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chrissi

Registriertes Mitglied
Hallo,
meine Schwester wünscht sich ein Teleskop zu Weihnachten und sie ist absoluter Neueinsteiger. Wir haben nun 2 Stethoskope gefunden, die vom Preis her akzeptabel wären:
- das Stethoskop von Lidl( MEADE ETX-70)- worüber ich schon sehr gegensätzliche Meinungen gehört habe
- Luna 2 von Teleskop-service.de
http://www.teleskop-service.de/einsteiger.htm#Luna

Welches davon würdet ihr empfehlen? Oder habt ihr noch einen anderen Vorschlag? Leider sind 180€ die Höchstgrenze!
Vielen dank schonmal!
Chrissi
 

ins#1

Registriertes Mitglied
hey chrissi,

mit einem Stethoskop horcht der liebe Doktor in dich hinein (also mit den Ohren, nicht mit den Augen). Das "Stethoskop" vom Lidl (Meade ETX-70), hab ich selbst, und bin recht zufrieden. Als Mangel kann ich lediglich die eher schlechten Okulare anführen, wovon das 4mm praktisch unbrauchbar ist. Die sehr kurze Brennweite erlaubt nur kleine Vergrößerungen, worunter die Planetenbeobachtung leidet (den Ring vom Saturn kann man gerade noch sehen, die Venusphasen sind gut zu sehen, aber mangels Farbfilter bleibt der Jupiter z.B. nur ein mattes Scheibchen). Mit kleinster Vergrößerung macht ein umherschweifen am Himmel und das auffinden von Sternhaufen und der Milchsstraße reichlich Spaß, da man sehr viele Sterne sehen kann. Galaxien und Gas-Nebel bleiben im besten Fall (also wenn man sie überhaupt sieht) aber nur verwaschene graue Fleckchen. Dafür ist es sehr handlich und relativ schnell einsatzbereit, wenn, man sich mit der Computersteuerung vertraut gemacht hat. Die Motoren der Steuer- und Nachführung brauchen etwas Pflege, sonst "leiert" das ganze etwas aus und wird ruppig und ungenau.
Also wenns vorrangig Planetern werden sollen, die Beobachtet werden, dann besser zum Luna2 greifen.

Gruß
ins#1
 

ChMessier

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Hallo Chrissi,

zunächst mal folgendes. Versuche mal den Unterschied zwischen Teleskop und Stethoskop festzustellen. Wenn es dir nicht gelingen sollte, frag mal deinen Arzt.
Mit einem Stethoskop würde deine Schwester wohl wenig Freude beim Sternegucken haben.

Um jetzt eine Empfehlung auszusprechen, sollte man wissen, wie alt deine Schwester ist und wo ihr wohnt. Kann sie vom Garten aus beobachten (vom Wohnzimmer aus durchs offene Fenster geht nicht) oder habt ihr wenigstens einen offenen Balkon mit freier Sicht nach Süden ohne störende Straßenlampen in der Nähe?

Sollte dies nicht der Fall sein, käme eher ein leicht zu transportierendes Fernrohr in Frage.

Am leichtesten zu transportieren ist sicherlich das ETX 70, das ab Donnerstag in den Lidl-Filialen verkauft wird. Für die meisten Fillialen kann man auch schreiben, am Donnerstag, da es am Freitag ausverkauft sein dürfte.

Wenn es richtig aufgestellt ist, kann der eingebaute Computer rund 1500 Objekte (Sterne und Nebel) automatisch finden (Goto-Funktion). Allerdings dürfte ein Großteil dieser Objekte mit diesem Teleskop nicht sichtbar sein. Bei einer Öffnung von 70 mm darf man keine Deep-Sky-Kanone erwarten, die für Nebel spezialisiert ist. Das Fernrohr ist ein Fraunhofer mit einer Brennweite von 350 mm. An hellen Objekten sieht man wunderschön die Fraunhoferschen Ringe (rote und blaue Farbringe), mit anderen Worten, das Gerät hat einen auffällig starken Farbfehler. Eine Vergrößerung von mehr als 70fach kann man vergessen.

Das 60-mm-Teleskop hat eine recht kleine Öffnung. Der Farbfehler, der bei Objektiven dieser Bauart nicht vermeidbar ist, dürfte weit weniger ins Gewicht fallen. Vergrößerungen bis 120fach sind ohne weiteres möglich.

Aber schau mal bei Teleskop-Service weiter. Das Teleskop Jupiter 1 hat eine Öffnung von 70 mm, wie das ETX also, aber eine Brennweite von 900 mm. Vergrößerungen bis 140fach sind machbar. Die Montierung macht einen für dieses Gerät stabilen Eindruck. Mit 129 Euro liegt es immer noch weit unterhalb deines Preislimits. Man muss allerdings seine Objekte selbst suchen, was eigentlich kein Schaden ist. So lernt man den Himmel besser kennen. Goto wird von einigen Amateurastronomen mit "Malen nach Zahlen" verglichen.

Ein Farbfehler dürfte bei diesem Teleskop fast nicht mehr auffallen.

Noch mehr Öffnung hat der Celestron Powerseeker (80 mm, Brennweite 800 mm, sinnvolle Maximalvergrößerung 160fach).
Mit 119 Euro ist es noch billiger als der Jupiter 1. Es hat auch nur die kleinste Montierung, EQ 1. Ob sie für das Teleskop ausreichend ist, vermag ich auf Anhieb nicht zu sagen. Aber Teleskop-Service hat den Ruf, keinen Schrott anzubieten, sondern Teleskope, mit denen man vernünftig beobachten kann.

Sowohl dem Jupiter1 als auch dem Powerseeker fehlt die motorische Nachführung, kann aber nachgerüstet werden (Preise 69,00 bzw. 99,00 Euro).
Sie bringt aber nur dann etwas, wenn das Teleskop ganz exakt aufgestellt ist.

Man kann auch mit diesen Teleskopen hervorragend ohne diese Nachführung beobachten. Über die flexiblen Wellen lässt sich das Teleskop auch sehr feinfühlig bewegen.

Und die Nachführung wäre vielleicht etwas für den kommenden Geburtstag.

Noch etwas zur Vergrößerung. Ich beobachte oft von einer Volkssternwarte aus mit einem Teleskop mit 35 cm Öffnung. Vergrößerungen von 700fach wären möglich, wenn der Himmel mitmachen würde. Meist gehe ich bei Mond nicht über 150fach hinaus und bei den Planeten erlaube ich mir auch einmal über 200fache Vergrößerung, aber relativ selten.

Bei Sternhaufen und Nebel kann die Vergrößerung eigentlich nie gering genug sein. Die Plejaden zum Beispiel (das "Siebengestirn" im Sternbild Stier) wirkt am besten bei Vergrößerungen unter 50fach.

Salut
ChMessier
 

chrissi

Registriertes Mitglied
Vielen Dank für die vielen Ratschläge, werde es an meine Eltern weiterleiten! Meine Schwester ist 19 jahre alt und wir haben eine Wohnung in einer Kleinstadt mit Balkon und etwas außerhalb auch einen Garten...
Und zu dem Stethoskop- ich bin Mediziner und gebrauche dieses Wort nunmal sehr häufig, deshalb sei mir dieser Fehler verziehn! :rolleyes:
Dankeschön
 

ChMessier

Registriertes Mitglied
@Chrissi,

der Fehler sei dir selbstverständlich verziehen.

Die von mir genannten Teleskope sind noch einigermaßen transportierbar, so dass man auch mal eine Stelle außerhalb der Stadt aufsuchen kann.

Ich würde deiner Schwester empfehlen, mit einem Astronomieverein oder einer Astrogruppe in der Nachbarschaft Kontakt aufzunehmen. Denn mit mehreren zusammen macht es einfach mehr Spaß, und man profitiert von den Erfahrungen der anderen. Wenn sie keinen kennt, dann kannst du mir ja hier oder per PN den Wohnort oder wenigstens den Kreis, in dem deine Schwester wohnt, mitteilen. Ich werde dann nach dem nächsten Astroverein und der nächsten Volksssternwarte suchen.

Salut
ChMessier
 
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