Teleskope von Galilei im Vergleich zu heute

Toni Toronto

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Hallo

Mich würde mal interessieren was für Kennzahlen die Teleskope von Galileo hatten und welches heutige, moderne Teleskop mit einem aus dieser Zeit vergleichbar ist.
Hat ja früher schon recht viel gesehen der gute Mann ;)

MfG
 

ChMessier

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Ich habe jetzt nicht nachgegooglet. Aber das Fernrohr Galileis dürfte einen Durchmesser von 30 mm gehabt haben und eine Vergrößerung von 30fach.

Am ehesten ist es wohl vergleichbar mit den ausziehbaren Teleskopen, die man für wenig Geld zuweilen im Kaufhaus bekommt. Und wenn man Pech hat, haben die auch in etwa die optische Qualität des Galileischen Fernrohres.

Galileos Fernrohr hatte als Objektiv (vorne) eine Konvexlinse und als Okular (zum Reinkucken) eine Konkavlinse. Diese Konstruktion lieferte ein aufrechtes, seitenrichtiges Bild.

Später kamen dann Fernrohre nach der Bauart von Kepler auf den Markt, bei denen für Objektiv und Okular Konvex-Linsen verwendet wurden. Sie erlaubten stärkere Vergrößerungen, das Bild stand jedoch auf dem Kopf, was bei astronomischen Beobachtungen nicht stört.

Nachteil bei den einlinsigen Objektiven war ein mehr oder weniger störender Farbfehler. Um die beobachteten Objekte herum war ein roter und blauer Farbsaum, der den Kontrast stark minderte und somit den Bildgenuss stark beeinträchtigte.

Den Farbfehler konnte man auf ein erträgliches Maß reduzieren, wenn man die Brennweite verlängerte.

Hier siehst du ein Bild eines kleineren Teleskops des Danziger Astronomen Hevelius (letzte Hälfte 17. Jahrhundert):

http://www.am.chalmers.se/~moller/ARTIKLAR/ILL/60foot.gif

Hevelius benutzte auch noch ein größeres Teleskop, das du hier finden kannst:

http://www.am.chalmers.se/~moller/ARTIKLAR/ILL/140foot.gif

Damit machte das Beobachten so richtig Spaß.

Ich bewundere die Astronomen des 17. Jahrhunderts sehr. Sie waren in der Lage, in ihrem Gehirn die Bildfehler ihrer Instrumente herauszufiltern und entdeckten mit diesen nicht so ganz handlichen Teleskopen immerhin die Cassini-Teilung des Saturnrings, den Großen Roten Fleck auf Jupiter und Oberflächendetails auf dem Mars.

Ich bin überzeugt, unsereiner hätte mit diesen Geräten Saturn, Jupiter und Mars noch nicht einmal gefunden.

Noch was zur Erläuterung:
Konkav: Nach innen gewölbt
Konvex: Nach außen gewölbt.
Lupen sind zum Beispiel konvexe Linsen.

Salut
ChMessier
 
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mac

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Hallo Toni Toronto

ich weis, daß diese Teleskope sorgfältig untersucht wurden. Die Linsen haben aber im laufe der Jahrhunderte ihre Form verändert. Glas ist, auch wenn es kalt ist, nicht wirklich fest. Es fließt. Sehr langsam zwar, aber nach einigen hundert Jahren eben doch zuviel, für eine aussagekräftige Messung.
http://web.uni-frankfurt.de/fb13/ign/ign/fsaltzer4.txt
Leider konnte ich die genauen Untersuchungsergebnisse nicht finden. In den Schriften der astronomischen Gesellschaft (im WEB) in Band 11, taucht es leider nicht auf, oder ich hab's übersehen?

Bei Andreas Müller http://www.mpe.mpg.de/~amueller/lexdt_a05.html#alv ist allerdings von einer Auflösung von 3 Bogensekunden die Rede.

Herzliche Grüße

MAC
 
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Aragorn

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Das Glas fließt scheint wohl eher ein Märchen zu sein.

http://22214.rapidforum.com/topic=101770916474

Das oft vorgebrachte Argument der unten dickeren Kirchenfenster, halte ich in diesem Zusammenhang für unsinnig.
Wenn der Grund dafür die Viskosität von Glas sein soll, würde die Scheibendicke der Kirchenfenster nicht so gleichmäßig von oben nach unten zunehmen. Das die Glaseigenschaft Viskosität sich entlang der Scheibe ändert, kaufe ich keinem so ohne weiteres ab.

Gruß
Helmut
 

ChMessier

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Ich hörte vor kurzem einen Vortrag eines Mitarbeiters der Fa. Schott, Mainz (Dr. Peter Hartmann).

Er wurde in der folgenden Fragestunde auch zu diesen Fließeigenschaften des Glases befragt. Seiner Antwort zufolge gibt es dafür keinerlei Belege. Man habe im Firmenmuseum von Schott Glasscheiben aus der Römerzeit, die noch völlig eben sind. Und wenn man heute feststellt, dass alte Fensterscheiben unten dicker sind als oben, dann habe dies nichts mit den Fließeigenschaften des erstarrten Glases zu tun, sondern damit, dass die Scheiben schon so hergestellt worden seien.

Auch bei optischen Linsen sei die Verformung im Laufe der Jahrhunderte kein Problem. Das eigentliche Problem sei das Auftreten von Rissen am Rande, die dann den nutzbaren Durchmesser einschränkten.

Insofern muss ich Aragorn Recht geben.

Salut
ChMessier
 

mac

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Hallo Helmut und ChMessier,

Seiner Antwort zufolge gibt es dafür keinerlei Belege.
interessant! Ich kannte nur die von mir wiedergegebene Version. Um so erstaunlicher, was die Frankfurter da festgestellt haben wollen:
Die ursprüngliche Qualität der Linsen der beiden noch erhaltenen Teleskope läßt sich aufgrund der inzwischen erfolgten Deformation nicht mehr bestimmen.
ob das an der Glassorte liegen kann? Sind es vielleicht nicht mehr die Originallinsen? Wenn doch, wie konnte Galileo denn dann überhaupt was sehen? Haben die Frankfurter bezüglich der Linsen die Flinte zu früh ins Korn geworfen? Hatte Galileo einen Sehfehler, den er mit dem Schliff der Linsen ausgeglichen hat? Ziemlich rätselhaft, finde ich, oder?

Herzliche Grüße

MAC
 
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