenden Frima und die Nichtinformation der Bevoelkerung. Aber auch hier liegt natuerlich ein Problem: wenn man gesagt haette, dass ein 3.4 auf der Richter moeglich waere, waeren 89554 Einsprachen eingegangen und das Projekt waere nie und nimmer auch nur ansatzweise begonnen worden. Alle wollen Strom, aber der kommt natuerlich aus der Steckdose.
Cheers, Marc
P.S. Bitte gebt mir immer ein bisschen Zeit um zu Antworten, ich habe einige Projekte gleichzeitig laufen und bin viel Unterwegs.
Zitat Orbit: "Ich bin gespannt. Inzwischen verlinke ich schon mal zu einem Wiki-Artikel, in dem das Geothermie-Projekt Basel kurz beschrieben wird.
http://de.wikipedia.org/wiki/Projekt_Deep_Heat_Mining "
Ich moechte darauf hinweisen, dass ich zwar einige Erfahrung mit Tiefbohrungen und Hydrogeologie in Grundgebirgen habe, dass ich aber in das Basel - Projekt nicht involviert bin. Ich arbeite in Kanada als hydrogeologischer Berater fuer die Minenindustrie (tiefliegende Minen).
Am 8. Dezember 2006 kam es in Basel im Rahmen des Deep Heat Mining Projektes zu einem Erdbeben der Magnitude 3.4 (Richter). Das Erdbeben wurde durch das Einpressen von Wasser in ein 5000 Meter tiefes Bohrloch ausgeloest.
Fuer mich ist das eigentlich nichts spezielles und ich wundere mich ein bisschen, welcher Tanz da veranstaltet wird. Das Gebirge steht unter einer hohen Vertikalspannung und in Basel (aufgrund des Rheintalgrabens) ebenfalls unter einer sehr grossen Horizontalspannung. Wenn ich nun grosse Mengen an Wasser unter hohem Druck ins Gebirge presse, um kuenstliche Fliesswege fuer das Wasser zu schaffen (diesen Vorgang nennt man Hydrofracing und ist ein Standardverfahren in der Oelindustrie) reagiert das sich vorher in einem Gleichgewicht befindliche Gebirge. Dieses Fracing muss man tun, da das Grundgebirge nicht genuegend Wasserwegsamkeiten aufweist.
Nun ist man gerade in Basel natuerlich in einem Dilemma. Einerseits muss man fuer ein solches Projekt eine geologisch aktive Region auswaehlen, da man sonst einen zu kleinen Waermegradienten in der Kruste hat (im Kanadischen Schild zu bohren, waere witzlos); andereseits sind natuerlich gerade geologisch aktive Regionen eher anfaellig auf kuenstliche Stoerungen des Gleichgewichts und reagieren auch dementsprechend (Erdbeben). Und genau das ist ja in Basel passiert.
Was an diesem Projekt wirklich schlecht gelaufen ist, ist die "Arroganz" der ausfuehrenden Frima und die Nichtinformation der Bevoelkerung. Aber auch hier liegt natuerlich ein Problem: wenn man gesagt haette, dass ein 3.4 auf der Richter moeglich waere, waeren 89554 Einsprachen eingegangen und das Projekt waere nie und nimmer auch nur ansatzweise begonnen worden. Alle wollen Strom, aber der kommt natuerlich aus der Steckdose.
Cheers, Marc
P.S. Bitte gebt mir immer ein bisschen Zeit um zu Antworten, ich habe einige Projekte gleichzeitig laufen und bin viel Unterwegs.