Pluto

ralfkannenberg

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hallo, ich bin 10 jahre alt und möchte wissen, ist Pluto eigentlich ein Planet?
Lieber 10jähriger Andreasdoll, dann schau doch mal hier in der Rubrik "Sonnensystem allgemein" nach - da steht ziemlich viel über den ehemaligen Planeten Pluto.

Kurz zusammengefasst: Bis zum 23.August 2006 galt Pluto als Planet, doch dann wurde die Planetendefinition präzisiert und seitdem gilt Pluto nicht mehr als Planet.

Notwendig geworden war diese Präzisierung, weil im Jahre 2002 im äusseren Planetoidengürtel unseres Sonnensystems ("Kuipergürtel") ein Planetoid namens Quaoar entdeckt worden war, der mehr als halb so gross wie der Pluto war. Nur 2 Jahre später wurden dann mit Sedna und Orcus zwei noch grössere Planetoiden entdeckt und Ende Juli vergangenen Jahres wurde gar die Entdeckung der Eris bekanntgegeben, die sogar grösser als der Pluto war, zudem noch zwei weitere neue Planetoiden, die über halb so gross wie der Pluto waren (2003 EL61 und 2005 FY9).

Freundliche Grüsse, Ralf
 

Mahananda

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Hallo Andreas Doll,

Pluto ist seit dem 24. August 2006 ein "Zwergplanet". Das klingt zwar fast genauso, aber es gibt einen wichtigen Unterschied: Ein Planet hält seine Bahn sauber. Dort gibt es keine anderen Planeten, die auch so groß sind wie er selber. Bei Pluto ist das anders. In seiner Nähe gibt es sehr viele andere Körper, die fast genauso groß sind wie Pluto selbst. Das liegt daran, dass Pluto nicht "schwer" genug ist, um seine Konkurrenten aus der Bahn zu "kicken". Ein richtiger Planet schafft das problemlos. Dank seiner großen Masse zieht er seinen Konkurrenten so heftig an sich heran, dass er durch den Riesenschwung aus der Umlaufbahn gefegt wird. In der Vergangenheit haben das im Sonnensystem nur 8 Körper geschafft: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Diese 8 sind die Planeten. Du kannst sie dir mit einem Spruch übrigens gut einprägen. Er lautet:

Mein Vater erklärt mir jeden Samstag unseren Nachthimmel.

Schau dir mal die Anfangsbuchstaben jedes Wortes an. Mit denselben Anfangsbuchstaben beginnen die Planetennamen in der richtigen Reihenfolge:

Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun

Zu deiner Frage, woraus Pluto besteht: Im Innern befindet sich ein Kern aus Gestein, der etwa 1600 Kilometer Durchmesser hat. Darüber spannt sich ein Mantel aus Wassereis von etwa 400 Kilometer Dicke. Die Oberfläche besteht ebenfalls aus Wassereis und aus gefrorenen Gasen, vor allem Methan (u.a. auf der Erde in Gasleitungen für Heizungen enthalten, aber auch als Sumpfgas) und Stickstoff (in unserer Atemluft zu 78% enthalten). Da es auf Pluto extrem kalt ist (etwa - 240°C!), frieren fast alle Gase zu Eis und lagern sich als Schnee oder Reif auf der Oberfläche ab. In 9 Jahren (2015) wird eine Sonde dort vorbeifliegen und Bilder zur Erde senden. Dann kannst du dir diese Schnee- und Eislandschaft von nahem ansehen. Das wird ein ganz aufregender Moment sein, denn solche Eiskörper wie Pluto sind alles andere als langweilig! Man hat im Sonnensystem schon über ein Dutzend Eiskörper von nahem fotografiert - und jeder sieht anders aus! Jeder hat ein eigenes "Gesicht" und ist unverwechselbar. Auch für die Forscher war das die größte Überraschung. Das Sonnensystem ist ungeheuer vielfältig, und jede Forschungsmission bringt neue Überraschungen. Es ist noch längst nicht alles entdeckt, und wenn du groß bist, kannst du vielleicht auch einer dieser Entdecker werden. Sei weiter so neugierig!

Viele Grüße!
 

ralfkannenberg

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Hallo Mahananda,

eigentlich ist Dein Beitrag so gut und auch verständlich, dass ich mich nicht einmischen sollte, dennoch möchte ich zwei kleine Korrekturen anbringen:

Pluto ist seit dem 24. August 2006 ein "Zwergplanet".
Das ist etwas ungenau - die IAU (International Astronomical Union) hat nämlich noch gar nicht definiert, was ein Zwergplanet sein soll. Allerdings dürfte sonnenklar sein, dass wenn dieser Begriff definiert wird, der Pluto und die Eris - wenigstens diese beiden - in diese Kategorie fallen werden. Inoffiziell heisst es, dass alle Mitglieder unseres Sonnensystems, die selber keine Sonnen oder Braune Zwerge sind und auch nie welche waren (ok, sowas haben wir in unserem Sonnensystem nicht), die direkt um die Sonne laufen und die aufgrund ihrer Masse in etwa kugelförmige Gestalt aufweisen (wobei hier naturgemäss ein rotationsbedingter Äquatorwulst toleriert wird), als Zwergplaneten in Frage kommen können. Ich habe die einmal aufgelistet: http://www.astronews.com/forum/showpost.php?p=14986&postcount=167 (man beachte, dass ich diese Liste vor der Namensgebung der Eris erstellt habe, so dass die Eris dort noch unter ihrem Arbeitsnamen "Xena" aufgeführt ist).

Ich persönlich vermute, dass nur 8 Zwergplaneten (möglicherweise noch ein paar wenige vergleichbare Neuentdeckungen) dazukommen werden, nämlich der grösste Hauptgürtel-Planetoid Ceres sowie alle Kuipergürtel-Planetoiden, die grösser als Ceres sind; das wären dann also in der Reihenfolge ihrer Entdeckung die 1 Ceres, 134340 Pluto, 50000 Quaoar, 90377 Sedna, 90482 Orcus, 136199 Eris, 136108 "Santa" (2003 EL61) und 136472 "Easterbunny" (2005 FY9).

Ein Planet hält seine Bahn sauber. Dort gibt es keine anderen Planeten, die auch so groß sind wie er selber. Bei Pluto ist das anders. In seiner Nähe gibt es sehr viele andere Körper, die fast genauso groß sind wie Pluto selbst. Das liegt daran, dass Pluto nicht "schwer" genug ist, um seine Konkurrenten aus der Bahn zu "kicken". Ein richtiger Planet schafft das problemlos. Dank seiner großen Masse zieht er seinen Konkurrenten so heftig an sich heran, dass er durch den Riesenschwung aus der Umlaufbahn gefegt wird.
Nicht ganz - dadurch, dass die Protoplaneten auf ihrer Bahn in etwa ähnliche Umlaufgeschwindigkeiten hatten, haben die sich eher aneinandergelagert und somit immer grössere Körper gebildet, bis schliesslich nur noch ein Hauptkörper übrigblieb. Wenn sie sich gegenseitig herausgekickt hätten, so hätten die 8 Planeten ja immer noch nur die Grösse von Protoplaneten, d.h. sie wären so gross wie die Planetoiden zwischen Mars und Jupiter oder die Kuipergrütel-Planetoiden jenseits der Neptunbahn. Diese Anlagerung findet übrigens auch noch heutzutage statt: Täglich stösst die Erde mit mehreren Tonnen Mini-Protoplaneten zusammen; die meisten von ihnen verglühen aber in der Atmopshäre und sind dann als schöne Sternschnuppen zu sehen.

Die Eris ist übrigens sogar etwas grösser als der Pluto.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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Mahananda

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Hallo Ralf,

vielen Dank für deine Ergänzungen und Korrekturen. Ich wollte nur deutlich machen, worin sich Zwergplaneten und "richtige" Planeten unterscheiden. Ja, natürlich haben sich die Protoplaneten angelagert, bis sie die Größe und Masse erreicht haben, dass sie ihre Bahn sauberhalten konnten. Aber ich denke, unser zehnjähriger Interessierter hat die Diskussion um Plutos Planetenstatus mitbekommen und wollte einfach nur wissen, was da dran ist. Deshalb habe ich versucht, das Wichtigste, was Planeten und Zwergplaneten voneinander unterscheidet, möglichst verständlich darzustellen. Und so weit ich die beschlossene Definition der IAU richtig verstanden habe, ist das "Sauberhalten" der Umlaufbahn das entscheidende Kriterium. Ich denke, wenn Andreas Doll noch ein paar Jahre die Schulbank gedrückt hat und sich sein Astronomie-Interesse erhalten konnte, wird er sich mit den Feinheiten der Theorie ohnehin detaillierter auseinandersetzen. Bis dahin wollen wir ihm wünschen, dass er sich die Neugier an wissenschaftlichen Themen erhalten kann. In diesem Sinne ...

Viele Grüße!
 
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