Hallo Garvay,
tatsächlich ist es verwunderlich, dass man in der Presse vom hellsten Kometen seit über 30 Jahren lesen kann und er ansonsten kaum Beachtung findet.
Diese Informationen sind etwas irreführend. So gab es meines Wissens den hellsten Kometen irgendwann einmal Mitte der 90iger Jahre zu sehen, doch kein Mensch hatte die Möglichkeit, ihn zu beobachten und das zeigt, wie heikel solche Zahlenangaben sind, auch wenn sie ja eigentlich "nicht-interpretierbar" sind.
Lass mich dazu etwas ausholen:
Kometen sind letztlich kleine Brüder oder Schwestern unserer Erde, welche hoch-elliptische Bahnen um die Sonne aufweisen. Obgleich aufgrund neuester NASA-Missionen dieses Bild modifiziert werden muss, taugt es nach wie vor ausgezeichnet für eine einfache Erklärung:
Kometen sind eine Art schmutzige Schneebälle, die mehrere Kilometer gross werden können. Wenn die nun in die "Nähe" der Sonne kommen, so verdampfen Teile von ihnen (für einen Kometen wäre es also viel vorteilhafter, ein Schwarzes Loch zu umlaufen, weil von dem keine Hitze ausgeht !!) und diese verdampften Teile erzeugen diese Kometenerscheinung. Somit sind Kometen vor allem in Sonnennähe am besten beobachtbar. Das hat aber den Nachteil, dass diese Kometen dann von der Erde aus gesehen in der Nähe der Sonne stehen, also wie Venus oder Merkur "Abendsterne" bzw. "Morgensterne" sind, so dass man sie also kurz nach Sonnenuntergang bzw. kurz vor Sonnenaufgang beobachten kann. Und da die Sonne ja am Horizont auf- und untergeht, stehen diese Kometen dann eben auch am Horizont und genau hier liegt das Problem: In unseren Breitengraden hat man am Horizont meistens sehr schlechte Beobachtungsbedingungen, selbst sehr helle Sterne kann man am Horizont fast nie beobachten. Ich selber habe die Erfahrung gemacht, dass man als "normaler" Feldstecher-Beobachter ab ca. 20° Höhe über dem Horizont eine Chance hat, einen Kometen zu beobachten; von "meinen" 15 Kometen ist denn auch die Anzahl gesehener Horizontkometen = 0 !! - Obgleich ich es in den vergangenen Jahren mehrfach an meinem Beoabachtungsplatz rund 20 km ausserhalb der Grossstadt bei guten Bedingungen versucht habe !
Und die Rekordhalter bezüglich Kometenhelligkeiten sind ausnahmslos Kometen, die vom Sonnenbeobachtungssatelliten aus gesehen wurden und von der Erde aus nicht sichtbar waren, weil sie so unmittelbar in der Nähe der Sonne standen; all' die prominenten Kometen - Halley 1910, West 1976 (der vor über 30 Jahren), Hyakutake 1996 oder Hale-Bopp 1997 - tauchen in dieser Liste nur irgendwo weit hinten auf, ebenso wie die beiden letzten guten Feldstecher-Kometen Machholz 2005 und SWAN 2006, die beide knapp von blossem Auge sichtbar waren.
Es gibt noch einen zweiten Teil der Umlaufbahn, an dem man Kometen oft gut beobachten kann, nämlich dann, wenn sie in der "Nähe" der Erde sind - das sind dann typischerweise die schönsten Beobachtungsmöglichkeiten, weil man dann diese Kometen auch schön nachts ungestört von Dämmerungsphänomenen, Horizontnähe und Sonnenähe beobachten kann.
Der neue Komet ist nun ein "Kompromiss"-Komet: Er steht "etwas" weiter von der Sonne entfernt, ist aber dennoch hell, so dass man bei guter Horizontsicht tatsächlich eine Chance hat, ihn für wenige Minuten zu sehen. In den letzten Tagen indes war es am Horizont bewölkt. Sobald sich dieser Komet, der heute seinen sonnennächsten Punkt erreicht, wieder von der Sonne entfernt, wird seine Helligkeit vermutlich rapide abnehmen, es sei denn wir haben das Glück wie damals beim Kometen West 1976, dass der Komet dann in mehrere Teile zerbricht, so dass sich seine Oberfläche vergrössert, so dass mehr Gase ausströmen können und somit für wenige Tage seine Helligkeit nochmals ansteigt.
Ich will Euch aber nicht entmutigen: Wenn man gute Horizontsicht hat, dann sieht man ihn (nicht mit der Venus verwechseln !!); d.h. man muss ihn dann nicht umständlich suchen.
Freundliche Grüsse, Ralf