Carl Friedrich von Weizsäcker (1912-2007)

hardy

Registriertes Mitglied
Gestern ist der Physiker und Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker (CFW) im Alter von fast 95 Jahren gestorben.

Der am 28. Juni 1912 geborene CFW studierte von 1929 bis 1933 Physik, Mathematik und Astronomie in Berlin, Göttingen und Leipzig. Sein Lehrer und Freund war Werner Heisenberg, den er später mal als "Kolumbus der Physik der Mikrowelt" bezeichnete.

Bekannt wurde CFW als Physiker durch eine Formel für die Bindungsenergie der Nukleonen im Atomkern und durch die Mitentdeckung des thermonuklearen Fusionsprozesses, der für die kontinuierliche Energieproduktion der Sonne resp. der Sterne sorgt (Bethe-Weizsäcker-Zyklus).

Von 1939 bis 1942 war CFW mit Heisenberg und anderen im sog. Uranverein tätig, dem deutschen Kernforschungsprogramm. In einer Arbeit vom 17. Juli 1940 wies er darauf hin, dass durch Neutroneneinfang im Uran-238 ein neues, vermutlich ebenfalls spaltbares Element entsteht (das Plutonium). Er räumte später ehrlich ein, die Entwicklung einer deutschen Atombombe ins Auge gefasst zu haben, und betrachtete dies offen als Fehler. Es sei eine "göttliche Gnade" gewesen, dass der Bau einer Atombombe in Nazi-Deutschland technisch nicht zu realisieren war.

In den Zeiten des Kalten Krieges wurde die Verhütung eines heissen, nuklearen Krieges zu seinem zentralen Engagement. CFW war der Hauptinitiator der Erklärung der 18 Göttinger Professoren, die sich am 12. April 1957 gegen eine Aufrüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen aussprachen.

Seit 1957 hatte CFW eine Professur für Philosophie an der Uni Hamburg inne. Er befasste sich mit wissenschaftstheoretisch-physikalischen Fragestellungen, besonders im Hinblick auf die konzeptionellen Grundlagen der Quantenphysik.

1970 gründete er in Starnberg das Max-Plack-Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt, das er bis 1980 gemeinsam mit dem Philosophen Jürgen Habermas leitete. Die Gefahr eines Kernwaffenkrieges, die Umweltzerstörung und der Nord-Süd-Konflikt standen im Mittelpunkt der F-Arbeit seines Instituts.

Nach seiner Emeritierung im Jahre 1980 trat CFW für einen konsequenten Pazifismus ein. Sein Leitmotiv lautete: Die Wissenschaft trägt Verantwortung für die eigenen Ergebnisse - auch wenn deren Folgen nicht gewollt und nicht einmal absehbar sind.

Gruss
Hardy
 
Oben