Arecibo: Zutaten der Ursuppe in ferner Galaxie

astronews.com Redaktion

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Wissenschaftler haben mit dem Arecibo-Radioteleskop in Puerto Rico in einer fernen Galaxie erstmals Moleküle nachweisen können, die Bausteine für die Entstehung von Aminosäuren sind. Diese gelten als Basis des irdischen Lebens. Die Forscher vermuten, dass in der fernen Galaxie, in der gerade viele neue Sterne entstehen, Unmengen dieser Moleküle vorhanden sein müssen - und damit auch auf möglicherweise existierenden Planeten. (23. Januar 2008)

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Eddy

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Hi,

ich hätte zu "Zutaten der Ursuppe in ferner Galaxie" einige Fragen.

Woran genau erkennt man, um welche Moleküle es sich genau (hier "Glycin-Vorläufer") handelt? (Mich interessiert dabei weniger die Theorie sondern die Praxis, wie kann man sowas messen?) Die Rede ist von zwei Molekülen - ich vermute daher Formaldehyd und Blausäure. Wenn das so sein sollte und unsere Bausteine hier im Sonnensystem sind ja die gleichen - wie kann man erklären, dass bei uns bevorzugt linksdrehende Aminosäuren entstanden sind - sollte das nicht 50:50 sein?
 

jonas

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Wow, hier bin ich mal gespannt auf die Antworten. Btw, willkommen im Forum, Eddy :)

Da ich bei diesem Thema so überhaupt keine Ahnung habe halte ich es mit Dieter Nuhr: Wenn man keine Ahnung hat, Klappe halten :D

Aber da auch immer noch einige INet User Wikipedia nicht so recht kennen sei es mir erlaubt ein paar Links dorthin zu posten: Chemische Evolution, Chiralität, Spektroskopie und darin der Absatz: Molekülspektroskopie

Aber dennoch bin ich gespannt, ob jemand in einfach verständlichen Worten diese wirklich gute Frage beantworten kann :)
 

Eddy

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Hi jonas,
Hi mac,

erst mal vielen Danke für die nette Begrüßung. Finde ich richtig toll!
Die Links werde ich mir morgen in aller Ruhe durchlesen. Sie werden sicherlich die eine oder andere Frage beantworten. Vielen Dank!

Gruss
Eddy
 

aveneer

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Hi Eddy,
wie kann man erklären, dass bei uns bevorzugt linksdrehende Aminosäuren entstanden sind - sollte das nicht 50:50 sein?
Ich weis nicht, auf was du dich bei 50:50 beziehst? 50:50 im All oder auf der Erde?
Im All sollte die Verteilung 50:50 sein und ich glaube da gibt es auch nur wenig gegenteilige berichte.

Das auf der Erde fast nur linksdrehende Aminosäuren (AS) vorkommen liegt aber hier nicht an der Physik, sondern an der Biologie!

Wenn du letzteres meinst, kann ich dir vielleicht weiterhelfen.

Gruß
Aveneer
 

Eddy

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Hi aveneer,

klar, bin für jede Hilfe sehr dankbar - und habe auch gleich zwei Fragen zu dem was du geschrieben hast:

(1) "Im All sollte die Verteilung 50:50 sein und ich glaube da gibt es auch nur wenig gegenteilige berichte."

Wenn es einen biologischen Hintergrund hat (irdische Biologie), leuchtet mir die 50:50 Verteilung im All durchaus ein. Aber mal andersherum - wäre es denn möglich die "Drehrichtung" von Molekülen zu messen, wenn sie nicht greifbar sind d.h. irgendwo weit draußen im All ihre Bahnen ziehen - bräuchte man dazu nicht polarisiertes Licht?

(2) Biologie - klingt für mich plausibel. Das macht mich echt neugierig - was gibt es hier auf der Erde, was die Drehrichtung von AS beeinflusst?!? Kannst du mir dazu bitte Infos geben? Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich überhaupt keinen biologischen Hintergrund habe - komme eher aus der Ecke Chemie. Wenn also einfach beschreibbar ist, umso besser :)

Danke,
Eddy
 

jonas

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Hi Eddy

Noch einen Tip, der vielleicht vielen unbekannt ist: Die Sendereihe Alpha Centauri des Bayerischen Rundfunks: http://www.br-online.de/alpha/centauri/archiv.shtml
Hier mal als teaser: Gibt es Schnaps im Weltraum.

Die Sendereihe ist inzwischen zum Leidwesen aller hier im Forum eingestellt - plöder BR :D - aber doch noch online abrufbar, sogar ohne Werbung und Gebühren - Bravo, BR :D - .

Ist Dir, Eddy, unbedingt ans Herz gelegt. Eine wahre Fundgrube an astronomischen Highlights und Schmankerln.

PS: Der erforderliche Real Player ist hier kostenlos verfügbar.
 
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aveneer

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Hi Eddy,

…bräuchte man dazu nicht polarisiertes Licht?

Jain? Nun wie genau man das messen kann keine Ahnung? Vielleicht reicht es auch zwei ähnliche Quellen zu haben. Die ein durchquert eine zu messende „Wolke“ die andere nicht.

Eine Differenz aus beiden würde eine Aussage erlauben?

Genau kann ich es dir aber nicht sagen. Ich glaube den Leuten einfach mal. Und dort gibt es tatsächlich hin und wieder aussagen über die Bevorzugung bestimmter Drehrichtungen.

Aber nie sehr hoch. Oder besser minimal.

…was gibt es hier auf der Erde, was die Drehrichtung von AS beeinflusst?!?

Das Ende der Erklärung st ganz einfach. Seit Millionen von Jahren gibt es nur Lebewesen die linksdrehende AS produzieren. Die ersten „Lebewesen“ - das „Urding“- hat sich für linksdrehende AS „entschieden“. Die Enzyme die sich gebildet haben, sind so spezifisch dass sie häufig nur (also fast nur) die linksdrehnden AS erkennen. Enzyme die AS „herstellen“ – katalysieren nur die Herstellung von linksdrehenden AS. Die aktiven Zentren in den Enzymen können nicht anders, den hier kommt es sehr wohl darauf an – wo welche AS ist um eine Reaktion zu ermöglichen. Da liegen die Moleküle so drin – sie werden so gedreht – das nur linksdrehende AS herauskommen können. Liegen sie falsch rum stimmt die Katalyse nicht – das geht steirisch nicht. Und sich für eine Richtung zu entscheiden macht schon Sinn, denn wie gesagt ein Enzym kann immer nur eine Drehrichtung katalysieren. Wenn beide Drehrichtungen vorhanden wären, müssten wir doppelt so viele Enzyme besitzen.

Die rechtsdrehenden sind nur „Futter“. Denn es gibt sie, in vielen Bereichen in der Natur (In den Zellwänden von Bakterien – oder hin und wieder bei Pflanzen (glaube ich))

Kurz: Es gibt „nur“ linksdrehende AS, da alle Lebewesen aus „einem“ Vorfahren stammen. Alle rechtsdrehenden wurden „verdaut“. Die rechtsdrehenden die noch da sind – werden biologisch Synthetisiert.

Ich vermute übrigens den Grund für die Entscheidung für linksdrehende AS in der Windung der RNA begründet (RNA als erstes Markomolekül – das der Erzeugung von Leben vorausging) Ich vermute, das die Struktur (Helices) eine Anlagerung linksdrehender AS bevorzugt (sterische Gründe – Ladung). Die AS wiederum haben die Bildung der RNA gefördert. Die Wiederum das Anlagern weiterer AS bewirkte. Je besser RNA und AS „zusammenpassten“, desto besser konnte irgendwann, das eine Makromolekül (Oligopeptid) die Bildung des andern (RNA) katalysieren. Also molekulare Co- Evolution.
Danach wurde die DNA als Speichermedium „erfunden“.

Gruß
Aveneer

PS: Ein Nachweis einer erhöhten Konzentration, einer bestimmten Drehrichtung bei Molekülen im All (oder auf fremden Planeten!!), würde ich sogar als einen Beweis für Leben halten. Denn die Bevorzugung einer Drehrichtung macht fast nur biologisch Sinn. Und wer weis, ob durch Meteoreinschläge nicht genügend Material von der Erde aus ins All geschleudert wurde, dass man diese Moleküle von einer andern Galaxie aus messen könnte?:rolleyes:
 

Mahananda

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Hallo,

kurze Ergänzung zum vorherigen Beitrag: rechtsdrehende AS können nicht als Nahrung verwertet werden, da sie sich in den Zellstoffwechsel aufgrund der schon erwähnten sterischen Unkompatiblität nicht integrieren lassen. Sie werden durch die entsprechenden Enzyme (hier: Oxidasen) nicht erkannt, demzufolge "unverdaut" wieder ausgeschieden.

Linksdrehende AS konnten sich auf der Basis der biologischen Selektion anreichern und in Gestalt von Polypeptiden "entwickeln", während die nicht verstoffwechselbaren rechtsdrehenden Aminosäuren spätestens seit der Anreicherung der Ozeane und der Atmosphäre mit Sauerstoff in Kohlenstoffdioxid, Wasser und Ammoniak umgewandelt wurden und somit nach und nach fast völlig verschwanden. Rechtsdrehende AS entstehen auf der Erde meines Wissens ausschließlich abiogen (z.B. bei Millers "Ursuppen"-Experiment von 1953) bzw. fallen via Kohlige Chondriten vom Himmel.

Eine Ursache für die Bevorzugung der linksdrehenden AS durch Lebewesen ist unbekannt. Ein Zusammenhang mit dem zeitgleichen Vorhandensein von spiegelbildlich verdrillter RNA könnte bestehen. Die danach erfolgte "Passung" ist dann das Resultat der zufällig zu diesem Zeitpunkt größeren Fitness dieser Variante, die sich daraufhin über mögliche spiegelbildliche Varianten durchgesetzt hat. Da abiogen entstandene AS stets als Racemat vorliegt (also 50:50-Verhältnis beider optisch aktiver Varianten), ist die "Entscheidung" für die linksdrehende Variante nicht vorhersagbar.

Viele Grüße!

P.S.: Hier noch ein Erklärungsversuch zur Bevorzugung linksdrehender Aminosäuren:

http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/162822.html
 
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aveneer

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Hi Mahananda,

eine Anmerkung von mir:
rechtsdrehende AS können nicht als Nahrung verwertet werden, da sie sich in den Zellstoffwechsel aufgrund der schon erwähnten sterischen Unkompatiblität nicht integrieren lassen.

Integrieren nicht aber verdauen! Dafür gibt es genügend Enzyme.
Z.B: D-Aminosäureoxidase

Wenn ich eins gelernt habe dann:
Wenn sich aus irgendeinem chemischen Prozess Energie gewinnen lässt (auch wenn er über 10 Zwischenstufen geht), dann kann man sich sicher sein - die Natur einen weg gefunden sie zu nutzen.

Oder einfacher: Von D nach L umwandeln, kostet weniger Energie und kann dann direkt Eingebaut werden.
Rechtsdrehende AS entstehen auf der Erde meines Wissens ausschließlich abiogen.
Die biologischen D-Aminosäuren sind wirklich sehr, sehr selten. Aber in jeder Bakteriellen Zellwand findet man D-Alanin oder auch D-Glutamat. Auch in höher entwickelten Organismen findet man wohl D-Aminosäuren (Neurotransmitter)

Gruß
Aveneer
 

Mahananda

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Hallo Aveneer,

Die biologischen D-Aminosäuren sind wirklich sehr, sehr selten. Aber in jeder Bakteriellen Zellwand findet man D-Alanin oder auch D-Glutamat. Auch in höher entwickelten Organismen findet man wohl D-Aminosäuren (Neurotransmitter)

Vielen Dank für deinen Hinweis! Ich habe mich noch einmal anderweitig kundig gemacht und diesen kurzen Hinweis gefunden:

"D-Aminosäuren findet man lediglich in der Natur als Bestandteile bakterieller Zellwände oder bestimmter Peptide mit hoher physiologischer Wirksamkeit (z.B. D-Phenylalanin als Baustein des Peptidantibiotikums Gramicidin S)."

(Quelle: Reinbothe/Krauß: Entstehung und molekulare Evolution des Lebens. Jena 1982, S. 179f.)

Ich schau mal, ob ich irgendwo noch etwas zum Thema finde.

Viele Grüße!

P.S. Hier noch ein interessanter Artikel zum Gramicidin S:

http://hikwww8.fzk.de:8080/imb/bionmr/teaching/GramicidinS-Theorie.pdf
 
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Eddy

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Hi aveneer,
Hi Mahananda,

Vielen Dank für eure Hilfe. Da habt ihr ja richtig viel Zeit und auch Arbeit
investiert, um meiner Unwissenheit auf die Sprünge zu helfen :rolleyes:
Und das schöne daran ist, ich denke alles verstanden zu haben - Stolz! :)


Irgendwie drängt sich mir der Gedanke auf, das es sowas wie ein
naturbedingter "Zufall" war, dass sich hier (bei Spezies Säugetier) die
linksdrehenden AS durchgesetzt haben.

Danke und Gruss
Eddy
 

aveneer

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Hi Eddy,
Da habt ihr ja richtig viel Zeit und auch Arbeit investiert…
Naja – das meiste kommt vom Studium.
Irgendwie drängt sich mir der Gedanke auf, das es sowas wie ein naturbedingter "Zufall" war…
Das ist schwierig zu beantworten. Aber die Biologie entstand zunächst aus chemischen Reaktionen. Das RNA-Molekül hat nun mal die seltene Eigenschaft, dass es sich selbst unter gewissen Umständen spalten kann. Und wenn du dir den Prozess vorstellst, dann kannst du dir den Vermehrungsprozess selbst herleiten. Du nimmst ein RNA-Molekül das durch das einbauen von RNA-Bausteinen wächst. Ab einer gewissen Größe Spaltet sich das RNA-Molekül (RNA self-splicing !). Nun hast du zwei Ketten. Die verlängern sich und „teilen“ sich. Moleküle die diese Synthese und Spaltung am schnellst durchführen, setzen sich durch ("biologische fitness"). Dabei scheinen die AS geholfen zu haben. Hier scheint die Bindung von L-AS besser funktioniert zu haben und ich könnte mir dafür eben sterische Vorteile vorstellen.
Mit der Zeit haben sich sehr wahrscheinlich RNA-Moleküle durchgesetzt, die die Synthese der AS durch Faltungen gefördert haben. RNA-Moleküle die von sich aus die Bildung von AS katalysiert haben, wuchsen schneller. Wenn das ganze dann noch in Kompartimenten abläuft, dann werden die AS nicht weggeschwemmt. Man könnte von einer chemischen Symbiose sprechen. RNA-Moleküle förderten die AS-Synthese und AS förderten die „Vermehrung“ von RNA-Molekülen. Die Bildung von Kompartimenten förderte diese Symbiose. Das bedeutet, dass hier möglicherweise schon die Synthese von AS gefördert wurde, die nicht mehr direkt mit der RNA-Vermehrung zu tun hatten, sondern die Bildung von Mizellen aus Lipiden förderten.
In diesem Stadium wäre eine Unterscheidung zwischen Tot und Lebend schon sehr schwer zu treffen.
Also RNA war der Beginn und die Bevorzugung der L-AS die Folge davon. So richtig Zufall sehe ich da nicht. Zufälligerweise zeigen RNA-Moleküle diese Eigenschaft? Welches Molekül eine D-AS bevorzugen würde?
Gruß
Aveneer
PS:
Und das schöne daran ist, ich denke alles verstanden zu haben - Stolz!
Freut mich! – Stolz „1/2“:)

PSS: Bis auf die Sache mit der Begründung der Bevorzugung der L-AS, ist das Grob die allgemeine Lehrmeinung. Für das meist gibt es auch heute noch biologische Nachweise. siehe Wiki
 

Mahananda

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Hallo aveneer,

Also RNA war der Beginn und die Bevorzugung der L-AS die Folge davon. So richtig Zufall sehe ich da nicht. Zufälligerweise zeigen RNA-Moleküle diese Eigenschaft? Welches Molekül eine D-AS bevorzugen würde?

An dieser Stelle ist es notwendig, zwischen den einzelnen RNA-Typen zu unterscheiden. Die Messenger-RNA (mRNA) kam evolutiv erst ziemlich spät zum Einsatz. Am ältesten scheinen Transfer-RNA (tRNA) und ribosomale RNA (rRNA) zu sein, wobei dem Ribozym-Komplex eine Schlüsselrolle bei der Verknüpfung der einzelnen Aminosäuren zu Polypeptiden zukommt. Die rRNA bildet die Matrize für den Ribozym-Komplex, während die tRNA das Rohmaterial in verwertbarer (sprich: "lesbarer") Form zur Verfügung stellt. Gewissermaßen reproduzieren sich die Ribosomen selbst.

Ich könnte mir vorstellen, dass die Proteine, die das Zytoplasma ausfüllen und die Lipidmembranen verstärken bzw. via Porenproteine durchlässig machen, eine Art Nebenprodukt der Ribosomentätigkeit sind - eine Folge der in biologischen Systemen allgegenwärtigen Redundanz. Überschüssige tRNA-Moleküle bildeten möglicherweise Ketten, deren Antikodons nebeneinanderstanden. Komplementär dazu ordneten sich passende Antikodons gegenüber dazu an, so dass eine Art Vorstufe von mRNA entstand, die sich zunehmend auf die Antikodonregion reduzierte. Doppelsträngige RNA ist von einigen Viren bekannt, so dass diese vielleicht der Vorläufer von DNA ist, die sich als chemisch stabiler erwiesen hat.

Wie auch immer: Aus der Struktur der tRNA ist eine Bevorzugung von L-Aminosäuren nicht abzuleiten. Die Akzeptorregion ist zwar Aminosäurespezifisch, es könnten jedoch aus rein sterischen Gründen auch D-Aminosäuren andocken. Die Auslese muss daher am fertigen Protein erfolgt sein. Dabei hat sich erwiesen, dass die L-Variante zufällig die war, die zuerst als fittere und damit schneller vermehrungsfähige zur Verfügung stand. Protobionten mit L-Proteinen waren zuerst da und setzten sich gegenüber den nicht ganz so perfekten D-Varianten durch, bis diese ausstarben. Insofern scheint es doch ein zufälliges Ereignis zu sein, dass L-Aminosäuren in Lebewesen dominieren. Mischvarianten konnten sich nicht durchsetzen, da die Proteinfaltung hin zu effizienten Enzymen nicht klappte. D-Varianten hatten schon bald keine Chance mehr, sich zu perfektionierten Formen zu entwickeln, denn: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben" - hier im eigentlichen Wortsinne aufzufassen.

Viele Grüße!

P.S. @ Eddy: Schön, dass wir dir weiterhelfen konnten!
 

jonas

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Hi mahananda

Ich habe jetzt in diesem thread oft von Dir das Wort "fit" gelesen. Zum Beispiel wieder hier:
dass die L-Variante zufällig die war, die zuerst als fittere und damit schneller
Im Zusammenhang mit Evolution mag ich dieses Wort ganz und gar nicht leiden, da es im Deutschen eine etwas andere Bedeutung hat als im Englischen. "Fit" heisst dort eher "passend", "best fit" bedeutet "am passendsten" oder "am angepasstesten". Im Deutschen bedeutet es eher "leistungsfähig", ist also eher aktiv, was im deutschen der Evolution unterschwellig einen zielgerichteten und gesteuerten Charakter verleiht.

Das obige Quote von Dir hätte ich lieber gelesen in der Art: "... dass die L-Variante zufällig die war, die zuerst als passendere/effektivere und damit schneller ..."

Dieser feine Unterschied ist leider nicht ganz so deutlich wie bei anderen Wörtern wie z.B. "The nurse made me a nice gift before I left the hospital". Im Deutschen würde die Übernahme des Wortes "gift" wie es bei Darwins Wort "fit" geschah dann zu dieser Übersetzung führen: "Die Schwester machte mir noch ein nettes Gift, bevor ich das Krankenhaus (Richtung Friedhof?) verlies" :D
 

aveneer

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Hi Mahananda,

Zuerst sind wir hier jetzt ziemlich „Of-Topic“. Daher sollte dieser Thread vielleicht ab gespaltet werden?
Was meinen die Mentoren? Admin? Kann diese Diskussion weiter geführt werden? Hier? Oder in einem extra Thread „Ursuppe“
Am ältesten scheinen Transfer-RNA (tRNA) und ribosomale RNA (rRNA) zu sein, wobei dem Ribozym-Komplex eine Schlüsselrolle bei der Verknüpfung der einzelnen Aminosäuren zu Polypeptiden zukommt.
Nun ich denke das die tRNA ist ein „Luxus-Molekül“ der späten biologischen Entwicklung ist. Ein Molekül das „nur“ gebildet wurde um eine einzelne AS von 20 zu transportieren und nur funktionell ist in einem schon funktionellen Ribozym-Komplex sollte, so denke ich, erst später diese Funktion erhalten haben.
Der Ribozym-Komplex hingegen, scheint für mich tatsächlich der ursprünglichen Gestallt des beginnenden Lebens (der Genesis) am nächsten zu kommen.
Ein RNA-Molekül das in einem Kompelx aus AS eingebunden ist und die Kettenverlängerung der neu entstehenden Peptidkette katalysiert. Denn entgegen der alten Lehrmeinung: Das die RNA nur noch das Gerüst stellt und die Proteine die „Verlängerung“ katalysieren - scheinen die Proteine die Katalyse durch die RNA nur zu unterstützen.
Gewissermaßen reproduzieren sich die Ribosomen selbst.
So sehe ich das auch. Die ursprünglichen Ribozym-Komplexe haben zunächst nur sich selbst (auf viel primitivere Art) vervielfältigt. Das war das „Leben“ am Anfang.
Allerdings wie man an diesem Beispiel sieht wird hier nur die AS-Polymerisation katalysiert. Eine zu postulierende ursprüngliche RNA- Polymerase hingegen findet man in keiner Zelle mehr. Was aber nicht verwunderlich ist, da diese mit der „Erfindung“ der DNA unnötig geworden sind. RNA-Viren, wie das HIV, haben dieses Protein aber wieder neu „erfunden“. Daher gibt es sie „wieder“ – aber sicher nicht aus der „Ursuppe“.
Für mich ist es schwierig zu entscheiden bzw. wissenschaftlich zu belegen was zuerst da war.
Der „Ursuppen-Ribozym-Komplex“ ( AS-Polymerisation)oder der
„RNA/ RNA-Polymerase-Komplex“ (RNA-Polymerisation)
Das bisherige Modell geht nach meinem Empfinden eher von einem RNA/ Polymerase-Komplex aus. Da die AS zunächst die Bildung der RNA-Ketten unterstützen sollte.
Der „Ursuppen-Ribozym-Komplex“ hingegen würde vor allem die Bildung von AS-Ketten katalysieren.
Für mich ist das ein „Huhn oder EI“ Problem. Ich frage mich zwar nicht was zuerst da war (das Ei ;)). Aber was ist das Ei?
Haben sich vielleicht zuerst Peptidketten gebildet? Deren Synthese durch kurze RNA-Ketten katalysiert wurde? Und haben dann irgendwann die RNA-Ketten dann, die AS bevorzugt eingebaut die später als Polypeptid die RNA-Kettenbildung katalysieren konnten?
.. so dass eine Art Vorstufe von mRNA entstand…
Die mRNA ist erst nach der DNA „erfunden“ worden. Davor waren mRNA und Ribozym-Komplex dasselbe.
..Doppelsträngige RNA ist von einigen Viren bekannt, so dass diese vielleicht der Vorläufer von DNA…
Das mit den Viren ist so eine Sache. Viren sind evolutionär recht jung. Sie können sich nicht von selbst vermehren. Sondern benötigen andere Zellen. Ob doppelsträngig oder nicht hat eher evolutionäre oder besser taktische Gründe für die Infektion.
Dass DNA doppelsträngig ist, ist wahrscheinlich eher Schutz vor Kopierfehler. Bei der Vervielfältigung werden beide Nukleotide (Alt und Neu) verglichen. Wenn „Neu“ falsch ist -dann fliegt es wieder raus. Bei der RNA geht das nicht. RNA-Polymerasen haben einen mehr als 1000x höheren Kopierfehler.
…DNA ist, die sich als chemisch stabiler erwiesen hat…
Richtig. Und sie hat ein anderes Format. Das “ablesen“ kann einfacher reguliert werden (eine Art Auslagerungsdatei)
..Aus der Struktur der tRNA ist eine Bevorzugung von L-Aminosäuren nicht abzuleiten..
Wie gesagt ich gehe eher von einem „Ursuppen-Ribozym-Komplex“ oder einem „RNA/ Polymerase-Komplex“ aus.
Gerade beim Ribozym-Komplex könnte die L- oder D-Form doch wichtig gewesen sein, denn hier bildet die RNA komplizierte Strukturen wie Helices (kleine /große Furchen) oder Hairpins aus. Wo da welche Ladung liegt halte ich da für wichtig.

Gruß
Aveneer
 

Mahananda

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Hallo jonas,

biologische Fitness und sportliche Fitness unterscheiden sich in der Tat. Im obigen Zusammenhang ist natürlich die stabilere und zugleich reproduktionsfähigere pro Zeiteinheit gemeint. Die andere Variante hatte nicht so viel "Mitgift" an Fitness (hier optimale Angepasstheit an die jeweils herrschenden Bedingungen) abbekommen, um konkurrieren zu können und landete daher (wegen zu wenig Gift!) auf dem Friedhof der Evolution.

Viele Grüße!
 

Mahananda

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Hallo Aveneer,

interessanter Beitrag! Aus Zeitgründen schicke ich erst morgen eine angemessene Antwort ab. Vielleicht sollten wir tatsächlich einen neuen Thread eröffnen, um den Webmaster nicht unnötig aktiv werden zu lassen.

Bis morgen ...
 

Orbit

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Hallo aveneer und Mahananda
Zuerst sind wir hier jetzt ziemlich „Of-Topic“.
Vielleicht sollten wir tatsächlich einen neuen Thread eröffnen, um den Webmaster nicht unnötig aktiv werden zu lassen.
Wieso? Am Anfang stehen ja nach dem astronews-Artikel auch die Fragen von Eddy, und mindestens eine davon hat doch mit dem zu tun, was Ihr hier diskutiert. Und das ist eine gute Diskussion, denke ich, obwohl ich vorläufig nur wenig verstehe.
Orbit
 
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