Inner Oort Cloud

ralfkannenberg

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Bei all' den Planetenvorschlägen und -beschlüssen ist völlig untergegangen, dass ein weiterer Kuipergürtel-Planetoid der Inner Oort Cloud der Plutogruppe entdeckt worden ist:

2005 TB190 mit einer erstaunlichen Periheldistanz (sonnennächster Punkt) von 46.2 AE. Normalerweise weisen höchstens klassische KBO's solch' grosse Periheldistanzen auf, aber es gibt einige wenige Ausnahmen, die "scattered" sind:

- 2000 CR105 bei 44.3 AE Periheldistanz, der bis auf fast 400 AE hinausgetragen wird (d.h. e=0.8)
- Sedna, welche sowieso allenfalls ein Inner Oort Cloud-Objekt der Sedna-Gruppe ist (Periheldistanz sagenhafte 76.1 AE)
- "Buffy" (2004 XR190), deren Periheldistanz über 51 AE ist, die aber eher "klassisch" ist, nur "weiter" draussen

und nun eben neu

- 2005 TB190 bei 46.2 AE Periheldistanz, der auch auf über 100 AE hinausgetragen wird und mit einer absoluten Helligkeit von 4.7 recht gross sein dürfte. Bei einer Neigung von 26.5° auch ein "Disk Objekt".

Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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2005 TB190 ist damit 2003UB313 gar nicht so unähnlich: dieser kommt etwas näher heran, wird etwas weniger weit heraus getragen und ist vermutlich etwas grösser. Aber ja, schon interessant. Allerdings kann man dieses Objekt wohl kaum als Objekt der inneren Oortschen Wolke bezeichnen (gut, du hast auch geschrieben, dass es sich um ein Disk-Objekt handle, aber dann verstehe ich den Threadtitel nicht?).
 

ralfkannenberg

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2005 TB190 ist damit 2003UB313 gar nicht so unähnlich: dieser kommt etwas näher heran, wird etwas weniger weit heraus getragen und ist vermutlich etwas grösser.
Nicht ganz, es gibt da einen grundlegenden Unterschied: 2003UB313 hat eine "typische" Periheldistanz für scattered disk objects, wobei man "typisch" noch etwas genauer definieren müsste.

Ganz grob kann man empirisch (d.h. anhand der bisher publizierten Daten, die aber bekanntlich bei den von mir irrtümlich eingeführten "reinen klassischen KBO's" systematische Fehler enthalten können) feststellen, dass Zentauren Periheldistanzen < 30 AE haben (na ja, per definitionem halt halt kleiner als Neptun), dass Plutinos Periheldistanzen um die 30 AE haben (also wie der Neptun; beispielhaft die beiden grössten: Pluto 29.6, Orcus 30.6); dass die scattered disk objects ihre Periheldistanzen im Bereich 35-40 AE haben (auch der ehemalige 10.Planet 2003 UB313 bei 37.7 AE) und dass die klassischen KBO's ihre Periheldistanzen im Bereich 40-47 AE haben (z.B. 1992 QB1 bei 40.8 AE, Varuna bei 40.6 AE, der grösste Vertreter Quaoar bei 42.0 AE und 2004 XX186 bei 46.9 AE).

Natürlich überlappen sich die Bereiche, nenne ich der Vollständigkeit halber die Periheldistanzen der beiden typischen grossen KBO's 2003 EL61 bei 35.1 AE und 2005 FY9 bei 38.6 AE.

Man kann alle diese Daten der mittlerweile über 1000 bekannten KBO's in eine Datenbank laden, ihnen einen Typ zuweisen und dann nach den Periheldistanzen sortieren; dann sieht man, dass gewisse Typen bei gewissen Distanzen deutlich gehäuft vorkommen.

In dieses Schema passen diese scattered disk objekte mit grossen Periheldistanzen, die angeblich "weit" ausserhalb des Einflussbereiches des Neptun liegen, nicht hinein, und über 2000 CR105 wurde seinerseits ein paper veröffentlicht und als dann gar die Sedna entdeckt wurde, war mal schnell die Rede von "Inner Oort Cloud"-Objekten.


Aber ja, schon interessant. Allerdings kann man dieses Objekt wohl kaum als Objekt der inneren Oortschen Wolke bezeichnen (gut, du hast auch geschrieben, dass es sich um ein Disk-Objekt handle, aber dann verstehe ich den Threadtitel nicht?).
Ja Du hast natürlich Recht; ich wollte hier eigentlich eine Diskussion zu diesem Thema anregen, ob der Begriff "Inner Oort Cloud" überhaupt gerechtfertigt ist:

- die bekannten "Inner Oort Cloud"-Objekte haben grosse Periheldistanzen, während man bei Objekten der Oort'schen Wolke kleine Periheldistanzen von 5 bis 10 AE vermutet (also Jupiter- bzw. Saturndistanz)

- die Oort'sche Wolke kommt aus allen Richtungen des Raumes, d.h. es gibt keine Bevorzugung der Planetenebene (d.h. keine "Disk Objekte"), während die bekannten sogenannten Inner Oort Cloud-Objekte (lassen wir die "Buffy" mit ihrer fast 47°-Bahnneigung mal weg, sie ist eigentlich eher klassisch, nur zu weit draussen) nicht "sehr" geneigt zur Planetenebene sind. Wobei der ehemalige 10.Planet ja auch eine recht starke Bahnneigung (fast 45°) aufweist ...

Freundliche Grüsse, Ralf
 
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Bynaus

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Die Bezeichnung einer Gruppe von "Inner Oort Cloud Objects" ist nur schon durch die Entdeckung von Sedna gerechtfertigt. Es wäre äusserst unwahrscheinlich, dass sie ausgerechnet das einzige solche Objekt auf einer solchen Bahn wäre (zufällig gerade so nahe, dass wir sie entdecken können). Statistische Rechnungen zeigen, dass Sedna-ähnliche Objekte insgesammt bis zu 0.3 Erdmassen (Mike Brown hatte auch schon eine 20 mal höhere Zahl genannt) aufweisen könnten. Insofern halte ich diese Bezeichnung schon für gerechtfertigt.
 

ralfkannenberg

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Hallo Ralf,

Du verwendest hier eine Maßangabe, die mir ganz unbekannt ist. Könntest Du kurz erklären wie sie definiert ist oder wo ich darüber etwas finde?

Herzliche Grüße

MAC
Ja, da musste ich mich damals auch durchklicken ...

http://de.wikipedia.org/wiki/Absolute_Helligkeit

Kurz zusammengefasst: Bei Sternen ist die absolute Helligkeit die scheinbare Helligkeit, wenn der betrachtete Stern 1 Parsec entfernt wäre und bei Körpern des Sonnensystems wird die scheinbare Helligleit verwendet, wenn der betrachtete Körper 1 AE entfernt wäre.

Zu den KBO's: Die 7 scheinbar hellsten sind auch die 7 absolut hellsten, aber in anderer Reihenfolge.

Ob der Name Inner Oort Cloud gerechtfertigt ist ?! - Die bis jetzt bekannten Mitglieder sind eher "Inner Oort Disk" denn "Cloud", und wenn man sich nur darauf beschränkt, dass diese Mitglieder unseres Sonnensystems "innerhalb" der Oort'schen Wolke sind, so gilt sind mit Ausnahme der lang-periodischen Kometen alle bekannten Mitglieder unseres Sonnensystems innerhalb der Oort'schen Wolke ...

Ich habe eher das Gefühl, das ist ein politischer Ausdruck, um Forschungsgelder zu bekommen.

Ich meine:

Neptun: ca. 30 AE
normale KBO: bis ca. 47 AE, mit Aphel-Distanzen bis 1014 AE (2000 OO67)

Inner Oort Cloud: Perihel-Distanzen ca. 44 - 76.1 AE, mit Aphel-Distanzen bis 913 AE (Sedna)

Oort'sche Wolke: bis 50000 AE


Irgendwie sind diese Inner Oort Cloud-Objekte immer noch "nahe" im Vergleich zur Oort'schen Wolke und vor allem sind sie "disk" und nicht "cloud" !

Freundliche Grüsse, Ralf
 

galileo2609

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Ja, da musste ich mich damals auch durchklicken ...

http://de.wikipedia.org/wiki/Absolute_Helligkeit

Kurz zusammengefasst: Bei Sternen ist die absolute Helligkeit die scheinbare Helligkeit, wenn der betrachtete Stern 1 Parsec entfernt wäre und bei Körpern des Sonnensystems wird die scheinbare Helligleit verwendet, wenn der betrachtete Körper 1 AE entfernt wäre.

Hallo Ralf,

denn wikipedia-Artikel habe ich gelesen, aber der schweigt sich darüber aus, wo die 'Absolute Helligkeit' der Objekte im Sonnensystem definiert wurde. Hast du da genauere Informationen?

BTW: die 'absolute Helligkeit' bezieht sich auf die 'scheinbare visuelle Helligkeit' in der Distanz von 10 pc und nicht von 1 pc.

Grüsse galileo2609
 

mac

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Hallo galileo,
denn wikipedia-Artikel habe ich gelesen, aber der schweigt sich darüber aus, wo die 'Absolute Helligkeit' der Objekte im Sonnensystem definiert wurde. Hast du da genauere Informationen?
in diesem Wickipedia-Artikel im Kapitel 'Objekte im Sonnensystem'

Herzliche Grüße

MAC
 

galileo2609

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Hallo galileo,
in diesem Wickipedia-Artikel im Kapitel 'Objekte im Sonnensystem'

Herzliche Grüße

MAC

Hallo MAC,

wo das im wikipedia-Artikel steht ist mir bekannt! Allein mir fehlt die Quellenangabe für die Definition:
Bei Kometen und Asteroiden wird der Begriff Absolute Helligkeit abweichend definiert, da sie nur Licht reflektieren. Hier wird die in der Realität unmögliche Situation angenommen, dass die Erde und die Sonne an einer Stelle sind und das Objekt (der Komet oder Asteroid) genau eine astronomische Einheit entfernt steht. Die Helligkeit, mit der das Objekt dann zu sehen wäre, wird als absolute Helligkeit bezeichnet.

Das würde mich schon interessieren, wo und wie das festgelegt wurde!

Grüsse galileo2609
 

ralfkannenberg

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die 'absolute Helligkeit' bezieht sich auf die 'scheinbare visuelle Helligkeit' in der Distanz von 10 pc und nicht von 1 pc.
Oh wie peinlich ... - ja natürlich 10 pc :eek:

Wo das für das Sonnensystem definiert wurde, weiss ich nicht, aber es wird verwendet, z.B. in den beiden Harvard-Listen sowie der genaueren Buie-Listen der KBO's:

cfa-www.harvard.edu/iau/lists/TNOs.html
cfa-www.harvard.edu/iau/lists/Centaurs.html
www.lowell.edu/~buie/ + durchklicken


Es kann sein, dass die Wikipedia-Beschreibung falsch ist, denn ich habe das ja für die KBO's mal neugierdehalber ausgerechnet und da gab es eine systematische Abweichung von 5 Grössenklassen; da aber die Ergebnisse qualitativ ok erschienen und ich sowieso an anderer Stelle auch eine Vereinfachung getätigt hatte und zudem die Wahrscheinlichkeit eines Rechenfehlers auf meiner Seite auch gegeben war, habe ich darauf verzichtet, den Fehler zu suchen. Vielleicht sollte ich die Rechnungen aber in einer ruhigen Minute nochmals tätigen ...

Freundliche Grüsse, Ralf
 
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