Wie erklären sich die relativistischen Effekte der SRT ?

Mark Striper

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Hallo Astronews-User !
Habe lange nichts mehr hier geschrieben, und nur still mitgelesen.
Ich konnte durch dieses Forum viel über die Relativitätstheorie lernen.
So weit so gut.
Jetzt brennt mir aber etwas auf der Seele.
Die relativistischen Effekte der SRT, wie Zeitdilatation und Längenkontraktion habe ich soweit verinnerlicht,
was mich aber interessiert ist, wie man diese Effekte erklären kann.

Ein Beispiel aus einem anderen Bereich:
Die thermische Energie eines Stoffes erklären wir mit der Bewegung seiner Atome bzw. Moleküle im Innern.
Wir erhitzen also einen Stoff, und beobachten (messen) dass er "heiss" wird.
Und WARUM das so ist, können wir erklären:
Die sich jetzt schneller bewegenden Atome/Moleküle stoßen halt häufiger aneinander.

Oder nehmen wir die starke Wechselwirkung bzw. starke Kernkraft.
Diese Kraft erklären wir mit Austauschteilchen (Bosonen/Gluonen),
bin in diesem Thema leider nicht allzu bewandert.

Jetzt beobachten (messen) wir aber relativistische Effekte.
Wir wissen was bei hohen Geschwindigkeiten nahe c passiert, aber WARUM ist das so ?
Was passiert da in dem einen Bezugssystem und was in dem anderen ?
Welche physikalischen Vorgänge sind dafür verantwortlich ?
Hat es etwas mit der Quantenmechanik zu tun ?
Kann mir die String-Theorie da weiterhelfen ?

Versteht ihr, was ich meine ?
Gibt es dafür eine Erklärung, so wie wir andere physikalische Phänomene erklären können ?
Oder tappen wir da wie bei der Quantenmechanik noch im dunkeln
und müssen uns mit "Deutungen" begnügen ?
Denn dort gilt ja quasi: "Frag nicht warum - rechne weiter !"
 
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jonas

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Ich persönlich hatte mit der SRT lange Zeit so meine Probleme. Vor allem damit, dass die Lichtgeschwindigkeit als das absolute speed limit postuliert wurde, nur aus der Tatsache heraus, dass noch keine höhere Geschwindigkeit entdeckt wurde.

Bis ich herausfand, dass es darauf garnicht ankommt, sondern darauf, dass beobachtet wurde, dass Licht sich in allen Bezugssystemen gleich schnell auf den Beobachter zubewegt.

Akzeptiert man dies als eine empirische Tatsache, so kommt man mit seinen Alltagserfahrungen sofort ins schleudern. Nämlich: Bewege ich mich mit meinem Auto auf eine Lichtquelle zu, so müsste doch das Licht schneller auf mich stossen als gegenüber dem anderen, der auf dem Parkplatz stehen geblieben ist. Dies ergibt sich aus den ganz normalen mechanischen Überlegungen.

Jetzt kommt aber Herr Einstein daher mit seiner Konstanz der Lichtgeschwindigkeit. Und die wird nunmal beobachtet, ob man es möchte oder nicht. Aus dem fundamentalen Zusammenhang: Geschwindigkeit ist gleich Weg durch Zeit folgt, dass, wenn Licht immer gleich schnell ist, Weg und Zeit sich verändern müssen, je nachdem wie schnell wir als Beobachter gegenüber einem anderen Beobachter unterwegs sind, damit v=s/t immer noch gilt.

Aus dieser Feststellung der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit in allen Bezugssystemen ergibt sich die Relativität von Raum und Zeit zwingend. Einstein hat diese Relativität untersucht und in einen Zusammenhang gebracht. Der Grund bzw. die Ursache dafür? ... Hmmm ... Wir (Schulwissende) wissen nur, dass es wohl so ist. Die Entdeckung tieferer Gründe könnten wahrscheinlich die Akademie der Wissenschaften in Stockholm nachhaltig beeindrucken.
 

pauli

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Zu "Warum ist die LG für alle gleich":

Vlt. ergibt sich eine Antwort aus der Gegenfrage: "Was wäre, wenn die LG nicht für alle Beobachter konstant wäre?"
Vlt. kann jemand erklären, welche Konsequenzen das hätte, wie z.B. ein durch "Überholer" bedingtes verschwommenes Bild von Jupitermonden.
 

Mark Striper

Registriertes Mitglied
Nein, so würde ich ungern an das Thema herangehen.
Wenn mir einer bestätigen kann, daß es bisher (wie in der QM) keine Erklärung dafür gibt, bin ich ja schon zufrieden.
Ich bin mir nur nicht sicher, deshalb frage ich hier mal nach, denn wo sonst,
wenn nicht hier, sollte ich eine fundierte Antwort auf meine Frage bekommen ? :)
 

Orbit

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Guten Tag.
Jetzt brennt mir aber etwas auf der Seele.
Die relativistischen Effekte der SRT, wie Zeitdilatation und Längenkontraktion habe ich soweit verinnerlicht,
was mich aber interessiert ist, wie man diese Effekte erklären kann.
Gibt es dafür eine Erklärung, so wie wir andere physikalische Phänomene erklären können ?
Oder tappen wir da wie bei der Quantenmechanik noch im dunkeln
und müssen uns mit "Deutungen" begnügen ?
Denn dort gilt ja quasi: "Frag nicht warum - rechne weiter !"
@ Mark Striper
Primär stellt sich hier die Frage, was Du unter 'Erklärung' und was unter 'Deutung' verstehst. Ist ein physikalisches Phänomen für Dich erst dann erklärt, wenn es ohne Abstriche in die Alltagssprache übersetzt werden kann, dann sind wir weder in der RT noch in der QT am Ziel, in der QT m.E. weiter davon entfernt als in der RT. Aber das mag eine subjektive Einschätzung sein, die mit meinem jeweiligen Verstehensgrad in diesen beiden Sparten zu tun hat.
Wie dem auch sei, Mainstream ist ohnehin, dass diese Art der Erklärung nicht möglich sei und dass relativistische wie quantenmechanische Phänomene letztlich nur in mathematischer Sprache korrekt zu beschreiben seien.
Und das kann man.
Noch nicht lückenlos gelingt meines Wissens die Formulierung beider Theorien in derselben mathematischen Sprache, aber die Quantenfeld-Theoretiker sind dran.
Was wir uns auch immer in diesen Sparten der Physik alltagssprachlich zurechtlegen, wird lediglich 'Deutung' bleiben. Und wo gedeutet wird, ist auch viel Spielraum für Missdeutung, wie einschlägige Threads auch im Archiv dieses Forums zeigen.

Herzliche Grüsse
Orbit
 

Mark Striper

Registriertes Mitglied
Unter "Deutung" verstehe ich Erklärungsversuche, wie die "Kopenhagener Deutung"
oder "Viele Welten Theorie" für die QT.
Man kann in der QT einfach (noch) nicht wirklich physikalisch erklären, was da abläuft,
obwohl man tagtäglich mit diesen Effekten rechnet und arbeitet.
Deshalb brachte ich ja auch Beispiele aus Bereichen, wo das ohne weiteres möglich ist.

Dazu noch ein weiteres Beispiel:
Ich sehe einen Sonnenuntergang. Der Himmel und die Sonne werden rot.
Ziehe ich einen Vergleich zur SRT, dann würde ich nicht viel mehr über diesen roten Himmel wissen,
als daß er immer rot wird, wenn die Sonne untergeht.
Die eigentliche Ursache dafür ist aber die Streuung des Lichts.
Blaues Licht wird stärker gestreut, als rotes Licht...usw. usw....

Also mal anders gefragt:
Was ist die eigentliche URSACHE der Zeitdilatation und Längenkontraktion ?

Ich suche eine Antwort, die so oder ähnlich aussehen könnte:

"Es liegt an der Quantelung von Zeit und Längen.
Dadurch, daß Längen und Zeit gequantelt sind, können zwei
Zeitabschnitte nicht schneller, als mit x Nanosekunden aufeinander folgen,
und dadurch ergibt sich genau folgende maximale Wirkgeschwindigkeit von 299.792 km/s.
Daraus wiederum ergeben sich folgende Konsequenzen für masselose Teilchen wie Photonen:
Sie MÜSSEN sich mit dieser maximalen Wirkgeschwindigkeit ausbreiten."


usw usw....irgendwie sowas.

Gibt´s da was in dieser Richtung ?
Wie gesagt, wenn es keine Erklärung dafür geben sollte, bin ich damit auch zufrieden.
 
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Orbit

Registriertes Mitglied
Mark Sriper
Als Autorennfahrer kennst Du den Dopplereffekt.
Akkustische Signale erfahren eine geschwindigkeitsabhängige Frequenzänderung.
Akkustisch nimmst Du einen herannahenden Wagen anders wahr (Frequenzerhöhung, ansteigender Ton) als einen sich entfernenden (Frequenzverringerung, tiefer werdender Ton). Du weißt auch, dass der mitbewegte Beobachter, der Pilot also, keine Frequenzänderung wahrnimmt.
Stell Dir nun vor, das Auto selbst und auch Du, der Pilot bestünden aus Schallwellen, aber auch die Rennbahn und die ganze Umgebung, aus mehr oder weniger hoch frequenten Schallwellen. In dieser Schall-Welt gälten für alles die Schallgesetze. Nichts könnte sich demnach schneller bewegen als der Schall. Vor der Schallmauer steigen die Frequenzen steil gegen unendlich und die Wellenlänge geht gegen Null. Ebenfalls der Kehrwert der Frequenz, die Zeit, würde gegen Null tendieren. Nicht für den Piloten in seinem Auto; aber seine Umgebung würde er zeitlich und räumlich kontraktiert wahrnehmen. Und das wäre keine Täuschung, sondern physikalische Realität, da wir uns ja in einer Welt befinden, in der nicht nur alles mit Schallwellen gemessen wird, sondern auch alles aus Schallwellen besteht. Die Masse eines entgegenkommenden Fahrzeugs beispielsweise, die nach der Formel H/(L*C) über die Wellenlänge definiert werden kann, wobei
H das elementare Wirkungsquantum wäre (konstant)
L die Wellenlänge
C die in diesem Fall absolute Schallgeschwindigkeit (konstant)
diese Masse also müsste nach dieser Formel bei kleiner werdender Wellenlänge zunehmen und zwar nach der Formel
M = H/( L*sqrt(1 - (V/C)^2)*C).
Damit wäre eine zusätzlich Beschleunigung gegen die Schallgeschwindigkeit mit drastisch zunehmendem Energieaufwand verbunden. Schallgeschwindigkeit für massive Objekte wäre unmöglich, Überschall auch für massenlose.

Kurzer Sinn der langen Rede: Die Welt in der die RT zum Tragen kommt, ist eine solche Wellenwelt, nur heissen ihre Wellen nicht Schallwellen, sondern elektromagnetische Wellen.

Gruss Orbit
 

Aragorn

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Hallo Markus,

lies dir mal die Geschichte von der Hexe und ihrem Raben durch (ist das Posting von M_Hammer_Kruse vom 12.02.2006):

http://einstein.reul-web.com/topic,1100.html

noch anschaulicher kann man das imho nicht mehr erklären.
Kurz: die Längenkontraktion folgt aus der Relativität der Gleichzeitigkeit.

Gruß
Helmut
 
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Aragorn

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Hallo Orbit,

wenn dein fast lichtschnelles Auto über eine Waage rollen würde, zeigt die imho eine geringere Masse als die Ruhemasse des Fahrzeugs an (mit Ruhemasse meine ich die Startmasse, bevor das Auto mit vollem Tank losgefahren ist).
Ich würde daher eher eine Elektrolok, welche ihre Energie von außen zugeführt bekommt, als Beschreibung nehmen.
Deren Masse nimmt mit v zu (zumindest wenn wir in der veralteten Terminologie bleiben).

Gruß
Helmut
 
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Orbit

Registriertes Mitglied
Ok. Dem Einspruch wird stattgegeben. Nahe C ist die Gewichtszunahme zwar auch in der fiktiven Schallwelt enorm, aber das Gewicht des Treibstoffes, der für die Beschleunigung auf diese Geschwindigkeit erforderlich ist, noch enormer. ;-)
Machen wir's also mit einem Solarmobil mit Solarzellen von heute noch nicht vorstellbarer Effizienz. Und die Frage, wie denn eine Sonne aus Schallwellen aussähe, ist nicht erlaubt. ;-)

Gruss Orbit
 
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Mark Striper

Registriertes Mitglied
Hallo Markus,

lies dir mal die Geschichte von der Hexe und ihrem Raben durch (ist das Posting von M_Hammer_Kruse vom 12.02.2006):

http://einstein.reul-web.com/topic,1100.html

noch anschaulicher kann man das imho nicht mehr erklären.
Kurz: die Längenkontraktion folgt aus der Relativität der Gleichzeitigkeit.

Gruß
Helmut

Die Geschichte hat nur eine Haken:
Fliegt die Hexe nun knapp unter c, so "erscheint" ihr die Umgebung ja ebenfalls in der Länge verkürzt.
Aber es handelt sich eben nicht um einen "Scheineffekt", denn die Hexe
legt ja mit ihrer Geschwindigkeit jetzt mehr Weg zurück, als der externe Beobachter misst.
Beispiel:
Ein Raumschiff fliegt eine 1 Lichtjahr weite Strecke mit knapp unter c.
Der externe Beobachter misst: Strecke: 1 Lichtjahr - Flugzeit etwas über ein Jahr.
Der Raumfahrer misst: Strecke: 1/10 Lichtjahr - Flugzeit 1/10 Jahr.

Im Link hört sich das alles nach einem Messproblem an, was es aber nicht ist.
Desweiteren wird ja doch wieder nur ein Gedankenbeispiel gebracht.
Ich habe das aber schon verstanden, das soll nicht das Problem sein.
Ich will wissen, was dafür verantwortlich ist - der Grund.
Warum gibt es eine max. Wirkgeschwindigkeit ?
Warum addieren sich die Geschwindigkeiten nicht, wie nach Gallileo ?
Welche physikalischen Parameter sind dafür verantwortlich ?
Wenn das geklärt ist, kann man wahrscheinlich alle weiteren Effekte daraus erklären.

@Orbit:
Danke für die Erklärung, aber das ist auch wieder nur eine Gedankenhilfe, die du mir bietest.
Die brauche ich aber nicht mehr, ich suche nach der Ursache dafür,
was in unserem Universum dafür sorgt, daß wir einmal ein c von 299792 km/s haben,
und zum zweiten nicht darüber hinaus gehen können.
Daß wir dafür immer mehr Energie reinstecken müssten und sie trotzdem nie erreichen, weiß ich ja.
Eben weil c immer konstant ist, MUSS das so sein - alles verstanden, kein Problem.

Ich suche Erklärungen im Quantenbereich, vielleicht bin ich da aber auch falsch.
Ich hatte gehofft, daß es was mit der Planck-Zeit oder Planck-Länge zu tun hat,
eben daß Raum und Zeit in kleinstmöglichen Einheiten gequantelt sind,
und deshalb Information nur mit einer bestimmten minimalen Zeitverzögerung weitergegeben werden kann.

Jetzt habe ich so viele Beispiele gebracht, anders kann ich meine Frage nicht mehr formulieren.
Wenn mich jetzt immernoch keiner versteht, muss ich´s leider wohl doch aufgeben.
 
Zuletzt bearbeitet:

jonas

Registriertes Mitglied
Ich fürchte auf diese Frage gibt es wohl noch keine Antwort, ähnlich wie auf die Frage warum es gerade drei Raumdimensionen gibt (die uns zugänglich sind) und nicht mehr oder weniger.

Ob Zeit und/oder Raum ebenfalls gequantelt sind wie Energie, darüber gibt es meines Wissens nach ebenfalls noch keine Entscheidung. Nur, dass alles, was unterhalb der Plancklänge und ~Zeit liegt, keine physikalische Relevanz mehr hat.
 

Ich

Registriertes Mitglied
Hi,
ich formuliere hier etwas mystisch, um Interesse zu wecken. Ich möchte deswegen vorab betonen, dass ich hier nur den Stand der Wissenschaft, also den Mainstream, verkaufen will, und nicht irgendwelche privaten Deutungen, die man getrost anzweifeln sollte. Nach heutigem Wissen ist das die einzig sinnvolle Antwort, man kann sie von vornherein ablehnen oder sich damit beschäftigen. Es gibt aber keinen anderen Weg, auch das fortgeschrittenste Lehrbuch wird dasselbe übermitteln, wenn auch wahrscheinlich besser.

Jetzt beobachten (messen) wir aber relativistische Effekte.
Wir wissen was bei hohen Geschwindigkeiten nahe c passiert, aber WARUM ist das so ?
Was passiert da in dem einen Bezugssystem und was in dem anderen ?
Welche physikalischen Vorgänge sind dafür verantwortlich ?
Hat es etwas mit der Quantenmechanik zu tun ?
Kann mir die String-Theorie da weiterhelfen ?

Versteht ihr, was ich meine ?
Gibt es dafür eine Erklärung, so wie wir andere physikalische Phänomene erklären können ?
Oder tappen wir da wie bei der Quantenmechanik noch im dunkeln
und müssen uns mit "Deutungen" begnügen ?
Es gibt eine Antwort. Jeder kennt ihren Namen, jeder weiß, dass sie etwas abstrakt ist und ordentlich Neudenken erfordert. Wenige wissen, dass sie, obwohl vollkommen ungewohnt und kaum vorstellbar, eigentlich ganz einfach ist, und dass für die Anwendung der Antwort auf konkrete Probleme meistens nur Mathematik der 8. Klasse gebraucht wird.
Die Antwort wird nicht an den Schulen, in der Populärwissenschaft oder vor dem Vordiplom gelehrt, wahrscheinlich weil der Aufwand nicht dafür steht.
Ich weiss, dass viele damit nichts anfangen können, eben weil es abstrak wird und nicht einfach irgendwelche handfesten mysteriösen Kräfte berufen werden, die das alles bewirken.
Also:
Was passiert da in dem einen Bezugssystem und was in dem anderen ?
Welche physikalischen Vorgänge sind dafür verantwortlich ?
Es sind keine physikalischen Vorgänge dafür verantwortlich. Könnten auch gar nicht sein, weil Bezugssysteme nichts weiter sind als abstrakte Koordinatensysteme für die Beschreibung der einen Realität. Die Wahl eines Bezugssystems kann natürlich nichts an der Realtiät ändern. Dementsprechend gibt es auch keine physikalischen Vorgänge, die mit einer solchen Wahl verbunden wären.
Gibt es dafür eine Erklärung, so wie wir andere physikalische Phänomene erklären können ?
Es gibt eine Erklärung, aber natürlich nicht nach Ursache-Wirkung. Es geht nur um verschiedene Ansichten der einen Realität, die Erklärung ist reine Geometrie.

Die Erklärung ist bekannt unter dem Namen Raumzeit. Gerne auch Raum-Zeit-Kontinuum, weil sich das nach Star Trek anhört.
Der Inhalt: Die Zeit ist wie eine weitere Koordinatenachse zu behandeln, zusätzlich zu den drei Raumachsen. Das Ganze ist tatsächlich ein Kontinuum, Raum und Zeit dürfen in den selben Einheiten gemessen werden, was für den einen Raum ist, mag für den anderen Zeit sein. Alles selbstverständlich nicht beliebig, sondern einer einfachen Geometrie gehochend.
Beispiel: Einen Treffpunkt auszumachen ist sinnvoll. Noch sinnvoller ist es aber, auch noch eine Zeit anzugeben, weil man sich sonst verpasst. Diese Koordinate braucht man immer, wenn man die Realität beschreiben will. Drei Raum-, eine Zeitkoordinate. Vier Koordinaten, das "vierdimensionale Raum-Zeit-Kontinuum". Mehr ist erstmal nicht dahinter.
Also:
Ein "Ereignis" ist ein Punkt in der Raumzeit. Treffen dort um soundsoviel Uhr, vier Koordinaten, keine Ausdehnung.
Ein Punkt im Raum ist eine Linie in der Raumzeit. Er ist um 12 Uhr da, um 12:00:01, 12:00:02, ... 23:23:45 undsoweiter. Eine Dimension mehr, der Punkt ist ausgedehnt in der Zeit.
Eine Strecke im Raum (z.B. ein idealisierter Meterstab) ist eine Fläche in der Raumzeit: jeder Punkt der Strecke existiert zu verschiedenen Zeiten, ausgedehnt in der Zeit. Wenn man sich das in einem Diagramm aufmalt, in dem Raum über Zeit aufgetragen wird, ist das ein Streifen.
Und so weiter. Jedes geometrische Objekt im Raum (Punkt, Strecke, Fläche, Volumen...) hat noch eine weitere Dimension, seine Ausdehnung in der Zeit. Wenn man das ernst nimmt, hat man den Kern der SRT schon verstanden und kann die ganzen Dilatationen und Kontraktionen und Paradoxa gleich mit verstehen.
Beispiel Meterstab: er ist keine Linie, sondern eine Fläche, ein Streifen in der Raumzeit. Wenn ich nach der Länge des Stabes frage, will ich eigentlich die Breite des Streifens wissen.
Was ist die Breite eines Streifens? Das weiß jeder, seine Ausdehnung sekrecht zum Rand. Das ist auch genau die Länge des Stabes in der SRT: die Ausdehnung des Streifens senkrecht zum Rand. Wobei "Rand" die Linien bezeichnet, die die Endpunkte des Stabes in Wirklichkeit (also in der Raumzeit) sind.
Im Diagramm kann man es schön malen: t nach oben, x nach rechts. Der Stab bewege sich nicht im gewählten Koordinatensystem. Dan gehen diese Linien gerade nach oben (x verändert sich nicht), die Breite des Streifens ist dementsprechend leicht zu messen. Das nennen wir heutzutage die "Ruhelänge" des Meterstabs.
---Ab jetzt vereinfache ich, um das Prinzip zu erklären. Das Prinzip bleibt aber gültig---
Man stelle sich genau denselben Streifen leicht gedreht vor: Die Endpunkte verändern ihre Position mit der Zeit, sie haben eine Geschwindigkeit. Die Randlinien (Endpunkte über Zeit) sind schräg.
Wenn ich jetzt die Breite des Streifens zur Zeit t=0 messe, also seine Ausdehnung längs der horizontalen X-Achse, dann messe ich natürlich einen anderen Wert. Ich habe ja nicht senkrecht zum Rand gemessen. Falsche Messung, könnte man sagen. Tut man aber (leider) nicht:
Genau so ist die "Länge" eines bewegten Stabes definiert: der Abstand der Endpunkte zur gleichen Zeit, z.B. t=0. Das ist die Längenkontraktion. Nichts physikalisches, nur eine Messung in der "falschen" Richtung.

Hinzuzufügen ist, dass ein Streifen in meinem Beispiel natürlich breiter gemessen würde, wenn man nicht sekrecht zum Rand misst.
Der Unterschied zur Realität besteht nur darin, dass die Raumzeit nicht wie gewohnt euklidisch ist sondern "pseudoeuklidisch". Ein "gedrehter", also bewegter Streifen, würde nicht länger, sondern kürzer erscheinen. Der Unterschied ist nichts weiter als ein Vorzeichen in der bekannten Formel des Pythagoras: statt "s²=t²+x²" ist der Abstand, also die wahre Abstand, der durch "Drehungen" nicht verändert wird, in der Raumzeit "s²=t²-x²"
Warum das so ist: Das liegt eine Ebene tiefer in der Hierarchie der "Warum-Fragen". Es sei nur gesagt, dass es soviel anders gar nicht sein könnte.
 

Mark Striper

Registriertes Mitglied
Danke für die ausführliche Erklärung, auch wenn mich diese nicht gerade zufriedenstellt,
da ich ja eigentlich eine andere Antwort erwartet hatte.
Aber so wie es aussieht, muss ich mich damit zufrieden geben.
Danke nochmal. :)
 

Orbit

Registriertes Mitglied
Hi Ich
Auch mein Dank soll Dich ewig verfolgen! ;-)
Solche Beiträge sind die A-pictures in diesem Forum.
Orbit
 

Aragorn

Registriertes Mitglied
Hallo Ich,

auch von mir vielen Dank für die anschauliche geometrische Erklärung.
Dabei muß ich dann gleich zugeben, daß ich hier im Forum an anderer Stelle mit der pseudoeuklidischen Geometrie x^2 minus t^2 durcheinander geraten bin, und falsches behauptet habe.

Gruß
Helmut
 

Ich

Registriertes Mitglied
Sers alle,

Danke für die Blumen.
Mark Striper schrieb:
Danke für die ausführliche Erklärung, auch wenn mich diese nicht gerade zufriedenstellt,
da ich ja eigentlich eine andere Antwort erwartet hatte.
Was würde dich denn zufriedenstellen?
Aragorn schrieb:
Dabei muß ich dann gleich zugeben, daß ich hier im Forum an anderer Stelle mit der pseudoeuklidischen Geometrie x^2 minus t^2 durcheinander geraten bin, und falsches behauptet habe.
Nein, das ist nicht falsch. Das ist einfach Konventionsfrage, und manche Physiker bevorzugen durchaus auch deine Version. Physikalisch wichtig ist nur das unterschiedliche Vorzeichen.
 

Mark Striper

Registriertes Mitglied
Was würde dich denn zufriedenstellen?

Nicht, daß du mich falsch verstehst, dein Beitrag war ja wirklich sehr gut.
Ich hatte halt nur erwartet, daß es eine, wie du sagst "Ursache-Wirkung", gibt.
Speziell die Beschränkung auf eine max. Geschwindigkeit von knapp 300.000 km/s.
Warum nicht 600.000 oder 1 Million ? Warum gerade 300.000 ?
Das muss doch irgendwie seine Ursache im Quantenbereich haben, oder nicht ?
 

jonas

Registriertes Mitglied
Die Frage ist nicht: Warum ist Licht 300' km/s schnell, sondern warum ist das das Maximum.

Habe übrigens mit IceAge's Diagramm herumgespielt und komme auf merkwürdige Ergebnisse. Werde nach dem Aufwachen mal Beispiele bringen.
 

Mark Striper

Registriertes Mitglied
Die Frage ist nicht: Warum ist Licht 300' km/s schnell, sondern warum ist das das Maximum.

Habe übrigens mit IceAge's Diagramm herumgespielt und komme auf merkwürdige Ergebnisse. Werde nach dem Aufwachen mal Beispiele bringen.

Doch doch, das ist genau DIE Frage für mich.
DAß es eine Grenze geben MUSS, leuchtet mir ein, wahrscheinlich gäbe es uns sonst nicht,
da es dann keine Kausalität mehr gibt.
Interessanter ist für mich aber die Frage, welche Mechanismen dafür verantwortlich sind, daß es gerade 300.000 km/s sind.
Auch wenn es jetzt mehr oder weniger wären - egal - WARUM gerade soundsoviel ?
 
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