Mars: Früherer Marsozean wird wahrscheinlicher

astronews.com Redaktion

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Amerikanische Wissenschaftler haben jetzt eines der stärksten Argumente gegen einen großen urzeitlichen Ozean auf dem Mars widerlegen können und damit - nach eigenen Angaben - die Existenz eines früheren Ozeans auf dem Mars bewiesen. Bislang unerklärliche Höhenunterschiede im Küstenverlauf des vermuteten Ozeans konnten sie durch zwei Polwanderungen klären. Einmal verschob sich der Pol gar um 3.000 Kilometer. (14. Juni 2007)

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mac

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Hallo Bynaus,

was meinst Du dazu?

Ich frage das im Hinblick auf die Darstellung, wie die Erde den Großteil ihres Wassers verloren haben soll (Kollision, die zur Mondentstehung führte), müßte dann doch beim Mars auch so ähnlich abgelaufen sein? Vor dem Hintergrund dieser Meldung http://www.astronews.com/news/artikel/2007/01/0701-021.shtml kann ich mir eigentlich kaum vorstellen, daß er es auf sanftem Wege innerhalb der dafür verbleibenden Zeit verloren hat?

Wie gut gesichert ist eigentlich die Beschreibung der (Erd)Mondentstehung? Kann es noch andere, ('sanfte') Abläufe gegeben haben? Sowas wie die Entstehung eines Doppelsterns, halt nur in kleiner?

Herzliche Grüße

MAC
 

Mahananda

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Hallo Mac,

ich frage mal anders: Könnte es nicht auch sein, dass die Erde durch den Theia-Impakt Wasser erhalten hat - mehr als die Venus je hatte? Weiterhin: Wenn Theia sehr wasserreich war - könnten wasserreiche Auswurfmaterialien, die weder auf Erde noch auf Mond stürzten, vielleicht bis zum Mars gelangt sein und dort zur Bildung des Ozeans geführt haben, der sich dann aufgrund der zu geringen Gravitation nach und nach verflüchtigte? Falls ja, müsste sich das durch Isotopenmessungen bestätigen lassen. Marswasser müsste im Vergleich zu Erdwasser reicher an Deuterium sein, da Protium nach Spaltung der Wassermoleküle leichter flüchtig ist, dürfte demnach eher Kometeneis entsprechen, welches ja ebenfalls einen höheren Deuteriumwert aufweist.

Viele Grüße!
 

Bynaus

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Könnte es nicht auch sein, dass die Erde durch den Theia-Impakt Wasser erhalten hat - mehr als die Venus je hatte?

Das ist unwahrscheinlich: Der Mond besteht nach Simulationsrechnungen vorwiegend aus dem Impaktor-Material, und er ist extrem an volatilen Elementen abgereichert: Folge der sehr energiereichen Kollision. Selbst wenn Theia viel Wasser besessen hätte, wäre es schlicht verdampft, da Wasser sehr volatil ist (wenn nicht, dann sollte der Mond noch heute zumindest Elemente enthalten, die etwas weniger volatil als Wasser sind - aber selbst diese sind stark abgereichert). Weiter stammte Theia vermutlich aus der gleichen Zone wie die Erde (gleiche Sauerstoffisotopie wie Erde und Mond) - es wurde etwa schon spekuliert, ob sie im L4 oder L5 Librationspunkt entstanden sein könnte und sich dann durch Bahnstörungen in Richtung Erde aufgemacht haben. Das heisst, sie kann plusminus nur so viel Wasser enthalten haben, wie die Erde. Das Wasser der Erde stammt wahrscheinlich zu einem sehr grossen Teil aus den Asteroiden, die sie nach der Mondentstehung noch getroffen haben: genau in der richtigen Menge, um Ozeane und Landmassen zuzulassen, was ich immer noch für einen faszinierenden "Zufall" halte (in Anführungszeichen deshalb, weil es nach dem anthropischen Prinzip klar ist, dass wir dies beobachten müssen - wenn wir nicht exakt auf dieser "glücklichen" Welt wären, gäbe es uns nicht und wir könnten es nicht feststellen - im Umkehrschluss heisst das aber auch, dass es da draussen jede Menge erdähnliche Welten geben muss, die zu viel oder zu wenig Wasser abbekommen haben).
Aus statistischen Gründen ist es äusserst unwahrscheinlich, das bedeutende Mengen Wasser als "Auswurfsmaterial" von der Erde zum Mars gelangen. Tatsächlich ist der Deuteriumgehalt des Mars höher, aber dazu komm ich gleich. Kometeneis ist übrigens nicht uniform deuteriumreicher, sondern zeigt einfach eine starke Variation, je nach Herkunft. Der erste Komet, bei dem man Deuterium zuverlässig gemessen hat (Halley), war einfach besonders deuteriumreich.

Nun zu deinen Fragen, mac: :)

Ein Teil des Wassers auf dem Mars ist ja, wie wir heute wissen, versickert und liegt nun als Permafrost vor: das ist, wie die Messungen von Mars Express gezeigt haben, eine gewaltige Menge - sie würde reichen, um den Mars 11 m tief unter Wasser zu setzen. Trotzdem, der Ozean enthielt vermutlich viel mehr Wasser, schaut man sich die Küstenlinien an. Und hier muss ich einfach vermuten, dass das restliche Wasser ins Weltall entwichen ist. Warum?

- Das Marswasser enthält deutlich mehr Deuterium - das deutet auf eine verstärkte Verdunstung hin: Wasserstoff-1 (oder "Protium") ist bevorzugt entwichen, weil es nur halb so schwer wie Deuterium ist.
- Man kann mit einer Faustregel berechnen, ob ein Planet ein bestimmtes Gas in der Atmosphäre über Jahrmilliarden behalten kann oder nicht: Mars kann demnach kein Wasserdampf behalten (selbst ohne die Aufspaltung in Wasserstoff und Sauerstoff unter UV-Licht, die die Venus ihres Wassers beraubt hat), Stickstoff und Sauerstoff liegen hart auf der Grenze (die Marsatmosphäre enthält sie noch heute in geringeren Mengen, doch da Wasser vor allem als Molekül entwichen ist gab es nie besonders viel Sauerstoff, und da der Vulkanismus auf dem Mars nicht so lange anhielt, ist der grösste Teil des Stickstoffs nie ausgegast).

Die Erdmondentstehung per Impakt ist einfach die Theorie, die bis heute alle Fakten gut erklärt. Mit allen anderen Entstehungsmodellen gibt es zentrale Probleme. Eine gleichzeitige Entstehung "nebeneinander" ist nur schon deshalb zweifelhaft, weil der Mond, im Gegensatz zu allen anderen Körpern im Inneren Sonnensystem, praktisch kein Eisen enthält, dafür einen überproportionalen Anteil an Silikaten.

Zum Astronews-Artikel: Wow, sehr interessant. Ich fand es schon immer sehr Schade, die Sache mit der Küstenlinie (jetzt neu ohne Anführungszeichen ;) ). Auf die Idee wär ich allerdings nicht gekommen. Die nördlliche Tiefebene hat ja auch eine Menge "verwaschener Krater" (im Gegensatz zum südlichen Hochland), das schreit fast nach einem zumindest zeitweiligen Ozean.
 

mac

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Hallo Bynaus,

Und hier muss ich einfach vermuten, dass das restliche Wasser ins Weltall entwichen ist.
und genau diese Vermutung ist durch die Messungen von Mars Express angeblich widerlegt. (Der Artikel, den ich im ersten Post hier verlinkt hatte)

Der Ozean des Mars hat ihn, vor 4 Milliarden Jahren, als er noch existierte, nicht 40 km mächtig bedeckt. Daraus schließe ich, daß die hier (auch von Dir) geäußerte Vermutung daß ein so mächtiger Ozean bei entsprechenden Himmelskörpergrößen und Sonnenabständen eben nicht der Normalfall ist. Die Alternative wäre doch sonst nur, daß Mars ebenso wie die Erde genau die richtige Wassermenge durch eine Kollision verloren haben müßte.

Daß er Wasser durch Sonnenlicht und -Wind verloren hat, ist ja auch in dem Artikel nicht bestritten, nur eben die Mengen scheinen nicht plausibel zu sein.



Eine gleichzeitige Entstehung "nebeneinander" ist nur schon deshalb zweifelhaft, weil der Mond, im Gegensatz zu allen anderen Körpern im Inneren Sonnensystem, praktisch kein Eisen enthält, dafür einen überproportionalen Anteil an Silikaten.

Zum Eisen: Wußte ich so gar nicht. Es kann also definitiv ausgeschlossen werden, daß diese Mischung bzw. Verteilung der Elemente durch einen entsprechenden zeitlichen Akkretionsverlauf entstanden ist? Ich denke dabei an eine zeitlich differentielle 'Schneebildung', die die schwereren Elemente eher durch Akkretion aus der Akkretionsscheibe der Sonne in die Planetenkerne hinein selektiert, so daß bei eventuell später (in den Planeten-Akkretionsscheiben) entstehenden weiteren Himmelskörpern eine andere Elementverteilung übrig ist.

Zum 'einzigen' des inneren Sonnensystems: Er ist der Einzige seiner Art. (nicht gleichschwere Komponenten eines Doppelsystems)


Zu Deiner Überlegung zur Entstehung von Theia in L5 oder L4: Fällt mir schwer zu glauben. Das hatten wir aber schon mal.

Kennst Du die Kollisionssimualtion des Impacts eigentlich genauer? Ich hab' immer nur gesehen, daß bei geeigneter Massenverteilung, Bahn und Annäherungsgeschwindigkeit ein Treffer das bekannte Resultat verursachen könnte. Woher Theia aber dafür gekommen sein muß, davon wurde leider nie etwas erwähnt.

Herzliche Grüße

MAC
 

Bynaus

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und genau diese Vermutung ist durch die Messungen von Mars Express angeblich widerlegt.

Naja, ich kenne die Details dieser Arbeit nicht. Aber bloss weil CO2 heute langsam entweicht, sagt das noch nichts über Wasser aus (Wasser ist schliesslich sehr viel leichter als CO2) - wobei, ich müsste das Paper lesen, um drauf zu kommen, wie die Zahl "ein 10000stel des Wassers" zu Stande kommt.

Der Ozean des Mars hat ihn, vor 4 Milliarden Jahren, als er noch existierte, nicht 40 km mächtig bedeckt. Daraus schließe ich, daß die hier (auch von Dir) geäußerte Vermutung daß ein so mächtiger Ozean bei entsprechenden Himmelskörpergrößen und Sonnenabständen eben nicht der Normalfall ist. Die Alternative wäre doch sonst nur, daß Mars ebenso wie die Erde genau die richtige Wassermenge durch eine Kollision verloren haben müßte.

Jetzt verstehe ich, worauf du hinaus willst. Man muss hier halt auch beachten, dass Mars und Erde eine ganz andere Geschichte haben. Die Erde (und die Venus) sind beide sehr viel massiver als Mars und Merkur und haben entsprechend viele späte, wasserreiche Asteroidenimpakte erlebt. Zudem halten sie Wasser sehr viel effizienter zurück. Ein mittelgrosser Asteroide aus der Zeit des schweren Bombardements (mit, sagen wir, 50 km Durchmesser) würde, wenn er auf die Erde fällt, ihre Wassermenge erhöhen - auf dem Mars hingegen wäre der Impakt so energiereich, dass Wasser eher verloren ginge (ich hab jetzt die Zahlen nicht überprüft ("50 km") - es geht um die qualitative Aussage). So kann sich mit der Zeit durchaus ein deutlicher Unterschied herausbilden.

Eine Alternative zum "genau richtig" Szenario liegt natürlich auch für die Erde drin: alles Wasser in einer Kollision verlieren und danach wieder welches durch Asteroidenimpakte dazu gewinnen: auf der Erde "genau richtig" um noch Kontinente zuzulassen, auf dem Mars reichts noch für einen gefrorenen 11-Meter-Global-Ozean.

Ich denke dabei an eine zeitlich differentielle 'Schneebildung', die die schwereren Elemente eher durch Akkretion aus der Akkretionsscheibe der Sonne in die Planetenkerne hinein selektiert, so daß bei eventuell später (in den Planeten-Akkretionsscheiben) entstehenden weiteren Himmelskörpern eine andere Elementverteilung übrig ist.

Guter Einwand - allerdings sind Erde und Mond gleichzeitig entstanden, wie man mit dem Wolfram-Hafnium-Chronometer zeigen konnte - der mondformende Impakt fand ca. 40 Mio Jahre nach dem "Beginn" des Sonnensystems (vor 4567 Mio Jahren) statt (der Mond - und die Erde in ihrer heutigen Form - ist also 4527 Mio Jahre alt).

Natürlich hast du recht, er ist der einzige seiner Art - aber ähnliches lässt sich zu praktisch jedem Körper im Sonnensystem sagen, wenn man die "Art" eng genug definiert. Die Frage ist, wo die Ursachen seiner Andersartigkeit liegen, und da ist der mondformende Impakt halt schon eine gute Erklärung.

Zu Deiner Überlegung zur Entstehung von Theia in L5 oder L4: Fällt mir schwer zu glauben. Das hatten wir aber schon mal.

Naja, meine Überlegung ist das nicht (nicht, dass sie für total unplausibel halte, bloss, ich will mich nicht mit fremden Lorbeeren schmücken...).
In der Wikipedia scheint diese Idee auf viel Liebe zu stossen: http://de.wikipedia.org/wiki/Theia_(Planet)

Woher Theia aber dafür gekommen sein muß, davon wurde leider nie etwas erwähnt.

So genau kenn ich die Simulation nicht - es ging ja dort auch bloss darum, zu zeigen, dass die Bildung eines mondgrossen Körpers durch einen Impakt prinzipiell möglich ist. Über die Orbitalparameter des Impaktors weiss ich nichts. Ich bezweifle aber, dass die Simulation das Review passiert hätte, wenn sie z.B. über der Fluchtgeschwindigkeit des Sonnensystems auf Erdbahnhöhe gelegen hätte... :)
 
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