Himmelsscheibe von Nebra

Analogika

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Hallo,

in diesem Bericht beschreibt ein Herr Dr. Norbert Gasch eine sehr interessante Beobachtung zur Himmelsscheibe von Nebra:
Die Winkel der Randbögen vom Mittelpunkt des goldenen Vollkreises aus gemessen entsprechen den Winkeln zwischen den großen bzw. kleinen Mondwenden (Einzelheiten siehe dort).

Ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß diesen Winkeln

1. auch wirklich eine Bedeutung zukommt, weil - wie ich bereits in meiner Ausarbeitung zur Himmelsscheibe von Nebra herausgearbeitet habe - alle vier End-Begrenzungen der beiden Randbögen in den Mittelpunkt des großen goldenen Vollkreises weisen.

2. paßt die von Dr. Gasch vermutete Bedeutung sehr gut in meine Gesamtinterpretation - jedoch mit einer kleinen Korrektur: Die obere rechte Linie zur Bogenbegrenzung wäre in diesem Fall als Sekante zu messen (Begründung siehe hier, der kleinere Winkel wäre daher (statt 66 Grad) nur ca. 65 Grad weit. Für den großen Winkel messe ich ca. 108,5 Grad. Diese etwas kleineren Winkel ergäben einen etwas südlicheren Breitengrad als Beobachtungsstandort, als von Dr. Gasch angegeben. Ich vermute stark, daß diese etwas kleineren Winkel den tatsächlich sichtbaren Verhältnissen vor 3600 Jahren (bezgl. der Mondmitte) für einen Ort ca. 52,3 Grad nördlicher Breite entsprechen.

Die Deutung der Randbögen der Himmelsscheibe als "solare" Horizontbögen würde dadurch nicht hinfällig, sondern in hervorragender Weise ergänzt: Diese Bögen wären eben "multifunktional": Beide Sichtweisen würden zu einem Beobachter-Standort in einer geographischen Breite von ca. 52,3 Grad führen. Sie würden sich somit gegenseitig bestätigen!

Dieser neue Aspekt bestärkt mich auch in meiner Vermutung, daß die doppelte Linierung des unteren Bogens einen lunaren Bezug andeutet. Dieser Bezug ergibt sich aus der Ähnlichkeit des unteren Goldbogens mit den Bronzesicheln, die ebenfalls (meist) eine solche doppelte Linierung aufweisen (vergl. etwa hier). Aufgrund sogenannter "Sichelmarken", die eine Zählung von 0 bis 29 (wie ein Mondzyklus) erlauben, assoziiert man die Bronzesicheln mit dem Mond (hier etwas ausführlicher). Jedenfalls halte ich eine Deutung in dieser Richtung für weit plausibler als die Deutung als "Sonnenbarke".

Im übrigen vermute ich, daß die fünf Goldpunkte innerhalb des unteren Bogens den "Kopf des Stieres" charakterlich darstellen könnte. Mir ist klar, daß man mit der Zuordnung von Sternbilder zu Goldpunkten überaus vorsichtig sein muß, trotzdem meine ich, daß es einige gute Argumente dafür gibt.

Was meint Ihr?

Gruß,
Harald Gränzer

PS "rechts", "oben", usw. bezüglich der üblichen Darstellung der Himmelsscheibe von Nebra
 
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