Selbstähnlichkeit, Mensch und Menschheit

elnolde

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Liebe Forumsuser,

vor einigen Jahren, als die Chaostheorie gerade der "Renner" war und das Selbstähnlichkeitsprinzip entdeckt wurde, kam mir einmal ein Gedanke den ich mit Euch teilen will und Eure Meinung hierzu würde mich sehr interessieren.

Wenn vom Selbstähnlichkeitsprinzip gesprochen wird, so meint man damit im weitesten Sinn eine Ähnlichkeit eines Ganzen zu einem kleinen Teil des selben Ganzen.
siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Selbst%C3%A4hnlichkeit

Mein Gedanke war nun, wenn ich die Entwicklung eines Einzelnen Menschen auf die Entwicklung der gesamten Menschheit abbilde, wo würde ich das Alter der Menschheit, bezogen auf das Lebensalter eines einzelnen Menschen, einordnen.

Meinen Gedanken zufolge würde ich das Alter der Menschheit mit dem Alter eines aus der Pubertät gereiften Menschen korrellieren.

Säugling: Wiege der Menschheit, erste primitive Werkzeuge
Krabbelalter: Erste Behausungen, Feuer
Kleinkind: Höhlenmalerei, Faustkeile
Kindergartenalter: Jäger und Sammler
Schulzeit: Handel, Rad
usw.
Pubertät: Weltkriege
Erwachsenwerden: Erweitertes Bewusstsein über friedliche Konfliktlösung. Heute....

Ganz klar war mir in diesem Zusammenhang auch, dass es zu allen Zeiten Menschen gab die der Menschheitsentwicklung weit vorraus waren, ebenso wie es Menschen gibt die der Menschheitsentwicklung hinterherhinken. Eben genauso wie die gesamte Chaostheorie eben ein Chaotisches System beschreibt und keineswegs eine 1:1-Abbildung.

Kennt jemand von Euch darüber irgendeine Literatur? Wo würdet Ihr das "Alter" der Menschheit, bezogen auf das Alter eines Einzelnen Durchschnittsmenschen einordnen?

Beste Grüße

elnolde
 

mac

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Hallo elnolde,

ein Gedanke, der mir angesichts der veränderten moralischen Prinzipien im alten und neuen Testament auch schon durch den Kopf ging.

Nun gibt es aber, wie Du schon geschrieben hast, keine wirklich durchgehende Linie. Wir haben zumindest seit es schriftliche Aufzeichnungen gibt, auch als ‚Menschheit‘ oder vielleicht sollte man besser sagen als Gruppe in allen nur denkbaren Größen, mehr oder minder immer alle möglichen Entwicklungsstände parallel innerhalb einer Gruppe aber auch als ganze Gruppe und als Gruppen untereinander gehabt.

Auch das irgendwie unterschwellig existierende Gefühl in Mitteleuropa, daß es seit dem zweiten Weltkrieg nahezu undenkbar scheint, daß Staaten wie Deutschland, Frankreich, Großbritannien gegeneinander Krieg führen könnten, ist nicht erst seit dem Falklandkrieg und der Katastrophe auf dem Balkan verunsichert.

Wenn man über diesen Bereich hinaus geht, dann findet man alles was schon mal war, bis zur Steinzeit wieder. Und auch bei uns sind Aufklärung und Neuzeit anscheinend nur dünne Tünche, wie man in diversen Variationen sehen kann.

Ich denke daß dieses ‚Erwachsen‘ werden und bleiben, nur funktioniert wenn man es von Generation zu Generation neu erlernt und dabei keine Gruppen hinten runter fallen läßt. Aber wie schwierig das ist, können wir schon in noch kleineren Gruppen als hier im Forum, in einer Klasse, in einer Dorfgemeinschaft ... sehen und es wird um so schwieriger, je größer die Gruppen sind.

Herzliche Grüße

MAC
 

Orbit

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einolde
Ich denke, Deine Idee ist nicht neu. Dieses Prinzip steckt doch auch in Ernst Haeckels Biogenetischer Grundregel und spielt in der Pädagogik von Rudolf Steiner eine wichtige Rolle.

MfG
Orbit
 

Orbit

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Ja, mac, die Hackordnungen gibt's überall. Hacken ist auch heutzutage ein durchaus legitimes Gesellschaftsspiel. Einzige Spielregel, die unter keinen Umständen verletzt werden darf: Hacker und Gehackte halten sich an die Etikette und werden niemals unhöflich.
Orbit
 

elnolde

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Danke Ihr Beiden,

ihr konntet mir, wie bisher, sehr schnell weiterhelfen. Steiner halte ich persönlich für etwas fragwürdig, Haeckel galt neben seinen bedeutenden Arbeiten für mich als Begründer der Eugenik. Hab aber nochmal im Wiki geschaut und gelesen das er Instrumentalisiert wurde.

Dennoch scheint mir der Gedanke, wenn auch die Biologie von dieser "Ontogenese rekapituliert Phylogenese"-Theorie Haeckels abgewichen ist, als weiterzuverfolgender Gedanke.

Ich werd mal bei den alten Chinesen lesen ob dort auch schon dieser Gedanke aufgetaucht ist. Dschuang Tsi, Liä Dsi und Andere.

Beste Grüße

elnolde
 

Mahananda

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Hallo elnolde,

Haeckel galt neben seinen bedeutenden Arbeiten für mich als Begründer der Eugenik. Hab aber nochmal im Wiki geschaut und gelesen das er Instrumentalisiert wurde.

Haeckel war - ebenso wie die, die ihn instrumentalisiert haben - ein Kind seiner Zeit. Und Eugenik im Sinne von bewusst herbeigeführter "Veredlung" der Bevölkerung war von etwa 1880 bis 1945 durchaus salonfähig, obwohl es auch damals schon kritische Stimmen gab. Erst nach der Katastrophe Hitler setzte ein radikales Umdenken ein. Doch noch 1962 (CIBA-Konferenz zur Zukunft des Menschen) liebäugelte ein Teil der wissenschaftlichen Elite (u.a. Francis Crick, J.B.S. Haldane und Julian Huxley) mit eugenischen Maßnahmen, um den menschlichen Genpool "aufzubessern".

... wenn auch die Biologie von dieser "Ontogenese rekapituliert Phylogenese"-Theorie Haeckels abgewichen ist ...

Das biogenetische Grundgesetz ist nach wie vor gültig, aber es gibt jetzt präzisere Methoden, um die Stammverwandtschaften von biologischen Arten aufzuklären (z.B. Unterschiede in der Aminosäuresequenz von Proteinen mit zentraler Bedeutung wie Cytochrom c miteinander vergleichen). Damit ist Haeckels Zugang über Embryologie mittlerweile etwas "aus der Mode gekommen". Immerhin lässt sich über sehr frühe Stadien der Keimesentwicklung der "Bauplan" der Tierstämme rekonstruieren (siehe dazu u.a. die Arbeiten von Ch. Nüsslein-Vollhard!). So gesehen ist das biogenetische Grundgesetz durchaus noch im Fokus der Forschung.

Viele Grüße!
 
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