Hallo,
ich bin kein Fachmann für medizinische Fragestellungen, deshalb nur kurz ein paar wichtige Differenzierungen:
Die Strahlenschäden, die z.B. bei einer Marsmission zu erwarten sind, liegen in einem völlig anderen (wesentlich niedrigeren) Dosisbereich, als die Schäden, von denen in diesem Artikel die Rede ist.
Das bekannte Hauptrisiko durch ionisierende Strahlung bei einer langdauernden Weltraummission wie z.B. dem low Energy-Flug zum Mars, ist die deutliche bis krasse Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, daß sich aus einer (oder mehrerer) der geschädigten Zellen ein Tumor bildet und der Astronaut, lange nachdem er wohlbehalten zur Erde zurückgekehrt ist, einem solchen Folgeschaden zum Opfer fällt. Es gibt noch ein weiteres Strahlenrisiko durch hochenergetische Partikelstrahlung, über dessen Ausmaß man allerdings noch sehr wenig weis.
Speziell zum Strahlenrisiko einer Marsmission hatte ich hier
http://www.astronews.com/forum/showthread.php?t=732
vor einiger Zeit eine Arbeit vorgestellt.
Die in der Arbeit von Burdelya, L.G., Tallant, T., et al. beschriebene Substanz soll (als Fernziel) z.B. bei einer Strahlentherapie die unmittelbaren Folgeschäden durch Bestrahlung reduzieren. (das man sowas auch für militärische Zwecke missbrauchen kann, sei nur am Rande erwähnt) Bei einer Strahlentherapie setzt man aber kontrolliert eine sehr hohe Dosis ein, die, würde sie auf den gesamten Körper bestrahlt, auf jeden Fall (auch mit einem solchen Schutz) tödlich wäre. Es geht bei dieser Substanz nur darum, die unvermeidbaren Nebenwirkungen zu mildern und damit auch zu ermöglichen eine höhere Dosis einzustrahlen.
Diese Substanz verhindert den sogenannten programmierten Zelltod (schaut bei Wiki nach Apoptose) der hat aber durchaus seinen Sinn. Eine beschädigte Zelle stellt ein Risiko für den Organismus dar, auch ein Krebsrisiko. Wenn man einen Menschen, der bereits an einer tödlich verlaufenden Tumorerkrankung leidet behandeln will, gelten selbstverständlich völlig andere Masstäbe und Entscheidungskriterien, als wenn man bei einem Astronauten eine durch Bestrahlung irgendwann vielleicht ausgelöste Tumorerkrankung schon im Vorfeld verhindern möchte. Die Hauptrisiken, die ein Mensch hat, bei dem eine Strahlentherapie durchgeführt wird, hat der Astronaut beide nicht. Und das Medikament, daß den Patienten möglicherweise (so weit ist es aber noch lange nicht) vor Schlimmerem bewahren könnte, kann für einen gesunden Astronauten ein völlig inakzeptables zusätzliches Risiko darstellen, verglichen mit dem, was es verhindern soll.
Herzliche Grüße
MAC