Am Mars ungeschützt stehen

Francesco

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Hallo, ich habe eine kurze Frage.

Angenommen, Mars erreicht um die Mittagszeit am Äquator tatsächlich einmal +20 °C. Wie wäre es, wenn ich da draussen mit dem kurzärmligen Leibchen stehen würde.

1) Wie hoch wäre die gefühlte Temperatur. Da die Luft ja viel dünner ist, könnte ja der Körper nicht so isolieren (???).

2) Wie hoch wäre die Temperatur im Schatten? (ist mit 20 °C eigentlich, wie auf der Erde immer die Schattentemperatur gemeint)?

3) Würde ich mir aufgrund der fehlenden Schichten der Atmosphäre gleich einen irreparablen Hautschaden zuziehen? Oder vielleicht eher Verbrennungen an der Haut?
 
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mac

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Hallo Francesco,

Angenommen, Mars erreicht um die Mittagszeit am Äquator tatsächlich einmal +20 °C. Wie wäre es, wenn ich da draussen mit dem kurzärmligen Leibchen stehen würde.
extrem unangenehm! Änlich unangenehm wie auf der Erde in 35 km Höhe.

1) Wie hoch wäre die gefühlte Temperatur. Da die Luft ja viel dünner ist, könnte ja der Körper nicht so isolieren (???).
lange bevor die Temperatur zum Problem wird, bist Du erstickt.

2) Wie hoch wäre die Temperatur im Schatten? (ist mit 20 °C eigentlich, wie auf der Erde immer die Schattentemperatur gemeint)?
ich denke eher nein. Gemessen wurde das wohl spektroskopisch. Also am (Mars)Tag überwiegend im Sonnenlicht und in der Nacht natürlich im (Mars)Schatten.


3) Würde ich mir aufgrund der fehlenden Schichten der Atmosphäre gleich einen irreparablen Hautschaden zuziehen? Oder vielleicht eher Verbrennungen an der Haut?
beides, aber wie gesagt, ehe Du was von dem Sonnenbrand hast, bist Du schon lange erstickt.


Herzliche Grüße

MAC
 

Toni

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Hi Francesco,

ich werde mal versuchen, Deine drei Fragen, so gut es geht, zu beantworten. :)
Nicht der Körper selbst isoliert Dich, sondern die dünne Luftschicht, die Deinen Körper stets umgibt.
1) Wie hoch wäre die gefühlte Temperatur. Da die Luft ja viel dünner ist, könnte ja der Körper nicht so isolieren (???).
Ist es Windstill, wird die Wärme, die Dein Körper an die Luft abgibt, nicht gut abgeleitet. Daher schwitzt man (zumindest hier auf der Erde). Weht ein starker Wind, dann wird die von Deinem Körper produzierte Wärme viel schneller abgeleitet und Du beginnst eventuell zu frieren.

Da der Luftdruck auf dem Mars um viele Größenklassen geringer ist als auf der Erde, ist die isolierende Wirkung der Marsluft auch viel geringer und Du beginnst auch bei Windstille zu frieren.

2) Wie hoch wäre die Temperatur im Schatten? (ist mit 20 °C eigentlich, wie auf der Erde immer die Schattentemperatur gemeint)?
Ich denke mal, dass außer auf der Erde die Oberflächentemperaturen auf anderen Himmelskörpern (z.B. auf dem Mond) grundsätzlich nicht im Schatten gemessen werden.

3) Würde ich mir aufgrund der fehlenden Schichten der Atmosphäre gleich einen irreparablen Hautschaden zuziehen? Oder vielleicht eher Verbrennungen an der Haut?
Auch hier kann ich nur vermuten. :eek: Da die Marsatmosphäre eine Dichte besitzt, wie die auf der Erde in 15 000 m Höhe, denke ich schon, dass Du binnen kurzer Zeit einen irreparablen Hautschaden bekommst. Auf der Erde gibt es z.B. Zonen, die so tief liegen und an denen die Atmosphäre bereits so dicht ist, dass Du nie einen Sonnenbrand bekommen könntest! Dies ist z.B. die Gegend am Ufer des Toten Meeres.

Atmosphärische Grüße von
Toni
 

Francesco

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Hi Francesco,

ich werde mal versuchen, Deine drei Fragen, so gut es geht, zu beantworten. :)
Nicht der Körper selbst isoliert Dich, sondern die dünne Luftschicht, die Deinen Körper stets umgibt. Ist es Windstill, wird die Wärme, die Dein Körper an die Luft abgibt, nicht gut abgeleitet. Daher schwitzt man (zumindest hier auf der Erde). Weht ein starker Wind, dann wird die von Deinem Körper produzierte Wärme viel schneller abgeleitet und Du beginnst eventuell zu frieren.

[...]
Auch hier kann ich nur vermuten. :eek: Da die Marsatmosphäre eine Dichte besitzt, wie die auf der Erde in 15 000 m Höhe, denke ich schon, dass Du binnen kurzer Zeit einen irreparablen Hautschaden bekommst. Auf der Erde gibt es z.B. Zonen, die so tief liegen und an denen die Atmosphäre bereits so dicht ist, dass Du nie einen Sonnenbrand bekommen könntest! Dies ist z.B. die Gegend am Ufer des Toten Meeres.

Atmosphärische Grüße von
Toni

Hallo Toni, danke für Deine ausführliche Antwort. Die Tatsache mit einem Ort auf einem Meeresspiegel wie beim toten Meer war komplett neu für mich. :)
 

Toni

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Francesco

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Hallo, ich nochmals ;)

Mir ist gerade eingefallen. Angenommen wir haben Rekordwert, ein heisser Mars Tag mit sage und schreibe 20 °C in der Sonne.

1) Wie hoch wäre dann etwa die Temperatur im Schatten. Da so wenig Luft (Luft kann man ja nicht sagen, eher dünne Atmosphäre), kann sich die Temperatur auch nicht gut verteilen, oder denke ich da falsch.

Wenn ich jetzt einfach schätzen darf. Ich würde sagen, -30°C oder -50°C im Schatten oder im Inneren eines Kraters, dort, wo die Sonne nicht hin kann.

2) Wie wäre das auf dem Mond. Keine Atmosphäre. Temperatur bei sonnenbeschienener Stelle +120 °C (IIRC) und einige Meter daneben im Schatten -100 °C? Ist das möglich?
 

jonas

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Ohne es jetzt wirklich genau zu wissen, schreibe ich jetzt doch mal meine Gedanken zu dem Thema:

Auf dem Mond (und dem Mars) sind die Unterschiede zwischen Sonne und Schatten vermutlich recht krass. Auf der anderen Seite erwärmt sich eine Landfläche recht schnell und kühlt auch rasch wieder ab, viel schneller als z.B. Wasser. Für den Unterschied zwischen sonnenbeschienenem "Marsstrand" und schattenspendender "Marspalme" dürfte die Wärmeleitfähigkeit des Gesteins die entscheidende Rolle spielen. Auf der Erde sorgt aber vor allem die dichte Atmosphäre für eine gleichmässige "Wärmeversorgung" (oder ~Entzug).

Für einen - mit T-Shirt und Atemmaske ausgerüsteten - Marsspaziergänger, dem darüberhinaus der geringe Luftdruck egal ist, wird wohl in der Hauptsache die Wärmestrahlung interessant sein. Die Atmosphäre leitet keine Wärme von seinem Körper ab, und führt auch keine zu, dafür ist sie zu dünn.

Daher stelle ich mir die Situation eher so vor wie vor einem Lagerfeuer. Das Lagerfeuer ist hier die Sonne. Die Körperseite, die dem Lagerfeuer zugewandt ist, schwitzt, und die abgewandte Seite friert jämmerlich. Daher wären T-Shirt Ausflüge am Marsäquator wahrscheinlich auch bei 20 Grad eher unangenehme Erfahrungen.
 
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mac

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Hallo Francesco,

anscheinend stellst Du Dir unter dem Begriff Temperatur etwas falsches vor.

Wir benötigen eine ziemlich empfindlich auf Schwankungen reagierende Körpertemperatur, um unsere biochemischen Abläufe im richtigen Maß aufrecht zu erhalten.

Diese Temperatur wird erreicht durch Schwingungen der Atome und Moleküle unserer Körpermaterie. Das gleiche (Schwingungen, nicht Biochemie) gilt für alle Materie also auch Gase, wie z.B. Luft.

Auf der Erde können diese Schwingungen der Moleküle durch Kontakt mit Materie (Wasser, feste Körper, Gas) gedämpft werden, die ihrerseits weniger stark schwingen als unsere Bausteinchen. Und sie können an der Oberfläche unseres Körpers auch durch Abstrahlung von infrarotem Licht Schwingungsenergie (besser Bewegungsenergie) verlieren. Das gilt gleichermaßen für alle Substanzen, die in irgend einer Form von durchsichtigem Material oder auch Vakuum umgeben sind. Unsere Haut kann das in gewissen Grenzen ausgezeichnet regeln durch Verminderung der Durchblutung und damit Abkühlung der äußeren Hautschichten bei Kälte und Verdunstungskälte und kräftiger Durchblutung bei Wärme.

Wenn unseren Körper unsere Haut aber ein Vakuum umgibt, dann ist der Weg über Kontakt zu Gas, Flüssigkeit oder festen Substanzen nicht mehr gegeben. Nur noch Wärmestrahlung oder Abkühlung der äußeren Hautschichten ist möglich um die gewünschte Regelung zu versuchen.

Nun ist aber im Vakuum auf der vom Sonnenlicht nicht beschienenen Seite ausschließlich Abstrahlung möglich. Wärme wird nicht empfangen (es ist ja nichts da, was seine Schwingungen übertragen könnte und Infrarot ist auch nicht da. (Ich gehe davon aus dass keine Reflektion am Mondgestein für entsprechende Wärmestrahlung sorgt) Du kannst Dir das ganz entfernt und ganz extrem so vorstellen, wie bei Sternenklarer Nacht am Lagerfeuer. Vorne verbrennst Du, und hinten erfrierst Du. Wie schnell das genau geht, kann ich Dir aus dem Stegreif nicht sagen. Kann man auch nicht experimentieren, da man das Vakuum nicht lange genug überlebt. Egal ob mit oder ohne Sauerstoff. Das Atemgerät nützt Dir auch auf Mars herzlich wenig, weil Du mit Deinem Körper allein nicht den notwendigen Druck aufbauen kannst. Das Blut in den Lungen- und teilweise auch in den Hautkapillaren fängt an zu ‚kochen’.

Die Berechnung ist auch deshalb sehr schwierig und sinnlos und ungenau, weil die Haut ein hervorragender Isolator (für Temperatur) ist, aber es ganz und gar nicht verträgt, wenn sie einfriert.

Wie es sich anfühlt, kann ich Dir nicht sagen. Hab’ ich noch nie ausprobiert. :D

In einer Höhe von 35 km ist es zwar besser als im Vakuum, aber nicht viel und lange nicht genug. Ob die 20 Grad ‚Lufttemperatur’ bei so geringem Druck die Verluste durch Abstrahlung auszugleichen und wie lange, kann ich Dir aus dem Stegreif auch nicht sagen.

Im Prinzip ist es aber schon wegen unserer Bluttemperatur und dem dafür zu geringen Druck nicht möglich ohne Druckanzug für mehr als ein paar duzend Sekunden zu überleben.

Herzliche Grüße

MAC
 
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jonas

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PS: Luft hat eine geringe Wärmeleitfähigkeit. Für den menschlichen Körper bedeutet sie aber weitaus mehr als Isolation oder Wärmeleiter: sie nimmt Wasserdampf auf. Streicht Luft über unseren Körper (=Wind :D), so kann sie mehr Feuchtigkeit aus unserer Haut aufnehmen als bei Windstille. Und da Wasser beim Übergang flüssig zu gasförmig schier unglaubliche Energiemengen mitnimmt, fröstelt man bei Wind.
 

Francesco

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Zusammengefasste offene Fragen ;)

Also jetzt möchte ich nochmals zusammenfassen (ich hoffe, ich fange nicht an, euch zu nerven):

Da der Mars im Schnitt 1,5 x weiter von der Sonne wegs ist, erhält er 1,5 * 1,5 mal weniger Strahlung.
Also nicht einmal die Hälfte.

Eine hypothetische Person steht geschützt mit Sauerstofflasche und warm angezogen (bis auf ein ärmelloses Leibchen
oder Pullover) und Druckanzug.

Es ist windstill am Mars. Aufgrund der sehr dünneren Atmosphäre wird jetzt mehr Wärme vom Körper
in die Atmosphäre abgegeben, man fühlt sich die Umgebung, nennen wir es einfach einmal so,
wesentlich kühler an.

Obwohl nur weniger als die halbe Strahlenleistung ankommt, bekommt man schnell Schäden und/oder einen Sonnenbrand,
da die kosmischen Strahlen nicht abgeschirmt werden und auch keine UV Filter wie die Ozonschicht vorhanden ist.

Die Tatsache (wie Toni erwähnte), dass am toten Meer die Luft noch dicker ist, und so hilft, keinen Sonnenbrand zu bekommen.
Liegt das daran, dass noch dichtere Luft noch mehr Strahlung blockiert (auch UV Strahlung), oder sie einfach mehr streut?

In erster Linie spielt beim Mars die Verteilung der Wärme durch das Gestein eine Rolle, mehr als die Möglichkeit, dass die dünne Luft
die Wärme verteilt, das heisst den Unterschied zwischen Sonne und Schatten ausgleichen könnte.

Ich bin mir immer noch unsicher. Wie würde sich das Vakuum bei 0°C oder noch besser 20°C (wenns praktisch von Sonne oder Sternenlicht beschienen ist),
da man dann das gut mit Zimmertemperatur vergleichen könne, anfühlen? Wahrscheinlich kalte, da nichts isoliert, und die Wärme vom Körper
schnell abgegeben wird?

Wenn Luft eine geringe Wärmeleitfähikeit hat, müsste das bedeueten:
0°C am Mt. Everest: sehr kalt
0°C am toten Meer: geht so
25°C am Mt. Everest: man spürt ein brennen?
25°C am toten Meer: richtig angenehm
Ist das richtig so?
 

Bynaus

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Die Temperatur wird auf der Erde im Schatten gemessen, weil sich durch die direkte Sonneneinstrahlung das Thermometer aufheizt und dann je nach Farbe eine andere Temperatur anzeigt (ein schwarzes Thermometer würde eine höhere Temperatur anzeigen als ein weisses). Wenn man die "Umgebungstemperatur" messen will (nur auf Welten mit Atmosphäre möglich), dann misst man also immer im Schatten. Auf atmosphärenlosen Welten (wie etwa auf dem Mond) hingegen muss man die Strahlungstemperatur bestimmen, das geht eigentlich nur sehr grob, weil jedes Objekt aufgrund seiner Farbe (korrekte wäre: Rückstrahlungsvermögens) und zudem seiner Nähe zu anderen Körpern höherer oder tieferer Temperatur eine eigene Temperatur hat. Soviel zu "Temperaturmessung im Schatten".

Die Tatsache (wie Toni erwähnte), dass am toten Meer die Luft noch dicker ist, und so hilft, keinen Sonnenbrand zu bekommen.

Ich würde schwer bezweifeln, dass man am Toten Meer keinen Sonnebrand bekommen kann. Die 200 m machen auf die 80 km Atmosphäre keinen Unterschied aus...

Wahrscheinlich kalte, da nichts isoliert, und die Wärme vom Körper
schnell abgegeben wird?

Dass Vakuum isolierend wirkt, sieht man an Vakuum-Thermoskannen. Wenn kein Medium da ist, an das man die Wärme abgeben kann, kühlt der Körper nur durch Strahlungsabgabe aus. Wenn wir davon ausgehen, dass die Marsoberfläche, wenn sie schon 20°C warm ist, so warm ist weil sie im thermischen Gleichgewicht ist mit der Sonneneinstrahlung (und nicht weil die Wärme mit Winden von anderswo hertransportiert wird), dann hiesse das, gäbe es keine Luft auf dem Mars, würde der menschliche Körper sehr langsam auf 20°C abkühlen. In der dünnen Marsatmosphäre kühlt der Körper zwar etwas schneller aus als im Vakuum, aber eben trotzdem dürfte dies einigermassen ungefährlich sein.

Jemand, der mit einer Sauerstoffmaske und warmen, vor UV schützenden Kleidern ausgerüstet ist, könnte, denke ich, durchaus unbehelligt eine Zeit lang auf der Marsoberfläche herumspatzieren.
 

Francesco

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@Bynaus: Also doch: Dünne Atmosphäre. Es findet weniger Wärmeaustausch statt. zB ein +30°C warmer Körper (ohne weitere Energiezufuhr) bleibt am Mars bei 0°C länger warm als auf der Erde(?)
 

mac

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Hallo Francesco,

nerven tust Du damit nicht. Es ist keine alltägliche Frage. Mir ist beispielsweise noch nicht ganz klar, wieso es auf der Erde auch bei viel dichterer Atmosphäre in großer Höhe kälter ist als auf Mars.

Nach meinem Verständnis muß das daran liegen, dass die Wärmeabstrahlung eines Körpers mit Temperatur^4 zunimmt. Der Boden auf Mars wie auf der Erde wird durch das Sonnenlicht erwärmt. (Auf der Erde rund doppelt so stark wie auf Mars) Der warme Boden erwärmt die Luft stärker, als es das Sonnenlicht direkt kann. Luft und Boden geben die Wärme durch Strahlung mit T^4 wieder ab. Die warme Luft am Boden steigt auf und kühlt dabei ab (durch den abnehmenden Druck) Das gilt für Erde und Mars gleichermaßen. Damit hätte die Luft auf der Erde in der Höhe des halben Luftdruckes auch nur noch ½ Temperatur. Also statt +40°C nur noch –116° C ( 313K/2 = 156,5 K = -116,5° C) Das sie wärmer ist, liegt daran, dass sie durch Konvektion Wärme nach oben transportiert und durch die Wärmestrahlung vom Boden und der Sonne auch erwärmt wird.

Ist nur eine qualitative Erklärung ohne genaue Berechnung.

Da der Mars im Schnitt 1,5 x weiter von der Sonne wegs ist, erhält er 1,5 * 1,5 mal weniger Strahlung.
Also nicht einmal die Hälfte.
richtig.

Eine hypothetische Person steht geschützt mit Sauerstofflasche und warm angezogen (bis auf ein ärmelloses Leibchen
oder Pullover) und Druckanzug.
ich versuche mir das gerade mal vorzustellen. :D Trägt er das Leibchen über dem Druckanzug?

Also wenn ich Dich hier richtig verstehe, möchtest Du, dem Bären den Pelz waschen, ohne ihn dabei nass zu machen. ;)


Es ist windstill am Mars. Aufgrund der sehr dünneren Atmosphäre wird jetzt mehr Wärme vom Körper
in die Atmosphäre abgegeben, man fühlt sich die Umgebung, nennen wir es einfach einmal so,
wesentlich kühler an.
Es wird mehr Wärme abgestrahlt als man, vergleichbar zu den gleichen Temperaturen auf der Erde, durch den Kontakt zur Atmosphäre wieder aufnehmen kann.

Du merkst vielleicht, dass ich damit Deine eigentliche Frage noch nicht beantwortet habe.

Luft mit 20° C ist kälter als unsere Körpertemperatur. Sie kann durch Konvektion bei hohem Luftdruck mehr Wärme abtransportieren, als bei niedrigem Luftdruck. So gesehen können uns die 20°C auf Mars wärmer erscheinen, als auf der Erde. Nachempfinden kannst Du diesen Effekt z.B. im Wasser. Wasser mit 20°C erscheint uns deutlich kälter als Luft mit 20°C. Im Gegenzug erscheint uns Wasser mit 45°C unerträglich viel wärmer als Luft mit 45° C.

Wieviel Wärme/Zeit man durch Abstrahlung los wird? Mal sehen, ob ich das mit Hilfe der Solarkonstante ausrechnen kann?

Die Sonne hat an ihrer Oberfläche eine effektive Temperatur von 5777 K. Sie strahlt 6,318E7 Watt/m^2 ab. Rechnet man das (Planck’sches Strahlungsgesetz) auf eine Temperatur von 20°C um, dann ergibt das eine Abstrahlleistung von 420Watt/m^2. Der Grundumsatz des menschlichen Körpers beträgt etwa 100 Watt. Er hat eine Hautoberfläche von 1,5-2 m^2 Wir würden also bei einer Hauttemperatur von 20°C rund das sechsfache unseres Grundumsatzes produzieren müssen, um diese Temperatur aufrecht erhalten zu können. Nun die Hautoberfläche kann auch noch kälter als 20°C sein, aber nicht viel kälter als 0°C, ohne Schaden zu nehmen. Dein Marstourist hat nur 0,5 m^2 freie Abstrahlfläche und wird auf einer Seite mit rund 600 Watt/m^2 Sonnenlicht gewärmt. Kann also seine Körpertemperatur eine ganze Weile lang aufrecht erhalten.

Um aber 600 Watt Abstrahlleistung (komplett im Schatten) auszugleichen, müsste man wie ein Ruderer im Wettkampf arbeiten. Auch die Besten schaffen das nur rund 5 Minuten lang.

Wie gesagt, wenn der Bär beim Pelzwaschen nass wird, und das wird er, dann sieht die Sache ganz anders aus.

@Bynaus. Eine Sauerstoffmaske allein reicht nicht. Ohne Druckanzug geht es nicht.


Obwohl nur weniger als die halbe Strahlenleistung ankommt, bekommt man schnell Schäden und/oder einen Sonnenbrand,
da die kosmischen Strahlen nicht abgeschirmt werden und auch keine UV Filter wie die Ozonschicht vorhanden ist.
ja.


Die Tatsache (wie Toni erwähnte), dass am toten Meer die Luft noch dicker ist, und so hilft, keinen Sonnenbrand zu bekommen.
Liegt das daran, dass noch dichtere Luft noch mehr Strahlung blockiert (auch UV Strahlung), oder sie einfach mehr streut?
Die Atmosphäre auf Höhe des toten Meeres (–420 m) ist etwas dichter (1060 hPa gegenüber 1013 hPa) das kann aber nicht allzu viel ausmachen. Auch wenn ich, bezogen auf UV nichts finden konnte, denke ich dass der Wasserdampfanteil eine Rolle spielt bei Streuung und Absorption auch von UV-Licht.



In erster Linie spielt beim Mars die Verteilung der Wärme durch das Gestein eine Rolle, mehr als die Möglichkeit, dass die dünne Luft
die Wärme verteilt, das heisst den Unterschied zwischen Sonne und Schatten ausgleichen könnte
auf jeden Fall mehr als auf der Erde.


Ich bin mir immer noch unsicher. Wie würde sich das Vakuum bei 0°C oder noch besser 20°C (wenns praktisch von Sonne oder Sternenlicht beschienen ist),
da man dann das gut mit Zimmertemperatur vergleichen könne, anfühlen? Wahrscheinlich kalte, da nichts isoliert, und die Wärme vom Körper
schnell abgegeben wird?

Wenn Luft eine geringe Wärmeleitfähikeit hat, müsste das bedeueten:
0°C am Mt. Everest: sehr kalt
0°C am toten Meer: geht so
25°C am Mt. Everest: man spürt ein brennen?
25°C am toten Meer: richtig angenehm
Ist das richtig so?
jein. Siehe oben das Beispiel mit Luft und Wasser und Grundumsatz und Ruderer.

Herzliche Grüße

MAC


Quellen
http://de.wikipedia.org/wiki/Totes_Meer
http://de.wikipedia.org/wiki/UV
http://de.wikipedia.org/wiki/Strahlungshaushalt_der_Erde
http://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenlicht
http://de.wikipedia.org/wiki/Ozonloch
http://de.wikipedia.org/wiki/Ozonschicht
http://de.wikipedia.org/wiki/Haut
http://de.wikipedia.org/wiki/Sonne
http://de.wikipedia.org/wiki/Mars_(Planet)
 
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Orbit

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Hallo mac
Auch ich möchte Dir für diese ausführliche Antwort danken, obwohl nicht ich der Fragesteller war. Du machst das sehr anschaulich, wie zum Beispiel in diesem Satz
Wasser mit 20°C erscheint uns deutlich kälter als Luft mit 20°C. Im Gegenzug erscheint uns Wasser mit 45°C unerträglich viel wärmer als Luft mit 45° C.
Wenn ich noch Lehrer wäre, würde ich Dich als persönlichen Didaktikberater engagieren - in Teilzeit, versteht sich - von etwas müsste ich ja dann auch noch leben. ^^

Herzliche Grüsse
Orbit
 

Francesco

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Hallo mac
Auch ich möchte Dir für diese ausführliche Antwort danken, obwohl nicht ich der Fragesteller war. Du machst das sehr anschaulich, wie zum Beispiel in diesem Satz

Wenn ich noch Lehrer wäre, würde ich Dich als persönlichen Didaktikberater engagieren - in Teilzeit, versteht sich - von etwas müsste ich ja dann auch noch leben. ^^

Herzliche Grüsse
Orbit
Ja, ich möchte mich Orbit anschliessen. Danke für die sehr ausführliche und anschauliche Antwort. Ich habe sie eben erst flüchtig gelesen, und bin noch nicht ganz durch. Du könntest bald dem Herrn Lesch Konkurrenz machen.:D
 
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mac

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Hallo Francesco,

Ja, ich möchte mich Orbit anschliessen. Danke für die sehr ausführliche und anschauliche Antwort. Ich habe sie eben erst flüchtig gelesen, und bin noch nicht ganz durch. Du könntest bald dem Herrn Lesch Konkurrenz machen.:D
Auch Dir vielen Dank für Dein Kompliment :)

Aber dem Harry kann ich das Wasser nicht reichen. Der macht das Live. Dazu wäre ich überhaupt nicht in der Lage. Außerdem versteht der wovon er redet, um Größenordnungen besser als ich. Trotzdem fühle ich mich gebauchpinselt. ;)

Herzliche Grüße

MAC
 

Toni

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Genaue Daten

Hallo Francesco, Bynaus & MAC,

also, die Höhe (bzw. Tiefe) des Toten Meeres über NN beträgt derzeit nach israelischen Angaben für das Jahr 2007 schon -420 m und liegt damit genau in der Mitte der von Bynaus und MAC angegebenen Werte. ;)

Der Pegelstand des Toten Meeres seit 1930

Der Sauerstoffgehalt der etwas dickeren Luft beträgt in dieser Tiefe etwa 22%, ist also um rund 5% erhöht. Der Luftdruck beträgt dort 1060 hPa und ist damit auch um 4,6% höher als auf NN (Normal Null).

Daten über das Tote Meer

Die Sache mit dem "keine Sonnenbrand möglich" an der Küste des Toten Meeres habe ich schon mehrmals im Fernsehen gehört, kann also so falsch nicht sein. :cool:

Sonnige Grüße in dicker Luft von
Toni
 
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