Bedrohliches All?

M

Michael

Gast
Schwarze Löcher, Dunkle Materie, Antimaterie, Dunkle Energie, Meteoriten, Flares, Supernovae oder gar Hypernovae...

Es macht mich schon ziemlich schüchtern, wenn ich lese, was Astronomen so alles beobachten und herausfinden.
Wenn ich mir überlege, was sich da alles im Kosmos dreht, umherschwirrt, explodiert, expandiert, entsteht, vergeht... gigantische Schwarze Löcher, die mit unvorstellbar großer Anziehungskraft Materie einsaugen, explodierende Sterne, kosmische Hintergrundstrahlung... usw. usf.

Da stellt sich mir unvermeidlich die Frage:
Ist unser kleiner Heimatplanet denn in Sicherheit von all diesen unglaublichen Phänomenen? Haben wir einen ruhigen Platz im Kosmos?

Mit freundlichem Gruß,
Michael
 

jonas

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Harald Lesch sagte zu dem Thema mal: Wir leben in einem kosmischen Hinterhof :)

Unsere Erde ist nicht in der Nähe von Sternentstehungsgebieten, Kandidaten für Supernovae (z.B. Beteigeuze) oder soger Hypernovae (z.B. Eta Carinae) sind weit genug weg. Geologische Untersuchungen sollen ergeben haben, dass seit 4 milliarden Jahren die Erde keine Supernova in ihrer unmittelbaren Umgebung (ca. 30 Lichtjahre) erlebt hat.

Was die schwarzen Löcher betrifft, auch die supermassiven: Mach Dir mal den Spass und rechne aus, welche Gravitation das 3 millionen Sonnenmassen schwere scharze Loch im Zentrum unserer Galaxie auf uns ausübt. Entfernung dieses Lochs von der Erde kannst Du in Wiki finden (Sagittarius A), die Sonnenmasse im Artikel Sonne und das Gravitationsgesetz unter eben diesem Stichwort.

Wenn Du das hast, dann stelle das mal der Gravitaion einer Kugel Wasser gegenüber (Dichte 1 Kg pro Kubikdezimeter), die in einem Meter Entfernung zu Dir steht, und rechne Dir die Grösse der Wasserkugel aus. Ich habe es selber noch nie gerechnet, aber es wäre spannend das mal zu wissen. Also, Michael, ran an die Excel Tabelle :)
 

Bynaus

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Das Universum enthält zwar jede Menge gefährliche Phänomene, aber erstens ist es auch gigantisch gross, und zweitens laufen die meisten Prozesse sehr langsam oder in sehr grossen Zeitintervallen ab. Die Erde hat 4.5 Milliarden Jahre in diesem Universum überlebt, es ist nicht davon auszugehen, dass sie demnächst zerstört wird...

Geologische Untersuchungen sollen ergeben haben, dass seit 4 milliarden Jahren die Erde keine Supernova in ihrer unmittelbaren Umgebung (ca. 30 Lichtjahre) erlebt hat.

Tatsächlich? Da habe ich auch schon anderes gelesen / gehört.
 

jonas

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Hi Bynaus

Das stammt von Lesch in einer seiner Alpha Centauri Sendungen. Ich habe das einfach mal übernommen. Vielleicht liegt der Schlüssel in seinem Wort "unmittelbare Nähe", dass sich in der Geologie also durchaus Nachweise für SN Ereignisse finden lassen. Nur halt nicht von solchen, die sehr nahe und damit für das Leben gefärlich waren.
 

Orbit

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Hallo Michael
Jonas hat Dir mal einen der schlimmsten Fälle aus dem Weg geräumt, Supernova. Aber wie Du siehst, ist da Bynaus bereits nicht mehr gleicher Meinung. Beim Schwarzen Loch lässt Dich Jonas selber herausfinden, wie gefährlich das supermassive SL im Zentrum unserer Galaxie für uns ist.
Zu erwähnen wären aber auch Kollisionen unserer Erde mit andern Himmelskörpern. Die grösste war jene mit einem andern Planeten, als die Erde noch jung war, vor etwa 4 Milliarden Jahren. Dabei soll der Mond entstanden sein. Seitdem ist im Planetensystem Ruhe und Ordnung eingekehrt, die Zusammenstösse wurden kleiner und seltener. Doch die Kollision mit einem grossen Meteoriten vor 60 Millionen Jahren, ein Ereignis, das zum Aussterben der Dinos führte, sei noch erwähnt. Kleinere Impakte wie der vor zweieinhalb Wochen in Peru gibt es immer wieder. Auch Beinahe-Kollisionen. Kürzlich war von einer mit einem Kometen die Rede, welche, nachdem der Komet der Erde 2029 erstmals nahe gekommen sein wird, sieben Jahre später theoretisch möglich wäre. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering. Und wer weiss, inzwischen hat ja eine japanische Sonde einen Kometen besucht und Proben entnommen. Vielleicht ist man bis in 22 Jahren in der Lage, diesem Kometen mit einer Sonde eine andere Richtung zu geben, falls das nötig sein sollte.
Auch hochenergetische Strahlung kommt nicht nur von einer Supernova, sondern, wenn auch mit viel niedrigerer Frequenz und schwächer, zum Beispiel von Sonneneruptionen. Vor solcher Strahlung schützt uns aber das Erdmagnetfeld weitgehend.
Die absolute Sicherheit gibt es also nicht. Dass es uns aber gibt, ist das stärkste Indiz, dass wir uns an einem über lange Zeit relativ ruhigen Ort befinden, in Leschs 'Hinterhof' eben. Denn die Entstehung von Leben braucht viel Zeit, in der es keine grossen Katastrophen geben darf.
Ob die Menschheit eine Katastrophe wie die vor 60 Millionen Jahren heute überleben könnte? Es gäbe bestimmt viele Tote; aber aussterben würde die Menschheit wohl nicht, denke ich.
Bin gespannt, was die Fachleute dazu sagen werden. :)

Herzliche Grüsse
Orbit
 
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jonas

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Ob die Menschheit eine Katastrophe wie die vor 60 Millionen Jahren heute überleben könnte? Es gäbe bestimmt viele Tote; aber aussterben würde die Menschheit wohl nicht, denke ich.
Bin gespannt, was die Fachleute dazu sagen werden. :)
Haste das im ZDF heute und vorige Woche verpasst? *g* Den zweiten Teil kann man sich zumindest noch online ansehen: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/7/0,1872,7002599,00.html

Ich war allerdings enttäuscht, auch von den Fachleuten. Im ersten Teil lief ein EMP um den ganzen Erdball (im online chat nach der Sendung wurde das aber zurückgenommen). Und im zweiten Teil war eine Endzeitstimmung Grundtenor, mit nur vereinzelten Überlebenden (selbst auf der dem Einschlag gegenüberliegenden Seite der Erde), sodass sie sich kaum mehr gefunden haben. Schade, gutes Thema, aber der vermeintlich spannenden Story geopfert.
 

galileo2609

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Die absolute Sicherheit gibt es also nicht. Dass es uns aber gibt, ist das stärkste Indiz, dass wir uns an einem über lange Zeit relativ ruhigen Ort befinden, in Leschs 'Hinterhof' eben. Denn die Entstehung von Leben braucht viel Zeit, in der es keine grossen Katastrophen geben darf.
Ob die Menschheit eine Katastrophe wie die vor 60 Millionen Jahren heute überleben könnte? Es gäbe bestimmt viele Tote; aber aussterben würde die Menschheit wohl nicht, denke ich.
Unabhängig davon, welche konkreten Ursachen die grossen Extinktionen der Erdgeschichte verursacht haben, dürfte als realistische Bedrohung in naher Zukunft 'nur' ein Asteroid oder Komet in Frage kommen. In diesem Forum wurde ausgiebig darüber diskutiert. Sollte Apophis 2029 wirklich auf einen Kollisionskurs mit der Erde abgelenkt werden, der ihn 2036 ins Ziel führt, wird die Menschheit mit Sicherheit nicht aussterben. Die Initiativen laufen ja, erst heute hat sich das Committee on Science and Technology des US-Repräsentantenhauses auf den aktuellen Stand bringen lassen. Wenn ein Impact aber nicht abgelenkt werden kann, ist es aber nicht so sehr eine Frage, ob wir als Gattung überleben, sondern wie wir überleben. Unsere Gesellschaftssysteme sind mittlerweile so hochgradig vernetzt und arbeitsteilig, dass 'Störungen' dieser Art tiefgreifende Folgen haben werden.

BTW, Orbit: Es war die amerikanische Sonde Stardust, die Material aus der Koma des Kometen Wild 2 zur Erde transferierte. Die japanische Sonde Hayabusa sollte Proben auf dem Asteroiden Itokawa sammeln und zurückbringen. Ob dieses Unternehmen jemals abgeschlossen werden kann, steht in den Sternen.

Grüsse galileo2609
 

Bynaus

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@jonas: Ich beziehe mich auf Artikel wie diesen hier:

http://www.lbl.gov/Science-Articles/Archive/NSD-mammoth-extinction.html

Gut, hier ist von 250 LJ die Rede. Trotzdem, ich weiss nicht, wie Lesch auf die Idee kommt, man könnte Supernovaexplosionen in 30 LJ Entfernung für die letzten 4 Milliarden Jahre ausschliessen (das heisst: ich würde es gern wissen bzw. gerne die Arbeit sehen, auf der diese Behauptung basiert).

EDIT: Siehe z.B. dieses Abstract: http://adsabs.harvard.edu/abs/1995PNAS...92..235E

"A supernova explosion of the order of 10 pc away could be expected as often as every few hundred million years"

@Orbit: Eine "Meinung" ist das nicht. Ich sagte bloss, ich hätte da schon anderes gehört. Das heisst, ich bin daran interessiert, mehr über diese Kontroverse zu erfahren. Ich habe keineswegs ausgeschlossen, dass es in den letzten 4 Milliarden Jahren keine nahe Supernova gegeben haben könne...

Die grösste war jene mit einem andern Planeten, als die Erde noch jung war, vor etwa 4 Milliarden Jahren.

Man kann dieses Ereignis heute recht gut datieren: es fand vor zwischen 4.563 und 4.444 Milliarden Jahren statt.

Doch die Kollision mit einem grossen Meteoriten vor 60 Millionen Jahren, ein Ereignis, das zum Aussterben der Dinos führte, sei noch erwähnt.

Auch das ist alles andere als sicher. Die Kollision war auf jeden Fall da, aber hat sie wirklich die Dinosaurier umgebracht?
 
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M

Michael

Gast
Hi!

Danke schon mal für die vielen Antworten!
Ich bin allerdings gerade etwas verwirrt von den vielen Informationen. Am besten versuche ich mal zusammenzufassen, was ich so herausgelesen habe:

Die wahrscheinlichste Bedrohung für unseren Planeten geht von Meteoriten und Ateroiden aus. Deren bevorstehende Kollisionen sind allerdings vorzeitig berechenbar, möglicherweise abwendbar und das Ausmaß ihrer Zerstörung für das Leben auf der Erde nicht zwangsläufig vernichtend oder oft sogar nur sehr gering.
Alle anderen möglichen Bedrohungen, seien es Supernovae oder riesige Schwarze Löcher, sind zwar nicht abwendbar, finden aber viel zu weit von uns entfernt oder viel zu selten statt, als dass man sich darüber Gedanken machen müsste.

Stimmt das so?

Was ich mich noch frage:
Vermutlich bestehen 96% unseres Universums aus etwas, wovon wir nicht die leiseste Ahnung haben, nämlich aus Dunkler Materie und Dunkler Energie.
Die stellen jedoch mehr ein wissenschaftliches Problem dar und eine mögliche Bedrohung ist aus ihrer Existenz und ihrer schleierhaften Beschaffenheit nicht zu erwarten, oder?
 
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mac

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Hallo Michael,

Die wahrscheinlichste Bedrohung für unseren Planeten geht von Meteoriten und Ateroiden aus.
Ja, nach der Bedrohung durch uns selbst.


Deren bevorstehende Kollisionen sind allerdings vorzeitig berechenbar, möglicherweise abwendbar und das Ausmaß ihrer Zerstörung für das Leben auf der Erde nicht zwangsläufig vernichtend oder oft sogar nur sehr gering.
Überwiegend ja.


Alle anderen möglichen Bedrohungen, seien es Supernovae oder riesige Schwarze Löcher, sind zwar nicht abwendbar, finden aber viel zu weit von uns entfernt oder viel zu selten statt, als dass man sich darüber Gedanken machen müsste.
bis wir unser Sonnensystem verlassen können, können wir diese 'Bedrohung' nur fatalistisch sehen. ;)


Was ich mich noch frage:
Vermutlich bestehen 96% unseres Universums aus etwas, wovon wir nicht die leiseste Ahnung haben, nämlich aus Dunkler Materie und Dunkler Energie.
Die stellen jedoch mehr ein wissenschaftliches Problem dar und eine mögliche Bedrohung ist aus ihrer Existenz und ihrer schleierhaften Beschaffenheit nicht zu erwarten, oder?
es gibt bisher keinen Grund, daran zu zweifeln.


Herzliche Grüße

MAC
 

Orbit

Registriertes Mitglied
Hallo Bynaus
Danke für Deine Präzisierungen. So ganz falsch landete ich beim Schreiben aus der Erinnerung offenbar nicht. Dass die Ursache für das Aussterben der Saurier eine Hypothese ist, weiss ich eigentlich, und der entsprechende Satz hätte mit
...ein Ereignis, das zum Aussterben der Dinos geführt haben könnte.
enden müssen. Da war ich sprachlich ungenau.
Hingegen bei der Verwenung des Begriffs 'Meinung' war keine sprachliche Ungenauigkeit im Spiel.
'Anderer Meinung sein' ist eine Redensart. Redensarten sind einfach und deshalb nie scharf definiert, und gerade deshalb beleben sie die Sprache.
Falls Du Dich durch meine Verwendung dieser Redensart aber falsch eingeschätzt fühltest, tut mir das leid. Dass ich, wenn ich von einer 'Meinung' von Dir rede, natürlich das meine, was ein Wissenschaftler als Meinung zu haben pflegt, versteht sich von selbst. Ich werde deshalb aber, wenn ich beispielsweise wieder einmal von der Meinung Bynaus' schreiben sollte, nicht mit 'Meinung in streng wissenschaftlichem Sinn' oder so ähnlich präzisieren. Nicht weil ich dazu zu faul wäre, sondern aus der Überzeugung, dass lebendige Sprache immer mit einer gewissen Unschärfe behaftet ist.

Gruss Orbit
 
M

Michael

Gast
@MAC

Hm? Entschuldige, ich verstehe gerade nicht ganz, was du mit deiner Antwort meinst.

"bis wir unser Sonnensystem verlassen können, können wir diese 'Bedrohung' nur fatalistisch sehen."

"es gibt bisher keinen Grund, daran zu zweifeln."

Erklär mir das bitte noch mal.

Mfg
Michael
 

jonas

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bis wir unser Sonnensystem verlassen können, können wir diese 'Bedrohung' nur fatalistisch sehen
Damit stimmt mac Dir zu. Das heisst, wenn uns ein schwarzes Loch zu nahe käme, oder ein wir auf einen grossen Stern uns zubewegen würden, der kurz vor seinem Ende als Supernova steht, so könnten wir nichts dagegen unternehmen. Fatalistisch, im Sinne von fate (engl.) = unabwendbares Schicksal. Man könnte dem Schicksal nur durch Flucht entgehen, also z.B. das Sonnensystem verlassen um auf einem anderen Planeten um einen anderen Stern eine neue Heimat zu finden.

es gibt bisher keinen Grund, daran zu zweifeln
Auch hier sehe ich Zustimmung von mac zu Deiner Aussage:
Die [dunkle Materie und dunkle Energie] stellen jedoch mehr ein wissenschaftliches Problem dar und eine mögliche Bedrohung ist aus ihrer Existenz und ihrer schleierhaften Beschaffenheit nicht zu erwarten, oder?

@Bynaus:
Ich habe jetzt die entsprechende alpha Centauri Sendung gefunden, in der Harald Lesch über Spuren von SN Ereignissen in den Sedimenten und Gesteinsschichten spricht: Welche kosmischen Gefahren bedrohen uns. Dort spricht er ab timecode 11'10'' von SN. Zuerst gibt er den Abstand, unter dem der Gammablitz einer SN schwere Schäden an der Biosphäre anrichten würde, mit 30 LJ an. Danach sagt er, dass die radioaktiven Spuren von SN, die im Gestein gefunden wurden, darauf hindeuten, dass die uns am nächsten gelegene SN einen Abstand von 200-300 LJ hatte (was ja auch Deine Quelle besagt).
A supernova explosion of the order of 10 pc away could be expected as often as every few hundred million years
Das abstract, auf das Du dich mit dem Zitat beziehst lese ich eher in dem Sinne, dass ein SN im Abstand von 10 pc statistisch alle paar hundert mio Jahren sich ereignen sollte, nicht, dass sie sich ereignet hat.

Wenn man, wie Lesch in der Sendung Was ist Eta Carinae ebenfalls sagt, dass in unserer Milchstrasse alle 30 Jahre ein Stern als SN explodiert, dann kann man also rechnerisch bei - sagen wir - 300 mio Jahren von 10 millionen SN ausgehen. Statistische Verteilungsmodelle könnten somit durchaus für eine dieser SN im Abstand von 10 pc sprechen. Allerdings sind die SN Ereignisse wohl nich in der Milchstrasse gleichverteilt, sondern dürften sich dort häufen, wo Sternentstehungsgebiete sind, in denen auch schwere kurzlebige Sterne entstehen. Und das ist vor allem in den Spiralarmen der Fall.

Die Sonne liegt jedoch nicht innerhalb eines solchen Spiralarms, und bewegt sich darüberhinaus mit der selben Geschwindigkeit um den Kern der Galaxie wie diese Spiralarme. Daher hält (und hielt auch in der Vergangenheit) die Sonne Abstand zu Sternentstehungsgebieten, und damit auch zu Zonen mit besonderer SN Häufigkeit.
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Das abstract, auf das Du dich mit dem Zitat beziehst lese ich eher in dem Sinne, dass ein SN im Abstand von 10 pc statistisch alle paar hundert mio Jahren sich ereignen sollte, nicht, dass sie sich ereignet hat.

Natürlich, aber so lange unsere Auffassung von der Häufigkeit und Verteilung von Supernovae nicht kreuzfalsch ist, würde man schon erwarten, dass sich die Natur auch tatsächlich so verhält wie man es statistisch von ihr erwartet. Ausser natürlich, wir hatten 4.5 Milliarden Jahre lang einfach ausserordentliches Glück und sind nur deshalb überhaupt in der Lage, uns über die Seltenheit von Supernovae in unserer Nachbarschaft zu wundern... ;)

Die Sonne liegt jedoch nicht innerhalb eines solchen Spiralarms, und bewegt sich darüberhinaus mit der selben Geschwindigkeit um den Kern der Galaxie wie diese Spiralarme. Daher hält (und hielt auch in der Vergangenheit) die Sonne Abstand zu Sternentstehungsgebieten, und damit auch zu Zonen mit besonderer SN Häufigkeit.

Das ist ein berechtigter Einwand. Allerdings finden Supernovae durchaus auch ausserhalb dieser Sternentstehungsgebiete statt, so dass man in 4 Milliarden Jahren schon die eine oder andere nahe Supernova erwarten könnte. Zudem ist soviel ich weiss nicht ganz klar, ob die Sonne wirklich auf dem Korotationskreis der Galaxis kreist: wenn sie nur wenig daneben liegt, dann könnte es sein, dass sie erst längere Zeit in einem Spiralarm verbracht hat und erst vor vergleichsweise kurzer Zeit (z.B. vor 500 Mio Jahren, pünktlich zur Kambrischen "Explosion") daraus aufgetaucht ist.

Danke für den Link übrigens.
 
M

Michael

Gast
Wäre denn alles Leben auf diesem Planeten zwangsläufig weg vom Fenster, wenn irgendwo in der Milchstraße eine Supernova stattfände, deren Gammablitz uns erreicht?
Oder wäre die Erde und ihr Magnetfeld und ihre Atmospähre vielleicht in der Lage, die zerstörerische Wirkung zu dämpfen?
 
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mac

Registriertes Mitglied
Hallo Michael,

mac schrieb:
"bis wir unser Sonnensystem verlassen können, können wir diese 'Bedrohung' nur fatalistisch sehen."
Nun, eine SN in unserer 'Nähe', z.B. wäre weder abwendbar, noch könnten wir unser Ökosystem vor den Folgen bewahren. Wenn wir aber (vielleicht, möglicherweise, wer weiß? :rolleyes:) in Zukunft in die Lage kommen, zu anderen Sternen zu gelangen, dann bedeutet auch solch ein Ereignis nicht mehr zwangsläufig das Ende unseres derzeitigen Ökosystems.

mac schrieb:
"es gibt bisher keinen Grund, daran zu zweifeln."
wir wissen überhaupt nicht, was dunkle Materie ist. Wir sind uns ziemlich sicher, daß sie nicht 'klumpt' und auch nicht, zumindest nicht in messbaren Mengen, in den Sternen existiert. Also brauchen wir auch nicht damit zu rechnen, daß eines Tages ein größerer 'Klumpen' DM bei uns vorbei kommt, und unser Sonnensystem aufmischt. Ob es darüber hinaus noch irgendwelche Gefahren durch DM gibt, ist nicht absehbar, einfach weil man nichts über DM weiß, außer das sie existieren muß.

Noch weniger ist über dunkle Energie bekannt. Soweit ich weis, existiert DE eigentlich nur deshalb, weil sie von einer? Theorie zur Entstehung des Universums gefordert wird und weil man entdeckt hat, daß sich das Universum seit einigen Milliarden Jahren nicht mehr mit abnehmender Geschwindigkeit, sondern mit zunehmender Geschwindigkeit ausdehnt.

Diese Entdeckung beruht auf Helligkeitsmessungen verschiedender SN1a Explosionen in unterschiedlichen Entfernungen. Die Daten sind, zumindest in den Augen eines Ingenieurs :cool: absolut unbrauchbar für irgend eine, wie auch immer geartete Aussage. Nun müssen aber die Kosmologen mit den Daten arbeiten, die sie bekommen können. Aus denen machen sie eine Kurve, die am besten zu den Daten passt. Besser geht es zur Zeit eben nicht. Ob das auch in 100 Jahren noch das letzte Wort ist, kann man derzeit zwar bezweifeln, aber jede andere Aussage ist unter diesen Umständen natürlich noch zweifelhafter.

Herzliche Grüße

MAC
 

jonas

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Wäre denn alles Leben auf diesem Planeten zwangsläufig weg vom Fenster, wenn irgendwo in der Milchstraße eine Supernova stattfände, deren Gammablitz uns erreicht?
Die Antwort vorab: es kommt darauf an ;)
Harald Lesch spricht von einer Grenze von 30 Lichtjahren. Ist eine Supernova so nahe, dann hätte das wohl starken Einfluss auf die Mutationsrate. Der Gammablitz könnte somit viele Genveränderungen hervorrufen, von denen nahezu alle tödlich wären, bzw. nicht lebens- oder fortpflanzungsfähige Nachkommen zur Folge hätte. Auswirkung wäre eine starke Dezimierung der Populationen, die dem Gammablitz ausgesetzt waren.

Und damit wäre man bei der nächsten Einschränkung: man muss dem Gammablitz ausgesetzt sein. Eta Carinae zum Beispiel steht am Südhimmel, im Sternbild Schiffskiel. Selbst wenn Eta Carinae sich sehr viel näher an der Erde befinden und als Hypernova einen gewaltigen Gammablitz auf die Erde niederprasseln lassen würde, so wäre nicht die gesamte Erde davon betroffen. Südliche Gebiete würden vielleicht sterilisiert werde, nördliche jedoch unbehelligt bleiben.

Es kommt also nicht nur alleine darauf an wie nahe eine Supernova an der Erde dran ist, sondern auch darauf, in welchem Winkel sie zur Drehachse der Erde steht. Um restlos innerhalb von 24 Stunden die gesamte Erde zu bestrahlen muss sich die Supernova sogar in einem sehr eng begrenztem Raumbereich senkrecht über dem Äquator ereignen. Nur dann könnte eine nahe SN den gesamten Planeten sterilisieren.

Aber selbst dann erreicht die Strahlung nicht die gesamte Biosphäre. Das Leben im Meer wäre immer noch gut geschützt, zumindest vor den direkten Auswirkungen der Strahlung. Sekundäre Effekte, wie die Zerstörung des oberflächennahen Planktons, können allerdings trotzdem gravierende Einflüsse auf die Nahrungskette und damit den strahlengeschützen Bereichen der tieferen See haben.

Zusammenfassend: Das Leben ist nicht zwangsläufug weg, wenn sich in der Nähe eine SN ereignet, aber es kann bei Verkettung äusserst ungünstiger Umstände gezwungen werden nahezu von vorne beginnen zu müssen.

Du kannst auch mal die "Frag Astronews" Rubrik auf der Startseite hier durchforsten. Dort wurde mehrmals die Frage gestellt, was passiert, wenn Beteigeuze hochgeht. Die Antwort der Redaktion war immer: Auf der Erde wohl nichts, aber für die Raumfahrt werden wohl aufgrund der Strahlung und der schnellen Partikel dann besondere Schutzmassnahmen erforderlich werden.
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo Michael,

Wäre denn alles Leben auf diesem Planeten zwangsläufig weg vom Fenster, wenn irgendwo in der Milchstraße eine Supernova stattfände, deren Gammablitz uns erreicht?
Oder wäre die Erde und ihr Magnetfeld und ihre Atmospähre vielleicht in der Lage, die zerstörerische Wirkung zu dämpfen?
In der Milchstrasse findet, ich sag mal heutzutage, im Durchschnitt alle 30 Jahre eine SN-Explosion statt. Da es uns noch gibt, kann es so dramatisch wie Du es in Deiner Frage ansprichst, nicht sein.

Unsere Atmosphäre schützt uns außerordentlich wirksam vor jeder vorkommenden Strahlenart, die uns durch natürliche Ereignisse gefährlich werden kann. Sie entspricht etwa einer Wasserschicht von 10 m.

Auch sehr harte Gammastrahlung wird (ganz grob) von 20 cm Wasser auf die Hälfte ihrer Intensität geschwächt. Teilt man diese 10 m Wasserschicht in lauter 20 cm Abschnitte, dann ergibt das 50 Stück davon. Jeder Abschnitt schwächt auf 1/2. Reiht man das aneinander, dann ist das 0,5 * 0,5 * 0,5 * ... * 0,5 = 0,5^50 = ca. 9 * 10^-16 also rund 1 Billiardstel (der millionste Teil eines Milliardstel)

Aus diesem Grund sind wir selbst bei einer Apokalypse, wie sie eine SN nach unseren Masstäben darstellen würde, noch einigermaßen sicher, wenn sie nicht viel näher als etwa 50 Lichtjahre von uns entfernt stattfindet.

Herzliche Grüße

MAC
 
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